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Kant: Was ist Erkenntnis a priori?

Hmja ich hatte a priori so verstanden wie 'vorwegnehmend', sprich eine Erkenntnis die man hat bevor man den Gegenstand sinnlich wahrnimmt. Wenn nun aber der Gegenstand einer ist, den man sinnlich gar nicht wahrnehmen kann, ist das dann noch a priori?

Der Kreis zB - den sehen wir doch überall, in der Kreisrunden seifenblase, auch wenn es den perfekten Kreis als solchen nur in unserem Kopf gibt - ist dass dann noch erkenntnis a priori, wo doch erst die Seifenblase uns auf die Idee vom Kreis gebracht hat?
 
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apriori aposteriori

Nonova, bei dem Unterschied zwischen a priori und a posterio geht es um den seit Jahrhunderten dauernden Philosophenstreit, der schon vor unserer Zeitrechnung zwischen Platon und Aristoteles entstanden war. Im Wesentlichen unterscheiden sich beide Positionen durch folgendes: Während Platon – übrigens der Lehrer Aristoteles`- davon ausging, dass die Seele des Menschen, durch das was in den Sinnen ist, lediglich angeregt wird, ihr apriorisches Wissen mit Hilfe eines der Seele innewohnendes Licht zu erkennen(Erkenntnis durch Illumination) behauptete Aristoteles, dass die Seele, bzw. der Geist leer sei (tabula rasa) und alle Erkenntnis nur durch die Sinne sich der Geist-Seele mitteile. Der Geist bildet nach Aristoteles, das ab, was er in den Sinnen vorfindet, er nannte dies Abstraktion.

Auf dein Beispiel mit der Seifenblase bezogen, würde Aristoteles antworten: Die Form der Seifenblase ist der Kreis, den der Geist abstrahierend wahrnimmt. Platon (und später Augustinus) dagegen würde sagen, die sinnliche Wahrnehmung Seifenblase regt die Geist-Seele an, die im Geist lebende „Kreisform“ zu erkennen und dann auch die Seifenblase als rund zu erkennen. Die Seifenblase ist nicht die eigentliche Form des Kreises – diese lebt als Idee im Geist des Menschen – sondern sie hat die Form eines Kreises.

manni
 
danke manni das war interessant.

Und ganz schön kompliziert... wahrscheinlich beschränken sich platon et al nicht auf simple formen wie den kreis, sondern sagen auch das Gefühle wie Liebe, Frieden und Arbeitslosigkeit... nein, nochmal: wie Liebe und Angst schon im Menschen sind.

Lässt sich danach also jedes komplexere Konzept auf solche Grund-ideen zurückführen?

Hatte mich dann grad gefragt wie Platon dagegen argumentieren würde, aber er würde wohl sagen das man Liebe schliesslich auch erstmal erfährt, wenn man anfängt zu sein, und was sagt dann aristoteles dazu?

Soll man denn als Philosoph dazu heute noch Stellung beziehen, ist der Streit noch akut oder längst entschieden?
 
Und ich sage mal wieder:

Es ist beides ...

Nicht entweder/oder ... blabla ... ihr wißt schon !


Es wird Dinge geben, die bereits erkannt sind und es wird Dinge geben, die es neu zu erkennen gibt, weil ...

...wozu sollten wir sonst da sein und

... wozu sollten unsere Vorfahren sich soviel Arbeit mit Leben gemacht haben ??? :)


Ergo ... wir greifen auf die Erkenntnisse unserer Vorfahren zurück (a priori) und machen neue Erfahrungen (a posterio) [richtig rum ??? :D ], damit die, die nach uns kommen auf diese Erkenntnisse wieder a priori zurückgreifen können ...

Oder ... wir benutzen die Erkenntnisse a priori um die Erkenntnisse a posterio machen zu können, auch möglich !

mfg

mara
 
Original geschrieben von nonova
Lässt sich danach also jedes komplexere Konzept auf solche Grund-ideen zurückführen?

Platon und Aristoteles würden dies bejahen. Platon´s Ideen sind übrigens keine Ideen im heutigen Sinne, sondern sie existieren in der Seele des Menschen als Zeichen der Teilhabe am übermenschlich göttlichen Guten. Für ihn war letztlich die Weisheit, die sich fest verankert in diesem Guten sieht, oberste Grundidee, die es ermöglicht z.B. politische Strategien zu entwickeln. (Ganz grob skizziert.) Aristoteles würde wohl meinen, es sei nötig, die Welt und ihre Erscheinungen nur gründlich genug zu analysieren und der logischen Betrachtungsweise unterwerfen, dann könne man alle Problem lösen. (Etwas vereinfacht!) Beide Philosophen haben sich übrigens politisch engagiert: Platon in Sizilien (zwischen 390 – 360 v.Chr.) und Aristoteles als Lehrer und Erzieher und Berater des späteren Alexander, des Großen. Das waren keine Stubenhocker – im Gegensatz zu manchen anderen Philosophen -, sondern ihre Philosophie verstanden sie im besten Sinne als Philosophie fürs Leben. Politik war für beide Philosophen, da sie ja in der ersten Demokratie des Abendlandes zu Hause waren, von grundlegendem Interesse. Beide haben umfangreiche Schriften zur „Politik“ verfasst, die heute noch von Fachleuten (Juristen, Politologen, Historikern, Philosophen...) gelesen und studiert werden.

Hatte mich dann grad gefragt wie Platon dagegen argumentieren würde, aber er würde wohl sagen das man Liebe schliesslich auch erstmal erfährt, wenn man anfängt zu sein, und was sagt dann aristoteles dazu?
Die Liebe wird bei Aristoteles im Menschen nicht von außen angeregt und dann durch die Teilhabe am Guten erweckt, sondern sie wird erweckt durch Gutes, Lustvolles uns Nützliches.

Soll man denn als Philosoph dazu heute noch Stellung beziehen, ist der Streit noch akut oder längst entschieden?

Für viele ist der Streit nicht zu entscheiden, für einige gibt es ihn gar nicht mehr, weil er nicht zu entscheiden sei. Für einige hat dieses Problem nie existiert!

Gruß
manni
 
Bah, bloedes forum, da muss man immer denken... :)

Mara, hast du deinen Namen eigentlich von Henry Miller? Der übrigens einer der grössten Philosophen überhaupt ist?

politische Strategien... brr... über mannis antwort denk ich besser erst morgen nach, jetzt tanz ich ein bisschen. Heute hatten wir Schnee! :)
 
Das kann ich Dir nachfühlen.

Erkenntnis im vorhinein macht skeptisch.

Meiner Meinung nach hängt diese Ausdrucksweise mit einer Scheu vor der Verwendung des Wortes "glauben" zusammen, die es auch heute noch gibt.

Wenn wir uns heute vornehmen, nach Paris zu fahren, um den Eiffelturm in natura zu besichtigen und es gibt keine Hinderungsgründe, so buchen wir die Reise, weil wir GLAUBEN, dass der Turm zu unserem Reisetermin noch steht. Wissen (im Sinne von Wahrnehmung - und meistens wird es so ausgelegt) können wir es erst, wenn wir ihn tatsächlich sehen und vielleicht auch noch berühren.

Mach jetzt einen Stadtwanderweg. Bis zum nächsten Mal.
 
Erkenntnis ... ohne Erfahrung !

Erkenntnis ohne Erfahrung ... wie soll das funktionieren ???


Das passt nicht zusammen !!!
 
Auf rein logischem Weg. Wenn ich z.B. zwei Äpfel habe und einen geschenkt bekomme, dann habe ich drei.
Kein Mensch weiß wieviel Äpfel ich in Wirklichkeit habe, denn das müsste man wahrnehmen, aber wenn die beiden Vorrausetzungen eintreffen, habe ich drei. Das ist auch eine Erkenntnis, wenn auch eine rein Abstrakte.
 
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greywolf schrieb:
Erkenntnis ohne Erfahrung ... wie soll das funktionieren ???


Das passt nicht zusammen !!!
Passt sehr wohl. Sinnliche Wahrnehmung und wesentliche Erkenntnis können durchaus verschieden sein. Siehe Till. Die Wahrnehmungstechnik aller Existenz ist die Logik. Und ich glaube nicht, dass es verschiedene Logiken gibt.

Schon wieder bist du banned, Fetzo Ezzo... :D

Wie dem auch sei...

Gisboah
 
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