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Kann der Mensch Objektivität anstreben?

AW: Kann der Mensch Objektivität anstreben?

... und versäumen dabei die alltäglichen Dinge, die ein menschliches Leben m.E. 'reich' machen.

Naja, es soll ja Menschen geben, die z.B. zu einem Thema aktiv verschiedene Quellen suchen, um sich dadurch mehrere Blickwinkel zu verschaffen.

Oder die sich mit anderen austauschen, um "reicher" zu werden: um andere Standpunkte und Aspekte reicher.

Warum sollen Menschen nicht sitzen, wenn sie sitzen, gehen wenn sie gehen, und denken, wenn sie denken?

Und sich austauschen, wenn sie sich austauschen wollen?

Wer will denen das verbieten, die da Spaß daran haben und dadurch einen abgeklärteren Blick auf die Dinge bekommen? :)

Ja, der Mensch kann Objektivität anstreben. Wer oder was könnte ihn jemals daran hindern, das anzustreben?

lg Frankie
 
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AW: Kann der Mensch Objektivität anstreben?

Naja, es soll ja Menschen geben, die z.B. zu einem Thema aktiv verschiedene Quellen suchen, um sich dadurch mehrere Blickwinkel zu verschaffen.
Ah, die rationalistische Ansicht.
Popper befürwortete sie.
Grundvoraussetzung ist, nicht im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein.
Erscheint mir auch als die einzige Möglichkeit von objektiver Betrachtungsweise.
Das setzt aber die Akzeptanz vorraus, dass die endgültige Erkenntnis immer offen bleibt,
man eine gegenwärtige optimale Erklärung findet und sich dabei immer nur auf der Suche nach der Wahrheit befindet.

LG
v
Himmelblau
 
AW: Kann der Mensch Objektivität anstreben?

Für mich ist Objektivität daher nicht zugänglich und ich kann darüber auch keine Aussagen machen.

Die finale Aussage aus deinem ersten Bericht...

Objektivität ist unerkennbar, weil individuelle Sichtweisen unumgehbar sind.

...liest sich so als würdest du meinen: Kein einziger Mensch auf dieser Welt würde Objektivität erkennen können. Erhebt diese Aussage nicht den Anspruch 'dass alle Schwäne weiß sind'?

...'Verstehen' kann ich allenfalls mein Eigenes; ...

Das ist ein interessanter Punkt. Was ist es, dass es einfacher macht, das 'Eigene' eher verstehen zu können. Der Verstand als Teil der geistigen Fähigkeiten ist beim 'Verstehen Deiner Selbst' gegenüber dem 'Verstehen der äußeren Welt' anscheinend bevorteiligt. Warum? Ich kann das aus meiner Erfahrung nicht behaupten.

Warum soll es leichter sein sich selbst zu verstehen als Anderes und Andere??

Dass man sich näher ist und immer mit sich zu tun hat und Eindrücke von sich selbst sowie Feedback in großem Maße hat, weist auf eine höher Anzahl und Dichte von Erfahrungen, Eindrücken hin. Gut, klar, begünstigt das Verständniss. Jedoch würde dies bedeuten, dass man von Anderen oder etwa von einem Gegenstand ebenfalls (z.Bsp. bewusst) vermehrt Eidnrücke gewinnen kann um somit sich jener Möglichkeit des Verstehens anzunähern, die beim Selbst gegeben sind.

In der Quantität sehe ich den Vorteil beim Selbst-Verstehen doch wo ist der Qualitäts-Sprung den du behauptest, wenn du sagst: NUR mein Eigenes kann ich verstehen???

Alles (=) Liebe, Ernesto ~:)
 
AW: Kann der Mensch Objektivität anstreben?

Ja, ich denke schon, dass Objektivität erstrebbar ist, aber ob wir sie erreichen können ist natürlich eine andere Frage. Der erste Schritt, der uns in diese Richtung lenkt, beginnt mit der Selbsterkenntnis, denn, wer sich selbst nicht erkennt, dem wird das "Objektive", die "Wahrheit" oder "Erkenntnis" oder wie auch immer man es nennen mag, ebenfalls verborgen bleiben.

Auch glaube ich, dass die Neurophysiologie uns zwar versucht, ein Bild von unseren körpereigenen Prozessen zu machen, welche für das Zustandekommen unserer Vorstellungen und Gedanken mitverantwortlich sind, und uns auf diese Weise unser Verständnis für uns selbst vertieft, denn schließlich ist ja das Bewusstsein abhängig von der Funktionstüchtigkeit unseres Gehirns, welches wiederum durch elektrische Schwingungen aktiv wird, aber das Problem der Objektivität allein auf unsere physiologische bzw. sensualistische Unvollkommenheit zu beschränken, ist meiner Meinung nach der falsche Weg.

Karl Popper mit seiner rationalistischen Kritik liefert in seiner "Logik der Forschung" ein brauchbares Modell, mit dessen Hilfe wir uns der Wahrheit annähern können, wenngleich sie auch nicht vollständig erreichbar scheint.

Abschießend denke ich, dass trotz allen "objektiven Bemühungen" objektive Wahrheit zu erkennen immer noch der Glaube an sie bestehen bleiben sollte, auch wenn man sie noch nicht erreicht hat, denn schließlich sind Glauben und Wissen wie zwei Schalen einer Waage, je mehr man weiß, desto weniger glaubt man und umgekehrt (sagte bereits Schopenhauer).

MfG Gorgias
 
AW: Kann der Mensch Objektivität anstreben?

Die finale Aussage aus deinem ersten Bericht...liest sich so als würdest du meinen: Kein einziger Mensch auf dieser Welt würde Objektivität erkennen können.

Ich vermute, dass dies so ist! Ich vermute, dass jeder Menschso wie ich, außer dem was er auf Grund sensuierbarer Daten beobachten kann, weiter nichts zur Verfügung hat. Würde jemand erklären, anders zu funktionieren, wäre ich sehr interessiert daran, ihn kennenzulernen.

Der Verstand als Teil der geistigen Fähigkeiten ist beim 'Verstehen Deiner Selbst' gegenüber dem 'Verstehen der äußeren Welt' anscheinend bevorteiligt.

Mit dem Eigenen bezeichne ich Aktivitäten sowohl physischer als auch nichtphysischer Art. "Geistige Fähigkeiten" , bzw. "Geist" sind für mich allenfalls Sammelbegriffe für nichtphysische Aktivitäten. Letztere kann ich nicht als 'Teile eines Ganzen' mit Begriffen wie 'Verstand' benennen. Nicht nur weil mir der Begriff 'Verstand' ein Buch mit sieben Siegeln ist, sondern auch, weil ich das Ganze bisher noch nie im Blick hatte.

Warum soll es leichter sein sich selbst zu verstehen als Anderes und Andere?? ... In der Quantität sehe ich den Vorteil beim Selbst-Verstehen doch wo ist der Qualitäts-Sprung den du behauptest, wenn du sagst: NUR mein Eigenes kann ich verstehen???

Betrachte ich mich von außen, also beobachte ich mein Handeln und Reden, dann gibt es keinen Unterschied zwischen der Qualität der erhaltenen 'Informationen' (für mich ein sehr fragwürdiger Begriff) über mich und einen anderen. Betrachte ich mich jedoch von innen her, kann ich mich erinnern, was mein Handeln und Reden sozusagen 'backstage' mitgestaltet. 'Hinter die Bühne schauen' kann ich nicht bei Anderem oder Anderen. Das macht - soweit ich sehen kann - für mich den Unterschied aus. :)

gruß manni
 
AW: Kann der Mensch Objektivität anstreben?

Auch glaube ich, dass die Neurophysiologie uns zwar versucht, ein Bild von unseren körpereigenen Prozessen zu machen, welche für das Zustandekommen unserer Vorstellungen und Gedanken mitverantwortlich sind, und uns auf diese Weise unser Verständnis für uns selbst vertieft, denn schließlich ist ja das Bewusstsein abhängig von der Funktionstüchtigkeit unseres Gehirns, welches wiederum durch elektrische Schwingungen aktiv wird, aber das Problem der Objektivität allein auf unsere physiologische bzw. sensualistische Unvollkommenheit zu beschränken, ist meiner Meinung nach der falsche Weg

Auf welche Weise kann der Mensch etwas wahrnehmen ohne auf Sensuierbares - schließt außer den Sinnen alle bisher erforschten physiologischen und neurophysiologischen Aktivitäten des Körpers mit ein - zurückzugreifen?

Karl Popper mit seiner rationalistischen Kritik liefert in seiner "Logik der Forschung" ein brauchbares Modell, mit dessen Hilfe wir uns der Wahrheit annähern können, wenngleich sie auch nicht vollständig erreichbar scheint.

Welches Kriterium für das Maß der Annäherung nennt Popper? Oder anders gefragt: Bringt die Idee von der Annäherung an die Wahrheit 'Erkenntnis der Wahrheit'?

Abschießend denke ich, dass trotz allen "objektiven Bemühungen" objektive Wahrheit zu erkennen immer noch der Glaube an sie bestehen bleiben sollte, auch wenn man sie noch nicht erreicht hat, denn schließlich sind Glauben und Wissen wie zwei Schalen einer Waage, je mehr man weiß, desto weniger glaubt man und umgekehrt (sagte bereits Schopenhauer)
.

Mir geht es nur darum glaubensfrei zu philosophieren, indem wir uns gemeinsam das ansehen, was wir gemeinsam ansehen können. Glauben an Ideen, an religiöse Wahrheiten, Weltanschauungen können davon unberührt bleiben, solange es dem einzelnen bewusst ist, dass es sich um Glauben handelt und dieser Glauben dem Miteinander des Philosophierens keinen Abbruch tut.

manni :)
 
AW: Kann der Mensch Objektivität anstreben?

Wozu ermöglichen? Es passiert von alleine. Es kann sowieso niemand verhindern.

Ermöglichen heißt:

"genau hinsehen und immer wieder hinsehen"
andere Sichtweisen miteinbeziehen
lernen, lernen, lernen
....
und dabei sich bewusst sein,
dass das Hinsehen auf die Dinge nur mehr oder weniger Zutreffendes ergibt,
das jederzeit revidiert werden kann.

Dabei sich enthalten seinen eigenen Beobachtungen und vor allem den daraus gezogenen Schlussfolgerungen das Etikett 'richtig' bzw. 'wahr' aufzukleben.

Dies alles ist möglich, ohne Objektivität anzustreben.

gruß manni :)
 
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AW: Kann der Mensch Objektivität anstreben?

Auf welche Weise kann der Mensch etwas wahrnehmen ohne auf Sensuierbares - schließt außer den Sinnen alle bisher erforschten physiologischen und neurophysiologischen Aktivitäten des Körpers mit ein - zurückzugreifen?

Das ist eine berechtigte Frage. Wahrnehmung beruht selbstverständlich auf der Qualität und Quantität der erhaltenen Sinnesreize, deren korrekte Verarbeitung wiederum auf der Funktionstüchtigkeit der entsprechenden Sinnesorgane. Wir können bloß das wahrnehmen, was wir mit unseren physischen Sinnen sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken können, daher unser Verständnis für die äußere Welt auf der vielfältigen Verarbeitung dieser Informationen beruht .
Was ich vorhin zum Ausdruck bringen wollte, war das Problem der Objektivität nicht bloß im Lichte gewohnt naturwissenschaftlich-reduktionistischer Anschauung zu beleuchten, die den Menschen als rein materielles durch physische und physiologische Gegebenheiten begrenztes Wesen darstellt. Man denke bloß an das, was buddhistische Gelehrte als "Erleuchtung" bezeichnen, einen Zustand, welchen man getrost als "reine Objektivität", als "Verbundenheit des Einzelnen mit dem Ganzen" oder wie auch immer definieren kann.

Welches Kriterium für das Maß der Annäherung nennt Popper? Oder anders gefragt: Bringt die Idee von der Annäherung an die Wahrheit 'Erkenntnis der Wahrheit'?

Karl Popper entwickelte seine Theorien in kritischer Nähe zum Neopositivismus des "Wiener Kreises", welcher die strenge Unterscheidung zwischen sinnvollen, also auf empirisch überprüfbare Gegenstände bezogene, sowie sinnlosen Sätzen (solche ohne empirischen Gehalt) postuliert. Ihm zufolge sei die Verifikation von wissenschaftlichen Hypothesen durch deren Falsifikation zu ersetzen. Seine Überlegungen verlangen, dass nicht nach der Bestätigung einer Theorie gesucht werden solle, sondern dass ein konkreter Fall zu finden sei, der dieser widerspricht. Je schwieriger sich dieses Unterfangen anstellt und je länger diese Falsifikation nicht gelinge, desto größer werde die Wahrscheinlichkeit, dass eine bestimmte Theorie brauchbar sei.

Ob die Idee der Annäherung an die Wahrheit auch deren Erkenntnis involviert, ist fraglich. Sie hilft uns jedenfalls die Gesetze der Natur, durch die wir "sind" und auf Grund deren nicht nur wir sondern der gesamte Kosmos funktioniert, zu erkennen und dadurch zu größeren Möglichkeiten zu gelangen, man denke nur an den technischen Fortschritt, usw.

Mir geht es nur darum glaubensfrei zu philosophieren, indem wir uns gemeinsam das ansehen, was wir gemeinsam ansehen können. Glauben an Ideen, an religiöse Wahrheiten, Weltanschauungen können davon unberührt bleiben, solange es dem einzelnen bewusst ist, dass es sich um Glauben handelt und dieser Glauben dem Miteinander des Philosophierens keinen Abbruch tut.

Glaubensfrei zu philosophieren bedeutet meiner Meinung nach vorurteilslos zu philosophieren, weil alle Glaubenssätze zu denen wir, sei es durch persönliche Reflexion oder unbewusstes und/oder kritikloses Übernehmen gängiger Meinungen, gekommen sind, eben Vorurteile sind. Sie helfen uns jedenfalls, uns ein Bild von unserer Welt zu machen und uns in ihr zu orientieren, auch wenn hier die Subjektivität der Objektivität ohne jede Frage den Rang abläuft.
 
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