Also: Wenn Thoreau recht hat, müssten ja die meisten Menschen innerlich so oder ähnlich ticken. Ich habe ein gutes Argument dagegen und ein gutes Argument dafür. Was dagegen spricht, ist die Tatsache, dass es unmöglich scheint, dass Menschen eine solche innere Befindlichkeit auf Dauer verbergen könnten. Alleine, das unsere Zivilisation funktioniert und auch Krisen übersteht scheint zu bestätigen, dass die meisten Menschen doch innerlich solide und einigermaßen zufrieden sind. Was aber dafür spricht, dass tief im Innern der meisten Menschen doch etwas lodert, was eine existentielle Verzweiflung sein könnte, ist der fehlende Fortschritt auf der spirituellen Ebene. Spirituell betrachtet sind wir Kleinkinder und unsere zivilisatorischen und geistigen Fortschritte bleiben weit hinter dem zurück, was sie eigentlich sein könnten. Bezeichnenderweise finden die meisten Fortschritte im technologischen Bereich statt und damit einhergehend im naturwissenschaftlichen Bereich. Was aber auf der Strecke bleibt, sind geisteswissenschaftliche Fortschritte, die sich dann auch im Außen manifestieren würden, so wie der technologische Fortschritt die äußere Manifestation der naturwissenschaftlichen Fortschritte ist. Also, was hält die Menschen im Inneren auf?
The mass of men lead lives of quiet desperation
Vielleicht wollte Thoreau uns mit diesem Satz vermitteln, was der große Bremsklotz für die Menschheit im spirituellen Bereich ist, nämlich diese Orientierungslosigkeit und innere Leere, die zu einer Verzweiflung und somit zu einem inneren Stillstand auf der kollektiven Ebene führt, welcher sich im Außen nur durch einen Mangel - durch das Fehlen von Etwas - bemerkbar macht.