AW: Kann der Mensch Objektivität anstreben?
Wenn du dich wundern solltest....
...im Gegenteil, Ernesto, ich freue mich über deine Antwort. Zumal ich befürchtet hatte, dass du auf meine 'Bitten' nicht eingehen würdest, die - wie du offensichtlich doch gemerkt hast - nicht als Ausflüchte entstanden sind. Das Fragen nach dem, was ein Gesprächspartner mit Worten meint, die angeblich keiner Erklärung bedürfen, beruht auf der in vielen Gesprächen gewonnenen Einsicht, dass Nachfragen jeden philosophischen Diskurs voranbringt und eventuell die Chance besteht, gemeinsam einen Blick auf die Sache zu werfen, um die es gerade geht. Die häufig geübte Selbstverständlichkeit, der andere werde schon 'verstehen', was man meine, führt oft nur zu Wortgefechten. Mir geht es aber um philosophieren in der Sache.
Es werden große Reden geschwungen und noch größere Namen werden zitiert; ...
Wenn du dir über die Suchfunktion dieses Forums alte Beiträge von mir anzeigen lässt, wirst du feststellen, dass auch ich dies - vor Jahren als ich dieses Forum kennenlernte - getan habe. Ich bin mit meinem philosophischen Interesse, das zu mir gehört wie zu anderen Leute ihre Leidenschaft für Sport, Kunst, Literatur, Musik ... in der traditionellen Metaphysik groß geworden. Es hat sich doch inzwischen herausgestellt, dass dies nichts für mich ist. Ich habe so gut wie nichts, von dem in der Metaphysik die Rede ist, für mich selbst mit Inhalt füllen können und zu dieser Einsicht haben auch die Diskussionen in den verschiedensten Foren beigetragen. Kurz und gut: Ich entschied mich meinem eigenen Bedürfnis entsprechend, nach einer Philosophie Ausschau zu halten, die meinem Eigenen entspricht und zum gemeinsamen Gedankenaustausch taugt. Mit diesem neuen Ansatz gehe ich jetzt wieder in den verschiedensten Foren herum und frage die Leute, was sie davon halten und ich bin auf jede Antwort gespannt.
Information ist überall dort wo Struktur ist, Abwechslung, Unterschiedlichkeit - kurzgesagt: überall! ... Information ist überall dort wo Struktur ist, Abwechslung, Unterschiedlichkeit - kurzgesagt: überall! ... Information ist die Art und Weise wie Etwas beschaffen ist...Durch Reflexion von Information kann daraus Wissen entstehen.
Bevor ich meine Sichtweise darlege, noch einige Erläuterungen, die bedeutsam sind. Seit ich die 'rechthaberische Metaphysik' aufgegeben habe, ist es nicht mehr mein Ding 'recht haben zu wollen'. Mir geht es darum aus meiner Sicht auf Aspekte hinzuweisen, die m.E. in der Sichtweise meines Gesprächspartners nicht berücksichtigt sind. Inwieweit dieser sie in seiner Sichtweise zu berücksichtigen in der Lage und bereit ist, überlasse ich ihm. Weil ich nur auf Aspekte hinweisen möchte, argumentiere ich nicht mehr, sondern ich 'aspektualisiere'. Das hält Kopf und Herz frei von missachtenden Übergriffen auf den Gesprächspartner und entspricht meiner Einstellung, jede andere Sichtweise zu achten. Was auch für die deine gilt.
Nun zurück zu deinem Verständnis von 'Information'. Du setzt sie gleich mit "der Art und Weise wie etwas beschaffen ist". Ich folgere daraus, dass du es für möglich hältst, dass die Beschaffenheit eines Gegenstandes 1:1 wahrgenommen werden kann. Mir scheint dies unmöglich, weil meine Physis mir kein 1:1 Abbild liefert. Ohne dass ich es beeinflussen kann, laufen durch äußere Sinnesreize und auch durch innere physiologischer Reize initiierte Aktivitäten ab, die wahrnehmen ermöglichen. Diese Aktivitäten 'schaffen' gleichsam ihr Bild von der Beschaffenheit eines Gegenstandes.
Informationen geben demnach "Struktur, Abwechslung, Unterschiedlichkeit" verändert wieder. Sie sind - wenn ich meinen Körper unter mein ICH miteinbeziehe - meine 'Produkte'. Die Reflexion über diese Informationen, die du als 'Wissen' auffasst, hätte daher nicht das 'Orginal' vor sich, sondern eine von individuellen physiologischen Aktivitäten geschaffene Reproduktion' von Wirklichkeit. Für mich heißt das: Alleine schon auf Grund des physioloigschen Sachverhaltes führt kein Weg an meinen individuellen Sichtweisen vorbei.
Geistiges Speichern ist jenes im Gehirn, durch Wachstum und Ausprägung von Synapsen und Neuronen. ... Intellektuell bedeutet: Mit Hilfe der geistigen Fähigkeiten. Erfassen bedeutet: Reflektieren, Aufnehmen, ins Weltbild integrieren, Verinnerlichen, Begreifen, ...
Es werden m.E. Missverständnisse produziert, wenn aus der 'Dritten-Person-Perspektive' beobachtbare neurophysiologische Aktivitäten des Gehirns mit nur aus der 'Ersten-Person-Perspektive' beobachtbaren geistigen Aktivitäten gleichgesetzt werden. Ein fast schon klassisch zu nennendes Beispiel hat der Neurophysiologe Singer geliefert, der sich nicht scheut, auf Grund seiner 'Informationen' den freien Willen für eine Schimäre anzusehen. Eine Schlussfolgerung, die sich m.E. aus dem, was beobachtbar ist, nicht nachvollziehen lässt. Andere Neurophysiologen scheinen da sachbezogener zu urteilen.
Deine Erklärungen von 'intellektuell' bringen uns aus meiner Sicht nicht weiter. Da steckt m.E. zu viel drin, was erläuterungsbedürftig wäre. Aber da du ohnehin, der Meinung bist, ohne 'geistig' auskommen zu können, schlage ich vor auch auf 'intellektuell' zu verzichten.
Mir ist die Wahrheit klar...
Mir nicht, Ernesto. Aber ich habe jetzt angeregt durch dein Posting eine Formulierung für 'wissen' und 'verstehen', mit der wir beide vielleicht weiter kommen. Ich bin zwar nicht ganz damit zufrieden, weil darin die zwei Aktivitäten 'wissen' und 'verstehen' als Gegenstand gehandelt werden. Doch eine mir ganz passende Formulierung, die für uns beide einigermaßen griffig sein soll, gelingt mir im Moment nicht.
Wissen ist das Ergebnis von Reflexionen über eigene Wahrnehmungen.
Verstehen bedeutet, eigene Wahrnehmungen in einen Zusammenhang zu bringen.
Nun bin ich gespannt, ob du damit was anfangen kannst.
gruß manni