HeinrichUnverzagt
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Neulich im Bildungsfernsehen, Ein Rudel wilder Hirsche, Alaska oder dergleichen. Der Leithirsch, samt der Herde Hirschkühe, die zu begatten er sich das Recht erkämpft hatte. Wurde von einem anderen Hirschen herausgefordert, verlor den Kampf und räumte das Feld. Viele andere männliche Hirsche leben wie nun der Verlierer quasi zölibatär. Nehmen es hin, dass nur der stärkste Bulle das evolutionäre Recht hat sich fortzupflanzen. Ich suche immer nach Parallelen von animalischem, natürlichem Verhalten zu kultiviertem, menschlichen Handeln. Bereitet mir hinsichtlich des menschlichen Paarungsverhalten oft Kopfzerbrechen. Immerhin haben wir ja K. Lorenz` Erkenntnis, dass der männlichen Graugans zwei Faktoren helfen um ein Weibchen zu finden: Schönstes Nest oder buntestes Gefieder. Die Analogie zu menschlichem Gebaren ist augenscheinlich. Ob diese Graugänse, wie von Lorenz behauptet, monogam sind ist umstritten. Unsere "Vernunft", unsere erworbene Fähigkeit zu variieren, führt zu vielen verschiedenen Möglichkeiten die "Erhaltung der Art" auszuleben. Polyamorie ist ja noch die harmloseste Art um seine Kritik an gesellschaftlicher Regulatorik auszudrücken. Allein schon das Bedürfnis, den beschleunigten Prozess der Suche nach dem idealen Fortpflanzungspartner euphemistisch als Polyamorie gesellschaftsfähig zu machen ist albern und wichtigtuerisch. Wie schon Simone de Beauvoirs Beispiel zeigte, bleibt letztendlich bei der freien Liebe mindestens einer immer auf der Strecke. Sehe vordergründig eher die Unfähigkeit zur Entscheidung, Verlustangst oder prahlerische Sammelwut als Grund für die Unterordnung unter das Diktat der Polyamorie.Als meine Frau und ich Menschen kennen gelernt haben die Polyamorie leben haben wir uns gefragt ob das auch nicht
vielleicht etwas für uns sein könnte und darüber nachgedacht.
Bei meiner Frau hat die heterosexuelle Sozialisierung der Frau nicht ganz funktioniert. Sie ist bisexuell und deshalb war das auch
ein Thema für uns.
Wir haben uns aber entschlossen, zumindest vorerst, es bei einer Beziehung zu zweit zu belassen.
Erschreckt hat mich die Begrifflichkeit samt Anspruch der "heterosexuellen Sozialisierung". Jeffrey Eugenides hat in seinem Roman "Middlesex" plausibler den Begriff "Prägung" für unterschiedliche, uns immer noch unbekannte biologische Mechanismen zur sexuellen Orientierung beschrieben. Eine heterosexuelle Sozialisierung als Normal-oder erstrebenswertere Funktion anzusehen finde ich persönlich bedenklich. Lasse da auch nicht einen evolutionären Anspruch der Arterhaltung gelten. Das Recht/die Notwendigkeit zur Variation ist hier gleichwertig.