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Ist eine Philosophie des Bösen möglich?

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Und was genau hat das nun mit einer wie auch immer verstandenen Diskussion zum Thema zu tun? Der Aristoteles war ein Schüler des Platons, der seinen Meister zu übertreffen suchte, also mindestens aus heutiger Sicht so bescheuert, wie Platon selbst es war und einer der Verantwortlichen für die Bewußtlosigkeit in Angelegenheiten des zur Logik verkommenen Logos.

Was ist das mit dem Thema zu tun hat? Nun ich hatte mich ja zunächst auf Ihr Zitat bezogen:

"Der Mensch ist zweifelsfrei ein Tier, genauer, ein Säugetier und wem es tierisch Spaß macht, der findet weitere Schubladen und betätigt sich taxonomisch."

Und hier geht es ja um die Standortbestimmung des Menschen. Aus der Sicht der Tradition ist der Mensch ein vernunftbegabtes Tier (denn das griechische ζῷον (zoon) bedeutet ja einfach hier das Tier). Der Mensch ist demnach das Tier, welches den logós hat (also die Vernunft und/oder die Sprache). Und als vernünftiges Tier könnte man ja annehmen, dass der Mensch aufgrund seiner Vernunft eigentlich das Böse (in sich) im Zaun halten kann. Das Böse kann man ja hier als das Irrationale , also z.B. die negativen Affekte im Charakter eines Menschen auffassen , beispielsweise den Zorn. Das Böse sollte man eben auch von den Affekten her denken. Denn eine sog. "böse Handlung" wie Mord (Verbrechen) usw., beruht oft auf einer affektiven Disposition. Hier ist der Mensch dann nicht das animal rationale (so der lateinische Titel für "zoon logon echon" ), sondern eher dann das "animal affectionale", wenn man so ausdrücken darf. Insofern hat ein Mangel an Vernunft durchaus mit der Frage des Bösen zu tun.

Vielleicht kann man aber auch unterscheiden zwischen dem rational Bösen und dem irrational Bösen.

Soweit ich aber sehe , gibt es bei Aristoteles nicht den Begriff des Bösen. In seiner Nikomachischen Ethik ist nur die Rede von der Schlechtigkeit (Siebtes Buch, Kap.1 ). Das Aristoteles seinen Lehrer übertreffen wollte , kann ja durchaus der Fall gewesen sein. Und ja bekanntlich , gilt er auch als "Vater der Logik", aber er hat sich natürlich auch um andere Gebiete des Wissens gekümmert, wie die Poetik, Rhetorik, Biologie, Physik usw.

Kurz: ich sehe schon ein Zusammenhang zum Thema des Threads her. Denn man kann ja annehmen, dass der Mensch als vernünftiges Tier eigentlich nicht zum Bösen fähig sein sollte, also zur bösen Handlung.
 
Ja was ist denn das?


Nun kennen Sie den Fall von Eichmann? Ich verstehe die Banalität des Bösen hier so, dass Eichmann aufgrund seines bürokratischen Pflichtbewusstseins eben für einen Massenmord verantwortlich gewesen ist, also hier für eine böse Handlung, die den Tod mehrerer Menschen zu verantworten hat. Das Banale an diesem Bösen ist ja, dass er hier so argumentiert, dass er all dies nur aufgrund seines Pflichtbewusstseins /aufgrund der Vorschriften gemacht hat. Und das schildert ja Frau Arendt in ihrem Buch.
 
.....Das ist doch bloß "metaphysischer Mumpitz" der im Kielwasser der Religion dahin dümpelt.....

Warum? Das sehe ich etwas anders. Die Banalität des Bösen im Falle Eichmanns , hat ja wenig mit Religion zu tun oder? Aber Sie können ja gern diesen Punkt weiterausführen und erklären worin hier das Metaphysische (dieses angeblichen "Mumpitz") besteht . Für mich ist das eine durchaus sinnvolle Unterscheidung.

.....Wenn Sie meinen! Nur für mich gibt es das "was-auch-immer-Böse" nicht, sondern bloß "Handlungen" und daraus resultierende "Handlungsergebnisse" die auf Grund von "Vereinbarung" als "böse/schlecht" benannt werden!.....

plotin

Nun , das kann man natürlich auch so sehen. Aber Handlungen beruhen auf einer bestimmten Charakterdisposition. Eine sog. "böse Handlung" kann nicht auf einen "sittlich-guten Charakter" eines Menschen zurückgeführt werden, sondern eher ist es so in der Regel "böse Handlung"= "böser Charakter". Der Verbrecher/die Verbrecherin , der /die aus niederen Instinkten mordet, ist dafür ein gutes Beispiel meines Erachtens. Und ein "Mord" wird ja eben als sittlich schlecht bewertet. Handlungen sind aber ohne die innere Charakterdisposition nicht zu verstehen.
 
Und hier geht es ja um die Standortbestimmung des Menschen.

Mitnichten. Hier geht es darum, ob eine Philosophie des Bösen möglich ist. Ich habe sowohl dafür, als auch dagegen argumentiert.

Aus der Sicht der Tradition ist der Mensch ein vernunftbegabtes Tier

Nicht die Tradition. Sie selbst schrieben dazu:

Sagen wir im Sinne des Aristoteles, dass der Mensch ein vernunftbegabtes Tier . ein ζῷον λόγον ἔχον (zoon logon echon) ist . ein Tier also , dass den λόγος hat.

Bislang haben Sie noch nicht dafür argumentiert, geschweige denn plausibel gemacht, daß der von Ihnen vermutete Instinkt überhaupt existiert.

Nun kennen Sie den Fall von Eichmann?

Nein, ich war bei dessen Hinrichtung nicht zugegen.

Ich verstehe die Banalität des Bösen hier so, dass Eichmann aufgrund seines bürokratischen Pflichtbewusstseins eben für einen Massenmord verantwortlich gewesen ist

Dann haben Sie das Argument der Frau Hannah Arendt nicht verstanden.

»So bleibt uns also nur übrig, daß Sie eine Politik gefördert und mitverwirklicht haben, in der sich der Wille kundtat, die Erde nicht mit dem jüdischen Volk und einer Reihe anderer Volksgruppen zu teilen, als ob Sie und Ihre Vorgesetzten das Recht gehabt hätten, zu entscheiden, wer die Erde bewohnen soll und wer nicht. [...] Dies ist der Grund, der einzige Grund, daß Sie sterben müssen.38«

(http://www.hannaharendt.net/index.php/han/article/view/61/78)
 
Nun kennen Sie den Fall von Eichmann? Ich verstehe die Banalität des Bösen hier so, dass Eichmann aufgrund seines bürokratischen Pflichtbewusstseins eben für einen Massenmord verantwortlich gewesen ist, also hier für eine böse Handlung, die den Tod mehrerer Menschen zu verantworten hat. Das Banale an diesem Bösen ist ja, dass er hier so argumentiert, dass er all dies nur aufgrund seines Pflichtbewusstseins /aufgrund der Vorschriften gemacht hat. Und das schildert ja Frau Arendt in ihrem Buch.

.....Arendt hat ihren "Sager" von der "Banalität des Bösen" in späten Jahren relativiert! Warum? Weil Eichmann mitnichten jener "vorstellungsarme Beamte", der nicht über den "Schreibtischrand" hinausdachte, war. Er war Mörder aus überzeugung und hat sie alle getäuscht sprich; "über den Tisch gezogen!" Beleg: "Die Argentinien-Papiere!".....

Danke plotin
 
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