AW: Psychische Krankheiten - nur Charakterzüge?
Das wird ja, wie Du erwähnst, bereits berücksichtigt.
Vor allem die Gutachter müssen die Frage nach der Schuldfähigkeit klären. Nicht schuldfähig ist man in aller Regel dann, wenn eine Tat im Stadium einer akuten Psychose geschah (drogeninduziert oder krankheitsbedingt). Eine Psychose ist definiert über den Realitätsverlust.
Die Grenze zwischen Psychopathologie und Spinnerei ist sicher fließend. Durch die Jahrhunderte wurden immer andere Kriterien als krank oder gesund erklärt.
Und – wo wären wir ohne „psychisch Kranke“? Nicht nur in der Kunst, auch Politiker, Wissenschaftler und Philosophen haben in einem teilweise ganz erheblichen Ausmaß an Psychopathologien gelitten und sind nicht selten als bahnbrechend bekannt geworden.
Was normal und gesund ist, ist etwas, was die Gesellschaft festlegt und stellvertretend für uns alle diejenigen Experten, von denen im allgemeinen angenommen wird, sie verstünden etwas von der Sache.
Es lohnt sich also genauer hinzuschauen, blinde Gläubigkeit scheint mir hier ebenso unangebracht zu sein, wie Kritik aus Prinzip.
Man sollte in diesem Zusammenhang auch die Eigenschaften harmlos, gefährlich und schlecht hereinbringen.
Vor einigen Jahren gab es einen Fall, in dem nachweislich ein Kleinkind von einem Erwachsenen an die Wand geschleudert wurde.
Macht das ein Mensch bewusst, ist er böse bzw. schlecht; hat er im Augenblick der Tat nicht gewusst, was er tut, ist er psychisch krank.
Dabei ist mir voll bewusst, dass hier die Unterscheidung viel Menschenkenntnis und Entscheidungsstärke verlangt; ich möchte jedenfalls nicht in der Haut des Richters stecken, der diese Entscheidung treffen muss. Klar ist hingegen für mich, dass der Kinder-an-die-Wand-Werfer von der übrigen Gesellschaft isoliert gehört.
Das wird ja, wie Du erwähnst, bereits berücksichtigt.
Vor allem die Gutachter müssen die Frage nach der Schuldfähigkeit klären. Nicht schuldfähig ist man in aller Regel dann, wenn eine Tat im Stadium einer akuten Psychose geschah (drogeninduziert oder krankheitsbedingt). Eine Psychose ist definiert über den Realitätsverlust.
Ich möchte hier auch "Waluliso" (= Abkürzung für Wald Luft Licht Sonne) erwähnen, einen (bereits verstorbenen) ehemaligen Eisenbahner mit Wohnsitz in Wien. Besagter verkleidete sich in seiner Freizeit mit einer Art Kittel, trug einen Stab und hatte immer Äpfel bei sich, die er an alle möglichen Leute verteilte. Er bereiste auch die halbe Welt und appellierte immer wieder an das Gewissen der Menschen und forderte sie zu guten Taten auf (ohne sich auf eine bestimmte Religion zu beschränken). Oft wurde er belächelt und auch ein Spinner genannt. Ich selbst konnte ihn weder lieben noch achten, sehr wohl aber tolerieren. Er tat niemandem etwas zu leide und war harmlos. Er war eben anders als die meisten anderen Menschen.
Die Grenze zwischen Psychopathologie und Spinnerei ist sicher fließend. Durch die Jahrhunderte wurden immer andere Kriterien als krank oder gesund erklärt.
Und – wo wären wir ohne „psychisch Kranke“? Nicht nur in der Kunst, auch Politiker, Wissenschaftler und Philosophen haben in einem teilweise ganz erheblichen Ausmaß an Psychopathologien gelitten und sind nicht selten als bahnbrechend bekannt geworden.
Was normal und gesund ist, ist etwas, was die Gesellschaft festlegt und stellvertretend für uns alle diejenigen Experten, von denen im allgemeinen angenommen wird, sie verstünden etwas von der Sache.
Es lohnt sich also genauer hinzuschauen, blinde Gläubigkeit scheint mir hier ebenso unangebracht zu sein, wie Kritik aus Prinzip.