Anobsitar
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Nun, was sagst du zu dem katholischen Knabenpuff?
„Ich wurde an katholische Geistliche verliehen“
Lübeck – Als Kind war Rudolf Kastelik (70) in verschiedenen katholischen Kinder- und Jugendheimen untergebracht, u.a. in Bad Oldesloe (Schleswig-Holstein). Wenn er an die Waschräume darin zurückdenkt, bekommt er noch immer Herzrasen und Schweißausbrüche.
Ganz allgemein und so kurz als mir möglich: Erst mal gab es nach dem Krieg eine große Menge an Waisen in Deutschland, um die sich mehr schlecht als recht gekümmert wurde. Es war einfach alles knapp - auch für andere. Die katholische Kirche (zusammen mit den Protestanten natürlich, die in Schleswig Holstein etwa 10mal so viel Mitglieder haben als die Katholiken) hat's aber gemacht: sie hat sich gekümmert und ist nun natürlich naturgemäß die, die etwas falsch gemacht hat, denn die, die sich um nichts gekümmert haben, außer den eigenen Nachwuchs zu vermöbeln, wenn der nicht spurte, können naturgemäß ihre Hände in Unschuld waschen.
Tatsächlich ist es so, dass es überhaupt kein einheitliches Bild bei den Waisenkindern gibt und Waisenkinder oft auch total unterschiedliche - teils sehr widersprüchliche - Dinge über genau dieselbe Zeit, denselben Ort und dieselben Menschen erinnern. Da wird mal schnell aus einem Heiligen ein Schurke und aus einem Schurken ein Heiliger. Ich weiß jetzt nicht was an den Vorwürfen von Herrn Rudolf Kastelik dran ist - es kann auch alles davon ganz genau stimmen, das weiß ich nicht - aber ganz grundprinzipiell kann jemand auch etwas erinnern was tatsächlich niemals geschehen ist. Genau genommen scheinen wir wohl unsere Erinnerungen bei jedem Erinnern zu modifizieren. Wir konstruieren vermutlich Widersprüche weg, überhöhen Nebensächliches und verzerren Hauptsächliches. Deswegen erinnern wir Böses wenn wir jemanden als Böse einstufen und Gutes wenn wir jemanden als gut einstufen. Die Frucht vom "Baum der Erkenntnis von gut und böse" vertreibt uns da ganz von selbst aus dem Paradies der frommen Denkungsart. Manches wird dabei verdrängt. Vor allem eigenes Fehlverhalten verdrängt man gerne. Auch ein Grund beichten zu gehen ist es eine realistische Selbsteinschätzung zu erlernen.
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