AW: Ignoranz
Im Bücherforum ergab sich gerade eine Diskussion zwischen mir und unserer roten Gräfin über die Erkenntnisse eines Rene Egli, zusammengefasst in dem Buch "Das Lola-Prinzip". Ich finde es schwachsinnig, sie hält mich dafür für ignorant, meint, ich wäre NOCH nicht so weit, es zu verstehen, könnte es aber schrittweise lernen.
Ich greife dies hier mal auf, als ein wunderbares Beispiel für Ignoranz.
Zu schreiben "unserer roten Gräfin" beinhaltet, eine Vereinnahmung meiner Person in einen Besitz. Es wird hier ein besitzanzeigendes Fürwort benutzt. Nur dies ist ein Irrtum. Ich gehöre niemanden. Ich schreibe hier lediglich meine Meinung und stelle sie oft bewusst in den Gegensatz zu den hier geäußerten Meinungen und Ansichten. Ich konfrontiere also ganz bewusst und setze damit einen Prozess in Gang, den jeden in seiner eigenen Meinung von Selbstbewusstsein hoffentlich festigt.
Dabei decke ich das Selbstbewusstsein schädigende Gedanken zur Debatte.
Es ist eine übliche Form von Ignoranz, etwas was man nicht versteht für Schwachsinn zu halten. Diese Ausdrucksweise halte ich wiederum für arrogant und überheblich.
Ich kann eine Abhandlung nicht verstehen.
Ich kann mit einer Abhandlung nichts für mich anfangen.
Ich kann ein Buch als zu verwirrend für mich erleben.
Dann bleibe ich bei mir und meinem Erleben und werte weder den Inhalt eines Buches noch die Person, die sich ja gerade mit "Schwachsinn" beschäftigt und davon begeistert ist ab. Es kommt also nur darauf an zu erkennen, wo und wie wir uns selber ignorieren in unserer einmaligen Besonderheit und Gedankenvielfalt.
In dieser kleinen Erläuterung möchte ich nur deutlich machen wie schnell wir uns gegenseitig ignorieren und abwerten. Es sind lauter kleine Nadelstiche oder Tropfen, die irgendwann das Fass zum Überlaufen bringen.
Was ist also Ignoranz?
Einer WEISS, der andere weiß nicht, ist also ignorant.
Wehre ich, was ich nicht glaube, nur aus Angst ab?
Ich fürchte, es wird meistens die Angst vor dem Alleinsein abgewehrt. Die Angst vor dem Anderssein des Anderen. Gleichzeitig wird aber auch die Angst vor der Vereinnahmung abgewehrt und mit einer anderen Meinung heftig verteidigt.
Die Erkenntnis, dass etwas, was ein anderer zu wissen glaubt, nicht stimmt, ist Ignoranz?
Sollte man also alles glauben was irgend jemand für wahr hält, um kein ängstlicher Ignorant zu sein?
Dazu ein Beispiel aus meiner Praxis. Ich hatte mit einer Sechsjährigen zu tun. Wir hielten uns im Spielkeller auf. Aus irgendeinem Grunde behauptete sie plötzlich, im Flur sei ein schwarzer Mann. Ich verneinte erst einmal diese Behauptung. Als dabei blieb, nahm ich sie bei der Hand und wir schauten gemeinsam nach, wo da ein schwarzer Mann sei. Wir fanden keinen. Die Angst und die Unheimlichkeit war aber deutlich zu spüren, die das Mädchen befallen hatte.
In einem anderen Forum wurde ich belehrt, man sollte so eine Phantasie eines Kindes mit viel Gewalt und Spektakel vertreiben, was ich wiederum für Blödsinn halte, weil so das Kind nur lernt, dass die Eltern seine Phantasie ernst nehmen und sie selber keine andere Möglichkeit als Gewalt haben mit den Phantasien umzugehen.
Es kommt also immer darauf an, was der Mensch erreichen will in seinem Leben und ob ihm die Selbstständigkeit und das Selbstbewusst sein von sich selbst und vom Anderen wichtig ist.
meint
rg
