Viele Afrikaner finden in Europa keine Arbeit – weshalb wollen trotzdem so viele kommen?
Sie wollen an der modernen Welt teilhaben, die sie im Satellitenfernsehen und via Internet verfolgen. Zudem wünschen sie sich eine gute Ausbildung für ihre Kinder. In Afrika fehlt es an Schulen, die die Kinder auf neue Herausforderungen wie die Digitalisierung vorbereiten.
Was Europa zudem attraktiv macht, ist, dass es sich die umfassendsten Sozialleistungen leistet. 50 Prozent der Summen,
die weltweit für Sozialversicherungen ausgegeben werden, werden in Europa ausgegeben, wo nur 7 Prozent der Weltbevölkerung leben.
Wie könnte Europa das Potenzial dieser Leute nutzen?
Dass junge Afrikaner unseren alternden Gesellschaften als «Rentenfutter» dienen sollen, ist unsinnig und empörend. Die Lebenserwartung in Europa ist so gestiegen, dass man dort besser über eine Erhöhung des Rentenalters nachdenken sollte. Natürlich sind afrikanische Pioniere – unternehmungsfreudige Menschen – für jedes Land eine potenzielle Bereicherung. Aber sie werden vor allem in ihren Heimatländern gebraucht.
Sie helfen ihren Ländern doch, indem sie Geld nach Hause schicken.
Ich glaube, das Gegenteil ist eher der Fall. Das Geld, das Migranten schicken, ist vergleichbar mit einer Rente, die Afrika in zwei Lager trennt: die Empfänger und die anderen, die kein Familienmitglied im reichen Ausland haben. Die Hilfeempfänger geben oft leichtfertig Geld aus, das sie nicht verdient haben – das sind keine Investitionen. Und diejenigen ohne Unterstützung sind verständlicherweise neidisch, während dem Migranten das Geld fehlt, sich in Europa vollständig zu integrieren. Stattdessen halst ihm seine Familie oft eine Frau aus dem Heimatland auf, aus Angst, ihre Finanzquelle zu verlieren.
Wie gehen afrikanische Regierungen damit um, dass so viele ihrer Bürger nur eines wollen: weg?
Angesichts der schnell wachsenden Bevölkerung ist es kaum möglich, Strassen, Schulen und Krankenhäuser für alle zu bauen
und ihnen Lohnarbeit zu beschaffen. Die auswandernde Bevölkerung ist daher für viele afrikanische Regierungen eine Erleichterung.
Selbst wenn jene gehen, die gut ausgebildet sind?
Leider schaut man dem gelassen zu, zumal die Auswanderer oft zu den dynamischsten gehören, jene, die die herrschenden Verhältnisse im eigenen Land kritisieren und die politisch etwas verändern könnten. Manche Regierungen sagen sich, wenn diese Kritiker und Querulanten gehen, dann werden wir sie nicht vermissen.
Sie rechnen damit dass es im Jahr 2050 bis zu 200 Millionen «Euro-Afrikaner» geben wird. Wie sieht Europa dann aus?
Wenn Europa alle aufnimmt, die kommen wollen, oder wenn Europa sich komplett abschottet, dann wird es nicht mehr das Europa sein, das uns vertraut und wertvoll ist. Aber wir sind ja bereits auf einem Weg, der gangbar ist, wenn wir nicht die Orientierung verlieren: In Frankreich lebten in den 1930er-Jahren ungefähr 3000 Afrikaner, 30 Jahre später waren es 60 000 und heute sind es Millionen – aber Frankreich ist noch immer Frankreich.
Allerdings hat das Land grosse Probleme mit den afrikanischen Migranten. Ist das die Zukunft Europas?
Das stimmt, und Europa wird auch nicht problemlos in der Nachbarschaft eines armen Kontinents leben können, dessen Bevölkerung sich in den nächsten 30 Jahren verdoppeln wird. Aber es gibt keinen Grund zur Panik. Wenn Europa afrikanische Migranten aufnimmt, die Europäer werden wollen, dann wird es in der Zukunft einfach mehr schwarze Europäer geben – so wie es heute in Frankreich mehr schwarze Franzosen gibt. Problematisch wäre hingegen, wenn Afrikaner massiv nach Europa einwandern, um dort wie Europäer, aber nicht als Europäer zu leben. Wenn sie in einer Parallelgesellschaft leben wollen, als «afrikanische Diaspora», das kann katastrophal werden.
In vielen Ländern leben auf der Asylschiene Eingewanderte von der Sozialhilfe – hilft das bei der Integration?
Wir denken oft, es sei «solidarisch», afrikanischen Migranten als Erstes zu erklären, wie sie am besten vom Sozialsystem Nutzen ziehen.
Ich finde das verantwortungslos. Migranten langfristig zu subventionieren, schadet allen, auch den Migranten selbst, die dann nie auf ihren
eigenen Beinen stehen. Nothilfe ist gut, Dauerhilfe führt zu Unselbstständigkeit und – überraschenderweise – zu Undankbarkeit. (Basler Zeitung)
https://bazonline.ch/ausland/naher-...e-entwicklungshilfe-einstellen/story/14991589
Bin ich rechtspopulistisch wenn ich den Aussagen von Hr. Stephen Smith zustimme?