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Stigmatisierung

AW: Stigmatisierung

... Anstatt von einem faulen Charakter auszugehen. Und das Problem ist gerade, dass wenn wir schön sortieren und die psychisch Kranken keine Möglichkeit bekommen, sich in die Gesellschaft zu integrieren, meines Erachtens einer Genesung entgegen gewirkt wird.


Sie sehen das alles ja ziemlich ... selbst zusammengebastelt. Ansonsten würde mir einfallen, was auch gerne einigen Gesellschaftsbastlern bei Arbeitslosen einfällt: Sie, die Psychopathen, können ja die Parks fegen oder in Kneipen kontrollieren, ob keiner raucht.

Ich hatte es bis heute nicht gehört, daß man gestörten Menschen einen faulen Charakter nachsagt. Fauler Charakter ... haben Sie sich das ausgedacht?
 
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AW: Stigmatisierung

Ich habe von psychisch Gestörten geschrieben, nicht von Stigmatisierten, ich sehe das nicht so leidenschaftlich.

Ja, man liest immer wieder solche Vorstellungen. Psychisch Gestörte haben einfach kein Gefühl dafür, wann die Störung auftritt. Umso wichtiger ist es, ihr Stigma nicht einfach abzulehnen.

Der Gutachter
 
AW: Stigmatisierung

Es gibt die Eigenwahrnehmung. Es gibt die Fremdwahrnehmung. Und was die Menschen miteinander verbindet, ist ihre Unfähigkeit, zu sehen, daß beide Wahrnehmungen zur Hälfte falsch sind.

Der Gutachter

darauf will ich mal "kurz" was einwerfen...

ein gesunder mensch kann durchaus zwischen selbst- und fremdwahrnehmung differenzieren, das auseinanderhalten, das ich und du zumindest abgegrenzt sehen - theoretisch jedenfalls. auch wenn es sich immer leicht vermischen mag durch subjektive interpretationen. bei einem gesunden menschen ist aber möglicherweise eine durchaus vorhandene antenne einfach nicht aktiviert.

bei einer psychose ist ein symptom bspw. sogenannte ich-störungen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ich-Störung

für einen psychotiker sind ich und du ein untrennbar miteinander verwobenes großes ganzes, alles wirkt wie durchprogrammiert ineinanderlaufend - jede aktion, jedes wort das aufgefasst wird und vielleicht sogar jedes ding das rumliegt. jedes detail, dessen kausaler zusammenhang nach "normalen" gesichtspunkten noch so unwahrscheinlich ist, wirkt kausal und es wirkt auch so, als ob dies auch genau so seinen sinn hat - wenn auch nen ganz verückten sinn, den nur der psychotiker selbst versteht, wenn er ihn bewertet (hier gehts in die interpretation rein). alles wirkt irgendwie wie zur richtigen zeit am richtigen ort platziert und wie für den persönlichen beobachter bestimmt.

ich kanns leider nicht besser ausdrücken, jedenfalls nicht jetzt, müsste da länger drüber nachbrüten, weil ein solches erleben einfach schwer in worte zu fassen ist.

soviel zum prinzipiellen einer psychose, in eigenen worten zwar, aber es wird psychotiker geben, die diese beschreibung nachvollziehen können.

ein psychotiker fühlt sich dem daher leicht ausgeliefert, es entstehen daher auch so dinge wie verfolgungswahn oder beeinflussungswahn oder religiöser wahn (was es halt alles gibt), weil der eindruck: "alle anderen spielen da mit, funktionieren wie ein uhrwerk, ich kenne aber diese spielregeln nicht - als einziger - also muss da irgend eine verschwörung im gang sein" entsteht - quasi wird dem "du" gerne mal ein bewusstes handeln unterstellt.

kann ja sein, dass es tatsächlich so ist, wie es zumindest aus psychotischem blickwinkel erlebt wird. vielleicht spielt alles irgendwie zusammen und vielleicht ist auch unsere natur wie ein riesiges uhrwerk und die menschen, die sich täglich auf den straßen begegnen wie ein riesiger scharm, in dem jeder seine aufgabe fürs große ganze erfüllt und gar nicht so unabhängig ist, wie er meint. falls es so ist, hat ja auch alles einen nicht zu erfassenden oder interpretierbaren sinn, dieser das wäre jedenfalls daraus schließbar. dann spielen alle da zwar wirklich mit, aber da die mechanik des uhrwerks eben viel zu komplex ist spielen sie unwissend it unwissend, sprich, keiner kennt die spielregeln, aber funktioniert trotzdem als rädchen im system.

ich halte das zumindest für wahrscheinlicher, als diese wahrnehmungen einfach als "wahn" abzutun, zumal jeder schizzo diese prinzipiell ja ähnlich erlebt.

wenn ein psychotiker sich diesen gedanken in akuten phasen bewusst machen könnte, würde er vielleicht auch wahrnehmen können und sehen, dass da keine verschwörung oder ähnliche unbekannte großmächte am werk sind, sondern keiner wirklich nen plan hat, was hier eigentlich wirklich vor sich geht.

ich denke auf die angst - weil das was passiert so unmöglich und unrealistisch erscheint, aber man es dennoch erlebt und es daher so überwältigend wirkt und auch bedrohlich - sind auch einige andere symptome zurückzuführen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Symptome_und_Diagnose_der_Schizophrenie

das sind meine eigenen gedanken hierzu, aber ohne endgültigkeitsanspruch. ich halte diese ganze art der wahrnehmung für so megakomplex und aus dem normalen erleben heraus auch so durchgeknallt, dass ich wahrscheinlich noch mein ganzes leben nach erklärungen abseits einer diagnose suchen werde. ob das erkenntnistheoretisch beleuchtet, untermauert oder vielleicht auch widerlegt wurde, weiß ich leider nicht - parallelen fand ich, aber eher in science-fiction geschichten in bildern verpackt als in erkenntnistheoretischen erörterungen.

das hat jetzt aber alles nichts mit stigmatisierung zu tun - bzw. hat es schon, weil man natürlich über solche dinge nicht im smalltalk mit freunden sprechen kann, da diese themen leicht inne bestimmte - verrückte - ecke geschoben werden.
 
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AW: Stigmatisierung

ein gesunder mensch kann durchaus zwischen selbst- und fremdwahrnehmung differenzieren, das auseinanderhalten, das ich und du zumindest abgegrenzt sehen - theoretisch jedenfalls. auch wenn es sich immer leicht vermischen mag durch subjektive interpretationen. bei einem gesunden menschen ist aber möglicherweise eine durchaus vorhandene antenne einfach nicht aktiviert.

bei einer psychose ist ein symptom bspw. sogenannte ich-störungen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ich-Störung

für einen psychotiker sind ich und du ein untrennbar miteinander verwobenes großes ganzes, alles wirkt wie durchprogrammiert ineinanderlaufend - jede aktion, jedes wort das aufgefasst wird und vielleicht sogar jedes ding das rumliegt. jedes detail, dessen kausaler zusammenhang nach "normalen" gesichtspunkten noch so unwahrscheinlich ist, wirkt kausal und es wirkt auch so, als ob dies auch genau so seinen sinn hat - wenn auch nen ganz verückten sinn, den nur der psychotiker selbst versteht, wenn er ihn bewertet (hier gehts in die interpretation rein). alles wirkt irgendwie wie zur richtigen zeit am richtigen ort platziert und wie für den persönlichen beobachter bestimmt.

ich kanns leider nicht besser ausdrücken, jedenfalls nicht jetzt, müsste da länger drüber nachbrüten, weil ein solches erleben einfach schwer in worte zu fassen ist.

soviel zum prinzipiellen einer psychose, in eigenen worten zwar, aber es wird psychotiker geben, die diese beschreibung nachvollziehen können.

ein psychotiker fühlt sich dem daher leicht ausgeliefert, es entstehen daher auch so dinge wie verfolgungswahn oder beeinflussungswahn oder religiöser wahn (was es halt alles gibt), weil der eindruck: "alle anderen spielen da mit, funktionieren wie ein uhrwerk, ich kenne aber diese spielregeln nicht - als einziger - also muss da irgend eine verschwörung im gang sein" entsteht - quasi wird dem "du" gerne mal ein bewusstes handeln unterstellt.

kann ja sein, dass es tatsächlich so ist, wie es zumindest aus psychotischem blickwinkel erlebt wird. vielleicht spielt alles irgendwie zusammen und vielleicht ist auch unsere natur wie ein riesiges uhrwerk und die menschen, die sich täglich auf den straßen begegnen wie ein riesiger scharm, in dem jeder seine aufgabe fürs große ganze erfüllt und gar nicht so unabhängig ist, wie er meint. falls es so ist, hat ja auch alles einen nicht zu erfassenden oder interpretierbaren sinn, dieser das wäre jedenfalls daraus schließbar. dann spielen alle da zwar wirklich mit, aber da die mechanik des uhrwerks eben viel zu komplex ist spielen sie unwissend it unwissend, sprich, keiner kennt die spielregeln, aber funktioniert trotzdem als rädchen im system.

ich halte das zumindest für wahrscheinlicher, als diese wahrnehmungen einfach als "wahn" abzutun, zumal jeder schizzo diese prinzipiell ja ähnlich erlebt.

wenn ein psychotiker sich diesen gedanken in akuten phasen bewusst machen könnte, würde er vielleicht auch wahrnehmen können und sehen, dass da keine verschwörung oder ähnliche unbekannte großmächte am werk sind, sondern keiner wirklich nen plan hat, was hier eigentlich wirklich vor sich geht.

ich denke auf die angst - weil das was passiert so unmöglich und unrealistisch erscheint, aber man es dennoch erlebt und es daher so überwältigend wirkt und auch bedrohlich - sind auch einige andere symptome zurückzuführen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Symptome_und_Diagnose_der_Schizophrenie

das sind meine eigenen gedanken hierzu, aber ohne endgültigkeitsanspruch. ich halte diese ganze art der wahrnehmung für so megakomplex und aus dem normalen erleben heraus auch so durchgeknallt, dass ich wahrscheinlich noch mein ganzes leben nach erklärungen abseits einer diagnose suchen werde. ob das erkenntnistheoretisch beleuchtet, untermauert oder vielleicht auch widerlegt wurde, weiß ich leider nicht - parallelen fand ich, aber eher in science-fiction geschichten in bildern verpackt als in erkenntnistheoretischen erörterungen.

das hat jetzt aber alles nichts mit stigmatisierung zu tun - bzw. hat es schon, weil man natürlich über solche dinge nicht im smalltalk mit freunden sprechen kann, da diese themen leicht inne bestimmte - verrückte - ecke geschoben werden.

Ich kann deine Überlegungen voll und ganz bestätigen. Das menschliche Bewußtsein verfügt über sehr raffinierte Einrichtungen, um sich vor negativen Einflüssen zu schützen. Jedoch muß die Entwicklung eines Bewußtseinzustands, der aus der Sicht des Bewußtseins ein Schutz ist, aus der Sicht der Außenwelt nicht wie ein solcher aussehen.

Der Gutachter
 
AW: Stigmatisierung

Jedoch muß die Entwicklung eines Bewußtseinzustands, der aus der Sicht des Bewußtseins ein Schutz ist, aus der Sicht der Außenwelt nicht wie ein solcher aussehen.
Warum sollte er denn auch!?
Schützt sich nicht jeder auf die eine oder andere Art und sei es, sich so darzustellen, als sei er nicht schutzbedürftig?
@Dissidentin
Deine Überlegungen kenne ich - die Welt eventuell als ein gigantisches Regelwerk, das nach bestimmten Kausalprinzipien abläuft.
Wir werden da reingeschmissen per Geburt und vom ersten Moment an durch soziale Gegebenheiten, auf die wir keinerlei Einfluss haben, geprägt.
Eine muslimische Frau in Afghanistan nimmt die Welt anders wahr als eine privilegierte Europäerin, eine schöne Frau anders als eine unscheinbare, ein reicher Mensch anders als ein armer, ein in der Kindheit missbrauchter anders als ein geschätzter und angenommener.
Vielleicht/wahrscheinlich/ hoffentlich? gibt es Gründe für diese offensichtlichen Diskrepanzen/Ungerechtigkeiten? die eklatant unterschiedliche Welten in den Köpfen hervorrufen und leider auch zementieren.
Wer will da urteilen?
Vor allem, wer kennt die Initiatoren dieses undurchschaubaren, komplexen Regelwerks und ihre Beweggründe?
 
AW: Stigmatisierung

Warum sollte er denn auch!?
Schützt sich nicht jeder auf die eine oder andere Art und sei es, sich so darzustellen, als sei er nicht schutzbedürftig?

Schizophrenia Fortunae. Der Wirklichkeitsverlust aufgrund übersteigerter Identifikation mit einem höheren ("göttlichen") und allmächtigen Wesen ("Beherrscherin des Schicksals"). Im akuten Zustand kann der Staat die aufsichtsführende Rolle des Beschützers übernehmen.

Der Gutachter
 
AW: Stigmatisierung

Ich kann deine Überlegungen voll und ganz bestätigen. Das menschliche Bewußtsein verfügt über sehr raffinierte Einrichtungen, um sich vor negativen Einflüssen zu schützen. Jedoch muß die Entwicklung eines Bewußtseinzustands, der aus der Sicht des Bewußtseins ein Schutz ist, aus der Sicht der Außenwelt nicht wie ein solcher aussehen.

Der Gutachter

man könnte ja fragen, welche bewusstseinsäußerungen denn nun wirklich einem schutz dienen, die angelernten, als gemeinsam betitelten anschauungen oder solche grenzen eher auflösende psychosewahrnehmungen?
ich würd mich da jetzt nicht festlegen wollen, weder auf eins, noch aufs andere...

Deine Überlegungen kenne ich - die Welt eventuell als ein gigantisches Regelwerk, das nach bestimmten Kausalprinzipien abläuft.
Wir werden da reingeschmissen per Geburt und vom ersten Moment an durch soziale Gegebenheiten, auf die wir keinerlei Einfluss haben, geprägt.
Eine muslimische Frau in Afghanistan nimmt die Welt anders wahr als eine privilegierte Europäerin, eine schöne Frau anders als eine unscheinbare, ein reicher Mensch anders als ein armer, ein in der Kindheit missbrauchter anders als ein geschätzter und angenommener.

das sind aber regeln, auf die sich der jeweilige kulturkreis geeinigt oder die auf verschiedenen lebenserfahrungen basieren, die welten sind zwar individuell auch verschieden, aber es gibt trotzdem noch die gemeinsame, auf basis der auch kommuniziert werden kann - ich würde das jetzt wieder als interpreationen sehen, die jeder mensch auf basis seines jeweiligen hintergrundes einbaut.

wenn jetzt nun ne iranerin und ne amerikanerin psychotisch wird, folgen der grundsätzliche blickwinkel und das erleben ähnlichen prinzipien, die inhaltliche bewertung dieses erlebens erfolgt aber wiederum je nach persönlichem hintergrund.


Vielleicht/wahrscheinlich/ hoffentlich? gibt es Gründe für diese offensichtlichen Diskrepanzen/Ungerechtigkeiten? die eklatant unterschiedliche Welten in den Köpfen hervorrufen und leider auch zementieren.

ich denk auch, dass es da gründe gibt. und gerade um dieses bewerten gehts ja, wäre es möglich das sein zu lassen, würden diese erfahrungen möglicherweise auch nicht so beängstigend wirken und man könnte ihnen vielleicht mal ganz sachlich auf den grund gehen.

das ist vielleicht ein utopischer gedanke, da die schubladen wieder abzubauen, wir ja in dieser angefertigten und mit auslegungen versehenen welt leben, aber trotzdem nicht unbedingt ein verkehrter gedanke.

Wer will da urteilen?

bestenfalls eben gar keiner - man könnte versuchen das beurteilen zu lassen, dafür versuchen es wertfrei einfach nur zu betrachten

Vor allem, wer kennt die Initiatoren dieses undurchschaubaren, komplexen Regelwerks und ihre Beweggründe?

wenn du initiatoren vermutest, würdest du paranoid werden wenn du so eine phase durchlebst. da gibst du quasi deine eigene macht an etwas höheres ab und wahnvorstellungen haben einen boden.

wenn es möglich wäre statt irgendwelcher initiatoren es während dem erleben so zu sehen, dass es eben einfach so läuft, aber da kein puppenspieler an dir die fäden zieht, sondern es einfach deiner natur entspricht zwar ein teil dieses systems zu sein, aber wiederum der ganze motor in dir vereint ist, wäre es schon ein fortschritt, weil die angstbesetzten interpretationen bezogen auf höhere mächte, götter oder verschwörungen in den hintergrund treten würden.

das ist natürlich nur rumfilmerei, also ich halte das wie gesagt für utopisch dass es schule macht - aber das heißt ja nicht, dass es nicht trotzdem als ne kleine hilfemaßnahme in den raum geworfen werden kann für einzelne angehende psychotiker :)
 
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AW: Stigmatisierung

man könnte ja fragen, welche bewusstseinsäußerungen denn nun wirklich einem schutz dienen, die angelernten, als gemeinsam betitelten anschauungen oder solche grenzen eher auflösende psychosewahrnehmungen?
ich würd mich da jetzt nicht festlegen wollen, weder auf eins, noch aufs andere...

Umso wichtiger, daß diese Bewusstseinsäußerungen hier im Forum ihren Platz finden. Nicht der Inhalt erzählt, sondern die epische Breite. Es braucht viel Textarbeit, bis sich differentialdiagnostisch eine Psychose von einer Persönlichkeitsstörung eindeutig unterscheiden läßt.

Der Gutachter
 
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