Giacomo_S
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sich das Leiden und Elend der Tiere anzuschauen, dann werden die Menschen in Massen den Fleischkonsum reduzieren
Die Dämonisierung der "Massentierhaltung" im Allgemeinen halte ich für platte Agitation.
Die Menschen mögen i.A. und in der Summe im Westen zuviel Fleisch essen, grundsätzlich halte ich die sog. Massentierhaltung, zumindest aktuell, für unersetzbar. Die Dämonisierung der Massentierhaltung durch Aktivisten folgt denselben Propaganda-Schemen wie z.B. Abtreibungsgegner und sie zeigen ähnliche, aus dem Zusammenhang gerissene und manipulierte Ekelbilder und Einzelfälle.
Die von Tierrechtlern "geleakten" Beiträge bilden nicht die Normalzustände ab, sondern zeigen Zustände in miesen Erzeugerbetrieben, die auch nach geltendem Recht illegal sind.
Das kann und soll man kritisieren, daraus aber das grundsätzliche Prinzip abzuleiten: Sooo ist das im Allgemeinen - das ist falsch und manipulativ. Es gleicht dem Gebaren, eine Ekel-Kneipe zu fotografieren und zu sagen: Schau her, so ist die Gastronomie, und deshalb müssen wir die Gastronomie als solche abschaffen.
Der größte Rinderzucht- und Schlachtbetrieb Europas (Frankreich) versorgt ständig 2.000 Rinder. Jenseits dieser Größe sind alle anderen Betriebe weit kleiner. Die großen Betriebe haben kein Interesse daran, dass es ihren Tieren schlecht geht, ganz im Gegenteil, und zwar aus ganz profanem, eigenem ökonomischen Interesse. Denn wenn es den Tieren schlecht geht, dann haben sie mehr Ausfälle und erzeugen eine schlechtere Fleischqualität. Heutzutage haben sie sogar Maßnahmen zur weitestgehenden Vermeidung von Schlachtungs-Stress entwickelt, denn sie haben festgestellt: Um so besser es den Tieren geht und um so weniger Stress die haben, umso weniger (auch: personellen) Aufwand haben sie und um so größer ist Qualität und Wertschöpfung.
Aber ja: Ein Streichelzoo ist eine Tierschlachtung nicht.
In modernen Erzeugerbetrieben geht es den Tieren heute weit besser, als in der früheren Kleinstbetrieben: Denn die haben auch keine Sentimentalitäten mit Tieren gehabt. Heute kann in einem modernen Betrieb eine Kuh selbst entscheiden, ob und wann sie gemolken werden will, ist in einem robotergesteuerten, sauberem Stall und geht, wenn sie will, in die Striegelmaschine oder auch mal nach draußen. Real ziehen es allerdings die meisten Kühe vor, in ihrem Verschlag zu bleiben: Auch Kühe sind bequem.
Stattdessen waren die Tiere früher in kleinen Koben eingesperrt ohne Bewegungs-, ja nicht einmal Liegemöglichkeit und heizten mit ihrer Körperwärme den ersten Stock mit der Bauernwohnung. Und, ging es den Tiern damals besser?
Und wenn man schon "die Massentierhaltung" abschaffen will - was, so oder so, eine erhebliche Preissteigerung beim Fleisch zur Folge haben wird - dann muss es flankierende Massnahmen geben, dies für einkommenschwache Bevölkerungsschichten auch finanzierbar zu machen. Man kann es sicher den Bürgern vermitteln, nur noch 1-2 x pro Woche Fleisch zu essen, was auch vernünftig wäre. Die derzeitigen Preise von Biofleisch sind aber für Familien oder einkommensschwache Menschen nicht bezahlbar.
Sie können es sich eben nicht leisten, für ein 4-Portionen Rindergulasch mal so eben 30 € auszugeben oder auch für die Bio-Weihnachtsgans 120 €. Die sich dann auch noch im Übrigen im Nachhinein als zäher Gockel darstellt.