Philosophisticus
Well-Known Member
- Registriert
- 2. März 2016
- Beiträge
- 2.351
Und was ist damit gezeigt? Ich hatte nie Zweifel daran, daß auch die griechischen Götter nur Schwätzer waren.
Zur Erinnerung (nochmal aus dem Zitat):
"But it is clear that he also uses this term in an entirely positive sense. Indeed the god whom he considers to be the wisest of all and who has at his disposal all the truth (Hades) he has even called a <perfect sophist>"
Nun damit ist gezeigt, dass Platon den Begriff "Sophist" hier in einem positiven Sinne ("entirely positive sense") gebraucht in Bezug auf den Gott Hades und nicht pejorativ (wie man ihn sonst eher mit Platons Begriffsverwendung assoziert).
Positiv in dem Sinne, dass dieser Gott ein "vollendeter Sophist" und "großer Wohltäter" ist.
Ein Link dazu als Hinweis, um sich ein noch besseres Bild machen zu können:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hades
Auch die Götter verstanden sich natürlich aufs Reden , aber man muss sie ja nicht gleich deshalb "Schwätzer" nennen...Der Gott Hades gilt eben für Platon auch als "Sophist" (wie man im Kraylos nachlesen kann 403e). Soweit ich weiß, ist dieser aber der einzige griechische Gott, den er direkt so bezeichnet hat...Griechische Götter gelten ja nicht gerade als schweigsam.
Neben Hades kann man natürlich auch den Gott Hermes in diesem Zusammenhang nennen, der auch als Gott der Rede(kunst) gilt...
Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Hermes
Aber das führt jetzt vermutlich zu weit in die griechische Mythologie/Götterwelt hinein, die Platon natürlich nicht unbekannt war...
Sag ich doch. Die müssen sich doch auch irgendwie interessant machen.
Nein, es geht ja nicht nur darum "sich interessant zu machen", sondern bestimmte Phänomene , für die es bisher keinen (philosophischen) Begriff gab eben durch einen entsprechenden Neologismus sprachlich auf den Punkt zu bringen. Damit soll eben auch ein gewisser philosophischer Fortschritt damit verbunden sein , indem Sinne nämlich, dass ein neu geschaffener Begriff bestimmte Phänomene sprachlich eben thematisieren kann , was so ohne Begriffsschöpfung eben nicht davor tun konnte. Man denke da beispielsweise an Nietzsches Begriffspaar Dionysisch /Apollinisch , um bestimmte rationale und nichtrationale Kräfte des Menschen zu bezeichnen (genaueres siehe: Geburt der Tragödie, wo diese Begriffe eingeführt und erläutert werden). Diese Begriffe gab es in dem Sinne vor Nietzsche nicht.
Aber selbstverständlich wird man die Ideologie der Gleichmacherei 'ideologisch' nennen dürfen. Wie denn sonst?
Naja wenn man sich die genannte Stelle in der Politeia/im Staat genauer anschaut , wird man sehen, dass Platon eigentlich nicht eine "Ideologie der Gleichmacherei" betreibt, sondern, dass es für ihn da auch noch gewisse Unterschiede gibt zwischen Mann und Frau..
So heißt es an genannter Stelle nämlich auch (Politeia 455e): " (...) und an allen Geschäften kann das Weib teilnehmen ihrer Natur nach, wie der Mann an allen; in allen aber ist das Weib schwächer als der Mann"
Platon macht also auch gewisse Unterschiede zwischen Mann und Frau aus , was eben auch die körperliche Beschaffenheit anbetrifft...
Es geht ihm eher um sowas wie eine "prinzipielle Gleichheit der weiblichen und männlichen Anlagen", damit werden aber nicht einfach die Differenzen der Geschlechter ganz ausgeblendet von Platon.
Es ist also nicht wirklich "Gleichmacherei" was man hier bei Platon vorfindet und insofern ist es da sachlich gesehen auch nicht ganz richtig was Sie da sagen (schauen Sie doch selbst mal an der genannten Stelle im Staat nach und machen Sie sich selbst ein Bild , ich denke Sie müssten dann eigentlich auch sehen, dass Platon dort keine "Gleichmacherei" hier betreibt...)
Die "Natur des Mannes " und die "Natur der Frau" unterscheiden sich ja dennoch, aber in Bezug zum Politischen haben beide eben eine "ähnliche" Befähigung.
In der Kernaussage, daß die Geschlechter gleichermaßen zur Politik befähigt sind. Das ist ganz klar ideologisches Geschwätz eines Aristokraten, der von der Entrechtung einer Menschengruppe ablenken will.
Warum ist diese Aussage für Sie denn "ideologisches Geschwätz"? Meinen Sie etwa, dass Männer und Frauen nicht gleich kompetent/befähigt hinsichtlich des Politischen sein können? Und falls Sie das meinen, warum sehen Sie das dann so?
Und warum soll(te) Platon hier angeblich von der "Entrechtung einer Menschengruppe" ablenken wollen? Mir sind Ihre Ausführungen in dem Punkt leider nicht ganz nachvollziehbar
Also ich sehe in diesem Punkt weder "ideologisches Geschwätz" noch "ideologische Gleichmacherei". Es ist bedauerlich, dass Sie das so sehen und dann gleich noch auf den "Aristokraten" Platon sich kritisch beziehen...oder wie immer man das dann nennen sollte...
Kurz: ich sehe das etwas "anders" als Sie, wenn Sie erlauben.
Und Sie müssten Ihre Sichtweise in dem Punkt dann etwas genauer begründen können, denn so ist das für mich eben eher weniger sachlich überzeugend, was Sie da sagen...
Ja dann denken Sie es doch einmal vor.
Also ich kann jedenfalls damit geistig schon was anfangen, was diese beiden Formeln anbetrifft und genau das wollte ich damit zum Ausdruck bringen. Man könnte statt "Natur des Mannes /der Frau" auch eben vom "Wesen des Mannes/der Frau" sprechen, also was das Männliche und das Weibliche vom Charakter her/charakterlich/wesensmäßig auszeichnet (ohne gleich in ein Klischee zu verfallen). Und ich bin vermutlich nicht der einzige , der mit solchen Formeln durchaus etwas anfangen kann.
Das ist ja das Elend mit dieser Sophistenbagage, schöne Worte machen und ohne Ende darüber sinnieren, wie man denn die Idee des Guten bestimmen könnte, statt sich zu überlegen, aus welchen Gründen es nicht immer sinnvoll ist, eine Eigenschaft zu einer Sache zu machen.
Ich bin der Meinung, dass man es anders sehen sollte. Es geht nicht darum in Form von Gleichnissen "schöne Worte" zu machen, sondern darum, wie man abstrakte philosophische Inhalte an einem interessierten philosophischen (Lese)publikum für das bessere Verständnis vermitteln kann. Und da können Gleichnisse aufgrund ihrer Bildhaftigkeit für ein besseres Verständnis eben hilfreich sein. Und wenn dieses Gleichnis zudem noch eine dichterische/literarische Qualität hat, dann gehen ja der "schöne Ausdruck" und der entsprechende "philosophische Inhalt", welche ja vermittelt werden (hier die Idee des Guten) eben Hand in Hand. Und das kann man meines Erachtens dann eben auch als "positiv" betrachten. Das hat dann nichts mit einer "Sophistenbagage" usw. zu tun , sondern die Gleichnisse haben ja eine (philosophische) Funktion, indem sie nämlich bildhaft und ansprechend einen gewissen philosophischen Inhalt anschaulich vermitteln sollen. Und in dem Höhlengleichnis wird ja die Idee des Guten eben näher bestimmt.
" Der Aufstieg ans Tageslicht entspricht dem Aufstieg der Seele von der Welt der vergänglichen Sinnesobjekte zur „geistigen Stätte“, der intelligiblen Welt, in der sich das nur geistig Erfassbare befindet. Damit meint Platon die unwandelbaren Ideen, die Ur- und Vorbilder der materiellen Phänomene im Sinne seiner Ideenlehre. Unter diesen rein geistigen Dingen nimmt die Idee des Guten den höchsten Rang ein, ihr entspricht im Höhlengleichnis die Sonne. Zur Idee des Guten muss man nach Sokrates’ Überzeugung vorgedrungen sein, um im privaten oder öffentlichen Leben vernünftig handeln zu können"
https://de.wikipedia.org/wiki/Höhlengleichnis
Also ich finde , dass dieses Gleichnis schon eine gewisse Plausibilität für sich hat und eben auch kunstvoll und "sinnvoll" gemacht ist. Aber vermutlich werden Sie das wieder ganz "anders" sehen (es würde mich jedenfalls nicht bei Ihnen überraschen, falls dies der Fall ist)
Der Jesus verwendet den Begriff ja im passenden Zusammenhang, nämlich religiös, der Sophist hingegen gerade so, wie es seiner Schwatzhaftigkeit gefällt.
Nun der Philosoph Platon (und diesen Ausdruck ziehe ich für Platon in der Regel vor) benutzt Gleichnisse um abstrakte philosophische Sachverhalte bildlich besser darstellen zu können. Und Bilder sagen ja bekanntlich manchmal mehr als viele Worte...
Für mich ist das Bild vom Höhlenbewohner der zunächst im Dunklen hockt usw. jedenfalls nachvollziehbar...Es geht da nicht um "Schwatzhaftigkeit" , sondern es sollen dadurch philosophische Inhalte noch besser vermittelt werden - in Form eines Gleichnisses, nämlich.
Ob der Jesus der Bibel bzw. der historische Jesus selbst diese Gleichnisse benutzt hat, wissen wir ja zu dem nicht. Aber hier werden ja die Gleichnisse in einem religiösen Kontext benutzt , nicht in einem philosophischen.
Die Ideologisierung des Bösen ist natürlich und selbstverständlich noch lange keine brauchbare Philosophie.
Gott zum Gruße!
Worin besteht für Sie denn genau eine "brauchbare Philosophie"? Wie müsste diese denn aussehen, ohne zugleich ideologisch zu sein?
Zuletzt bearbeitet: