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Ist das „ich“ konstant

Hallo zusammen

Mein Problem ist wissenschaftlich, philosophischer Natur. Es geht um das Bewusstsein und das Ich.

Ich habe (da mich dieses Problem schon lange plagt) schon sehr viel Recherche dazu gemacht. Bin aber leider zu keine Lösung gekommen, bzw. alles was ich fand deutet darauf hin, dass es kein zeitüberdauerndes „ich“ gibt.

Also von vorne die Frage:
Bin ich mein Leben lang die gleiche, also gibt es ein zeitüberdauerndes Ich (zumindest bis zum Tod meines Körpers). Falls nicht, dann sehe ich nicht warum ich meine Zukunft planen soll. Selbst die nächste Stunde, wenn das ja dann nicht mehr ich bin. Klingt erst mal sehr komisch, aber logisch gefolgert komme ich immer auf das.

Wenn ich sagen würde „ich bin mein Gehirn als Ganzes (mit seinen Erinnerungen, Erfahrungen etc.)“…

…Dann könnte ich das an der Materie festmachen, aber auch Gehirnzellen sterben ab, erneuern sich etc.
Analog mein Fahrad könnte ich ein Einzelteil ersetzen und sagen, es ist noch das gleiche Fahrrad. Aber das könnte ich so lange machen, bis ich alle Teile ausgewechselt habe, und aus den alten das urprüngliche wieder zusammensetzen. Welches ist jetzt das erste Fahrrad?

… Ich könnte es an meinen Erinnerungen festmachen, aber es kommt ja ständig neues hinzu umd vieles wird vergessen.

… ich kann es bei meinem Bewusstsein festmachen. (Was für mich auch ganz klar das plausibelste ist). Ich bin diejenige, die die verschiedenen Impulse, Gefühle, Gedanken wahrnimmt.

dann folgendes
- Split brain patienten haben bei der Trennung der beiden Gehirnhälften zwei separate Bewusstseine erzeugt. Wie kann dann das vorher ein klares „ich“ gewesen sein, wenn daraus 2 entstehen. Rettungsversuch:
Man könnte sagen, beide Bewusstsein sind die selben wie davor bis zur Trennung sind sie identisch, dann zwei nicht identisch aber zu einem Zeitpunkt in der Vergangenheit identisch mit dem Ursprung.
- Man könnte aber auch 2 Gehirne verbinden (siehe Christof Koch IIT Bewusstsein). Es wird stark davon ausgegangen, dass dies möglich ist und dass dann nicht mehr zwei Bewusstsein verhanden wären sondern 1. Und welches von den beiden wäre es dann? Oder ein neues? dann wären aber dir beiden davor tot?

Ich habe weder eine Split brain Operation hinter mir, noch vor mein Gehirn mit anderen zu verbinden… Doch diese Beispiele haben mir gezeigt, dass man nicht einfach sagen kann, da ist ein „konstanter“ Beobachter in meinem System, da sich das System ändern kann.
Das ist korrekt. Systemänderungen des "ersten" Beobachters offenbaren eine Unschärfe durch Selbstbeobachtung, die nicht nur der Heisenbergschen Unschärferelation in Spukwirkungen von Quanten (in der Funktionentheorie) unterliegt, sondern auch der Unschärfe einer Sprechakt-Theorie in formal ebenfalls "gewichtiger" Grammatik zum Verstehen von Logiksystemen.

Einfach gesagt: Das "Bewusstsein und das Ich" sind Mittelbarkeiten, also Mittel zum Zweck. Unmittelbar besteht zu allen Dingen "an sich" immer nur ein Zugang in der Umschreibung, die eben auch "an sich" nicht unbedingt "den besten Ruf" genießen muss. ( z.Bsp. das Wort: Eselsbrücke)

Frägt man nach deren unmittelbaren Existenz so muss man aus einer "Personendeixis" heraus (siehe Sprechakttheorie) heraus nach Antworten im Anti-Verorten von geeigneten Worten suchen.

Zufällig habe ich dazu heute in einem anderen Thread Bezug genommen:

siehe mein Beitrag #738 hier: https://www.denkforum.at/threads/di...hten-gott-oder-die-echtreligion.22491/page-74
 
Zuletzt bearbeitet:
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Denn für Aristoteles war die Seele etwas Integrales, Interagierendes und Erzeugendes, was eben Phänomene wie Wahrnehmung, Denken und Vorstellen kausal verursacht.
Da ist der mit den Platonikern ja mal halbwegs einig.

Unter Seele wird bei uns oft Fühlen, die Gemeinschaft des Gefühlten (eines Individuums), manchmal irgend etwas Transzendentes oder Intuitives verstanden, zuweilen auch Leben oder Lebenskräfte. Das ist mir zu reduziert.
In bei uns gar nicht so seltenen Reinkarnationsvorstellungen hört man dann auch oft von der Seele, die den Körper verlässt, um in einen anderen einzuziehen, das hat natürlich eine dicke und ungelöste Dualismusproblematik im Schlepptau, die man einfach nicht ignorieren darf, will man die Frage nicht nachher als Bumerang um die Ohren kriegen.

Also verzichtet man entweder auf den Seelenbegriff, wie es bei uns im Grunde der Fall ist, oder man geht wie Aristoteles von einer integralen Weltseele aus. Da stellt sich dann auch die technische Frage nach dem 'Wie', aber wenn man ehrlich ist, sind die Antworten unserer Zeit, selbst bei der Fülle der Neuroscans und der Kombination mit KI doch eher schwach.

Wenn man das Ich als konzentrisch sich erweiterndes Organisationssystem mit alles in allem wachsender Komplexität sieht, würden die starren und rigiden Ichgrenzen mit der Zeit/Entwicklung immer weiter und luzider werden bis man ganz auf eine Abgrenzung verzichten kann und in der Weltseele angekommen wäre.

Die Wahrheit über das Ich wäre dann, dass es eine ständig revidierte Arbeitshypothese wäre, die sich über ein Getrenntsein von Anderen/m definiert und durchaus variabel und verschieden eng oder weit in verschiedenen Situationen des Lebens sein kann, bis es immer mehr auf diese Getrenntheitsvisionen verzichten kann, ohne Schaden zu nehmen.
Viele problematische Erfahrungen in diesem Bereich gehen m.E. darauf zurück, dass man Erfahrungen macht, für die man/das Ich noch nicht reif ist. Die Integration von Erlebnissen aus diesem Phänomenkreis kann ein großer Schritt sein, aber auch zu Pathologie führen, wenn man sie nicht einordnen kann.
 
Da ist der mit den Platonikern ja mal halbwegs einig.
Christian Morgenstern ließ ja viele von uns in dessen Gedanken verzückt zurück, dass der Körper der Übersetzer der Seele ins Sichtbare hinein sei. - Und wurde dereinst der Phaidon, wegen der (einer Philosophie entgegenstehenden) logischen Darbietung der Argumentationsgehalte darin, eher als Beiläufigkeit im platonischen Gesamtwerk verkannt, so kommt diesem in unserer neueren Zeit doch wieder eine hohe Wertschätzung bei. Denn die Vielfalt der darin angerissenen Interpretationen deckt ein breites Spektrum ab, jedoch stets mit dem Axiom, einen einzigen einheitlichen Leitgedanken als evident zu kören; nämlich die Unsterblichkeit der Seele. Dabei war für die ontologische Differenzierung von Seele und Körper schon vor der Zeit Platons prägend, dass ein tief verwurzelter Volksglaube an eine Seelenwanderungslehre bestand. Dem stand in dieser Zeit religiös der euleusinische Kreislaufgedanke gegenüber, wonach der Leib als Fessel der Seele galt, von dem es sich auf der Suche nach Erleuchtung zu trennen galt. Hier finden sich also erste Ansätze hierzu, wenngleich auch in rein mythischer Form, dem Körperlichen etwas Geringschätziges zuzuweisen, was sich rudimentär bis in unsere christlichen Glaubensinhalte hinein an Bestand erhalten hat.
 
Dem stand in dieser Zeit religiös der euleusinische Kreislaufgedanke gegenüber, wonach der Leib als Fessel der Seele galt, von dem es sich auf der Suche nach Erleuchtung zu trennen galt. Hier finden sich also erste Ansätze hierzu, wenngleich auch in rein mythischer Form, dem Körperlichen etwas Geringschätziges zuzuweisen, was sich rudimentär bis in unsere christlichen Glaubensinhalte hinein an Bestand erhalten hat.
… nun , die genauen Zitate sind mir inzwischen entfallen , … aber diese These sei m.E. nur um „die Einheit“ zu ergänzen : … „von“ Seele & „ich“ & ( auch ) Leib in der Meditation …

… im … „omh“ …

:-)

… denn die Seele sei m.E. „die Idee“ :

… des Möglichen …

… welche sich dem Leib ipsidemque verschließe …

… jedoch ( im weitesten Sinne … ) „sicht“bar sei :

… durch ( bspw. ) Gedanken …

… welche sich ebenfalls als „unmöglich“ darstellen : … im Sinne „des Erlaubten“ …



:-)
 
... die Unsterblichkeit der Seele. Dabei war für die ontologische Differenzierung von Seele und Körper schon vor der Zeit Platons prägend, dass ein tief verwurzelter Volksglaube an eine Seelenwanderungslehre bestand.
Es gibt m.E. eine schöne und auffallende Analogie zwischen dem, was die Psychoanalyse Wiederholungszwang nennt und der Wiedergeburtslehre. Kontraintuitiv und oft gegen alle vermeintliche Logik sucht etwas in uns bestimmte Situationen immer wieder auf, reinszeniert sie, man vermutet, um irgendwann damit fertig zu werden. Irgendwas muss noch bearbeitet werden, damit das Ich frei davon ist.

Bei der Reinkarnation können wir ebenso an das Thema gehen. Das Ich ist dann das, was ein frühes Trauma auf der Stufe davor ist. Man kommt immer wieder darauf zurück, doch man kann die Identifikation (allein) mit diesem Ich immer mehr lockern. Erfahrungen in diesem Bereich erzählen ja nicht nur von früheren Leben, sondern bisweilen trifft man auf Verstorbene, andere Lebende und dann einfach andere Leben, die, falls man sich da einklinken kann, gar nicht meine gewesen sein müssen, im Sinne einer biographisch fortlaufenden Kette von Leben, sondern im Rahmen einer einen Weltseele sind diese Biographien einfach ein Aspekt, der eine bestimmte Aufgabe intensiviert und verdeutlicht, wie es zuvor beim Wiederholungszwang passierte. Das eine Ich wäre nicht mehr der Kern der Identifikation, sondern austauschbar.

Ist halbwegs klar geworden, was ich meine?
Ist der Wiederholungszwang allgemein ein Begriff, der verstanden wird?
 
Ist der Wiederholungszwang allgemein ein Begriff, der verstanden wird?
Mein inhaltliches Verständnis scheitert daran. daß es mE keine zwei gleiche individuelle Situationen,(Zeit Ort ua.) gibt und die Entscheidung sich auch mit Blick auf eine (andere.) Zukunft mit anderen Gestaltungsmöglichkeiten gibt.
Wiederholungszwang für wenige Fälle wirds schon geben.
 
Mein inhaltliches Verständnis scheitert daran. daß es mE keine zwei gleiche individuelle Situationen,(Zeit Ort ua.) gibt und die Entscheidung sich auch mit Blick auf eine (andere.) Zukunft mit anderen Gestaltungsmöglichkeiten gibt.
Wiederholungszwang für wenige Fälle wirds schon geben.
Der Wiederholungszwang ist ein Konzept aus der Psychoanalyse und meint dort, dass man die unbewusste Tendenz hat, in seinem Leben genau die Situationen immer wieder aufzusuchen unter denen man als Kind sehr gelitten hat und es daher besser wissen sollte.

Das Kind eines alkoholkranken Familienmitgliedes könnte sich als Erwachsener bspw. immer wieder in süchtig trinkende Menschen verlieben. Die Mutter, die als Kind von ihren Eltern schwer vernachlässigt wurde, vernachlässigt eklatant ihre eigenen Kinder, usw.

Man sollte eigentlich denken, gerade diesen Menschen, sollte gerade das nicht passieren, aber wider jede scheinbare Vernunft geschieht genau das dann doch.
 
Ist halbwegs klar geworden, was ich meine?
Ist der Wiederholungszwang allgemein ein Begriff, der verstanden wird?
Ja, in der modernen Medizin geht man mittlerweile ja fest davon aus, dass un-therapierte posttraumatisch belastete Menschen der ständigen Gefahr der Begegnung eines sogenannten Triggers verhaftet sind, welcher bei ihnen den Auslösereiz für eine traumatische Reaktion, also eine Wiederholung dessen, was diese einmal eingangs mental geprägt hatte, aufs ständig Neue hervorruft. In Tierversuchen war hierzu nachweisbar, dass Traumata-Stresshormone, die über das Blut in das Gehirn gelangen, das Wachstum von Nervenzellen und synaptischen Kontakten in den Bereichen des Gehirns beeinflussen, welche für die Emotionen und das Lernen zuständig sind. Die Übertragbarkeit auf den Menschen zeigte sich sodann mittels kernspinntomographischer Aufnahmen von Kindergehirnen. Denn bei vernachlässigten Kindern gelten in den entsprechenden limbischen Gehirnregionen Stoffwechselunterfunktionen in diesem Kontext als gut erkennbar. Ob sich hieraus ein Bezug zum damals nur theoriebasierten Freud‘schen Wiederholungszwang, zu welchem dieser sich zeitlich parallel zum Tode seiner Tochter vertieft hatte und sich hierdurch der Befangenheit aussetzte, herstellen lässt, bleibt der jeweiligen Interpretation anheimgestellt?

Wenn man sich kontextuell hierzu vergegenwärtigt, dass frühen Religionen und Weltanschauungen immer auch ein gewisses Maß an Zwängen zur Seite gestanden hatte und dabei nicht ausschließt, dass hieraus, von zeitbehafteten Bildungsdefiziten befördert, die Entstehung lebensbegleitenden Traumata hervorging, dann stellen sich die historischen Wurzeln bestimmter Seins-Charakteristika plötzlich weniger philosophisch und viel mehr psychoanalytisch begründet dar.

Ist damit halbwegs verstanden worden, wie ich die Rolle des Wiederholungszwanges versuche, kontextuell evident mit einzubinden?
 
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Ist damit halbwegs verstanden worden, wie ich die Rolle des Wiederholungszwanges versuche, kontextuell evident mit einzubinden?
So halb, mir ist nicht ganz klar, worauf Du hinaus willst. Wiederholungszwänge haben auch eine gesellschaftliche Komponente, sind im schlimmen, aber vermutlich nicht seltenen Fall tradierte Muster, die weiter gegeben werden.
Auf der anderen Seite haben Religionen in meinen Augen eine doppelte Rolle. Sie zwingen sicherlich ein Stück weit, strukturieren aber auch, in dem sie dem Ich die Möglichkeit geben, sich in ein größeres Ganzes einzubinden. Das fehlt heute oftmals.
 
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