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Soll oder muss der Mensch Objektivität anstreben

AW: Soll oder muss der Mensch Objektivität anstreben

die physikalischen Gesetze sind subjektiv,
da sie mit Größen (Werturteilen!) hantieren,
die willkürlich festgelegt wurden

die objektive Wahrheit für Physiker besteht darin,
eine Maschine zum Laufen zu bringen

was funktioniert, ist wahr

Die physikalischen Gesetze sind objektiv.
Die Grössen, mit denen die Physiker hantieren, widerspiegeln diese Objektivität.

Würde es sonst gelingen, eine Maschine zum Laufen zu bringen?

Gruss
Hartmut
 
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AW: Soll oder muss der Mensch Objektivität anstreben

Würde es sonst gelingen, eine Maschine zum Laufen zu bringen?

gelingt das überALL im Weltraum?

eben nicht

es gelingt unter bestimmten Bedingungen
(das wurde zuvor experimentell überprüft)

über das Warum trifft das Experiment keine Aussage

es kann sein,
daß unterschiedliche Kulturen (= verschiedene Bedingungen, Außeridische?)
zu identischen Ergebnissen kommen (= identische Formelsammlungen)

wahrscheinlicher sind jedoch komplett verschiedene Ergebnisse
die sich nur unter einem ALLumfassenden Blickwinkel (Theorie) ähneln
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Soll oder muss der Mensch Objektivität anstreben

Ich bemerke schon seit längerer Zeit, dass man sich zu einer objektiven Betrachtungsweise nicht bekennen will. Ja, man meint sogar, dass es Objektivität gar nicht gäbe, also alles wäre subjektiv.

Eine berechtigte, ja, notwendige Frage, die im Keime ein ethisches Prinzip in sich trägt, denn innerhalb dieser Fragestellung schlummert der Toleranzgedanke. Während der größte Teil der Menschheit an unumstößliche Wahrheiten glaubt, die also rein objektiv zu bewerten seien, bleibt das Subjektive privat und wird bespöttelt.

Was wir Objektivität nennen, ist ein Sammelsurium gleicher oder gleichartiger subjektiver Anschauungen. Eine hohe Dichte an gleichgearteten Sichtweisen subjektiven Charakters, nennen wir objektiv. Jede Erkenntnis aber wird durch das Subjekt erzielt, der Einzelne ist Basis des Erkennens.

Betrachten wir einen roten Apfel, so wird das Rote erst dann zur allgemeingeltenden Gewißheit, wenn mehrere subjektive Blicke dies bestätigen. Zwar mögen verschiedene Individuen das Rote anders interpretieren, als Rötliches oder gar als einen gänzlich anderen Farbton, doch steht eine Mehrheit zum Roten, so spricht man gemeinhin von Objektivität.

Objektivität ist also keine unumstößliche Erkenntnis oder gar Wahrheit, sondern ein pluralistisches Gebilde. Das Votum vieler Subjektivmeinungen bildet ein Objektives. Erscheinen dann an den Rändern des Objektiven andere Sichtweisen, wertet man dies als abweichende, eben subjektive Interpretationen eines Sachverhalts.

Da dem Objektiven also ein stiller und unbewußter Konsens vorausgeht, darf es nicht als Erkenntnis a priori betrachtet werden, welche nur noch zu erzielen sei, aber ohne Menschenwissen schon immer Gültigkeit hatte. Selbst Unumstößliches, wie der tägliche Sonnenaufgang, ist nicht objektiv faßbar, sondern - hier an David Hume erinnernd - Wissen, welches durch subjektive Erfahrung und Gewohnheit in sich gefestigt wurde.

Die Erkenntnis, wonach Objektivität nur eine "Union des gleichgerichteten Subjektiven" sei, birgt den Toleranzgedanken in sich. Wo erkannt wird, daß nichts absolut wahr, vorbehaltslos wirklich ist, dort wird der Ansicht des Einzelnen Respekt gezollt; dort maßt man sich nicht an, eine geoffenbarte Weisheit verkünden zu müssen, die jeden Abweichler auf Linie zu bringen hat.

Gegensätzlich verängstigter Meinung, ein Mangel an wahrhafter Objektivität sei ein Trauerspiel, damit die Erklärung der Welt eine Unmöglichkeit, stellt der Zustand der "unierten Subjektivität" zu einem dialektischen Höheren eine Chance dar. Diese Einsicht erlaubt uns, vorurteilsfrei an Bewertungen heranzugehen, ein vernünftiges Maß Toleranz zu verwirklichen. Keine wirklichen Wahrheiten benennen zu können ist kein Makel, auch wenn es aus dem wissenschaftlichen Lager einem Fiasko gleichkommt.

Der Vollständigkeit halber sei angemerkt: Da jede Erkenntnis auf Subjektivität basiert, da die oben dargelegte Ansicht zum Subjekt-Objekt ebenso subjektiv gefärbt ist, kann diese gleichermaßen pluralistisch abgesegnet werden oder eben nicht. In konsequenter Haltung sind also die obigen Zeilen nicht als Weisheit letzter Schluß zu sehen, sondern als mögliche Option, sich einer Antwort zu nähern. Und dennoch bleibt dies, wie jedes Gedankenkonstrukt, ein Gebilde menschlicher, subjektiver Konklusion.
 
AW: Soll oder muss der Mensch Objektivität anstreben

Hallo, Ihr lieben intelligenten User,

Es freut mich, dass dieses Thema so viele geistreiche und interessante Gedanken gebracht hat. Es ist wirklich bereichernd.

Danke einstweilen und mögen sich noch viele gescheite User damit auseinandersetzen, zum Wohle aller, die in diese Gedankenwelt gern eintauchen.

Liebe Grüße

suche :blume1:
 
AW: Soll oder muss der Mensch Objektivität anstreben

Hey,

ich hab diesen Thread vor einigen Tagen genüsslich gelesen und habe, was ich dazu zu sagen habe, auch verpackt gefunden - doch will ich es nochmal hinstellen da es sich meiner Meinung nach um eines der ganz dragischen Miß- und Halb-verständnisse unserer sterbenden Gesellschaft handelt.

Die Objektivität ist nicht erreichbar ... aber annäherbar!!!
Die Individulaität und eben Subjektivität der Wahrnehmung wird heutzutage sooo sehr betont, dabei ist sie doch unumgänglich. Die Werkzeuge zur sinnnlichen Wahrnehmung sind eben aus einzigartigem Fleisch - es handelt sich um nicht mehr und weniger als die menschlichen Sinnesorgane mit ihrer groben Unschärfe. Zwar gibt es in allen Bereichen Tiere die uns überlegen sind soch die humane Mischung ist ausreichend um...

...das Weltbild welches jeder Mensch in sich trägt und wachsen läßt zu schärfen und zu bereinigen und zu erweitern auf das es von Moment zu Moment der äußeren Welt ÄHNLICHER wird.
Im Ganzen, genaugenommen das Unendliche selbst, ist die Wahrheit objektiv. Jedoch ohne Eingrenzung und für menschliche Verstände unfassbar. Doch hier und jetzt befinden wir uns mitten in diesem Ganzen und wir können vom Kleinen zum Großen unsere Reflexion vom Ganzen wachsen lassen.

Diese Lehre ist weit älter als alle Religionen - über 6000 Jahre - und hat sogar einen Namen und wurde sogar überliefert - und zwar in den ältesten bekannten Schriften: den Vedas. Die Lehre hieß 'Brahman und Atman'. Sie ist um soo viel reiner und fruchtbarer als die schönste Religion noch. Es folt ein übersetzter Ausschnitt:

Chandogya-Upanishad (3.14): Dieser ist mein Atman im inneren
Herzen, kleiner als Reiskorn oder Gerstenkorn oder Hirsekorn oder
eines Hirsekornes Kern. Dieser ist mein Atman im inneren Herzen
größer als die Erde, größer als der Himmel, größer als die Welten. Der
Allwirkende, Allwünschende, Allriechende, Allschmeckende, dies All in
sich Fassende, Wortlose, Achtlose, dieser ist meine Seele im inneren
Herzen, dieser ist das Brahman, zu dem werde ich, von hier
abscheidend eingehen. Wem solches ward, fürwahr, für den gibt es
keinen Zweifel.

Schön oder?! (und älter als das AT)

Alles (=) Liebe, Ernesto ~:)
 
AW: Soll oder muss der Mensch Objektivität anstreben

Hallo Ernesto,

Du hast alles schön erklärt, hätte es nicht besser machen können.

Nur: "Im Ganzen, genaugenommen das Unendliche selbst, ist die Wahrheit objektiv."

Ob es in einer Unendlichkeit eine objektive Wahrheit oder unendlich viele relative Wahrheiten gibt, darüber lässt sich streiten.

MfG MardukX
 
AW: Soll oder muss der Mensch Objektivität anstreben

Hey,

will man nach der absoluten Wahrheit fragen, also nach dem totalen Objekt, so gibt es da nichts zu streiten.
Da es hier und heute irgendwas gibt muß es das Unendliche ebenso geben. Achtung: Unendlich in voller Konsequenz beschränkt sich keinesfalls nur aufs Räumliche oder Zeitliche!!

Diese absolute Unendlichkeit muß exisitieren und zwar exakt ein einziges Mal. Da gibt es für meinen Verstand keinerlei Zweifel wie auch (wohl?!) für niemandem der diese Klarstellung konsequent begeht. Ich nenne das gemeinte absolute Sein, die einmalige Unendlichkeit und wie man da noch so dazu sagen will, schlicht: Alles.

Leider bemerke ich oft Inkonsiquenz in der Behandlung des Absoluten, es kursieren zuhauf Theorien mit Inkonsistenzen - vor allem bei den Spaß-Subjektivisten denen es um das tolle Gefühl beim Gespräch geht.

Und wie so oft, MardukX: Beide haben wir recht. Denn innerhalb des Alles existieren natürlich unendlich viele relative Unendlichkeiten. Das geht notwendigerweise Hand in Hand mit dem Fakt, dass die Unendlichkeit selbst einmalig und absolut ist.

Ich schrieb jetzt von dem Alles als 'Ding' - wo nicht explizit Wahrheit genannt wurde; doch vielleicht sieht man, dass jede Wahrheit in der Unendlichkeit enthalten sein muß; bzw. dass jedem Sein eine unendliche Wahrheit zugrunde liegt; bzw. die absolute Unendlichkeit der absoluten Wahrheit gleichkommt.

Ich hoffe das klingt einfach, denn es ist es auch.

Alles (=) Liebe, Ernesto ~:)
 
AW: Soll oder muss der Mensch Objektivität anstreben

Man kann schon alles zu einer Wahrheit zusammenfassen, ich finde es aber besser von unendlichen relativen Wahrheiten zu sprechen, da dadurch klar wird, das alles relativ ist und man nicht nach einer absoluten Wahrheit suchen kann.

Ich bin aber froh, dass man mit dir nicht mehr über die Unendlichkeit streiten muss :)

MfG MardukX
 
AW: Soll oder muss der Mensch Objektivität anstreben

Hey MardukX,

du schreibst es als wäre es unanfechtbar:

Man kann schon alles zu einer Wahrheit zusammenfassen, ich finde es aber besser von unendlichen relativen Wahrheiten zu sprechen, da dadurch klar wird, das alles relativ ist und man nicht nach einer absoluten Wahrheit suchen kann.

Alles hat mindestens zwei Bedeutungen:

- Jedes (relative) Etwas (Die Summe aller Einzelteile)
- Das eine absolute Alles

Bitte versuche doch zu begründen warum man nicht nach einer absoluten Wahrheit suchen kann. Dieses Postulat könnte gefährlich sein.

Ich habe gesucht und gefunden - so bin ich gespannt wie du diese, aus meiner Sicht vernichtende Aussage, begründen willst.

Alles (=) Liebe, Ernesto ~:)
 
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AW: Soll oder muss der Mensch Objektivität anstreben

Soll oder muss der Mensch Objektivität anstreben?

Ein interessantes Buch auch zu dieser Frage habe ich mir da gerade angeschafft:
G.Roth: "Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten - Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern"
 
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