Gisbert Zalich schrieb:
D.h. unsere "Profis" (aus wissenschaftlich-nichtmuslimischem Haus) schreiben den Koran dann neu. Oder ergänzen ihn, sodass man ihn auf ein Friedensbuch umbürsten kann... Da lachen doch die Hühner, sorry. Der Koran ist das Hass-Buch par excellence...
Nun sei doch mal ehrlich: Ist das ein Gegenargument gegen die Forderung, den Islam in die Diskussion zu stellen? Du bist auch für diese Diskussion - da treffen wir uns.
Gisbert, hast Du die Äusserung im Ernst als Gegenargument aufgefasst? -grins
Wir treffen uns in der Forderung nach Diskussion - allerdings stelle ich mir eine andere Art Diskussion vor als Du. Deine unversöhnlich militante Haltung lässt sich mit meiner Forderung nach Konsens nicht vereinbaren. Zwar trifft mich Deine Art, mich zu verhöhnen nicht sehr stark, ist aber ebenfalls der Diskussion nicht zuträglich. Hier diskutieren zwei Atheisten
, wie erst würde Deine 'Diskussion' mit einem Islam-Gläubigen aus dem Ruder laufen? Ich mag es mir lieber nicht vorstellen.
Das Problem ist europäisch, dein Argument - 'die 30 000 gewaltbereiten Muslime heute schon ausweisen zu können' - ist es nicht. Frankreich kann zwar die kurzfristig eingereisten Imame und andere Hassprediger ausweisen -wird auch praktiziert, oder gar nicht einreisen lassen. Die
eventuell gewaltbereiten Muslime französischer Staatsangehörigkeit auszuweisen - die Mittel müsstest Du mir zuerst zeigen.
Um den Bezug Koran/Bibel wieder herzustellen und Dir doch noch ein 'Argument' zu liefern:
Ob Du es siehst oder nicht, aber in allen grossen religiösen und philosophischen Traditionen findet man die vier Imperative der Menschlichkeit: Gewaltlosigkeit - Ehrfurcht von allem Leben, Solidarität und Gerechtigkeit, Toleranz und Wahrhaftigkeit, Gleichberechtigung und Partnerschaft. Es ist aber immer eine Sache der Interpretation! Nur die Substanz der Glaubenslehren lässt sich nicht einfach auf einen Nenner bringen. Berührungspunkte und Konvergenzen gibt es trotzdem genügend.
Wir brauchen keine Einheit der Religionen und auch keine Abschaffung - wir brauchen nur den Frieden zw. den Religionen, der eine Voraussetzung für den Frieden zw. den Nationen ist. Es gibt
keine Alternative als für die Verständigung einzustehen.
Die ganze Schuld den Muslimen und dem Koran zuzuschieben, ist einfach aber falsch. Bei allem Versagen der islamischen Regime hat vor allem verfehlte westliche Politik zur Abkühlung der Beziehungen -milde ausgedrückt- geführt. Die Gründe der Terroranschläge liegen im Wesentlichen nicht im Koran, sondern im sozialen und wirtschaftlichen Elend.
Hätte es den Anschlag auf das WTC gegeben, wären die Abkommen von Oslo und Madrid nicht gescheitert, bzw. hätten sie zum autonomen palästinensischen Staat geführt? Eine Spekulation? Widerlegen lässt sie sich nicht!
Der illegale und unmoralische Irak-Krieg, die arrogante und ignorante Politik der Bush-Administration hat verheerende Folgen für das Verhältnis des Westens zu den Muslimen. Der Terrorismus, den man bekämpfen wollte, wurde nur intensiviert. Die Religionen bei aller Ausrichtung auf das Göttliche sind eine menschliche Angelegenheit, die genauso politisch missbraucht wird/werden kann wie alles -beliebig- andere auch. Auch die Wissenschaft/Technik liessen/lassen sich missbrauchen - auch politisch. (Tendenziell setzt die Technik den Menschen gleichzeitig herab, übersteigt die Grenzen der Natur etc. Das scheint Dir zu gefallen -Thread Technologischer Mensch- andere fühlen sich aber verunsichert, wollen/können darin keine neue Weltordnung sehen, auch das muss man akzeptieren.)
Beispiel des Missbrauchs ist nicht nur der Islam, auch bei den US-Wahlen wurde die Religion missbraucht und doch kommt keiner deshalb auf die Idee, die Bibel verbieten zu wollen, obwohl die Christen weit zurück hinter ihrem eigenen Anspruch einer Religion der Liebe bleiben.
Die Dialogfähigkeit der Menschen muss gesteigert werden, gegenseitige sachliche Informationen zum Abbau der Vorurteile, falschen Vorstellungen und Stereotypen. Da muss Bildung einsetzen, da gehören auch die Atheisten dazu. Lernen, auch auf die Anliegen der anderen einzugehen, ohne das Wesentliche -auf allen Seiten- aufzugeben. Es gibt enorme Differenzen, aber das Verbindende sollte wenigstens für die Zukunft, wenn nicht schon für die Gegenwart, gesucht werden.
Die Bildung umfasst auch die Religionen, weil diese die Basis aller Kulturen sind. Die biblische Geschichte als Schulfach ist/war kein konfesioneller Unterricht. Sie -BG- pflegt das biblische Erbe unserer Kultur. RU hingegen orientiert sich am Glauben und an der kirchlichen Gemeinschaft, das sind zwei m.E. verschiedene Sachen. BG führt in die Grundwerte des Zusammenlebens in der abendländischen Kultur, die auf dem christlichen und humanistischen Gedankengut basiert. Aus diesem Grund sollte also der Bildungsauftrag der öff. Schulen auch das Thema Religionen -nicht Glauben!!!- enthalten, weil das gerade auch für ausländische Kinder wichtig wäre, unsere Kultur und Sitten verstehen zu können. Trüge neben dem Spracherwerb m.E. auch zur Integration bei.
Diskussionsplattformen gibt es, werden auch laufend neue geschaffen. Angestrebt wird ein Dialog in einer offenen und konstruktiven Atmosphäre, die zur selbstkritischen Debatte um den Islam führen, Tabus thematisieren, Aufklärung leisten und die festgefahrenen Fronten innerhalb der aktuellen Islam-Diskussionen aufbrechen soll.
Vor allem in Europa studierte islamische Sprachwissenschaftler regen dies an, oder begrüssen es. Viele von ihnen stehen im Dienste der Regierungen, von ihren Sprachkenntnissen profitieren sowie dein wie auch mein Land, aber auch alle anderen. Diese Menschen können das Anzweifeln ihrer Loyalität oft kaum ertragen. Diese Zweifel haben vor allem mit Unwissenheit zu tun. Bald jeder, der mal drei Wochen in der Türkei im Urlaub war, fühlt sich schon als Islamkenner. Aber die Mehrheit der Moslems
ist moderat und integrationswillig. Die Einheit des Islam nach den strengen Buchstaben des Korans wie Du sie siehst, gibt es nicht. Vielmehr gibt es wenig Kontakt zwischen den verschiedenen Richtungen. Darum treten diese moderaten Muslime noch nicht gemeinsam gegen die Unwissenheit und Schwarz-weissmalerei nach Aussen/in die Öffentlichkeit. Selbstverständlich haben auch sie Angst, wie wir auch, aber auch sie erheben ihre Stimmen. Da kann ich nur sagen, entweder ist Deutschland eine Ausnahme oder Du verkehrst in falschen Kreisen oder Du willst sie nicht hören. Pardon!