• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Ist eine Philosophie des Bösen möglich?

Werbung:
Nun weil das anscheinend rechtlich so geregelt ist.

Klar, nämlich die Rechte eines Verlegers.

Aber gerade Nietzsche kann man sicherlich nicht vorwerfen für einen Markt geschrieben zu haben.

Wofür denn sonst?

Zudem sind ja die philosophische Texte eines Platon oder Aristoteles auch nicht umsonst im Buchhandel zu bekommen (und diese haben sicherlich nicht für einen Markt geschrieben oder?).

Die Schriften eines Platon oder Aristoteles wurden bekanntlich vor Erfindung der Buchdruckkunst geschrieben.

Naja mittlerweile hat sich ja die Philosophie doch schon von der Theologie etwas "emanzipiert", wir leben ja nicht mehr im Mittelalter oder?

Die durch Platon begründete Philosophie ist und bleibt eine Magd der Theologie. Es geht ja nicht darum, daß sich die Philosophie von der Theologie emanzpieren müsse, das ist ja völlig unnötig, weil sie nie von der Theologie abhängig war, es geht darum, daß sie der Theologie die überzeugenden Argumente zur Rechtfertigung des wahren Glaubens ermöglicht.

Und wie gesagt: sofern man über das Böse philosophiert, ist man schon im Bereich einer Philosophie des Bösen bzw. "betreibt" eine solche, denn: "Philosophie philosophiert" (so Heidegger)

Die Philosophie philosophiert genau dann, wenn Sie über das Böse zu philosophieren glauben? Ist doch etwas dürr, nicht wahr?
 
ich betrachte es nicht als einen vorwurf auch für einen markt zu schreiben um vom erlös seiner werke die eigene existenz finanzieren zu können. Nietzsche und viele andere war nun mal freie Schriftsteller - und die akademischen philosophen wie heidegger mussten sich ebenfalls auf einem akademischen markt profilieren wollten sie ihre lehrstühle erhalten. dagegen ist auch nichts einzuwenden. für bedenklich würde ich es nur halten wenn man sich und die eigene geäusserte Meinung dazu verbiegen würde.

Nun das kann man einerseits natürlich verstehen. Soweit ich mich erinnere hebt Nietzsche aber besonders hervor, dass Schopenhauer im Grunde nur für die Philosophie geschrieben (Anmerkung: er brauchte auch gar nicht für einen Markt schreiben, da er finanziell abgesichert war durch sein Erbe). Und Schopenhauer hebt das auch irgendwo hervor, dass es am besten ist für die Sache der Philosophie zu schreiben. Was Schopenhauer von Nietzsche unterscheidet ist der Punkt, dass er finanziell durch ein Erbe abgesichert war, während Nietzsche hingegen der Vorteil hatte, dass er wenigstens auf eine bescheidene Rente zurückgreifen konnte, da er immer Professor für Klassische Philologie in Basel war und ihm das zustand daher. Heidegger als akademischer Philosoph musste vielleicht etwas den wissenschaftlichen Markt berücksichtigen.

Aber wie war das mit Hegel? Ich glaube dass dieser auch eher für die Sache der Philosophie schrieb aus seinen Augen. Denn später war er ja finanziell abgesichert, dadurch dass er Professor war.

Verbiegen sollte man sich nicht, sondern zu seiner eigenen philosophischen Meinung stehen und natürlich muss man darauf achten die eigene Existenz finanzieren zu können.
 
Mag sein - ist wahrscheinlich - gesegnet die menschen welche einen job haben welcher der eigenen entwicklung und ausdruckbedürfnis entspricht. Zähle mich selbst ja auch dazu - auch wenn es oft bitter ist nicht zu wissen wie man den nächsten monat über die runden kommen soll :-( .


Ja das kann ich verstehen.

Aber wie war das in der Antike?

Ich glaube nicht, dass Platon oder Aristoteles für einen akademischen Markt schreiben mussten, um sich ihre Existenz finanzieren zu können. Das war glaube ich anders geregelt damals. Auch ein Cicero oder Augustinus mussten das nicht (der eine war Politiker, der andere Lehrer der Rhetorik).
Einen Job zu haben, der den eigenen (Ausdrucks) Bedürfnissen am nächsten kommt, ist natürlich ideal.
 
Na der hatte ja auch gut lachen. :D

Noch ein guter Spruch von ihm ^^:

"Ein verheirateter Philosoph gehört in die Komödie."

Nietzsche hielt nicht viel von der Ehe. Wie hätte er dann wohl die verheirateten Philosophen nach ihm beurteilt wie Heidegger oder andere Denker?

Wittgenstein war nicht verheiratet soweit ich weiß..Andere bekannte Philosophen waren wiederum verheiratet: z.B. Hegel, der die Ehe philosophisch heilig gesprochen hat.
 
Klar, nämlich die Rechte eines Verlegers.

Wofür denn sonst?

"Nun weil das anscheinend rechtlich so geregelt ist. Aber gerade Nietzsche kann man sicherlich nicht vorwerfen für einen Markt geschrieben zu haben. Zudem gibt es ja seine Texte auch im Internet zu lesen..." (Mein Zitat)

Ein Teil der Texte Nietzsches und anderer Philosophen sind ja frei zugänglich mittlerweile über das Internet. Aber ich habe den Eindruck , dass die Dinge eh rechtlich geklärt sein müssen und kein Weg daran vorbei führt. Aber man muss auch sagen, dass Nietzsche einen Teil seiner Werke selbst finanziert hat. Nur hatte er nicht das Glück zu seinen Lebzeiten , dass seine Bücher "gefragt" waren, dass kam erst ja später. Nietzsche hatte ja eine bescheidene Rente soweit ich weiß von der er leben könnte (nachdem er gesundheitsbedingt seine Baseler Professur als Klassischer Philologe aufgeben musste> zudem hatte er Probleme als Philologe , da sein Buch <Die Geburt der Tragödie< ihn in den Augen seiner Zunftgenossen eher diskreditiert hatten, da es dort "zu philosophisch" zuging (und nicht rein "philologisch" blieb> siehe die Kritik an Nietzsches Erstlingswerk)....

Das weitere Schreiben von Büchern war so gesehen eigentlich nicht (unbedingt) wirtschaftlich so erforderlich, denn Nietzsche konnte von seiner bescheidenden Rente leben. Um es kurz zu sagen: ich habe den Eindruck, dass er für die Sache selbst schrieb (und nicht unbedingt aus ökonomischen/wirtschaftlichen Gründen, um seine Existenz finanziell zu sichern durch einen Markt).

Ich möchte aus dem Grunde auch Schopenhauer zitieren ( der auch genug Geld hatte durch sein Erbe, aber für die Sache der Philosophie schrieb), und zwar aus Parerga und Paralipomena II (Kapitel 23,Über Schriftstellerei und Stil) :

"Zuvörderst gibt es zweierlei Schriftsteller: solche die der Sache wegen , und solche , die des Schreibens wegen schreiben. Jene haben Gedanken gehabt oder Erfahrungen gemacht, die ihnen mitteilenswert scheinen; diese brauchen Geld , und deshalb schreiben sie, für Geld. Sie denken zum Behufe des Schreibens. Man erkennt sie daran, dass sie ihre Gedanken möglichst lang ausspinnen und auch halbwahre , schiefe , forcierte und schwankende Gedanken ausführen, auch meistens das Helldunkel lieben, um zu scheinen, was sie nicht sind; weshalb ihrem Schreiben Bestimmheit und volle Deutlichkeit abgeht. Man kann daher bald merken, dass sie, um Papier zu füllen, schreiben: bei unseren besten Schriftstellern kann man es mitunter z.B. stellenweise in Lessings <Dramaturgie> und sogar in manchen Romanen Jean Pauls. Sobald man es merkt, soll man das Buch wegwerfen, denn die Zeit ist edel. Im Grunde aber betrügt der Autor den Leser, sobald er schreibt, um Papier zu füllen; denn sein Vorgeben ist , zu schreiben, weil er etwas mitzuteilen hat. Honorar und Verbot des Nachdrucks sind im Grunde der Verderb der Literatur. Schreibenswertes schreibt nur , wer ganz allein der Sache wegen schreibt. Welch ein unschätzbarer Gewinn würde es sein, wenn in allen Fächern einer Literatur nur wenige, aber vortreffliche Bücher existierten. Dahin kann es nie kommen, solange Honorar zu verdienen ist. Denn es ist , als ob ein Fluch auf dem Gelde läge: jeder Schriftsteller wird schlecht, sobald er irgend des Gewinnes wegen schreibt. Die vortrefflichsten Werke der großen Männer sind alle aus der Zeit, als sie noch umsonst oder für ein sehr geringes Honorar schreiben mussten. Also auch hier bewährt sich das spanische Sprichwort: <Ehre und Geld gehen nicht in denselben Sack>. Der ganze Jammer der heutigen Literatur in und außer Deutschland hat zur Wurzel das Geldverdienen durch Bücherschreiben. Jeder, der Geld braucht, setzt sich hin und schreibt ein Buch, und das Publikum ist so dumm, es zu kaufen. Die sekundäre Folge davon ist der Verderb der Sprache.
Eine große Menge schlechter Schriftsteller lebt allein von der Narrheit des Publikums, nichts lesen zu wollen, als was heute gedruckt ist- die Journalisten. Treffend benannt! Verdeutscht würde es heißen <Tagelöhner>"

Anmerkung von Schopenhauer: " Was die großen Schriftsteller (in der höheren Gattung) wie auch die Künstler charakterisiert und daher ihnen allen gemeinsam ist, ist , dass es ihnen Ernst mit ihrer Sache ist, den übrigen ist es mit nichts Ernst als mit ihrem Nutzen und Gewinn.
Wenn einer durch irgendein aus innerem Beruf und Trieb geschriebenes Buch sich Ruhm erwirbt, dann aber darüber zum Vielschreiber wird, so hat er seinen Ruhm um schnödes Geld verkauft. Sobald man schreibt, weil man etwas machen will- wird es schlecht. Erst in diesem Jahrhundert gibt es Schriftsteller von Profession. Bis dahin gab es Schriftsteller von Beruf."

Und: "In der Regel sind die Schriftsteller Professoren oder Literaten , die bei niedrigen Gehalten und schlechten Honoraren aus Geldbedürfnis schreiben ; da nun ihr Zweck ein gemeinsamer ist, so haben sie ein gemeinschaftliches Interesse, halten zusammen, unterstützen einander wechselseitig, und jeder redet dem anderen das Wort: hieraus entspringen alle die lobenden Worte über schlechte Bücher, welche den Inhalt der Literaturzeitungen ausmachen, deren Motto daher sein sollte: <Leben und leben lassen!> (Und das Publikum ist so einfältig , lieber das Neue als das Gute zu lesen). Ist oder war etwas eine unter ihnen, welche sich rühmen kann, nie die nichtswürdigere Schreiberei gelobt, nie das Vortreffliche getadelt und herabgesetzt oder verschmitzerweise , um die Blicke davon abzulenken, es als unbedeutend behandelt zu haben? Ist eine , welche stets die Auswahl des Anzuzeigenden gewissenhaft nach der Wichtigkeit der Bücher und nicht nach Gevatterekommendationen, kollegialischen Rücksichten oder gar Verlegerschmiergeld getrofften hat? Sieht nicht jeder, der kein Neuling ist, sobald er ein Buch stark gelobt oder getadelt findet, fast mechanisch sogleich zurück nach der Verlegerfirma? Durchgängig wird im Interesse der Buchhändler statt in dem des Publikums rezensiert. Bestände hingegen eine Literaturzeitung wie die oben verlangte so würde jedem schlechten Schriftsteller, jedem geistlosen Kompilator , jedem Abschreiber aus fremden Büchern , jeden hohlen , unfähigen , anstellungshungrigen Philosophaster, jedem verblasenen , eitelen Poetaster die Aussicht auf den Pranger , an welchem sein Machwerk nun bald und unfehlbar zu stehen hätte, die juckende Schreibefinger lähmen, zum wahren Heil der Literatur, als in welcher das Schlechte nicht etwa bloß unnütz, sondern positiv verderblich ist. Nun sind aber die allermeisten Bücher schlecht und hätten sollen ungeschrieben bleiben; folglich sollte das Lob so selten sein, wie es jetzt unter dem Einfluss persönlicher Rücksichten und der Maxime (...) der Tadel ist."

Ich habe mir mal erlaubt Schopenhauer hier ausführlich zu zitieren, weil das aus meiner Sicht ganz gut in den Kontext passt. Schopenhauer unterscheidet zwischen den Schriftsteller die allein für den Markt und des Geldes wegen schreiben und denjenigen die in erster Linie für die Sache (der Philosophie) schreiben und nicht unbedingt des Geldes wegen.

Nietzsche meinte dazu (in Schopenhauer als Erzieher): Schopenhauer will nie scheinen: denn er schreibt für sich und niemand will gern betrogen werden, am wenigsten ein Philosoph, der sich sogar zum Gesetze macht: betrüge niemanden , nicht einmal dich selbst! Selbst nicht den gefälligen gesellschaftlichen Betrug, den fast jede Unterhaltung mit sich bringt und welchen die Schriftsteller beinahe unbewusst nachahmen (...). Sondern Schopenhauer redet mit sich: oder , wenn man sich durchaus einen Zuhörer denken will, so denke man sich den Sohn, welchen der Vater unterweist. Es ist ein redliches, derbes gutmütiges Aussprechen vor einem Hörer, der mit Liebe hört. Solche Schriftsteller fehlen uns."

Nietzsche hebt ja hier hervor, dass Schopenhauer (als Philosoph) nicht für einen Markt geschrieben hat, sondern "für sich" eben geschrieben hat.

So gesehen teilt auch Nietzsche die Unterscheidung Schopenhauers zwischen zwei Arten von (philosophischen) Schriftstellern, nämlich die, dass die einen für einen (ökonomischen ) Markt schreiben , während die anderen für sich bzw. für die Sache (der Philosophie) schreiben. Und das sollten Denker sein, die nicht allein wegen des Geldes /des Marktes wegen schreiben , sondern für die Sache der Philosophie selbst. Ich finde, dass ist eine gute Unterscheidung.

Auch das was Nietzsche über Schopenhauer sagte, kann für ihn genauso gelten. Er hat eben für die Sache der Philosophie (also für sich) geschrieben, nicht in erster Linie für einen Markt. (Denn er hatte ja eine Rente soweit ich das sehe).

PS: Diejenigen Schriftsteller/Philosophen, die für einen Markt schreiben , kann man in diesem Sinne ja als ein kulturelles "Übel" betrachten (was auch für die Philosophie nicht gerade förderlich ist).

Die Schriften eines Platon oder Aristoteles wurden bekanntlich vor Erfindung der Buchdruckkunst geschrieben.

Das mag sein, aber ich würde auch hier sagen, dass Platon und Aristoteles nicht des Geldes wegen geschrieben haben, sondern eben für die Sache der Philosophie . Aber das war ja auch eine andere Zeit, als die Moderne.


Die durch Platon begründete Philosophie ist und bleibt eine Magd der Theologie. Es geht ja nicht darum, daß sich die Philosophie von der Theologie emanzpieren müsse, das ist ja völlig unnötig, weil sie nie von der Theologie abhängig war, es geht darum, daß sie der Theologie die überzeugenden Argumente zur Rechtfertigung des wahren Glaubens ermöglicht.

Das leuchtet mir persönlich nicht ein. Denn Platon war ja gewiss kein christlicher Theologe .

Inwiefern gibt denn die Philosophie der Theologie die überzeugenden Argumente zur Rechtfertigung des wahren Glaubens?

Soweit ich sehe , sprechen ja Platon und Aristoteles nicht vom christlichen Gott in ihren Werken oder? Sondern diese sprechen von griechischen Göttern und nicht vom christlichen Gott. Der kam erst später.

Obwohl Nietzsche an Platon ja kritisert, dass er das Christentum gedanklich vorbereitete.

also Platonismus= Christentum fürs Volk (oder so ähnlich)




Die Philosophie philosophiert genau dann, wenn Sie über das Böse zu philosophieren glauben? Ist doch etwas dürr, nicht wahr?

Wenn man über das Böse philosophiert (oder über die Natur oder über einen anderen philosophischen Gegenstand), ist man damit schon im Bereich der/einer Philosophie (des Bösen, der Natur usw) nach Heidegger. In diesem Sinne interpretiere ich ihn jedenfalls.

Was sollte daran "dürr" sein? Ist es nicht einleuchtend, dass wenn jemand philosophiert, auch im Bereich der/einer Philosophie ist? Mag es nun das Böse oder ein anderer philosophischer Gegenstand sein?

Das leuchtet mir an Ihrer Denkweise offen gesagt nicht unbedingt ein.
 
Werbung:
Zurück
Oben