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Nur eine Phase

AW: Nur eine Phase

Die Lobbyisten, die unseren Bildungspolitikerrn in den Ohren liegen, dass der Kindergarten zu sehr Spielbereich sei und zu wenig Wissen vermittle, orientieren sich nur an diesem Verwertungsgedanken!!!

Wahrnehmen mit allen Sinnen will tagtäglich geübt sein -- damit die Phase, in der wir wissen, was uns gut tut, nie vergeht!

wie wahr!

mir wäre tausendmal lieber, in den schulen würde mehr GESPIELT.

so würde sich das wissen auch vernetzten...und sinnlich/ganzheitlich werden können.
 
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AW: Nur eine Phase

Hallo,
bin auch eindeutig für mehr spielerisches Lernen und weniger für Einpauken von Regeln und Gesetzen. Bin selbst jemand der gerne spielerisch die Lösung findet für Probleme, auf kreative Art und Weise. Das erschließt den Zusammenhang der Dinge und es ist ein freieres Entscheiden möglich.
Es gibt jedoch Erwachsene die das spielerische Konzept ablehnen und darauf bestehen die Dinge mit Sachverstand und Einsicht in die Notwendigkeit zu Lösen, womöglich weil sie das Spielen als positive Kraft nicht leben können.
Wenn sie nun als Pädagogen Konzepte für Kindergarten und Schule erstellen ist wahrscheinlich der spielerische Prozess zur Lösungsfindung ausgeklammert und es bleibt ein trockenes passives Konsumieren von Fakten übrig so wie es vorgegeben ist.
Wer in der Lage ist spielerisch Lösungen zu finden macht sich unabhängig vom Korsett der Vorgaben und Regeln und kann eigene Wege gehen.
Das ist nach wie vor in einigen Bereichen von einigen Menschen nicht gewollt.
Es wird jedoch zunehmend besser, die Eigenverantwortung nimmt zu, das fordern die Kinder heute ein obwohl noch vieles vorgefährtigt mit Schablonen akzeptiert wird. Der Drang zur freien spielerischen Gestaltung ist da.

gruß fluuu
 
AW: Nur eine Phase

fluuu schrieb:
Es wird jedoch zunehmend besser, die Eigenverantwortung nimmt zu, das fordern die Kinder heute ein obwohl noch vieles vorgefährtigt mit Schablonen akzeptiert wird. Der Drang zur freien spielerischen Gestaltung ist da.
...und irgendwann wird erkannt: das mit dem bierernst war auch nur eine phase. zwar eine lange und flächendeckende - aber doch!

zuerst setzen sich nur einige wenige darüber hinweg, dann mehrere, dann viele.
auch dieser ernst und dieser trotz war nur ein spiel. eine nuance des lebens.

geh weiter und lache.
am besten barfuss. ;)
 
AW: Nur eine Phase

bin auch eindeutig für mehr spielerisches Lernen und weniger für Einpauken von Regeln und Gesetzen. Bin selbst jemand der gerne spielerisch die Lösung findet für Probleme, auf kreative Art und Weise. Das erschließt den Zusammenhang der Dinge und es ist ein freieres Entscheiden möglich.
Das ist genau der Ansatz der Montessori-Pädagogik. Meine Frau versucht auch immer wieder, solche Elemente der Freiarbeit in der Unterstufe des Gymnasiums zu praktizieren. Wenn aber am Ende das sture Abprüfen von Wissen der Maßstab ist, schneidet der Paukunterricht leider besser ab.

Für den Zusammenhang der Dinge und freies Entscheiden gibt's keine Noten -- und folglich auch wenig schulische Förderung :nein:
Doch gerade, weil es hier fehlt, werden die drängenden Probleme nicht mit vernetztem Denken, sondern mit Rezepten aus veralteten Lehrbüchern angegangen. Gut möglich, dass dieser Zustand ein Ergebnis der Paukschule ist!

Grüße vom Barfussdoktor
 
AW: Nur eine Phase

Der Paukunterricht ist wahrscheinlich für die heutige Lebensart die bessere Vorbereitung. Einer macht etwas vor, die anderen machen es nach. Und die die nachmachen, sind ganz eifrig bemüht, sich bewerten zu lassen. Einschätzen lassen, ob sie es gut genug nachmachen.

Bis die Paukschule oder überhaupt das Nachmachlernen sich wirklich zurückgezogen hat, wird es sicher noch einige Jahrzehnte dauern. Solange die die das Schulsystem „genehmigen“ noch im Nachmachsystem aufgewachsen sind, wird sich m.E. nichts ändern. Sie werden ihr eigenes nicht in Frage stellen dürfen. Das währe wahrscheinlich zu schmerzhaft.

Bernd (Bitte sag mir wie ich leben und sein soll e.V.)
 
AW: Nur eine Phase

Ich saß am Tisch und redete freudestrahlend, soweit ich dafür Worte finden konnte, über meinen aufregenden Tag. Hab geschaukelt, Fußball gespielt, Blumen gepflückt und einen dicken Käfer beobachtet. Die Oma lächelte zurück und Opa machte mit einer Handpuppe Unsinn...das macht er öfter. Dann bestellte ich noch ein Fischstäbchen und noch eins, sie schmeckten prima, ich quitschte vor mich hin und noch etwas Kartoffel, doch dann merkte ich, die Fischstäbchen schmeckten besser als die Kartoffel und gab sie Mama zurück. Doch da merkte ich, dass sich die Augen meiner Mama verdunkelten, die Kinnpartie bekam einen eigenartigen Tonus und sie sagte zu mir in einer eigenartigen Betonung NEIN. Ich solle das aufessen, was ich bestellt hätte, bevor ich das nicht esse, gibt es keinen Nachtisch. Daraufhin sagte sie noch ein paar Mal nein und ein eigenartiges Funkeln war in ihren Augen.

Hui. Auf einmal merkte ich, nun kommen meine Eltern in die Trotzphase. Ab jetzt wollen sie scheinbar die Erfüllung meiner Bedürfnisse mit Bedingungen verknüpfen. Aha, dachte ich, wahrscheinlich sind sie in dieser Phase, wo sie auf ihre und andere Eltern hören, auf Ratgeber und Kinderärzte. Nagut, dacht ich mir, diese Phase wird vergehen, lass sie sich austoben, lass sie diese Grenzen setzen, sie hatten nie Macht in ihrem Leben, sie lebten selber nie ihr eigenes Leben...nun wollen sie eben Macht über mich. Nagut, dachte ich. Ich tu ihnen den Gefallen und mache manchmal das was sie sagen, manchmal schreie ich herum, mal mach ich eine tierische Szene an der Kasse, weil ich merkte, dass es meinen Eltern Vergnügen bereitet, sich mit mir zu messen und zu gewinnen, ich merkte, dass sie den Triumph genossen, stärker zu sein. Und es tat ihnen gut. Je öfter sie mich besiegten, desto öfter redeten sie von Fortschritten. Es tat ihnen gut. Da ich bemerkte, die Eltern brauchen das, weil sie sonst nicht das Gefühl haben, alles richtig zu machen...spielte ich mit. Irgendwann werden sie schon merken, dass sie mich dazu benutzen, ihre eigenen Interessen zu befriedigen. Irgendwann werden sie schon merken, dass ich vorsichtiger werde. Irgendwann, so dachte ich, hab ich ihre Phase überstanden und kann wieder normal leben, leben wie es doch jeder tut, so dachte ich, einfach das tun, was ich grad möchte, einfach am Tisch singen und aufstehn, sobald ich keinen Hunger mehr hab. Das essen, worauf ich Appetit habe.

Ich steckte Monate und Jahrelang zurück und begann an mir zu zweifeln, begann zu überlegen, was richtig ist, und was falsch und ließ sie ihre Spiele spielen, ihre Gewalt, die sie mit dem Wort Grenzsetzen und dem Wort Erziehung legalisierten, durchführen. Und ich dachte, irgendwann merken sies.
Aber ich täuschte mich, es blieb nicht bei einer Phase.
Heute esse ich immer meinen Teller auf, auch wenn ich keinen Hunger habe und nenne das Anstand. Beim Einkaufen und Kochen zweifle ich manchmal ob das richtig für mich ist, inzwischen habe ich einen Ernährungsberater. Ich esse manchmal nichts, obwohl ich Hunger habe und nenne das Diät. Manchmal esse ich zu viel du bin unzufrieden mit mir. Ich esse bei Freunden immer auf, auch wenn’s nicht schmeckt, um ihnen nicht weh zutun. Heute, bin ich erwachsen. Heute merke ich, die Zeit, in der ich wußte was mir gut tut...war nur eine Phase.

Liebe Grüße
Bernd

an alle: bin noch ganz frisch hier & nicht so firm mit computer & tastatur...
? isses ein affront alles kleinzuschreiben ? (nettiquette & c.)

an bernd :
vielen dank für die herzerfrischende ausgewachsene kindheitserinnerung...so schön konstruiert,dass ich mich echt inspiriert fühlte,meinem bewahrten inneren kind neuen ,kräftigen ausdruck zu verschaffen.den bitteren beigeschmack hab ich erst beim zweiten mal lesen so richtig geschmeckt,was mich postwendend zu dem gedanken gebracht hat, dass ich mich bemühen möchte,meine zukünftigen schlusssätze hoffnungsstiftend zu gestalten.
in diesem sinne wünsch ich uns allen eine NEUE phase ! https://www.denkforum.at/forum/images/icons/icon12.gif
 
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AW: Nur eine Phase

Hallo Bernd,

Der Paukunterricht ist wahrscheinlich für die heutige Lebensart die bessere Vorbereitung. ......... Solange die die das Schulsystem „genehmigen“ noch im Nachmachsystem aufgewachsen sind, wird sich m.E. nichts ändern. Sie werden ihr eigenes nicht in Frage stellen dürfen. Das währe wahrscheinlich zu schmerzhaft.
Vielleicht ist die heutige Lebensart schon von gestern. Die allgemeine Hilflosigkeit im Umgang mit der Wirtschaftskrise lässt das befürchten. Wenn es mangels Fähigkeit an vernetztem Denken zu keinen zukunftsweisenden Lösungen kommt, führt an den Schmerzen eben kein Weg vorbei.

Die Evolution hat noch keine aussterbende Art gefragt, ob ihr es weh tut, von der Bühne der Welt abzutreten. Es gibt ja auch Subkulturen jenseits des Mainstream der Nachahmer; vielleicht übersteht eine davon die bevorstehende Zeitenwende und überlebt, weil sie besser an die Umwelt angepasst ist......

Viele Grüße vom Barfussdoktor
 
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