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Kant, Kategorien

AW: Kant, Kategorien

Lieber EuFrank,
Kants Kategorien haben allerdings allein in seinem 'transzendentalen' System irgend einen Sinn! Sie als 'Anleitung zum täglichen Leben' oder auch nur als Anleitung zum logischen Denken zu nehmen - dafür sind sie als allerletztes gedacht. Kant beschreibt auf seiner Kategorientafel lediglich, wie unser Verstand (in seinem Verständnis!) sowieso schon verfährt. Das kannst Du durch noch so fleißiges Trainieren gar nicht mehr überbieten!

Zu 'seinem Verständnis' gehört aber, dass er hier die Bereiche der moralischen Wertung ("praktische Vernunft") und der gesamten "Urteilskraft" bereits ausgeklammert hat. In der Kritik der reinen Vernunft, mit der Du es hier allein zu tun hast, ist ausschließlich vom 'rein' theoretischen Vermögen des Menschen die Rede; also das, was Du im praktischen Leben vergleichsweise viel weniger brauchst als "praktische Vernunft" und "Urteilskraft".

Eben dies - das intelligente Vermögen des Mensch vorab in drei Teile zu scheiden - gehört zu den 'subjektiven' Anteilen an Kants Werk. Es ist erstens überflüssig und zweitens suspekt; denn wie durch einen Zufall entspricht es der mittelalterlichen scholastischen Dreieinigkeit von dem Wahren - Guten - Schönen; den drei Transcendentalien, von den Kant auch den Ausdruck "transzendental" ausgeborgt hat. Das sind Schlacken, die Kants persönlicher Bildungsgang in seinem Denken hinterlassen hat, und die zum Verständnis seiner Philosophie gar nichts beitragen, sondern nur stören.

Zum Schluß - und ein für allemal - dieses: Es ist grundsätzlich nicht machbar, aus dem Gang von Kants kritischer Untersuchung einzelne Stücke heraus zu brechen und als positives LeHrgut auch noch auswendig zu lernen! Das darfst Du zwar natürlich machen; aber damit verkehrst Du den Sinn von Kants Philosophie in ihr Gegenteil. Das solltest Du dabei wissen. Du darfst dann nicht meinen, dass Du im Leben 'Kant folgst'; Du gehst vielmehr in die entgegengesetzte Richtung.
 
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AW: Kant, Kategorien

Hallo Corsario!

...Kant beschreibt auf seiner Kategorientafel lediglich, wie unser Verstand (in seinem Verständnis!) sowieso schon verfährt...
Mehr möchte ich auch gar nicht wissen.

...In der Kritik der reinen Vernunft, mit der Du es hier allein zu tun hast, ist ausschließlich vom 'rein' theoretischen Vermögen des Menschen die Rede; also das, was Du im praktischen Leben vergleichsweise viel weniger brauchst als "praktische Vernunft" und "Urteilskraft"...
Ich sagte ja bereits, dass ich die Kategorien lediglich als ein wenn auch wertvolles Werkzeug erachte. Ihre Verwendung soll nicht an die Stelle etwa des Kategorischen Imperativs treten. Ihre Verwendung hat für mich eher technischen Charakter im Sinne eines Werkzeugs. Kant selbst bedient sich in den unterschiedlichsten Zusammenhängen der Kategorien. Ich habe den Eindruck, dass sie ihm bei seiner anspruchvollen literarischen philosophischen Tätigkeit hilfreiche Dienste erwiesen haben. Wir mir scheint ist der Aufbau seiner Werke (zB auch der Kritik der Reinen Vernunft) auch oft von einer den Kategorien entlehnten Systematik geprägt.

...Eben dies - das intelligente Vermögen des Mensch vorab in drei Teile zu scheiden - gehört zu den 'subjektiven' Anteilen an Kants Werk. Es ist erstens überflüssig und zweitens suspekt; denn wie durch einen Zufall entspricht es der mittelalterlichen scholastischen Dreieinigkeit von dem Wahren - Guten - Schönen; den drei Transcendentalien, von den Kant auch den Ausdruck "transzendental" ausgeborgt hat. Das sind Schlacken, die Kants persönlicher Bildungsgang in seinem Denken hinterlassen hat, und die zum Verständnis seiner Philosophie gar nichts beitragen, sondern nur stören...
Ich habe bereits verstanden, dass Du Kant nicht magst. Das hilft mir aber für das Verständnis seiner Kategorien - und darum geht es mir in diesem Thread - wenig.
 
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AW: Kant, Kategorien

Wenn Du verstanden hast, dass ich Kant nicht mag, dann hast Du etwas radikal Falsches verstanden. Die Philosophie ist kein Quelle-Katalog.
 
AW: Kant, Kategorien

Hallo Leser!

Ich lese inzwischen (mal wieder, aber ausführlicher) das Kant-Buch von Otfried Höffe. Das Buch gefällt mir relativ gut und leistet mir wertvolle Dienste, auch im Verständnis der Kategorien. Dieselben werden im Rahmen dieses ca. 300seitigen Taschenbuchs einigermaßen ausführlich gewürdigt.

Für unseren Zusammenhang wichtig finde ich die Bemerkung Höffes, dass Kant am Leitfaden der Kategorientafel "vier Momente des Wissens" entwickelt: Anschauung, Wahrnehmung, Erfahrung und empirisches Denken.

Ordnet man diese vier Momente des Wissens den KategorieKlassen zu, ergibt sich folgendes Bild:

Quantität - Anschauung
Qualität - Wahrnehmung
Relation - Erfahrung
Modalität - empirisches Denken

Wenn ich mich nicht irre, geben die vier Momente des Wissens auch eine Reihenfolge des Erkenntnisvorgangs wieder: auf die Anschauung folgt die Wahrnehmung, auf die Wahrnehmung die Erfahrung und auf dieselbe das empirische Denken.

Einen weitereren schönen Hinweis auf den Gebrauch der Kategorien verdanke ich ebenfalls Höffe. Es handelt sich um den Satz der Euklidischen Geometrie im Zusammenhang mit der Winkelsumme aller Dreiecke. Dieselbe soll 180° betragen. Für Kant ist dieser Satz
der Quantität nach allgemein (Kategorie der Einheit),
der Qualität nach bejahend (Kategorie der Realität),
der Relation nach kategorisch (Kategorie der Substanzialität) und
der Modalität nach apodiktisch (Kategorie der Notwendigkeit) gültig.
 
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AW: Kant, Kategorien

Hallo Leser!

Ich bin dankbar für jeden Hinweis zu den Kategorien als Gesamtheit. Aber vielleicht ist es leichter, sich mit einzelnen Kategorien oder einer der vier Kategorieklassen zu befassen. Daher wiederhole ich noch einmal meine Worte zur Kategorienklasse der Quantität:

Unter diesem Begriff finden sich die drei Kategorien Einheit, Vielheit und Allheit.

Wie kann ich konkret die Kategorien Einheit, Vielheit und Allheit auf die Gegenstände meiner Erfahrung anwenden? Ich glaube, dass uns in diesem Zusammenhang vor allem Beispiele weiterhelfen könnten.
 
AW: Kant, Kategorien

Hallo EuFrank !

Leider kann ich die Begriffe von Kant auch nicht praktisch anwenden; das soll aber seine Leistung nicht schmälern.

In meinem Philosophie-Lexikon habe ich folgendes gefunden:

Allheit (vgl. Totalität). Bei Kant und den Neukantianern ist A. "die Vielheit als Einheit betrachtet", d. h. die Einheit, die in einer Mannigfaltigkeit von ansonsten verschiedenen Größen liegen kann. Sie ist eine der Kategorien der Quantität.

Philosophielexikon/Rowohlt-Systhema


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Das wird Dir aber vermutlich schon bekannt sein.

Frohe Weihnachten

Zeili
 
AW: Kant, Kategorien

Hallo Zeilinger!

Allheit = Vielheit als Einheit verschiedener Elemente

So habe ich mal Dein Zitat zusammengefasst. Das hilft mir sehr weiter. Danke!

Jetzt frage ich mich, ob sich die Einheit nur auf ein einziges Element bezieht oder ob man unter ihr eine Menge gleichartiger Elemente sehen kann.

Auch Dir, Zeilinger, frohe Weihnachten!
 
AW: Kant, Kategorien

"So ist die Allheit (Totalität) nichts anders als die Vielheit als Einheit betrachtet,..." Kant: Kritik der reinen Vernunft. Quelle siehe unten.

Bei der Quantität geht es um 'Zahlen'.

Beispiele:

  1. Die Allheit (Totalität) von 10 Äpfeln, wäre nichts anderes als die Vielheit dieser Äpfel - die ich meinetwegen für ein Zwei-Personen-Apfelkompott brauche - als Einheit betrachtet.
  2. Die Allheit (Totalität) von 100 Autos, die auf einem Parkplatz stehen, wäre nichts anderes als die Vielheit dieser Autos als Einheit betrachtet.
  3. Die Allheit (Totalität) aller Forumsmitglieder des Denkforums wäre nichts anderes als die Vielheit aller Mitglieder dieser Forums als Einheit betrachtet.

Mithin wäre die Kategorie der 'Quantität' nichts anderes, als das, was jedes Kleinkind schon tut: Zählen von Gegenständen und diese mit einer Zahl einheitlich benennen. Dieses beobachtbare Tun des Zählens - so behauptet Kant -, setze sich zusammen aus der sinnlich-empirischen (aporsteriorischen) Anschauung zählbarer Gegenstände und der nichtsinnlichen- geistigen (apriorischen) Funktion des Verstandes. Diese Funktion nennt Kant 'Kategorie'. Hätten wir diese Kategorie nicht 'apriori' zur Verfügung, könnten wir nicht zählen, meint er.

Quelle:
Immanuel Kant: Werke in zwölf Bänden. Band 3, Frankfurt am Main 1977, S. 116-125.
Permalink:
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Kant,+Immanuel/Kritik+der+reinen+Vernunft/I.
+Transzendentale+Elementarlehre/Zweiter+Teil.
+Die+transzendentale+Logik/Erste+Abteilung.+Die+transzendentale+Analytik/Erstes+Buch.+Die+Analytik+der+Begriffe/1.
+Hauptst%C3%BCck.+Von+dem+Leitfaden+der+Entdeckung+aller+reinen+Verstandesbegriffe/3.
+Abschnitt.+Von+den+reinen+Verstandesbegriffen+oder+Kategorien
Lizenz:
Gemeinfrei

gruß manni
 
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AW: Kant, Kategorien

Hallo mwirthgen!

Danke für Deinen Beitrag :-)!

"So ist die Allheit (Totalität) nichts anders als die Vielheit als Einheit betrachtet,..." Kant: Kritik der reinen Vernunft. Quelle siehe unten.

Bei der Quantität geht es um 'Zahlen'.

Beispiele:
  1. Die Allheit (Totalität) von 10 Äpfeln, wäre nichts anderes als die Vielheit dieser Äpfel - die ich meinetwegen für ein Zwei-Personen-Apfelkompott brauche - als Einheit betrachtet.
  2. Die Allheit (Totalität) von 100 Autos, die auf einem Parkplatz stehen, wäre nichts anderes als die Vielheit dieser Autos als Einheit betrachtet.
  3. Die Allheit (Totalität) aller Forumsmitglieder des Denkforums wäre nichts anderes als die Vielheit aller Mitglieder dieser Forums als Einheit betrachtet.
...
Deine Beispiele enthalten alle gleichartige Elemente, also eine Vielheit von gleichartigen Elementen. Ist mit Allheit aber nicht eher eine Vielheit von unterschiedlichen Elementen gemeint gemäß dem oben schon einmal gebrachten Lexikonzitat
...die Einheit, die in einer Mannigfaltigkeit von ansonsten verschiedenen Größen...
Im letztgenannten Sinne würde ich folgende Beispiele bringen:
A) Die Allheit des Obstes, zur der die Vielheit der Bananen, der Äpfel und der Birnen gehört
B) Die Allheit der Völker, zu denen die Vielheit von Deutschland, Österreich und der Schweiz gehört.
 
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AW: Kant, Kategorien

Deine Beispiele enthalten alle gleichartige Elemente, also eine Vielheit von gleichartigen Elementen. Ist mit Allheit aber nicht eher eine Vielheit von unterschiedlichen Elementen gemeint...

Ich denke, dass in allen von mir genannten Beispielen, von unterschiedlichen Elementen die Rede ist. Kein Apfel gleicht dem anderen, kein Auto gleicht dem anderen, kein Forumsmitglied dem anderen. Insofern sind die jetzt angeführten Beispiele im Prinzip nichts Neues, sie fügen nur noch den indivdividuellen Unterschieden, gattungsbezogene Unterschiede hinzu. Allheit ist m. W. nach auch bei Kant immer mit einer konkreten Anzahl verbunden. Aber da bin ich mir nicht sicher.

Ein weiteres Beispiel:

Die Allheit 100 Gegenstände kann sein, die Vielheit von 16 Milchzähnen, 10 Schrauben, 40 Briefmarken, 34 Kronkorken, die beispielsweise jemand gesammelt hat.

manni :)
 
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