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Versuch eines Rückblicks auf das Jahr 2005

@ Miriam

Auch von mir Dank für den Überblick. Was mir jedoch fehlt ist die eigentliche Frage, denn auf all die Fakten kann man nicht so einfach antworten. Daher eine Frage an dich und das Forum:

Zeigt der Jahresrückblick eine besondere Entwicklung auf, sind daraus Muster für weitere Ereignisse zu erkennen und welche Schlüsse können daraus gezogen werden? Oder war es nur ein Jahr wie jedes andere auch, nur eben etwas heftiger?
 
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Hallo Louiz,

diese Wertung der Ereignisse habe ich vermieden, denn meine Erfahrung war eben auch diese: wie subjektiv wir sind, wenn wir Ereignisse nach ihren Gewicht wiedergeben möchten.

Aber da du danach fragst: es war politisch und oekologisch m.E. ein sehr dramatisches Jahr. Mit immerwieder dieser Note, die schon im Thread über die Relativierung des Terrorismus angesprochen wurde: wir fangen an uns daran zu gewöhnen - und viele dramatische Ereignisse werden unter "ferner liefen" erwähnt. Denn sie werden einerseits durch noch dramatischere Ereignisse überschattet, und wir Menschen haben auch die Eigenschaft (manchmal ist es eine Gabe) uns vor Dramen innerlich etwas abzuschirmen. Das wäre noch ein anderes, lohnendes Thema.
Der Terrorismus wird zum Alltag - und es befassen sich zwar manche Terorismusexperten mit seinen Ursachen und Strukturen, natürlich haben solche Bücher oder Aufsätze eine relativ geringe Anzahl von Lesern. Und wenn wir von den oekologischen Dramen des Jahres 2005 sprechen, müssten wir uns auch ständig bewusst machen, dass eigentlich viele von ihnen politisch-oekonomische Wurzeln haben.

Im grossen ganzen: wenn man sich in breiteren Kreisen mit den Ereignissen und deren Ursachen befassen würde, ein Jahr welches uns zum innehalten auffordern müsste....
 
@ Miriam

Da bleibst du aber sehr generell.

Wie wär es damit als Anregung:

Politisch
a. Die Welt hat sich polarisiert.
b. Der Überwachungsstaat geht global.
c. Territiriale, militärische und wirtschaftliche Interessen dominieren.
d. Die Entwicklungsländer verlieren.

Natur
a. Die Natur gerät außer Kontrolle
b. Treibhauseffekt kommt an kritische Grenzen
c. Umweltverschmutzung kommt an kritische Grenzen
d. Die Entwicklungsländer verlieren.
 
louiz30 Politisch d. Die Entwicklungsländer verlieren. Natur d. Die Entwicklungsländer verlieren.[/QUOTE schrieb:
hallo louiz,

ist das nicht immer so?
verlieren die "entwicklungsländer" (ich mag dieses wort nicht, ist es doch so von oben herab) nicht immer schon dann, wenn sich ein "erstweltland" in deren belange einmischt?
zieht "entwicklungshilfe" nicht primär darauf ab, ggf. langfristig, neue märkte für die westliche wirtschaft zu erschließen?
geht "entwicklung" nicht immer zu lasten der kuturellen indentität der "zu entwickelden" länder, kulturen, volksgemeinschaften?
seit beginn der kolonialisation haben diese länder verloren. daran hat sich bis heute wenig geändert. alte, über unzälige generationen gewachsene wirtschaftliche und kulturelle strukturen wurden und werden vernichtet: früher wie heute, einst des goldes oder sonstiger rohstoffe wegen, heute wegen der erschließung neuer märkte.

unentwickelterweise
dex
 
@ dextra

Da hast du natürlich recht, wobei "das ist immer so" ja kein ausgleichendes Argument ist.

Im Hinblick auf den Jahresrückblick sehe ich jedoch Tendenzen, daß die Sicherheitsinteressen der Industrienationen mehr und mehr Aufmerksamkeit einnehmen und die eigentlichen (nach meiner bescheidenen Meinung) Probleme in den ärmeren Ländern der Welt (vielleicht gefällt dir der Begriff besser) noch weiter nach hinten rücken.

Das neue amerikanische Zeitalter ist eben angebrochen und kann ja auch im Internet unter http://www.newamericancentury.org nachgelesen werden.

So gesehen hat die Polarisierung globale Veränderungen zur Folge.
 
louiz30 schrieb:
@ dextra

Da hast du natürlich recht, wobei "das ist immer so" ja kein ausgleichendes Argument ist.

So gesehen hat die Polarisierung globale Veränderungen zur Folge.

nein, war auch nicht als ausgleichendes argument gemeint - im gegenteil, als negative verstärkung mit resignierender tendenz ... .

die polarisierung ist auf jeder ebene spürbar. innerhalb unseres sozialgefüges bis hin zur globalen polarisierung.
das gegengewicht zur "supermacht" usa mit ihren wirtschaftlichen und militärischen interessen ist mit dem zusammenbruch des "ostblocks" weggefallen und europa ist nicht willens ein gegengewicht zu bilden, weil zu sehr involviert und zum teil noch "militärisch besetzt" (us-basen und standorte in deutschland).
china - was wird von da kommen?
neokolonialismus ostasiatischer prägung oder evtl. ein tatsächliches gegengewicht auf der waagschale der macht?

rätselnderweise
dex
 
@ Dextra

Ich bin zwar nicht der ultimative Fachmann in Sachen China, aber ich habe dort einige Jahre gelebt und gearbeitet. Deine Annahme/Befürchtung ist nicht ohne Grund und ich denke, daß China nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch und militärisch eine Vorrangstellung erhalten wird.

Das wird nicht zuletzt dadurch begünstigt, daß die USA die Chinesen einfach nicht verstehen und schon garnicht die chinesische Art das Leben zu sehen. Hierzu empfehle ich Sun Tsu: Die Kunst des Krieges, denn das beschreibt die chinesische Taktik nahezu fehlerfrei. Zwar ist das auch Pflichtlektüre in den Militärakademien der USA, bei angehenden Managern in Japan und vielen anderen Ländern. Jedoch scheint sich dies noch nicht bis zu allen Politikern durchgesprochen zu haben. Ich habe dieses Buch von meinen chinesischen Kollegen geschenkt bekommen und habe es für unverzichtbar gehalten.

Da ich in Südostasien lebe kann ich auch bestätigen, daß die meisten Länder hier bereits sehr enge Beziehungen mit China unterhalten und sich sicherlich mehr Richtung China wenden werden als in Richtung USA. Die chinesischen Investitionen nehmen jedes Jahr rapide zu und der politische Einfluß ist enorm.

So ensteht hier ein Asien unter der Führung Chinas. Daher ist deine Annahme sicherlich richtig, daß hier ein Gegenpol entstehen wird. Die freundlichen Beziehungen zu den USA darf man bei Kenntnis der chinesischen Mentalität nicht überbewerten. China hat seine eigenen Pläne.

Auch gebe ich dir Recht, daß sich Europa schon viel zu lange aus der Weltpolitik heraushält, obwohl viele Länder ein stärkeres Engagement begrüßen würden. Vielleicht schafft es Angela ja nun endlich aus dem Dunst der Hörigkeit herauszutreten und mehr Selbstbewußtsein in Europa zu schaffen.

Ob das den armen Ländern der Erde nutzen wird, wage ich jedoch weiter zu bezweifeln, denn auch China geht es in erster Linie um ganz eigene Interessen und da vor allem wirtschaftliche und militärische Ziele.

Solange das so ist, werden auch weiterhin Horden von Flüchtlingen unterwegs sein und in die reichen Länder drängen. Da dies auf die Dauer nicht machbar ist, wird auch weiterhin ein ausreichender Nährboden für all die Prediger der Gewalt und des Terrorismus vorhanden sein.

Die Armen der Welt werden versuchen sich das zu holen, was ihnen nach ihrer Ansicht zusteht. Das ist fast zwingend mit Gewalt verbunden, wird aber mit Gewalt nicht erreichbar sein. So können wir uns, nach meiner Ansicht, auch weiterhin auf unruhige Jahre einstellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Louiz30!

Du sprichst das aus, was ich denke. Sinngemäß. Ich könnte es nie so treffend formulieren.
Bin ja nur eine Eule, die Dich herzlichst grüßt.
 
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Ich hatte mal das Glück...

...den brasilianischen Kulturminister (1993) treffen zu können.

Er war ein Lichtblick, leider nicht mit allzuviel Macht, oder sogar besser,
sodaß er einem erhalten bleibt, wie er ist? ;0)

Er kam aus ARMEN Verhältnissen, spiegelte also nicht die übliche
Muff-Liga von BWLern und Juristen wieder.

Aber er hatte den Kern ihres SCHEINBAR heftigen Streitens und
Verhandels schnell durchschaut.

Er sagte:

"Jeden Tag muss sich etwas ändern,
damit Alles so bleibt wie es ist."


Glaubt ihr, das gilt auch für Teutonistan?
 
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