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Kant, Ablehnung der Gottesbeweise

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AW: Kant, Ablehnung der Gottesbeweise

mwirthgen schrieb:
Dass von solchen Überlegungen sein eigener Glaube unbeeindruckt war, führt er dann in der "Kritik der praktischen Vernunft" aus, wo er zwar die Unbeweisbarkeit weiterhin gelten lässt, es aber im Sinne einer gesunden Moralität für notwendig hält, das was mit dem Herzen geglaubt wird, auch zu praktizieren.

Sprich: die zum Katechismus bekehrten sollen weiter frömmeln, von Kants wegen.

Immanuel Kant schrieb:
"Ich bin zwar nicht der Meinung, ...daß man hoffen könne, man werde dereinst noch evidente Demonstrationen der zween Kardinalsätze unserer reinen Vernunft: es ist ein Gott, es ist ein künftiges Leben, erfinden. Vielmehr bin ich gewiß, daß dieses niemals geschehen werde. Denn, wo will die Vernunft den Grund zu solchen synthetischen Behauptungen, die sich nicht auf Gegenstände der Erfahrung und deren innere Möglichkeit beziehen, hernehmen?"

Eben, was hast du da von "gesunder Moralität" zu fabulieren?

MfG
toddy
 
AW: Kant, Ablehnung der Gottesbeweise

er steht aus christlicher Sicht für den Beginn des Nihilismus

So sieht das auch Nietzsche!

Zitat:

Friedrich Nietzsche: Götzen-Dämmerung:

Wie die "wahre Welt" endlich zur Fabel wurde.

Geschichte eines Irrtums

1. Die wahre Welt, erreichbar für den Weisen, den Frommen, den Tugendhaften, - er lebt in ihr, er ist sie.
(Älteste Form der Idee, relativ klug, simpel, überzeu*gend. Umschreibung des Satzes "Ich, Plato, bin die Wahrheit")

2. Die wahre Welt, unerreichbar für jetzt, aber verspro*chen für den Weisen, den Frommen, den Tugendhaften ("für den Sünder, der Buße tut").
(Fortschritt der Idee: sie wird feiner, verfänglicher, unfaßlicher - sie wird Weib, sie wird christlich...)

3. Die wahre Welt, unerreichbar, unbeweisbar, unversprechbar, aber schon als gedacht ein Trost, eine Verpflichtung, ein Imperativ.
(Die alte Sonne im Grunde, aber durch Nebel und Skepsis hindurch; die Idee sublim geworden, bleich, nordisch, königsbergisch.)


4. Die wahre Welt - unerreichbar? Jedenfalls unerreicht. Und als uner*reicht auch unbekannt. Folglich auch nicht tröstend, erlösend, verpflichtend: wozu könnte uns etwas Unbekanntes verpflichten?...
(Grauer Morgen. Erstes Gähnen der Vernunft. Hahnenschrei des Positi*vismus.)

5. Die "wahre Welt" - eine Idee, die zu nichts mehr nützt ist, nicht einmal mehr verpflichtend - eine unnützt, eine überflüssig gewordene Idee, folglich eine widerlegte Idee: schaffen wir sie ab!
(Heller Tag; Frühstück; Rückkehr des bon sens und der Heiterkeit; Schamröte Platos; Teufelslärm aller freien Geister.)

6. Die wahre Welt haben wir abgeschafft: welche Welt bleibt übrig? die scheinbare vielleicht?... Aber nein! mit der wahren Welt haben wir auch die scheinbare abgeschafft!
(Mittag; Augenblick des kürzesten Schattens; Ende des längsten Irrtums; Höhepunkt der Menschheit; INCIPIT ZARATHUSTRA.)


Gruß Fritz
 
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AW: Kant, Ablehnung der Gottesbeweise

Kant zählt zu den größten Philosophen Europas, viele bezeichnen ihn überhaupt als den größten.
Andreas

Hallo Andreas,

kennst Du Hegel? Kann es sein, dass dir die kritische Idealismusphilosophie an sich genügt? In wiefern kann die Subjektivität des Ichs allein, sich über die Objektivität des Erkennens erheben?

Meine Meinung dazu:
Kant ist wie Marx als rein theoretischer Philosoph für eine Gesamtphilosophie unbrauchbar. Sein kat. Imperativ eine Lachnummer. Wäre es nur im Ansatz so, wie Kant in seiner weich gespülten, modisch geglätteten Philosophie uns weis zu machen versuchte, dann bräuchten wir keine Gesetze, keine weitere Regeln und Normen, weil der kat. Imperativ ja für ALLES eine Lösung inne hat. Nur die Welt ist nicht so. Und der kat. Imperativ ist zwar genial, aber genial weltfremd und selbst mit dem Wissen davon nicht immer umsetzbar.
Weiterhin ist der Geist der Hegelschen Philosophie - dort, wo Kant viel zu früh halt gemacht hat - nämlich bei der einseitigen subjektiven Betrachtung der Erkenntnisse und der Selbstständigkeit des Verstandes mit einhergehenden freien Willen, bei weitem um gigantische Längen voraus. Sein platter kritischer Idealismus kann und will den Kern der Sache, quasi das Innere des Wahrhaftigen nicht erkennen.
Die Aussage über Kant stammt m.E. nach von Gottfried Herder, der mit „öde Wüsten voll leerer Hirngeburten“ oder mit „anmaßende Wortnebel“ usw. die Bemühungen Kants in seiner transzendentalen Analytik kommentiert und damit sein Schaffen in den Nonsens stellt.
Noch schlimmer gehts immer, denn Heinrich Heine meint, dass niemand über Kant eine Lebensgeschichte schreiben kann, weil er weder ein Leben, noch eine Geschichte gehabt hat.

Gruß
axl
 
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