Da sehen Sie doch, womit Nitzsche die Kundschaft abzuspeisen pflegt, nämlich mit einer Literatur, die er 'philosophisch' nennt, aber welcher Philosoph käme auf den verrückten Einfall, die eigene Literatur als philosophisch anzupreisen?
Philosophen wären dann die Freunde der Fehlschlüsse?
Den Begriff "Kundschaft" halte ich diesem Kontext bei Nietzsche nicht für sinnvoll. Man muss natürlich verstehen, was Nietzsche mit dem Begriff "Literatur" meint. Darunter versteht er nicht unbedingt hier Belletristik ("schöne Literatur), sondern all dass was (buchstäblich) Geschrieben ist (und denkt dabei an die lateinische Bedeutung des Wortes > littera....)
Dazu aus wikipedia (
https://de.wikipedia.org/wiki/Literatur):
"Das Wort Literatur ist eine erst in der Frühmoderne in Mode kommende Ableitung des
lateinischen littera, der „Buchstabe“. Der Plural
litterae gewann bereits in der Antike eigene Bedeutungen als „
Geschriebenes“, „Dokumente“, „Briefe“, „Gelehrsamkeit“, „Wissenschaft(en)“. Im
Französischen und
Englischen blieb diese Bedeutung erhalten in
lettres und
letters als Synonym für „Wissenschaften“. "
Nietzsche geht in seinen Vorlesungen auf genau diesen Begriff von Literatur ein. Daher ein kurzer Hinweis dazu hier.
In
Ecce Homo heißt es dazu am (Warum ich so gute Bücher schreibe 1, sonst dtv ausgabe, S.299 ): "Nicht , dass ich das Vergnügen unterschätzen möchte, das mir mehrmals die Unschuld im Neinsagen
zu meinen Schriften gemacht hat. Noch in diesem Sommer, zu einer Zeit, wo ich vielleicht mit
meiner schwerwiegenden , zu schwerwiegenden Literatur den
ganzen Rest von Literatur aus dem Gleichgewicht zu bringen vermöchte, gab mir ein Professer (...) wohlwollend zu verstehen, ich sollte mich doch einer anderen Form bedienen: so etwas lese niemand."
Mit Literatur meint Nietzsche alle seine Schriften , also alles was er geschrieben hat, also nicht nur den Zarathustra, sondern auch "Menschliches ,Allzumenschliches", "Jenseits von Gut und Böse", "Die Fröhliche Wissenschaft", "Morgenröthe", also auch seine philosophische Schriften.
Das ist kein Widerspruch für Nietzsche, weil er den Begriff Literatur nicht im Sinne von Belletristik verwendet und damit nicht nur seine Dichtung Zarathustra meint. Sondern "Literatur" ist hier das eben Geschriebene, daher sind alle seine Schriften , seine "Literatur"; und seine philosophische Schriften wie Jenseits von Gut und Böse oder Genealogie gehören eben zu seiner "philosophischen Literatur".
Es kommt hier darauf an wie man diesen Begriff versteht. So wie ihn Nietzsche verwendet, kann er durchaus von seiner philosophischen Literatur sprechen, ohne dass man da gleich an Bellestrik denken muss. Natürlich gehört zur Nietzsches Literatur auch der Zarathustra , aber eben auch seine philosophischen Bücher, die eben seine im engeren Sinne philosophische Literatur ausmachen.
Das zur Erklärung, warum Nietzsche die eigene Literatur auch als philosophisch ansieht.
Wenn man den Begriff Sophismus so versteht, könnte man die Philo- sophen durch aus als Freunde der Sophismen verstehen, wenn man das Ganze auf die Spitze treibt.