AW: Kinder erziehen ...
Liebe Menschen!
Oktoberwind hat da etwas in mir angestubst!
Den Spruch kenne ich noch aus meiner Ausbildungszeit als Heimerzieherin.
Heute sehe ich, dass wir uns selbst beschränken, indem wir uns sagen, "die Entwicklung ist ab einem gewissen Zeitpunkt abgeschlossen".
Diese Meinung haben Psychologen irgendwann mal in unsere Gehirne eingepflanzt, als ob nicht eine Unzahl von Therapeuten grad ihren Lebensunterhalt damit verdienen, den Menschen, die weit nach ihrer Kindheit und Jugendzeit draufkommen, welche Wunden sie in sich tragen, bei der Heilung dieser Wunden zu begleiten.
Das beweist doch, dass da gar nichts abgeschlossen sein kann. Doch je tiefer dieser Glaubenssatz in uns eingeprägt ist, umso schwieriger wird es, ihn auch wieder auszumerzen.
Jeder neue Tag kann ganz neu von uns angegangen werden. Wir müssen uns nur dafür entscheiden. Aber meistens ziehen wir es vor, in unseren bequemen, weil schon bekannten Hohlwegen unser fast schon automatisiertes Leben zu leben. Gewohnheiten bestimmen unseren alltäglichen Trott, doch wir sagen dazu, "so hab ich es gelernt; meine Eltern haben mir etwas Falsches beigebracht". Und damit sind wir fein raus. Leider zu unserem eigenen Schaden, weil wir es sind, die darunter leiden, aber mit der Schuldzuweisung an die Erzieher machen wir uns handlungsunfähig.
Dabei sind wir einfach nur zu träge um uns unsere Wünsche und Bedürfnisse selbst zu erfüllen.
Was das Thema mit Kindererziehung zu tun hat?
Ich sehe in jedem pädagogischen Ansatz den Versuch der Erwachsenen, ihre Kinder anzuschubsen, zu fördern und zu fordern, ihnen Spielregeln einzutrichtern, wie sie hoffentlich nicht in den selben Hohlwegen landen wie ihre Eltern.
Leider ist das auch die Ursache dafür, dass sie letztendlich in diesen Hohlwegen landen. Denn was lernen die Kinder dabei? Sich gegen das Gelaber der Erwachsenen zu wehren, sich taub zu stellen und das alles nicht ernst zu nehmen.
Das ist auch gut so, es ist eine Art Selbstschutz, denn sie sind Kinder und müssen ihre eigenen Erfahrungen machen.
Wir Eltern und alle Erwachsenen täten besser daran, unsere Wünsche selbst in die Wirklichkeit umzusetzen und nicht darauf zu warten, dass unsere Kinder das irgendwann in unserem Sinn machen werden. Wir stehlen ihnen damit ihr eigenes Leben und ihren eigenen Sinn. Wir betrachten das Leben quasi rückwärts und wollen unsere Kinder mit Lösungen für unsere Probleme von gestern an ihre heutigen Aufgaben schicken. Das kann so nicht funktionieren.
Amen!
Soweit das Wort zum Donnerstag Abend.
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Westwind, dein Beitrag hat mich sehr berührt. Auch ich hab ähnliche Erfahrungen gemacht. Hab für meine eigenen Kinder viel zu Zeit gehabt, weil ich mich ehrenamtlich im Elternverein engagiert hatte und für andere mehr da war als für meine drei. Hab allerdings damals meine politische Karriere nicht angetreten, die mir aufgrund meines Engagements angeboten wurde, weil ich es dann doch bemerkt hatte, dass meine Kinder da sehr zu kurz kamen.
Heute sind sie erwachsen, aber ab und zu krieg ich es schon noch um die Ohren geschmissen, was ich damals "falsch" gemacht hab. Auch wenn wir uns heute sehr gut verstehen.