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Ursprung der Gefühle

AW: Ursprung der Gefühle

Gut erklärt. Ich meine aber, die Emotionen sind kein Mittler zwischen Unterbewusstsein und Verstand. Wozu sollte vermittelt werden? Ob, und wie ich mich den Emotionen hingebe, entscheidet ja nicht der Verstand. Der kann sich immer nur im Nachhinein darüber wundern, warum der Körper nicht anders gehandelt hat, zum Beispiel (zur Verdeutlichung ein Extrem-Beispiel) nach einem Tobsuchtsanfall. Dann kann die Emotion "Reue" auftauchen. Der Verstand kann dann sagen: "Ich will mich über solche Nichtigkeiten nicht mehr aufregen." Aber dann wird der Körper doch wieder wütend...

Wie ich denke, müssen wir da auch wieder unterscheiden. Immer dann, wenn keine Zeit ist, um länger das Für und Wider anzuwägen, oder wir dadurch zu keinem Ergebnis gelangen, dann können wir uns auf unser Gefühl verlassen, oder die Entscheidung verweigern. Verlassen wir uns auf unsere Intuition, dann erhalten wir Bestätigung oder aber auch Einspruch auf diesem Weg. Manchmal wissen wir es am nächsten Tag, haben dann ein "gutes Gefühl" beim Gedanken an eine bestimmte Entscheidung - oder ein schlechtes. Dies ist die Botschaft des Unterbewusstseins, die wir erhören, besser erfühlen können, oder auch nicht. Bei neurotischen Reaktionen, wie einem Tobsuchtsanfall, ist der Verstand ohnehin gemutet. Ob Reue als Emotion darchgeht, ich weiß nicht.

Wenn ein Lanzettfisch (der kein Gehirn hat!) einen "bedrohlichen" Schatten bemerkt, dann vergräbt es sich blitzschnell im Sand. Sinnesorgane bewirken eine körperliche Aktivität. Er hat keine "Angst", reagiert aber so, als hätte er welche. Mit Gehirn, Verstand und Sprachbegabung, würde der Fisch vielleicht auch sagen, dass er Angst hat, das würde aber nichts ändern.
Wenn ich im Kino einen Horrorfilm sehe, geschieht dasselbe. Also, ich wühle mich dann nicht in den Bodengrund, aber mein Körper reagiert; er beschleunigt vielleicht den Puls, weitete die Augen uns so weiter. Dass ich also über meine Gefühle nachdenken kann, sie benennen kann, ändert doch nichts daran, dass mein Körper gemäß seines Bauplanes funktioniert. Ich (glaube, ich) habe keinen freien Willen.

Der Fisch reagiert reflexartig nach vorgegebenen Mustern, genau wie auch wir, wenn wir etwa die Hand von der Herdplatte nehmen. Das sind automatisierte, rein neurotisch ablaufende Vorgänge. Die höheren Arten verfügen über eine viel höhere Fähigkeit, zu lernen. Das Nachdenken ändert zunächst nichts, oder, sagen wir wenig. Mit der Zeit wird aber unser automatisiertes Verhalten umprogrammiert und geht schließlich völlig in "Fleisch und Blut" über. Ja, der Körper reagiert in starkem Maße vorbestimmt, aber, wir können daran arbeiten. Inzwischen stimme ich auch schon zu, dass sehr viel determiniert ist, dass unser Wille meistens eben nicht frei ist, nicht sein kann, denn sonst wären wir vermutlich gar nicht überlebensfähig. Allerdings sehe ich auch einen freien Teil, nämlich immer dann, wenn wir uns bewusst durch nüchterne Überlegung für eine Möglichkeit entscheiden.

Natürlich hast du keinen freien Willen. Aber Tobsuchtsanfälle? Wann?

natürlich dann, wenn seinem Willen nicht entsprochen wird. :D
 
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AW: Ursprung der Gefühle

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Der Fisch reagiert reflexartig nach vorgegebenen Mustern, genau wie auch wir, wenn wir etwa die Hand von der Herdplatte nehmen. Das sind automatisierte, rein neurotisch ablaufende Vorgänge. Die höheren Arten verfügen über eine viel höhere Fähigkeit, zu lernen.
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Inzwischen stimme ich auch schon zu, dass sehr viel determiniert ist, dass unser Wille meistens eben nicht frei ist, nicht sein kann, denn sonst wären wir vermutlich gar nicht überlebensfähig. Allerdings sehe ich auch einen freien Teil, nämlich immer dann, wenn wir uns bewusst durch nüchterne Überlegung für eine Möglichkeit entscheiden.

Natürlich hast du keinen freien Willen. Aber Tobsuchtsanfälle? Wann?

natürlich dann, wenn seinem Willen nicht entsprochen wird. :D

Dem "Willen" seines Körpers!

Meine Überlegung zu deiner Überlegung:
Ja, wir lernen. Da wir aber keinen Einfluss darauf haben (man ist das Produkt seines Umfelds), was wir lernen, haben wir auch keinen Einfluss auf die, aus dem Gelernten resultierenden, Überlegungen. Ich sage: Das Denkvermögen, der Verstand, erlaubt es vielleicht, die triebhaften Handlungen zu kanalisieren, aber wieder deterministisch. Selbst der (scheinbar) "bewusste Entschluß", etwas lernen zu "wollen", resultiert ja zwangsläufig aus einer Kette von Erlerntem, die sich theoretisch bis zum ersten Erlernten eines Säuglings zurückverfolgen läßt.
 
AW: Ursprung der Gefühle

Dem "Willen" seines Körpers!

Meine Überlegung zu deiner Überlegung:
Ja, wir lernen. Da wir aber keinen Einfluss darauf haben (man ist das Produkt seines Umfelds), was wir lernen, haben wir auch keinen Einfluss auf die, aus dem Gelernten resultierenden, Überlegungen. Ich sage: Das Denkvermögen, der Verstand, erlaubt es vielleicht, die triebhaften Handlungen zu kanalisieren, aber wieder deterministisch. Selbst der (scheinbar) "bewusste Entschluß", etwas lernen zu "wollen", resultiert ja zwangsläufig aus einer Kette von Erlerntem, die sich theoretisch bis zum ersten Erlernten eines Säuglings zurückverfolgen läßt.

Schon, aber das ist auch wieder nur ein Teilaspekt. Der Wille des Körpers erschöpft sich darin, seine (nur allzu berechtigten) Bedürfnisse befriedigt zu bekommen. Ihn habe ich jahrelang missachtet, es muss ja gehen, also weiter, weiter. Heute setzt er mir Grenzen und ich muss lernen, damit zu leben. Diesen Willen meine ich aber nicht, sondern den, der darüber steht, der, z.B. zur Missachtung geführt hat und der so manchen schon dazu gebracht hat, sich zu "entleiben". Da ist also ein Wille, der darüber steht. Dann sollten wir, wie ich meine, angeborene Veranlagungen nicht unterbewerten. Es stimmt schon, die Umwelt, in die wir hineingeboren werden, sie prägt uns stark. Allerdings kann ich auch sagen, dass ich den Großteil meiner angelernten, bzw. anerzogenen Routinen inzwischen wieder abgelegt habe - was ein langer und mühsamer Weg war und ist.

Jetzt kannst du natürlich sagen, dass wir dann erst recht vorprogrammiert wären, denn was uns schon in die Wiege gelegt wurde, das ist Gesetz. Stimmt auch! Aber auch wieder nicht so ganz, weil wir eben einen Verstand haben, und zu eigenen Erkenntnissen kommen und uns dadurch in eine andere Richtung lenken kann. Das ist es, was ich als freien Willen betrachte. Entscheidungen, die eben nicht aus dem Bauch kommen, sondern auf rationeller Entscheidung gründen - ev. sogar gegen dessen Veto.

Es ist ein Naturprinzip, jeden erdenklichen Weg auszuprobieren, jeden Raum zu füllen. Nach meinem Verständnis ist die festgelegte Vorbestimmung prinzipiell unsinnig, denn: Das Leben ist Vielfalt, der Ursprung ist singulär, alles potentiell, dann kam die Wende. Mit dem Urknall änderte sich das, Zeit und Raum entstanden, stabile Grundstrukturen, die wir nun ausfüllen in einer Phase der Stabilität. Dabei ist der evolutionäre Grundgedanke sicher richtig, weil sinnvoll. Wären alle Pläne bereits fertig, der ganze Aufwand wäre vergebens, sinnlos. Also: Wir arbeiten alle mit an dem göttlichen Projekt Menschheit, einem von vielen, wir füllen mit unserem Leben aus, was vorher nicht existierte, wir strukturieren das Strukturierbare. :)
 
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AW: Ursprung der Gefühle

... Wir arbeiten alle mit an dem göttlichen Projekt Menschheit, einem von vielen, wir füllen mit unserem Leben aus, was vorher nicht existierte, wir strukturieren das Strukturierbare.


Sie arbeiten vielleicht an irgendeinem Projekt mit, ich nicht.

Ich glaube nicht an ein Leben, das auszufüllen ist; das Leben steht für sich selbst. Für mich hören Sie nicht auf, sich etwas vorzumachen, mit allen Mitteln Ihres Verstandes. Was soll Ihr Verstand auch sonst machen? Sie haben ja gar kein Interesse, ihm das Zepter, das er gar nicht führt, zu nehmen.



 
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