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Psychische Krankheiten - nur Charakterzüge?

AW: Psychische Krankheiten - nur Charakterzüge?

Man sollte in diesem Zusammenhang auch die Eigenschaften harmlos, gefährlich und schlecht hereinbringen.

Vor einigen Jahren gab es einen Fall, in dem nachweislich ein Kleinkind von einem Erwachsenen an die Wand geschleudert wurde.

Macht das ein Mensch bewusst, ist er böse bzw. schlecht; hat er im Augenblick der Tat nicht gewusst, was er tut, ist er psychisch krank.

Dabei ist mir voll bewusst, dass hier die Unterscheidung viel Menschenkenntnis und Entscheidungsstärke verlangt; ich möchte jedenfalls nicht in der Haut des Richters stecken, der diese Entscheidung treffen muss. Klar ist hingegen für mich, dass der Kinder-an-die-Wand-Werfer von der übrigen Gesellschaft isoliert gehört.

Das wird ja, wie Du erwähnst, bereits berücksichtigt.
Vor allem die Gutachter müssen die Frage nach der Schuldfähigkeit klären. Nicht schuldfähig ist man in aller Regel dann, wenn eine Tat im Stadium einer akuten Psychose geschah (drogeninduziert oder krankheitsbedingt). Eine Psychose ist definiert über den Realitätsverlust.

Ich möchte hier auch "Waluliso" (= Abkürzung für Wald Luft Licht Sonne) erwähnen, einen (bereits verstorbenen) ehemaligen Eisenbahner mit Wohnsitz in Wien. Besagter verkleidete sich in seiner Freizeit mit einer Art Kittel, trug einen Stab und hatte immer Äpfel bei sich, die er an alle möglichen Leute verteilte. Er bereiste auch die halbe Welt und appellierte immer wieder an das Gewissen der Menschen und forderte sie zu guten Taten auf (ohne sich auf eine bestimmte Religion zu beschränken). Oft wurde er belächelt und auch ein Spinner genannt. Ich selbst konnte ihn weder lieben noch achten, sehr wohl aber tolerieren. Er tat niemandem etwas zu leide und war harmlos. Er war eben anders als die meisten anderen Menschen.

Die Grenze zwischen Psychopathologie und Spinnerei ist sicher fließend. Durch die Jahrhunderte wurden immer andere Kriterien als krank oder gesund erklärt.
Und – wo wären wir ohne „psychisch Kranke“? Nicht nur in der Kunst, auch Politiker, Wissenschaftler und Philosophen haben in einem teilweise ganz erheblichen Ausmaß an Psychopathologien gelitten und sind nicht selten als bahnbrechend bekannt geworden.

Was normal und gesund ist, ist etwas, was die Gesellschaft festlegt und stellvertretend für uns alle diejenigen Experten, von denen im allgemeinen angenommen wird, sie verstünden etwas von der Sache.

Es lohnt sich also genauer hinzuschauen, blinde Gläubigkeit scheint mir hier ebenso unangebracht zu sein, wie Kritik aus Prinzip.
 
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AW: Psychische Krankheiten - nur Charakterzüge?

Woher kommt das eigentlich, daß es immer mehr psychisch Kranke gibt?

Was ist mit antiautoritärer Erziehung? Sind diese Menschen wirklich auf das Leben vorbereitet?
Sind sie nicht etwa verweichlicht?
Einer, der ein Kind an die Wand wirft, ist wohl der Meinung er darf alles?

Fragt doch mal die Leute (ob Ost, ob West), die den Krieg überstanden haben, die nach dem Krieg
ihr Leben bestreiten mußten, die während und nach dem Krieg aufgewachsen sind. Waren das nicht
schlechtere Zeiten? Fragt die Leute die nach dem Krieg in der DDR ihr Leben, ihre Familie aufbauen mußten.

Wieviele von all denen waren oder sind psychisch krank?

Als Kinder mußten wir spuren. Sonst wäre es uns allen (Mutter und Kindern) schlecht gegangen.
 
AW: Psychische Krankheiten - nur Charakterzüge?

Hi
Man sollte in diesem Zusammenhang auch die Eigenschaften harmlos, gefährlich und schlecht hereinbringen.

Vor einigen Jahren gab es einen Fall, in dem nachweislich ein Kleinkind von einem Erwachsenen an die Wand geschleudert wurde.

Macht das ein Mensch bewusst, ist er böse bzw. schlecht; hat er im Augenblick der Tat nicht gewusst, was er tut, ist er psychisch krank.
Zeili

Ist nicht jemand, der ein Kind bewusst an die Wand schleudert, auch psychisch krank?
Ich meine, ist 'böse sein' nicht auch eine Form von krank sein?
oder einfach nur eine Entscheidung, die man auch als gesunder Mensch treffen kann?
 
AW: Psychische Krankheiten - nur Charakterzüge?

Hi


Ist nicht jemand, der ein Kind bewusst an die Wand schleudert, auch psychisch krank?
Ich meine, ist 'böse sein' nicht auch eine Form von krank sein?
Ich finde nicht; man sollte zwischen krank und schlecht schon unterscheiden. Der Kranke soll auch gesund werden, während der Schlechte reuig werden (sein) soll.

oder einfach nur eine Entscheidung, die man auch als gesunder Mensch treffen kann?
Könntest Du diese Frage etwas präzisieren ?

:verwirrt1 Zeili
 
AW: Psychische Krankheiten - nur Charakterzüge?

Da tauchen auf einmal ganz viele verschiedene Themen auf.

Die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) ist eine Vereinbarung
auf der Welt um nachgewiesene Realitäten zu beschreiben die für alle Menschen
gilt unabhängig von Glauben und Religion im Gegensatz zum Begriff Seele z.B..
Es gibt noch mehr solcher Vereinbarungen wie z.B. DSM IV

Kind an die Wand, es kommt im Film "1900" vor von Bernardo Bertolucci.
Wenn ein Mensch einen anderen Menschen ermordet egal mit welchem Alter
ist eine genaue Untersuchung notwendig welche psychologischen Motive
dazu geführt haben. Ist es im Affekt passiert war der Täter höchstwahrscheinlich
schon so weit in die Enge getrieben und isoliert, dass ihm scheinbar kein
anderer Ausweg blieb. Da wäre zur Behandlung Isolation das Falsche, im
Gegenteil, es wäre ein wieder Aufnehmen in die Gemeinschaft heilsam.
Ist der Täter allerdings ein Psychopath ohne Empathie der seine Morde mit
einem Lustgefühl ausführt ist eine Isolierung von der Gemeinschaft
unumgänglich. Eine Behandlung ist schwierig und kaum von Erfolg gekrönt
denn dieser Täter bereut nichts, er kann sich nur als 'Vernichter' aushalten.

Was gut und böse angeht lässt es sich nicht trennen, in jedem Menschen
sind gute und böse Anteile, es kommt auf die Gene, die Erziehung und die
Umwelt an was stärker ausgeprägt ist und es kann schwanken bei einem
Menschen im Laufe der Zeit.
Ein erwachsener Mensch kann Einfluss nehmen auf das Unbewusste indem
er die Bereiche die für den Alltag im Umgang notwendig sind sich bewusst
macht, reflektiert und so auf Gut und Böse gestaltend einwirkt.
Kinder können das noch nicht, sie ahmen nach was sie erleben.

Das erklärt warum viele Hollywood-Filme mit klar getrennten guten
sowie bösen Figuren und meist einem Happy End so wunderschön unterhaltsam
sind als Märchen weit ab vom Alltag jedoch man nichts über das Leben lernt
oder einen Umgang mit den eigenen inneren ambivalenten Kräften.
Die Welt ist nicht gut oder böse sondern sie ist gut und böse,
das betrifft jeden, damit sollte man einen Umgang finden.
 
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AW: Psychische Krankheiten - nur Charakterzüge?

Hallo !

Man sollte in diesem Zusammenhang auch die Eigenschaften harmlos, gefährlich und schlecht hereinbringen.
Ja wehret den Anfängen Zeilinger, von erst ganz harmlos, geht es meist leicht und schleichend über zu übel und gefährlich und dann wird es tödlich. Aber der Tod hat eben nicht das letzte Wort und wir haben die Chance alle unsere Gedanken und Sinne zusammen zu nehmen und neu nachzudenken, wie dem Unheil Einhalt geboten werden kann.
Für mich hat das Unheil mit Verboten begonnen.

Vor einigen Jahren gab es einen Fall, in dem nachweislich ein Kleinkind von einem Erwachsenen an die Wand geschleudert wurde.
Hast Du mal gefragt, was ihm als Kind passiert ist. Meine Cousine erzählte mir, dass sie von meiner österreichischen Tante, ihrer Mutter mit den Füßen ins Kinderzimmer getreten wurde. Sie sei dann heulend zu ihrem Therapeuten gefahren, als sie gemerkt hatte, dass sie anfing mit ihren eigenen Kindern genauso umzugehen.

Macht das ein Mensch bewusst, ist er böse bzw. schlecht; hat er im Augenblick der Tat nicht gewusst, was er tut, ist er psychisch krank.
Wer oder was hat ihn dazu getrieben? Die Frage wird einfach nicht gestellt und wie wehre ich den Anfängen? :wut3:

Dabei ist mir voll bewusst, dass hier die Unterscheidung viel Menschenkenntnis und Entscheidungsstärke verlangt; ich möchte jedenfalls nicht in der Haut des Richters stecken, der diese Entscheidung treffen muss. Klar ist hingegen für mich, dass der Kinder-an-die-Wand-Werfer von der übrigen Gesellschaft isoliert gehört.
Ach ja? und warum ist Dir das so klar? Mir ist dagegen klar, dass eine Gesellschaft, die Gefühle so isoliert, tabuisiert geschlossen in den Knast gehört. Denn die meisten Menschen sind gefangen in ihrem Schmerz. So ein Mensch ist nur der Ausdruck von dem was in unserer Gesellschaft an unterdrückten Gefühlen virulent ist und diese Unterdrückung trifft immer die Schwächsten zu erst.

Ich möchte hier auch "Waluliso" (= Abkürzung für Wald Luft Licht Sonne) erwähnen, einen (bereits verstorbenen) ehemaligen Eisenbahner mit Wohnsitz in Wien. Besagter verkleidete sich in seiner Freizeit mit einer Art Kittel, trug einen Stab und hatte immer Äpfel bei sich, die er an alle möglichen Leute verteilte. Er bereiste auch die halbe Welt und appellierte immer wieder an das Gewissen der Menschen und forderte sie zu guten Taten auf (ohne sich auf eine bestimmte Religion zu beschränken). Oft wurde er belächelt und auch ein Spinner genannt.
Das ist doch eine enorme Leistung für einen einzelnen Menschen, findest Du nicht?

Ich selbst konnte ihn weder lieben noch achten, sehr wohl aber tolerieren. Er tat niemandem etwas zu leide und war harmlos. Er war eben anders als die meisten anderen Menschen. Liebe Grüße Zeili

Ja und diese Einstellung trifft genau die Haltung, die die meisten "toleranten" Menschen haben. Ich fürchte nur hier wird der Begriff Toleranz über strapaziert. In Richtung wahrnehmen zur Kenntnis nehmen und gar keine Haltung dazu zu beziehen. Unter Toleranz verstehe ich, dass da ein Mensch ist, der anders lebt als ich und es noch nicht einmal verstehe, dass er so lebt und warum er so lebt. Ich könnte so nicht leben. Dann ergibt sich daraus die Frage, wie will ich denn leben? Echte Toleranz schließt Achtung und Respekt mit ein. Die fehlt mir hier bei Dir, Zeilinger! Ich wünsche Dir und mir, dass Du sie noch entwickeln kannst.

Ansonsten verweise ich auf den sehr guten Beitrag von fluuu, dort wurde alles gesagt, nur die Heilung kann eben immer nur durch das persönliche Angebot geschehen, die jedem Menschen persönlich gemacht werden kann und auch sollte. Der Versuch gesunde Beziehungen herzustellen zu sich und seiner Umwelt kann schon Wunder bewirken. Davon sind wir hier anscheinend noch Lichtjahre entfernt. Was aber nichts macht. Denn das Leben, die Liebe oder auch Gott werden das vollenden, was wir hier unten mit gutem Willen beginnen.

:liebe: :geist: :schaf: rg​
 
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