Hallo Muzmuz,
das ist so wie wenn ein AKWgegner gleich gegen alle Atome wettert...
Da haben sicher viele eher nebulose Vorstellungen von diesen Dingen, da hast du recht.
Mist, mir bleibt auch nichts erspart!
Hm, wo soll ich da anfangen? Also, erstens, was du da sagst, ist grundsätzlich natürlich richtig, ein Haken an der Sache liegt aber schon genau da, wo du selbst sagst, nämlich an der fehlenden Artenlimitierung. Scherzhaft formuliert könnte man sagen, dass auf natürliche Art und Weise eine Kreuzung z.B. zwischen einer Hausstaubmilbe und einem Elefanten nicht möglich wäre, was ja logisch ist. Falls du ein realistisches Beispiel brauchst, um mein Argument ernst zu nehmen: es wäre nicht möglich, ein Bakterium mit einer Pflanze zu kreuzen, was im Fall des Bt-Maises gentechnisch gemacht wurde. "Kreuzen" ist natürlich hier ein unpassender Ausdruck, aber du weißt, was ich meine, es wurde eben ein Gen des Bacillus thuringiensis in die Gene der Maispflanze eingeschleust, auf dass sie ein bestimmtes Toxin produziere. Das nur nebenbei, was ich damit sagen will, ist, dass damit "Züchtung" und "Genmanipulation" zwar vom Prinzip her vergleichbar sind, nicht aber vom Ausmaß oder von den Konsequenzen her. Es werden also nicht zwei Variationen einer Spezies miteinander "vermischt", sondern isolierte Gene und damit isolierte Eigenschaften oder Fähigkeiten an eine andere Spezies weitergegeben. Das geht natürlich auch in den ethischen Bereich hinein (grade das Überschreiten der Artengrenzen). Wenn ich's wieder scherzhaft ausdrücken darf: ist es ethisch vertretbar und sinnvoll, etwa einen "Krokofanten" oder - aus Profitgründen - das sprichwörtliche "eierlegende Wollmilchschwein" zu kreieren?
Dieser Vergleich gefällt mir sehr gut. "Keine prinzipiellen Neuheiten", aber wieder von Ausmaß und Konsequenzen her ganz unterschiedlich. Darf ich kurz mal im Bild der Medizin bleiben? Ein chirurgischer Eingriff kann lebensrettend sein, kann manchmal auch das Leben kosten. Beides unter der Voraussetzung, dass der Chirurg ein kompetenter ist! Nun stell dir aber mal vor, er würde so "Daumen mal Pi" reinschneiden in der Hoffnung, den Appendix zu finden, und sich denken: "Na, beim zehnten Patienten werd' ich's ja mal hinkriegen...". Absurd, oder? Die Sache mit der Gentechnik wäre VIELLEICHT okay (obwohl man auch da die verschiedenen Interessen im Auge behalten müsste!), wenn es so einfach wäre, ein ganz bestimmtes Gen an einer ganz bestimmten Stelle einzubringen, ist es aber nicht. Es braucht sehr viele (Fehl)Versuche, bis das einmal gelingt und selbst dann bleibt abzuwarten, ob es "funktioniert" hat, frei nach dem makaberen Motto "Operation gelungen, Patient tot". In den Medien hört man dann natürlich nur die Jubelmeldungen von den Erfolgen.
Und was grad beim Bt-Mais dazukommt: es geht wieder einmal - abgesehen vom Profit - um eine Bekämpfung von Symptomen, denn ohne Monokulturen würde sich das Problem gar nicht stellen (geben Fachleute zu!).
Pffft. Tut mir leid, is a bissl lang g'worden.
Liebe Grüße
Jane