AW: Wie nehmen wir die Kinder wahr?
Hallo Andreas,
natürlich ist Pädagogik ein Bestandteil der Ausbildung zum Lehrer, allerdings ein nicht eben großer. Das steht aber doch auch in dem Link.
Und wir wollen doch nicht im ernst darüber diskutieren ob ein Lehrer beispielsweise in der Lage wäre die Arbeit eines Sozialpädagogen (um die es in erster Linie geht) oder eines Heilpädagogen auszuüben. Dann bräuchte man ja die Unterschiedlichkeit gar nicht mehr.
Fakt ist, dass ein Lehrer schwerpunktartig in seiner Ausbildung Lernstoff lernt, welchen er später vermittelt, und das Lehren dieses Lernstoffs lernt und Pädagogik nur in wenigen Teilen Ausbildungsinhalt ist.
Und ein Sozialpädagoge wie auch ein Heilpädagoge erfahren eine andere Ausbildung mit ganz anderen Inhalten und ganz anderen Schwerpunkten als ein Lehrer, das kann man nun mal nicht weg wischen. Und das ist nun auch schon zum nachlesen verlinkt.
Die Begrifflichkeit Pädagoge mag sich gern auch im Duden für einen Lehrer festgesetzt haben, dennoch besteht zwischen beiden Tätigkeiten ein Unterschied, wenn man auf der einen Seite den Lehrerberuf und auf der anderen Seite den Heil- und Sozialpädagogen betrachtet, wenn man unbedingt darauf besteht, dass man diese immer differenziert betrachtet und nicht zusammenfassend als Pädagogen genannt haben will.
Mich erstaunt nur, dass meine Erfahrung die ist, wenn ich an Schulen eingesetzt bin, die Lehrer in Anbetracht von Problemsituationen mit Kindern schon mehr als einmal zu mir gesagt haben:"Ich komme da nicht weiter, ich bin halt Lehrer/in und kein/e Pädagoge/in"
Das wertet doch den Lehrer nicht ab, sondern unterstreicht einfach nur, dass ihm gewisse Vertiefungen in die Thematik verborgen sind, weil er eben einen anderen Schwerpunkt in seiner täglichen Arbeit hat. Und es sagt ja auch nicht aus, dass ein Lehrer gar nicht in der Lage sei, pädagogisch zu handeln.
Und wenn man sagt, einen Pädagogen gäbe es nicht, dann kann auch ein Lehrer ja keiner sein, weil´s das ja sooo nicht gibt.
Nein, im ernst, in diese beiden Berufe dann auch noch die Erziehung mit rein zu bringen ist natürlich nicht passend. Auch hier gibt es Erzieher, Kinderpfleger, Heilerziehungspfleger etc. alles "eigene" Berufe mit eigenständigen Ausbildungen, aber nur weil sie alle erzieherische Tätigkeiten haben, sind eben nicht alle "Erzieher" und obwohl sie Kinder Dinge lehren keine Lehrer und auch wenn ihre Arbeit pädagogische Kenntnisse voraussetzt, sind sie keine (wenn auf Differenzierung so unbedingt bestanden wird Heil- o. Sozial-)Pädagogen, sondern das worin sie ausgebildet worden sind.
Eben das, die Kindererziehung, wird aber heute mehr denn je von der Schule gefordert und wenige wollen offenbar eingestehen, dass das gar nicht funktionieren kann, mit diesem Schulsystem aus der Zeit Maria Theresias. Aus solcher Hilflosigkeit werden Prügelknaben konstruiert und wirkungslose Kurzzeitmaßnahmen als geniale Lösung angepriesen, nicht selten bloß aus einem Anlass heraus
Hier bin ich mit dir einer Meinung, die Forderungen an die Lehrerschaft an Schule überhaupt werden immer größer. Hier müssen Grenzen aufgezeigt werden, denn Lehrer sind nicht Erzieher, die in der Einrichtung das ausbauen was sowieso zu hause passiert (passieren sollte). Andererseits verbringen Kinder immer mehr Zeit in der Schule, immer mehr Eltern sind überfordert, das schreit natürlich danach, sich Gedanken über andere Fachkräfte an Schulen zu machen, wie Erzieher, Sozialpädagogen und (Kinder-)Psychologen, die können auffangen, allein nur Lehrer eben nicht. Und es ist doch gerade von Lehrern die noch in diesen Beruf gegangen sind, als die "Zeiten noch besser waren", schon in der Mehrheit zu vernehmen, dass alles zu viel wird, muss man sich dann noch mehr aufbürden wenn andere es doch fachlich qualifizierter hinbekommen? (Klar so lange die Gelder nicht da sind für Ergänzungspersonal wahrscheinlich schon) Richtig ist das doch nicht.
Ein Lehrer soll seine Zeit mit Unterrichts- Vorbereitung, Führung und Nachbereitung verbringen, nicht zu vergessen die anderen Aufgaben, die verwaltungstechnisch und oragnisatorisch anliegen (und die ja immer mehr werden), für alles andere sollten Ergänzungskräfte an Schulen auch über die Schulzeit hinaus da sein, denn dafür haben diese den Beruf gelernt. Das von Lehrern zu erwarten finde ich zu viel und das können sie nicht bewältigen.
Vielleicht hast du -und auch die anderen- jetzt verstanden, dass ich weder Lehrer abqualifizieren will noch sonstige Abneigungen gegen Lehrer habe. Ich denke einfach nur, jeder sollte den Beruf den er ausübt, auch ausüben können und dürfen und nicht für andere Dinge benutzt werden, wie es bei Lehrern gern versucht wird. Und ich erwarte einfach, dass man Unterschiede in den Berufen auch anerkennt und sich nicht gleich ans Bein gepieselt fühlt, wenn jemand auf diese -wirklich zum letzten mal- unstrittigen Unterschiede auch mal hinweist.
Denn diese Haltung "natürlich bin ich Lehrer
und ein Pädagoge" führt vielleicht auch ein bißchen dazu, dass man sich selbst überschätzt und meint Dinge regeln zu können und im Griff zu haben, obwohl es nicht (mehr) daran ist.
Und jetzt ist das Thema für mich auch erledigt, denn ich hab beim besten Willen keine Ahnung, wie man es sonst noch erklären soll.