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Terrorismus - die diffuse Bedrohung und dessen Konsequenzen

AW: Antwort an Zwetche

Ziesemann, ich muss schon sagen, die Präzision deiner Argumentation ist in diesem Thread erstaunlich schwach. Wo du in anderen Threads penibelst auf Argumente eingehst, weichst du hier mit Allgemeinheiten aus.
Die Kritik "Allgemeinheiten" ist verständlich, aber nur scheinnbar berechtigt. Ich versuche, argumentativ von der Mikroebene der Details auf die Makroebene des Generalisierbaren zu wechseln, weil
a) es wahrscheinlich keinem von uns hier subjektiv möglich ist, alle Verästelungen darzustellen
b) wir hier auch objektiv keine Fliegenbeinzählen geschichtlicher Abläufe vornehmen können.
Ich erinnere daran, dass das hier ein Denkforum ist. Es geht nicht darum, den Ernst der Lage zu erkennen und zu handeln. IN einem solchen Forum sollte man wirklich versuchen auf Argumente einzugehen und nicht ständig Meinungen als Fakten ausgeben usw.
Ich schließe mich diesen Deinen Ausführungen aus Überzeugung an.


Ich möchte an die RAF erinnern. Was hätte es gebracht, wenn die Bundesregierung der RAF den "Krieg" erklärt hätte? Und umgekehrt, weil sie der RAF nicht den Krieg erklärt hat, hattet ihr den Eindruck, dass sie sehr laviert ist? Hatte ich aber bei der Unnachgiebigkeit bei der Schleyerentführung und dem Einsatz in Mogadischu nicht den Eindruck.
Letztendlich hat die BRD die Terroristen in die Knie gezwungen. :
Die RAF hat tatsächlich der BRD den Krieg erklärt, und ihre Inhaftierten verlangten, als Kriegsgefangene behandelt zu werden. Nur, die BRD hat diese Kriegserklärung nicht angenommen und die Leute behandelt als das was sie sind: Gemeine Verbrecher.
Die Parallelen zwischen der RAF und den heutigen Terroristen sind unverkennbar, auch sie wollten die Gesellschaftsordnung stürzen. Und insofern ist Deine Argumentation stichhaltig; ich gestehe gern, sie macht mich stutzig. - Nur meine ich, daß inzwischen der Terrorismus auch wegen seiner länderübergreifenden Aktivität (auch Terroristen handeln global) eine neue Dimension erhalten hat. Und gilt dann nicht Hegels Wort, daß aber einer bestimmten Quantität der Sprung in eine neue Qualität beginnt?!
Mit dennoch nachdenklichen Grüßen - Ziesemann
 
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AW: Terrorismus - die diffuse Bedrohung und dessen Konsequenzen

Ich möchte mich noch einmal hier zu Wort melden, weil ich mich mit meinem heftigen Beiträgen (so aus dem Bauch) hier in ein Licht gesetzt habe, das meine Haltung nur zu einem Teil zeigt.

Ausgelöst durch Claus´ drastische Forderungen zur Terroristenbekämpfung (Stichwort "tabula rasa"), musste ich einfach darauf hinweisen, wie hier aufgrund von geschickt ausgewählten Aspekten ein Szenario von Angst entworfen wird, dem "leider" nur durch Maßnahmen entgegengetreten werden kann, die "leider" unsere demokratischen Rechte ziemlich einschränken. Das ist ein ziemlich hoher Preis, den wir da zu zahlen hätten.

Ich bin alt genug, um noch miterlebt zu haben, dass die demokratischen Rechte nicht selbstverständliches sind, so dass man ihnen ohne Bedauern hinterherschauen könnte, wenn sie beschnitten werden.

Für eine Mogelpackung, wo "Sicherheit" drauf steht, aber "Menschenverachtung" drin ist, möchte ich diesen Preis nicht bezahlen.

@ Ziesemann: Deine Betrachtungsweise ist natürlich für eine politische Sicht der Dinge relevant, das bestreite ich keineswegs. Was mir dabei jedoch immer fehlt, ist ein sich immer wieder Besinnen bei politischen Entscheidungen auf die menschlichen Grundwerte. Da springt mein Widerstand an, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden "müssen", weil es die politische Situation eben nicht anders zulässt. Dass ich ein Idealbild des friedlichen Zusammenlebens in Wohlstand als Vision vor Augen habe, heißt ja nicht, dass ich blind bin gegenüber den derzeitigen Verhältnissen auf der Welt.

Es ist auch mir klar, dass sich Frieden nicht automatisch einstellt, wenn wir uns gegen den Terror nicht verteidigen. Ich frage mich nur immer wieder, in welcher Küche diese Suppe gekocht wird, die uns als "islamistischer Terroristeneintopf" serviert wird und die wir alle auslöffeln sollen. Ich frage mich weiter, ob wir nicht lieber diese Suppe verweigern sollten, bis wir wissen, was da noch alles drin schwimmt.

Es wundert mich schon ein bisschen, dass wir - die wir doch täglich mit Marketingmethoden konfrontiert sind, die uns alles mögliche und unmögliche aufschwatzen, und wo wir längst durchschaut haben, dass da mit allen Tricks gearbeitet wird, nur um an unser Geld zu kommen - die Absichten der Weltpolitik, die sich in größeren Zeiträumen abspielen, so schwer erkennen können.

Um zu ende zu kommen: Die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen ist mir ein Anliegen, verknüpft mit der ständigen Aufmerksamkeit auf die Werte (Stichwort "Menschenrechte"), die für uns wichtig sind. Wenn uns jede Verunsicherung durch Bedrohung von außen zu Handlungen "zwingt", die wir gar nicht wollen, dann müssen wir uns zumindest eingestehen, dass wir nichts anderes als arme abhängige Würstchen sind, und nicht großartige Staatsmänner, erfahrene Militärs und tolle Wissenschaftler.

Aber das wäre auch schon ein mutiger Schritt. Vielleicht würde der eine Verbesserung der Verhältnisse auslösen.

:blume1:
herzlich
lilith

P.S.: Die Diskussion über politische Hintergründe bzw. Entwicklung und wie wir jetzt konkret damit umgehen sollten, überlasse ich nun denen, die sich in diesen Bereichen besser auskennen.
 
AW: Terrorismus - die diffuse Bedrohung und dessen Konsequenzen

Lilith, eine ganz einfache Frage, nicht nur an Dich:

was muß den (noch) alles passieren in D/Ö (oder auf dem übrigen Globus), bis für Dich das "Maß voll ist", bis auch du bereit wärst, mit allen Mitteln die terroristen auszuräuchern?

Muß erst eine schmutzige Atombombe in San franzisco hochgehen, oder ein deutscher Urlauberjet gesprengt werden oder ein österreichischer Schnellzug?

Die Menschenrechte nicht einschränken für die teroristenbekämpfung?
wenn die Terroristen uns erst im Griff haben (so wie es täglich hunderte von Haßpredigern für ihre islamistische Gemeinde fordern und voraussagen),
wirst du das Wort "Menschenrechte" nicht mal mehr in den Mund nehmen dürfen, denn die Menschenrechtscharta und der in den Koranschulen gepriesene gottesstaat sind wie feuer und Wasser

warnende grüße von Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Terrorismus - die diffuse Bedrohung und dessen Konsequenzen

Lilith, eine ganz einfache Frage, nicht nur an Dich:

was muß den (noch) alles passieren in D/Ö (oder auf dem übrigen Globus), bis für Dich das "Maß voll ist", bis auch du bereit wärst, mit allen Mitteln die terroristen auszuräuchern?

Muß erst eine schmutzige Atombombe in San franzisco hochgehen, oder ein deutscher Urlauberjet gesprengt werden oder ein österreichischer Schnellzug?

Die Menschenrechte nicht einschränken für die teroristenbekämpfung?
wenn die Terroristen uns erst im Griff haben (so wie es täglich hunderte von Haßpredigern für ihre islamistische Gemeinde fordern und voraussagen),
wirst du das Wort "Menschenrechte" nicht mal mehr in den Mund nehmen dürfen, denn die Menschenrechtscharta und der in den Koranschulen gepriesene gottesstaat sind wie feuer und Wasser

warnende grüße von Claus

Hallo Claus!
Die Redewendung "das Maß ist voll" gibts für mich nicht. Nicht mehr, denn bis ich zu dieser Haltung kam, musste ich schon einige tiefgreifende Erfahrungen machen.

Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich bei einem Terroranschlag ums Leben gebracht werde, an Altersschwäche oder bei einem Unfall sterbe, oder ob ich von einem Wahnsinnigen erschossen werde. Tot bin ich dann in jedem Fall. Der wesentliche Unterschied zwischen dir und mir ist, dass ich nicht vorher schon vor lauter Angst, dass ich umgebracht werden könnte, auf ein uneingeschränktes lebendiges Leben verzichten will. Die gleiche Argumentation gilt übrigens auch, wenn es um Siechtum oder Folter oder was auch immer in diesem Zusammenhang aufgelistet werden könnte, geht.

Wenn mich jemand bedroht, werde ich darauf reagieren. Wie, das weiß ich nicht, weil ich mir dieses Szenario nicht ausmale. Mehr als sterben kann ich nicht. Und das muss ich sowieso. Ich weiß nicht wann und wie, aber ich habe vor, bis zum Schluss wirklich zu leben. Und Leben heißt für mich nicht, andauernd gegen irgendwas und irgendwen zu kämpfen, geschweige denn darüber nachzudenken, ob mich eventuell jemand bedrohen könnte. Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.

Ich lasse mir den Mund weder von den Ängstlichen noch von den Drohenden verbieten. Ich bin ein selbstbestimmter Mensch, mit dieser Haltung begegne ich auch anderen Menschen. Bisher bin ich damit gut zurechtgekommen, auch mit Menschen, die mit anderen leicht aneinandergeraten, habe ich ganz selten ein Problem.

Kennst du das Sprichwort "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück"? Ich bin nicht das Echo, sondern der Rufer. Ich reagiere nicht auf Provokation, ich agiere und sage das, was mir wichtig ist.

Ich sage, das Leben ist in jedem Fall lebensgefährlich und es führt in jedem Fall zum Tod.

Aber wenn man ganz sicher sein will, dann setzt man sich am besten zu Hause unter einen Glassturz, und selbst dann wird man langsam ersticken. :haare:

Ich will leben! :sekt: :clown2: Die Beschränkungen, die mir meine ganz persönlichen Umstände bescheren, reichen mir voll und ganz.

:blume1:
herzlich
lilith
 
AW: Terrorismus - die diffuse Bedrohung und dessen Konsequenzen

Ich lasse mir den Mund weder von den Ängstlichen noch von den Drohenden verbieten. Ich bin ein selbstbestimmter Mensch, mit dieser Haltung begegne ich auch anderen Menschen. Bisher bin ich damit gut zurechtgekommen, auch mit Menschen, die mit anderen leicht aneinandergeraten, habe ich ganz selten ein Problem.

so könnte ich es auch von mir beschreiben, Lilith.

Der wesentliche Unterschied zwischen dir und mir ist, dass ich nicht vorher schon vor lauter Angst, dass ich umgebracht werden könnte, auf ein uneingeschränktes lebendiges Leben verzichten will. Die gleiche Argumentation gilt übrigens auch, wenn es um Siechtum oder Folter oder was auch immer in diesem Zusammenhang aufgelistet werden könnte, geht.

weißt du, vor Siechtum habe ich schon Angst, dazuwird es aber voraussichtlich nicht kommen, Angst vor dem Tod habe ich nämlich auch nicht, aus dem gleichen Grund wie du, Lilith.

Aber die Terroristen bringen ja wahllos unschuldige Zivilisten um, oder zerstören deren Leben weil sie auf dauer behindert sind. Ich verzichte gern auf einige Freiheiten und ausgeprägteAnonymität, um dies verhindern zu helfen.

Kennst du das Sprichwort "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück"? Ich bin nicht das Echo, sondern der Rufer. Ich reagiere nicht auf Provokation, ich agiere und sage das, was mir wichtig ist.

kenn ich, Lilith. Aber ich sehe mich eher als Echo.
weil ich immer (als Vorsatz, in der Regel, allermeistens...) andere in ruhe lasse, und nur bei Provokationen angemessen reagiere.
Voraussichtlich würde ich jemanden, der mein Leben bedroht, umbringen, bevor der zum Zuge kommt (Notwehr)
Und das sollte meine regierung (auch die anderen regierungen, die EU..) auch so handhaben. Die Israelis machen es vor.

meint Claus
 
AW: Terrorismus - die diffuse Bedrohung und dessen Konsequenzen

weißt du, vor Siechtum habe ich schon Angst, dazuwird es aber voraussichtlich nicht kommen, Angst vor dem Tod habe ich nämlich auch nicht, aus dem gleichen Grund wie du, Lilith.

Aber die Terroristen bringen ja wahllos unschuldige Zivilisten um, oder zerstören deren Leben weil sie auf dauer behindert sind. Ich verzichte gern auf einige Freiheiten und ausgeprägteAnonymität, um dies verhindern zu helfen.

kenn ich, Lilith. Aber ich sehe mich eher als Echo.
weil ich immer (als Vorsatz, in der Regel, allermeistens...) andere in ruhe lasse, und nur bei Provokationen angemessen reagiere.
Voraussichtlich würde ich jemanden, der mein Leben bedroht, umbringen, bevor der zum Zuge kommt (Notwehr)
Und das sollte meine regierung (auch die anderen regierungen, die EU..) auch so handhaben. Die Israelis machen es vor.

Sag mal Claus, in welchem Schützengraben hockst Du eigentlich gerade?

Oder hast Du zuviel "Herr der Ringe", oder "Star Treck" gelesen, alles schön in Schwarz-Weiß gehalten? Vor lauter Paranoia merkst Du gar nicht, wie sehr Du Dich denen annäherst, die Du angeblich so wacker bekämpfen möchtest.
Du schreibst wirklich auf dem Niveau eines drittklassigen Cowboy-Films (Bush läßt grüßen) und da man zu Dir anders nicht durchdringt, bin ich fast geneigt, es Dir gleichzutun (macht ja auch mehr Spaß, als sich Mühe zu geben, mit Argumenten zu überzeugen). Also bitte, lassen wir´s doch einfach mal krachen:

"Deine Regierung", das ist ja wohl ein Hohn. Bei aller Kritik an der derzeitigen Regierung würden sich deren Vertreter die Haare raufen, wenn Sie Deine Visionen zur Kenntnis nähmen. Wenn ich Deiner Argumentation so folge, dann ist es gehupft wie gesprungen, ob überhaupt eine Regierung existiert, Hauptsache, die verdammten Terroristen werden plattgemacht und am besten auch alle, die möglicherweise solche sein könnten. Ist doch völlig egal. Legen wir am besten alle um, die richtigen werden schon darunter sein. Und tun wir es schnell, so lange wir noch stärker sind. Vorher schaffen wir noch schnell sämtliche Regeln des Rechts ab, die stören eh nur. Hauptsache, Claus kann endlich wieder ruhig schlafen. Nur die anderen, die hier auch noch leben wollen, nicht mehr.

So, Du handelst also in Notwehr. Sorry, aber ich habe so meine Zweifel, ob Du überhaupt weißt, was Notwehr bedeutet. Neben dem Vorliegen einer Notwehrlage

1. gegenwärtiger
2. rechtswidriger
3. Angriff

bedarf es nämlich der

1.Geeignetheit, (dh. des richtigen Mittels)
2. Erforderlichkeit (dh. des mildesten unter den zweckmäßigen Mitteln)

und schließlich

3. der Angemessenheit/Gebotenheit der Notwehrhandlung (wobei das Rechtsgut dessen mit einbezogen wird, der durch die Notwehrhandlung betroffen wird, Bsp: man knallt eben ein Kind nicht ab, das im Begriff ist, einen Apfel zu stehlen)

In dem von Dir erwähnten Beispiel ist schon die Notwehrlage ziemlich fraglich, denn Du führst ja selbst aus, Du handelst, bevor der andere zum Zuge kommt. Sehe ich ein, das paßt ganz gut zu Deiner Gesamtargumentation.

Von der Notwehrhandlung mal ganz abgesehen. In dem Punkt kannst Du von Lillith eine Menge lernen, sie hat dafür ein sehr feines Gespür, wenn sie auf die Verhältnismäßigkeit der Mittel hinweist.

Ach, und laß lieber Israel aus dem Spiel! Ich glaube, die können auf Deine Strategien dankend verzichten. In Israel stehen sie vor einer extrem schwierigen Situation, in der es tagtäglich heißt, die richtige Balance zu finden zwischen harter Reaktion und weichem Nachgeben. Ich glaube, die Israeli wissen ganz gut, warum sie gerade die deutsche Beteiligung in der Friedenstruppe erbitten. Derartige Drahtseilakte, wie sie in Israel vollzogen werden (nicht immer in der richtigen Weise) sind Deine Stärke gerade nicht. Meinetwegen kannst Du Dich mit Scilla weiter prügeln, der ja offenbar die gleiche Argumentation vertritt, nur andersrum gefärbt. Ihr merkt scheinbar gar nicht, wie ähnlich Ihr eigentlich seid. Ihr lehnt beide jegliche Differenzierung ab und versteigt Euch in eine seltsame Paranoia. Ich verspüre momentan wenig Lust, mich über dieses Thema weiter mit Dir auf einem Rummelplatzniveau herumzustreiten, in das ich mich selbst immer mehr versteige. Obgleich einem solchen Gehaue der Spaßfaktor nicht ganz abzusprechen ist.

Viele undifferenzierte aber trotzdem freundliche Grüße
Zwetsche
 
AW: Terrorismus - die diffuse Bedrohung und dessen Konsequenzen

Ich verspüre momentan wenig Lust, mich über dieses Thema weiter mit Dir auf einem Rummelplatzniveau herumzustreiten, in das ich mich selbst immer mehr versteige.

Wo ist das Problem, Zwetsche?

Meine Argumente und mein niveau passen dir nicht
vice versa
gehen wir uns also aus dem Wege....

:ola:

vielleicht verstehen wir uns besser bei "Wortspiele und Rätsel"

:sekt:

Gruß von Claus
 
AW: Antwort an Zwetche

Die RAF hat tatsächlich der BRD den Krieg erklärt, und ihre Inhaftierten verlangten, als Kriegsgefangene behandelt zu werden. Nur, die BRD hat diese Kriegserklärung nicht angenommen und die Leute behandelt als das was sie sind: Gemeine Verbrecher.

Genau. Ein gutes Beispiel dafür, dass es sich lohnt drauf zu achten, wer wem den Krieg erklärt und aus welchen Gründen...

Die Parallelen zwischen der RAF und den heutigen Terroristen sind unverkennbar, auch sie wollten die Gesellschaftsordnung stürzen. Und insofern ist Deine Argumentation stichhaltig; ich gestehe gern, sie macht mich stutzig. - Nur meine ich, daß inzwischen der Terrorismus auch wegen seiner länderübergreifenden Aktivität (auch Terroristen handeln global) eine neue Dimension erhalten hat. Und gilt dann nicht Hegels Wort, daß aber einer bestimmten Quantität der Sprung in eine neue Qualität beginnt?!
Mit dennoch nachdenklichen Grüßen - Ziesemann
Mal Hegel beiseite gelassen...es gibt neue Qualitäten und neue Quantitäten. Und es gibt neue Bedrohungen.
Doch zuwenig wird darauf geachtet, wie sehr die Bedrohungen mit der Art, wie heutzutage kommuniziert wird, verquickt ist.
Ein Beispiel: Als Motiv für ihre Bastelleien mit Kofferbomben gaben die Verdächtigen an
"Initialzündung" für die Kofferbomber sei die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in deutschen Zeitungen gewesen. "Der in Kiel gefasste Youssef el-Hajdib interpretierte dies als Angriff der westlichen Welt auf den Islam."
(aus Spiegelonline)
Ich habe mich über die Art, wie das mit den Mohammed-Karikaturen gelaufen ist, bereits beklagt. Wie diese in der arabischen Welt überhaupt bekannt, man müsste sagen: lanciert wurden, ist sehr suspekt. Dann demonstrierten in Kairo und anderswo ein paar hundert Leute. Die westlichen Medien interpretierten das so, als ob die ganze muslimische Welt aufgebracht sei. Die Sache schaukelt sich hoch und animiert schließlich irgendwelche eigentlich netten Studenten in D, mal einen auf Klein-Bin Laden zu machen. (Wobei sie wohl kaum Teil eines "Netzwerkes" sind)
Ich glaube also nicht, dass wir mit einer neuen Dimension des Hasses konfrontiert sind. Sondern mit einer neuen Form globaler Kommunikation, die einerseits weltweite Verbreitung von Nichtigkeiten möglich macht, konspirative Kommunikation zwischen Terror-Gruppen ermöglicht, im Westen Tatbestände aufbauscht und damit einen erneuten Kreislauf von Kommunikation füttert.
Meine (noch unausgegorene) Theorie ist sozusagen: Terrorismus ist ein Nebenprodukt der Überhitzung globaler Kommunikationskreisläufe.
Das schließt nicht aus, dass Leute Böses wollen und bekämpft werden müssen. Aber ich würde es nicht eine neue Dimension des Bösen oder des Krieges nennen, sondern eine neue Dimension aus dem Ruder laufender Kommunikation.

Man kennt das Problem so genannter "Kommunikationsspiralen" schon als Phänomen zum Beispiel im Marketingbereich (wenn sich etwa eine harmlose, flappsige Bemerkung eines Vorstandes durch massenmediale Missverständnisse zum Imageschaden der Marke auswächst).
IN übergroßer Dimension laufen diese Kommunikationsspiralen nun über den ganzen Globus...und wie hier im Forum erhitzen sie sich am heftigsten an den Themen Religion, Moral, Werte...
 
AW: Terrorismus - die diffuse Bedrohung und dessen Konsequenzen

Meine (noch unausgegorene) Theorie ist sozusagen: Terrorismus ist ein Nebenprodukt der Überhitzung globaler Kommunikationskreisläufe.
Das schließt nicht aus, dass Leute Böses wollen und bekämpft werden müssen. Aber ich würde es nicht eine neue Dimension des Bösen oder des Krieges nennen, sondern eine neue Dimension aus dem Ruder laufender Kommunikation.

Wäre schön, Robin...

und in dem aktuellen Fall in D könnte es sogar so sein,

was aber ist mit Hisbollah, Hamas und der offiziellen doktrin der syrischen und iranischen Machthaber (Israel ausradieren?)
ich bin davon überzeugt, daß es hier nicht nur
"aus dem ruder laufende Kommunikation" ist,
sonst hätte die Hisbolla nicht zehntausende von Raketen
und nine eleven hätte es auch nicht gegeben....

meint Claus
 
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AW: Nachtrag zu Zwetsche

Gut, Bush ist weder besonders intelligent noch originell; mag schon sein, daß er unter anderen Umständen Hausierer für Bibelverkäufe geworden wäre; aber man verkennt
a) Die Gesetzmäßigkeiten eines Imperiums, dem die USA unterliegen, unabhängig vom jeweiligen Amtsinhaber und
b) die US-Verfassung. Ohne Zustimmung des mächtigen Senats kann der Präsident nicht viel ausrichten.
So berechtigt die Kritik an Bush-Irakpolitik sein mag, die Fokussierung auf eine Person geht fehl. Egal, wer der nächste US-Präsident wird (veilleicht sogar eine Frau), fundamental wird sich an der Außenpolitik nichts ändern, schon gar nicht werden die states eine pazifistische Nation.

Das ist nur teilweise richtig. Die Proteste hielten sich in Grenzen, Demos gab es nirgends.
Dem Boykott der Olympischen Spiele durch die USA schlossen sich - soweit ich das nachträglich feststellen konnte - nur einige westliche Staaten an, darunter mit zähneknirschender Solidarität die BRD unter Kanzler H. Schmidt.
Beste Grüße zurück - Ziesemann

Hallo Ziesemann,

um Pazifismus geht´s mir ganz bestimmt nicht. Ich erlaub mir, dazu auf meine Beiträge im "Pazifismus-thread" zu verweisen.
Meiner Ansicht nach unterliegen allerdings die USA nicht in erster Linie den Gesetzmäßigkeiten, sie bestimmen die Gesetzmäßigkeiten. Ein Beispiel: Als Südafrika, wo Millionen an AIDS starben, darum bat, die Medikamente, für die die Lizenz in den USA lag, zum verringerten Preis oder gar umsonst zur Verfügung zu stellen, wurde dies mit der Bemerkung abgelehnt, das verstoße gegen die internationalen Regeln, man könne da nichts machen. Als aber 5 Personen in den USA an Milzbrand erkrankten - man erinnert sich - wurde der Fa. Bayer die Pistole auf die Brust gesetzt. Entweder man stelle die Medikamente zum halben Preis zur Verfügung oder man werde in den USA auf die Lizens pfeiffen. Was für eine Wertigkeit von Leben ist das?

Anderes Beispiel: Den Haag, anderes: A-Bombe, Bush käme kaum auf die Idee, daß die USA auf Atomwaffen verzichten würden, andere Länder müssen dagegen mit einem Angriff rechnen. Auch wenn ich es als eine Katastrohe empfände, wenn der Iran Atomraketen bekäme, ist die Logik doch recht befremdlich. Zudem hat dr Iran - ich wies darauf an anderer Stelle schon darauf hin - die Signale des Irak-Kriegs aber auch an der vergleichsweise unangetasteten Stellung Nord-Koreas durchaus vernommen.

Bush ist nicht der heldenhafte Vorkämpfer gegen den Terrorismus, er ist Teil des Problems, wenn auch freilich nur ein Teil.

Gruß
Zwetsche
 
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