DER GOLDNE FADEN
Gott sitzt am Webstuhl meines Lebens und seine Hand die Fäden hält,
er schafft und wirket nicht vergebens, wenn ihm ein Muster wohlgefällt.
Mir will es manchmal seltsam dünken, wie er die Fäden so verwirrt,
doch niemals seine Arme sinken, wenn er das Weberschifflein führt.
Manch rauhe Fäden lässt er gleiten durch seine liebe Vaterhand,
er weiss aus allem zu bereiten für mich des Himmels Lichtgewand.
Auch dunkle Fäden eingebunden flicht er in das Gewebe ein,
das sind des Lebens trübe Stunden – dann schweige ich und harre sein.
Und stille ich am Webstuhl stehe, wenn er auch rauhe Fäden spinnt,
den goldnen Faden ich nur sehe und freu mich dessen wie ein Kind.
Denn, ob es helle oder trübe, aus allem leuchtet doch hervor:
der goldne Faden seiner Liebe, die mich zu seinem Kind erkor.
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(Verfasser unbekannt)