AW: Geld = Macht = machen = tun ?
Zu dem Thema wollte ich ja früher oder später selbst einen Thread eröffnen, jetzt gibts ihn schon.
Ich erzähle euch mal was aus meiner Welt.
In Netzwerksystemen (angefangen bei so kleinen Sachen wie einer FritzBox) wird zur gerechten Aufteilung der begrenzten Bandbreite (z.B. der Internetanbindung) ein Instrument namens "Traffic Shaping" benutzt. Jeder Sparte (Email, Browser, Filesharing...) weißt man einen Teil der Bandbreite (=Geld) zu. Verwaltet wird dieses Geld von einer übergeordneten Instanz (=Vorstand).
Will jemand mehr Geld, so fragt er beim Vorstand, ob jemand was übrig hat. Wenn ja, dann kriegt ers, wenn nicht muss er mit dem Minimum auskommen. Selbstverständlich ist dieser Mechanismus hierarchisch aufgebaut, aber das ist zunächst nebensächlich.
Was es in diesem System nicht gibt, sind Zinsen. Wäre ja auch Käse, die Bandbreite ist ja begrenzt und wenn es mehr Geld als Bandbreite gibt führt das zu empfindlichen Engpässen wenn jeder darauf zugreifen möchte. Was es auch nicht gibt ist Selbstbedienung: mehr Geld gibts nur über den Umweg "Vorstand". Der Vorstand selbst braucht per Definition kein Geld. Und was es auch nicht gibt sind "Sparkonten". Wer seine Bandbreite nicht nutzt, gibt sie an andere ab.
Was kann man daraus lernen: viele Probleme die mit Geld zusammenhängen, kommen daher, dass es für Geld keine Naturgesetze gibt.
Manche Menschen sind in der Position keinen Vorstand fragen zu müssen, ob sie mehr Geld kriegen. Sie sind selbst der Vorstand und können nun mit beliebigen Hirngespinsten aus wenig Geld viel Geld machen. Die real verfügbaren Resourcen ändern sich dadurch freilich nicht.
Es ist unmöglich zu berechnen ob ein Ei 10 cent, 10 Euro oder 10 Mio. Euro wert ist. Es gibt keinen natürlichen Zusammenhang, wo soll der auch herkommen? Es gibt schlicht keine Grenzen die man akzeptieren muss und damit umzugehen scheint schwierig zu sein. Wie immer nehme ich mich da selbst nicht aus, wenn auch mein Hunger nach Geld eher klein ist.
Wenn man es länger durchdenkt (was hier ja einige getan haben, so ein Glück) dann kommt man wirklich nur zu dem Ergebnis, das Geld einzig dem Status/Machterhalt dient. Wer mal oben ist will nie wieder Kohle schippen, also bezahlt er andere für eine Arbeit, die "normal" niemand machen will.
Es müsste rein theoretisch möglich sein auch ohne Geld auszukommen, wenn man seine Mitstreiter rein durch die Sache motivieren kann. Jeder tut was er kann um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Aber bis das möglich ist müssen wir noch einen weiten Weg gehen. Bis dahin lassen wir uns eben durch lustige bunte Scheine zum Arbeiten motivieren. Je weniger ernst man das nimmt, desto besser.
Eins ist sicher: in keinem Auto, keiner Brücke, keinem Gemälde, keinem Musikstück dieser Welt ist auch nur ein einziger Geldschein eingebaut. Alles besteht auch Metall, Steinen, Tönen, Farben(...) die mithilfe der Kreativität zusammengesetzt wurden.
Viele Grüße
Johannes