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Kant: Was ist Erkenntnis a priori?

Kant oder Semantik?

Liebe(r?) Scilla, Du Blausternchen!

Dank Dir für deine erhellende semantische Graduierung in "Prognose", "Retrognose" (mir als Begriff ganz neu, aber man lernt ja dazu! Hüstel!) und "Diagnose" als Hinweis auf die Zeitachse eines Erkenntnisprozesses.

Vielleicht kann ich Dich noch ein wenig unterstützen indem ich darauf hinweise, dass Du den Inhalt des aus dem altgriechischen kommenden Präfix "dia" offenbar noch nicht ganz durchdrungen hast.

Wenn wir uns denn griechischen Vokabulars bedienen wollen, so muß ich doch darauf bestehen, dass "Gnosis" schon "Erkenntnis" heißt. Die unterschiedlichen Präfixes verschlimmbessern das nur.

Erkenntnis ist etwas -ob "a priori" oder "a posteriori"- das unabhängig von Zeitachsen ist! Nein, noch ein Ausrufezeichen!! So!!!

Ausgangspunkt war doch Kant, oder?

Dann trifft als Erläuterung des Kant'schen Gedanken ganz das zu, was ich oben beizutragen die Freiheit hatte.
Denn Kant beschrieb in den astronomischen und geometrischen Gesetzen und Gegebenheiten die Möglichkeit zur Erkenntnis a priori, ein Weg, den Kant sah, dem göttlichen Gesetz mit Verstandes Kraft auf die Spur zu kommen.

Keinesfalls kann sich Kant schon auf das aus dem Behaviourismus stammende Kindchenschema bezogen haben, denn das wurde erst 200 Jahre nach ihm beschrieben. Außerdem ist es völlig ungeeignet Kants Idee zu illustrieren, müßte man doch erst einmal fragen, ob die "Erkenntnis" ein Baby sei süß, nötig, allgemeingültig und richtig ist -im Sinne Kants versteht sich!

Also, ernsthaft, Blaustern, es war ganz unnötig deinen Beitrag noch einmal im Selbstzitat zu wiederholen, ich hatte ihn bereits gelesen. Und von alters her gilt: bis repetita non placent!
 
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Hallo LMAA-chen!

wie Du bereits zugegeben hast,
stammt vieles von dem,
was ich geschrieben habe,
aus Zeit nach KANT

mit anderen Worten:
KANT ist widerlegt
und könnte ad acta gelegt werden
(wenn es da nicht die dummen Freimaurer gäbe ...)

Philosophie besteht darin,
ein Konstrukt zu basteln,
welches die Wahrheit erkennen lässt
bzw.
mit der man die Wahrheit erkennen kann

ich schlage Dir also vor,
diesbezüglich hier und jetzt etwas zu leisten
(keine Antwort ist auch eine Antwort :) )

PS1
DIAGNOSE (Abduktion), Prognose, Retrognose
Kurt Eberhard: Einführung in die Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie.​

fühlen, denken, handeln
Dietmar Friedmann: Die drei Persönlichkeitstypen und ihre Lebensstrategien​

PS2

Denn Kant beschrieb in den astronomischen und geometrischen Gesetzen und Gegebenheiten die Möglichkeit zur Erkenntnis a priori, ein Weg, den Kant sah, dem göttlichen Gesetz mit Verstandes Kraft auf die Spur zu kommen.

welche 'geometrischen und astronomischen Gesetze' kennt Du (KANT) denn?
welche 'geometrischen und astronomischen Gesetze' liegen einem System zugrunde?
 
Die argumentative Kraft von Scilla steigert sich von mal zu mal...

bisher ist meine Argumentation derjenigen von GOETZ überlegen.
ich freue mich nichtdestotrotz auf seine Antwort

Wenn wir uns denn griechischen Vokabulars bedienen wollen, so muß ich doch darauf bestehen, dass "Gnosis" schon "Erkenntnis" heißt. Die unterschiedlichen Präfixes verschlimmbessern das nur.

Erkenntnis ist etwas -ob "a priori" oder "a posteriori"- das unabhängig von Zeitachsen ist!

das Wort gnostisch bzw. Gnosis hat einen bestimmten Verwendungszweck
(das Christentum hat zwar gnostische Einflüße, ist aber weitgehend NICHT-gnostisch)

ein Weg, den Kant sah, dem göttlichen Gesetz mit Verstandes Kraft auf die Spur zu kommen

gnostisch kann man dem göttlichen Gesetz nicht auf die Spur kommen

müßte man doch erst einmal fragen, ob die "Erkenntnis" ein Baby sei süß, nötig, allgemeingültig und richtig ist

die Frage, ob Erkenntnis süß, nötig, allgemeingültig oder nötig ist,
ist eine Umschreibung dafür,
daß Kategorien (nämlich süß, nötig, allgemeingültig oder nötig) vor der eigentlichen Erkenntnis stehen

mit anderen Worten:
Kategorien schränken die Erkenntnis auf die Prognose ein
 
Hui ich hab mir jetzt mal die erste Seite überflogen und mir die letzten Kommentare durchgelesen. Auch in der Gefahr hier etwas zu wiederholen, möchte ich erläutern, wie ich Kant im Bezug auf Erkentnisse a priori verstanden habe (Über Verbesserungen bin ich erfreut):

Ich denke Kant meint damit alle Erkenntnisse, die wir nicht aus Erfahrung her kennen. Sprich zum Bleistift Dinge, vor denen wir immer gewarnt werden, wenn wir noch kleiner sind, sie aber noch nie erlebt haben. "Die Herdplatte ist heiß und du tust dir weh, wenn du sie anfasst." Das ist doch dann ein Wissen, was wir a priori haben bis wir die heiße Herdplatte mal angefasst haben und uns kräftigst die Finger verbrannt haben.

Sind mathematische/physikalische Erkenntnisse empirisch?
Ich meine, dass wir keine Erfahrungen in 11 Dimensionen gesammelt haben ist selbstverständlich.

Wenn mein ganzes Verständnis jetzt von den Profis hier widerlegt wird, würde ich unter gewissen Umständen vielleicht auch dem zustimmen, dass Erkenntnisse nur auf Erfahrung beruhen.

mfG Ginsi
 
hallo ginsi

was Du sagst, ist gar nicht schlecht

aus dem apriori leitet sich her, was sein soll (ethisch)
aus dem aposteriori leitet sich her, was ist (moralisch

apriori-erkenntnisse sind objektiv (als ob ...)
aposteriori-erkenntnisse sind subjektiv

verwirrung gibt es,

wenn man ein objekt untersucht
die untersuchung ist dann nämlich subjektiv
(und nicht, wie die physiker meinen, objektiv)

und wenn man einen gegenstand erforscht
dann ist die untersuchung weder objektiv noch subjektiv,
denn dann handelt es sich um einen gesprächsgegenstand
und der befindet sich im JETZT,
solange eben über diesen gegenstand gesprochen wird
 
AW: Kant: Was ist Erkenntnis a priori?

Ich möchte auch gern noch mal meinen - hoffentlich nicht zu dilettantischen -Senf zu diesem alten thread, aber hochinteressanten Thema geben.

Soweit ich das verstanden habe, haben die Empiriker, insbesondere Hume, eine Erkenntnis a priori verneint, mit Ausnahme bereits begrifflicher Notwendigkeiten (Ein Schimmel ist ein weißes Pferd = analytisches Urteil). Synthetische Urteile a priori wurden abgelehnt. Die Erkenntnisfähigkeit wurde allein auf das begrenzt, was mit den Sinnen erfahrbar sei.

Demgegenüber haben die Rationalisten sich lediglich auf den Verstand als Maß aller Dinge bezogen. Descartes folgerte bereits daraus, daß Gott gedacht werde, es auch einen Gott geben müsse.

Kant hat grundsätzlich den Empirikern zugestimmt, allerdings die Möglichkeit von Erkenntnis a priori bejaht. Wenn ich das richtig verstanden habe, lagen diese in der - unabhängig und vor aller sinnlichen Erfahrung - bestehenden Möglichkeit des Erkennes und Denkens in Zeit und Raum. Diese Denkweise ist der menschlichen Vernunft immanent. Und er verfügt über Schemata, die die Sinneseindrücke ordnen können.

Gruß
Zwetsche
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Kant: Was ist Erkenntnis a priori?

:geist:Wirkliches Wissen ist natürlich immer a posteriori. Das hat Kant nicht bestritten. Er hat seine Unterscheidung nicht naturalistisch gemeint - so als gäbe es ein biologisch verankertes Vermögen der " apriorischen" und eines der "a posteriorischen" Erkenntnis. Das wirkliche, empirisch konstatierbare 'Erkennen' ist immer nur Eines; hic et nunc. Aber in dem Moment, in dem ein Erkenntnisakt stattfindet und sich auf ein vorfindliches Etwas bezieht, sind im Subjekt immer schon eine ganze Reihe von Prämissen angesammelt, die Form und Gehalt der neuen Erkenntnis präfigurieren. Das ist die sozusaggen 'phänomenale' Ausgangslage.

Die "transzendentale" Fragestellung ist rein kritisch: Wissen kann nicht zustande kommen, indem 'Information' aus dem Objekt quasi wie ein Postpaket "abgeht" und im Subjekt wie in einem Behältnis "ankommt". Dann müsste man sich das Objekt als einen 'Absender' vorstellen - und also selber als ein Subjekt. Subjekti(vi)tät muss also als das Prioritäre - das, was a priori 'da' ist - vorgestellt werden. 'Objektität' ist also das, was skundär - a posteriori - 'hinzu' kommt. Dann müsste man in der Realgeschichte des empirisch vorfindlichen Wissens gedanklich alles Objektive nach und nach 'abtragen' können und am Ende auf das 'rein Subjektive' stoßen: dasjenige, dem keine Begegnung mit Objektivem voraus gegangen ist, sondern selbst das eigentlich Agile (=dasjenige, von dem die 'Bewegung' aus ging) war. Was jeweils als 'a priori' und was als 'a posteriori' erscheint, hängt von der Reflexionsebene ab.

Am untersten Ende der Analyse, auf der "transzendentalen" Ebene, wo von allem Gegenständlich schon abstrahiert wurde, bleiben der analysierenden Intelligenz nur die "Vermögen" übrig; aber nicht als etwas, das man (als 'gegenständlich') angetroffen hat (und im psychologischen Test nachweislich ist), sondern als etwas, das man schlechterdings annehmen muss: denn da 'Erkenntnis' offenkundig geschieht, muss man notwendiger Weise annehmen, dass es ein 'Vermögen' dafür gab!

(Bei Kant sind es drei; die 'reine', theoretische und die 'praktische' Vernunft sowie die Urteilskraft. Die Frage, ob es sich vielleicht nur um verschiede Modi, verscheidene 'Seiten' des einen Grundvermögens handelt, hat er sich zwar gestellt, aber bearbeitet hat er sie nicht mehr.)
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Kant: Was ist Erkenntnis a priori?

:geist:Wirkliches Wissen ist natürlich immer a posteriori. Das hat Kant nicht bestritten. Er hat seine Unterscheidung nicht naturalistisch gemeint - so als gäbe es ein biologisch verankertes Vermögen der " apriorischen" und eines der "a posteriorischen" Erkenntnis. Das wirkliche, empirisch konstatierbare 'Erkennen' ist immer nur Eines; hic et nunc. Aber in dem Moment, in dem ein Erkenntnisakt stattfindet und sich auf ein vorfindliches Etwas bezieht, sind im Subjekt immer schon eine ganze Reihe von Prämissen angesammelt, die Form und Gehalt der neuen Erkenntnis präfigurieren. Das ist die sozusaggen 'phänomenale' Ausgangslage.

Die "transzendentale" Fragestellung ist rein kritisch: Wissen kann nicht zustande kommen, indem 'Information' aus dem Objekt quasi wie ein Postpaket "abgeht" und im Subjekt wie in einem Behältnis "ankommt". Dann müsste man sich das Objekt als einen 'Absender' vorstellen - und also selber als ein Subjekt. Subjekti(vi)tät muss also als das Prioritäre - das, was a priori 'da' ist - vorgestellt werden. 'Objektität' ist also das, was skundär - a posteriori - 'hinzu' kommt. Dann müsste man in der Realgeschichte des empirisch vorfindlichen Wissens gedanklich alles Objektive nach und nach 'abtragen' können und am Ende auf das 'rein Subjektive' stoßen: dasjenige, dem keine Begegnung mit Objektivem voraus gegangen ist, sondern selbst das eigentlich Agile (=dasjenige, von dem die 'Bewegung' aus ging) war. Was jeweils als 'a priori' und was als 'a posteriori' erscheint, hängt von der Reflexionsebene ab.

Am untersten Ende der Analyse, auf der "transzendentalen" Ebene, wo von allem Gegenständlich schon abstrahiert wurde, bleiben der analysierenden Intelligenz nur die "Vermögen" übrig; aber nicht als etwas, das man (als 'gegenständlich') angetroffen hat (und im psychologischen Test nachweislich ist), sondern als etwas, das man schlechterdings annehmen muss: denn da 'Erkenntnis' offenkundig geschieht, muss man notwendiger Weise annehmen, dass es ein 'Vermögen' dafür gab!

(Bei Kant sind es drei; die 'reine', theoretische und die 'praktische' Vernunft sowie die Urteilskraft. Die Frage, ob es sich vielleicht nur um verschiede Modi, verscheidene 'Seiten' des einen Grundvermögens handelt, hat er sich zwar gestellt, aber bearbeitet hat er sie nicht mehr.)

Vielen Dank für Deine Antwort.

Das ist ganz schön starker Tobak. Könntest Du dafür praktische Beispiele anführen?

Gruß
Zwetsche
 
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AW: Kant: Was ist Erkenntnis a priori?

Lieber Zwetsche,
das ist eine ziemlich theoretische Angelegenheit. Was soll ich da unter einem praktischen Beispiel verstehen?
Gruß
Corsario
 
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