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Geisteswissenschaft (Rudolf Steiners Anthroposophie)

Chris M

Well-Known Member
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2. November 2014
Beiträge
3.728
Ich wollte einmal quer in die Runde fragen, ob es hier Anhänger der Anthroposophie gibt. Die Anthroposophie versteht sich als DIE Geisteswissenschaft, also als das spirituelle Gegenstück zur Naturwissenschaft. Es wird davon ausgegangen, dass wir Menschen geistige Wesen sind, die mehrere Inkarnationen auf der Erde durchleben. Zwischen den Inkarnationen verbringt das Individuum Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte in der geistigen Welt, bis es für eine neue Inkarnation bereit ist. Letztgültiges Ziel ist das Verweilen in der spirituellen Welt und der Eintritt in die Engelshierarchien. Das ist, so wie ich es verstanden habe, die (extrem) kurze Zusammenfassung dieser Philosophie.

Der interessanteste aber auch gewagteste Punkt dabei ist meines Erachtens der Anspruch DIE Geisteswissenschaft zu sein. Also nicht EINE Geisteswissenschaft, sondern DIE EINZIGE GEISTESWISSENSCHAFT, die sich im Laufe der Jahrhunderte durchsetzen wird. Auf den ersten Blick eine Anmaßung, ABER: Ist es wirklich eine Anmaßung? Vielleicht ist die Zeit ja mittlerweile wirklich reif für DIE Geisteswissenschaft. Schluss mit dem "Spiritual Marketplace", auf dem alle durcheinander schreien und niemand irgend jemanden zur Rechenschaft zieht für irgendeinen Unsinn, der verkündet wird. Ich halte die Idee für richtig, eine echte Wissenschaft des Geistes zu entwickeln, in der es klare Regeln der Beweisführung gibt (natürlich nicht im naturwissenschaftlichen Sinne, sondern im geisteswissenschaftlichen).

Ich befasse mich schon seit zwei Jahrzehnten mit Philosophie, Spiritualität etc., doch erst vor einem halben Jahr bin ich auf diese hochinteressante Strömung gestoßen. Alleine das ist ja schon merkwürdig. Natürlich habe ich den Namen Rudolf Steiner schon x mal gehört, auch den Begriff Anthroposophie kannte ich, aber ich hatte keine Ahnung wie wichtig und tiefgehend diese Philosophie ist. Alleine das Werk Steiners umfasst 350 (!!) Schriften. Eine davon, die ich gelesen habe und die einen guten Einstieg darstellt, heißt Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? Einfach mal googeln, findet man als pdf. Jeder, der auch nur im Entferntesten mit Spiritualität etwas anfangen kann, wird hier eine Goldgrube entdecken. Mich hat bisher noch jedes Werk Steiners vom ersten Satz an in den Bann gezogen, es ist sogar so, dass ich nach drei Büchern beschlossen habe, erst mal eine Pause einzulegen, um das bisher gelesene zu verarbeiten. Wie konnte es so lange dauern, bis ich diesen Genius gefunden habe? Vielleicht musste ich erst reif dafür werden, hätte ich ihn auch nur wenige Jahre früher gefunden, er wäre wahrscheinlich an mir vorbeigezogen (was ganz klar an mir, nicht an ihm gelegen hätte). Aber genau das ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die geistige Welt funktioniert: Wenn der Schüler bereit ist, taucht der Lehrer auf. Natürlich hatte ich dieses Erlebnis nicht das erste mal. Die geistige Welt stellt einem immer das Wissen zur Verfügung, dass man in dieser Phase seines Lebens braucht.

Ob sich die Anthroposophie letztlich wirklich als DIE Geisteswissenschaft durchsetzt, wage ich nicht zu beurteilen, aber jedenfalls fände ich es richtig und wichtig wenn es zumindest irgendwann in der Zukunft als ein offizielles Studienfach angeboten werden könnte. Axel Burkart und sein Team arbeiten derzeit daran, dies zu ermöglichen. Das Argument ist einleuchtend: Wenn man heute die Gesetze der Gravitation studieren will, dann besorgt man ja auch nicht mehr die Original-Dokumente von Newton, sondern man bekommt verarbeitetes Wissen präsentiert. Ich finde gerade in unserer materialistischen Zeit wäre es eine gute Entwicklung, eine Geisteswissenschaft neben der Naturwissenschaft anzuerkennen.
 
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Ich wollte einmal quer in die Runde fragen, ob es hier Anhänger der Anthroposophie gibt.

Mal vorab: Nein, ich bin kein Anhänger der Anthroposophie. Aber das sollte ja in einem Diskussionsforum nichts ausmachen, und finde den Thread auch nicht uninteressant.

Der interessanteste aber auch gewagteste Punkt dabei ist meines Erachtens der Anspruch DIE Geisteswissenschaft zu sein. Also nicht EINE Geisteswissenschaft, sondern DIE EINZIGE GEISTESWISSENSCHAFT, die sich im Laufe der Jahrhunderte durchsetzen wird. Auf den ersten Blick eine Anmaßung, ABER: Ist es wirklich eine Anmaßung?

Ja, es ist anmaßend.
Zum Einen deshalb, weil es eine ganze Menge anderer Wissenschaften gibt, die sich als Geisteswissenschaften verstehen: Die Philosophie, die Geschichtswissenschaft, die Philologie, die Psychologie, die Soziologie uva. Zu behaupten, etwas sei die einzige Geisteswissenschaft ist ungefähr so, als ob eine Naturwissenschaft von sich behaupten würde, sie sei die einzige (wobei viel dafür spricht, dass die Physik im Grunde die einzige Naturwissenschaft ist).
Zum Anderen deshalb, weil uns die Anthroposophie für viele ihrer Behauptungen, wenn nicht für alle, die Belege für diese Behauptungen schuldig bleibt.

Es wird davon ausgegangen, dass wir Menschen geistige Wesen sind, die mehrere Inkarnationen auf der Erde durchleben. Zwischen den Inkarnationen verbringt das Individuum Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte in der geistigen Welt, bis es für eine neue Inkarnation bereit ist. Letztgültiges Ziel ist das Verweilen in der spirituellen Welt und der Eintritt in die Engelshierarchien.

Wie tröstlich, nur leider habe ich nur die Möglichkeit, das zu glauben, wenn ich es als wahr ansehen will. Denn einen Beweis, oder auch nur Indiz gibt es für diese Behauptung nicht, auch nicht von Seiten der Anthroposophen. So zieht es sich dann durch alle Behauptungen Steiners, selbst für seine historischen. Steiner und die Anthroposophen können nicht eine Tonscherbe vorweisen, die so gewagte Aussagen belegen würden, oder sie dehnen die Funde willkürlich aus.

Wenn es überhaupt etwas gibt, das mit einer gewissen Berechtigung von sich behaupten kann, die einzige Geisteswissenschaft zu sein, dann ist es in meinen Augen: Die Mathematik.
 
Ja, es ist anmaßend.
Zum Einen deshalb, weil es eine ganze Menge anderer Wissenschaften gibt, die sich als Geisteswissenschaften verstehen: Die Philosophie, die Geschichtswissenschaft, die Philologie, die Psychologie, die Soziologie uva. Zu behaupten, etwas sei die einzige Geisteswissenschaft ist ungefähr so, als ob eine Naturwissenschaft von sich behaupten würde, sie sei die einzige (wobei viel dafür spricht, dass die Physik im Grunde die einzige Naturwissenschaft ist).
Zum Anderen deshalb, weil uns die Anthroposophie für viele ihrer Behauptungen, wenn nicht für alle, die Belege für diese Behauptungen schuldig bleibt.

Ich bin selber kein geistiger Seher und habe die Anthroposophie wie gesagt auch erst vor ein paar Monaten entdeckt, aber: Mich fasziniert die Idee, dass so etwas wie eine Geistes-WISSENSCHAFT im allumfassenden überhaupt denkbar ist. Ich dachte früher, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt: 1. Einfach blind irgend etwas glauben und darauf aufbauen, oder 2. Radikal-Skeptizismus ala Jed McKenna und ALLES verwerfen. Letzteres hat mit Sicherheit seinen Wert um den Reset-Knopf zu drücken, aber was dann? Zumindest der VERSUCH einer Wissenschaft des Geistes scheint doch ein sehr guter Ansatz zu sein.

Wie tröstlich, nur leider habe ich nur die Möglichkeit, das zu glauben, wenn ich es als wahr ansehen will. Denn einen Beweis, oder auch nur Indiz gibt es für diese Behauptung nicht, auch nicht von Seiten der Anthroposophen. So zieht es sich dann durch alle Behauptungen Steiners, selbst für seine historischen. Steiner und die Anthroposophen können nicht eine Tonscherbe vorweisen, die so gewagte Aussagen belegen würden, oder sie dehnen die Funde willkürlich aus.

Es ist eben in meinen Augen nicht nur Trost, sondern auch eine enorme Verantwortung. In vielerlei Hinsicht hat es der Materialist viel leichter, der glaubt, dass keine Handlungen auf der Erde irgend eine Folge im Jenseits haben wird. Denn es können ja auch negative Folgen sein. Das darf man dabei nie vergessen. Den Trost zu sehen, ist einfach, aber die Verantwortung - dass man tatsächlich eine moralische Verpflichtung hat - das ist auch etwas, was einen belasten kann.

Wenn es überhaupt etwas gibt, das mit einer gewissen Berechtigung von sich behaupten kann, die einzige Geisteswissenschaft zu sein, dann ist es in meinen Augen: Die Mathematik.

Dazu habe ich von Axel Burkart schon etwas gehört, er ist auch Mathematiker, aber kannst du aus deiner Sicht erläutern, was genau du damit meinst? Geht es nur um die Exaktheit der Mathematik oder auch um die metaphysische Bedeutung der Zahlen?
 
Dazu habe ich von Axel Burkart schon etwas gehört, er ist auch Mathematiker, aber kannst du aus deiner Sicht erläutern, was genau du damit meinst? Geht es nur um die Exaktheit der Mathematik oder auch um die metaphysische Bedeutung der Zahlen?

Vor einiger Zeit habe ich mal ein Buch über Zahlenmagie gelesen, wie ich später herausfand, war das ein Klassiker aus den 30er Jahren. Auch ganz interessant, aber mehr eine kulturelle Angelegenheit: Die 1 als Symbol der Einheit, die 2 als These - Antithese, die 3 als These - Antithese - Konklusion, die 4 ... usw. Interessant auch, das manche Symbolik der Zahlen in anderen Kulturen (Arabien, Indien) genau dieselbe ist, es durchaus aber auch Unterschiede gibt oder uns unverständliche Befindlichkeiten.
Aber es ist nicht das, was ich meinte.

Die Mathematik ist die abstrakteste Philosophie von allen - und die exakteste. Genauso eingeschränkt ist natürlich ihre Bedeutung, denn sie bezieht sich nur auf sich selbst und hat selbst nicht den Anspruch, über irgendetwas anderes etwas auszusagen, als über sich selbst. Und sie ist, neben Philosophie und Religion, die älteste aller Geisteswissenschaften.
Die Mathematik ist transzendent. Eine praktische Bedeutung ergibt sich erst aus ihrer Anwendung auf andere Bereiche - wobei sich zeigt, das es letztlich immer nur Teile der Mathematik sind, die sich anwenden lassen (1). Es gibt mathematische Aussagen, z.T. ganz einfache, die keine Bedeutung in dem uns bekannten Universum haben.

Vor Jahren hat ein Physiker einmal gesagt, die Mathematik sei "das Betriebssystem des Universums". Aber auch das ist im Grunde ein ganz alter Hut, nichts anderes als Pythargoras Aussage "Alles ist Zahl".
Genauso alt ist der Streit darüber, ob die Mathematik menschengemacht ist, oder ob sie eine inhärente Eigenschaft des Universums ist. Da wir bislang nur eine menschliche Mathematik kennen (und nicht etwa eine ausserirdische zum Vergleich haben), wird auch weiterhin darüber gestritten werden. Seit dem Ende des 19. Jh. hat dieser Streit wieder an Fahrt aufgenommen, vor allem durch die Mathematik Georg CANTORs (Mengenlehre).

Insbesondere Cantors Arbeiten finde ich ziemlich spannend.
Cantor beschäftigte sich mit unendlichen Mengen, den rationalen Zahlen (= durch ganzzahlige Teiler darstellbar) und den irrationalen Zahlen (= nicht durch ganzzahlige Zahlen darstellbar) (2).

Muss an dieser Stelle leider Schluss machen, da ich weg muss. Bin aber mit meiner Erläuterung noch nicht fertig. Heute Nachmittag folgt dann Teil 2.


(1) Anwenden lässt sich die Mathematik jedoch auf so ziemlich alles, sogar auf die Kunst, wenn auch nur in Ansätzen.
(2) Interessant auch, das wir die Begriffe rational und irrational heute teils ganz anders verstehen. Wörtlich bedeuten sie teilbar und nicht teilbar, wir verstehen sie aber heute - als Reaktion des griechischen Verständnisses der Zahl - als "vernünftig" und "unvernünftig".
 
Vor einiger Zeit habe ich mal ein Buch über Zahlenmagie gelesen, wie ich später herausfand, war das ein Klassiker aus den 30er Jahren. Auch ganz interessant, aber mehr eine kulturelle Angelegenheit: Die 1 als Symbol der Einheit, die 2 als These - Antithese, die 3 als These - Antithese - Konklusion, die 4 ... usw. Interessant auch, das manche Symbolik der Zahlen in anderen Kulturen (Arabien, Indien) genau dieselbe ist, es durchaus aber auch Unterschiede gibt oder uns unverständliche Befindlichkeiten.
Aber es ist nicht das, was ich meinte.

Die Mathematik ist die abstrakteste Philosophie von allen - und die exakteste. Genauso eingeschränkt ist natürlich ihre Bedeutung, denn sie bezieht sich nur auf sich selbst und hat selbst nicht den Anspruch, über irgendetwas anderes etwas auszusagen, als über sich selbst. Und sie ist, neben Philosophie und Religion, die älteste aller Geisteswissenschaften.
Die Mathematik ist transzendent. Eine praktische Bedeutung ergibt sich erst aus ihrer Anwendung auf andere Bereiche - wobei sich zeigt, das es letztlich immer nur Teile der Mathematik sind, die sich anwenden lassen (1). Es gibt mathematische Aussagen, z.T. ganz einfache, die keine Bedeutung in dem uns bekannten Universum haben.

Vor Jahren hat ein Physiker einmal gesagt, die Mathematik sei "das Betriebssystem des Universums". Aber auch das ist im Grunde ein ganz alter Hut, nichts anderes als Pythargoras Aussage "Alles ist Zahl".
Genauso alt ist der Streit darüber, ob die Mathematik menschengemacht ist, oder ob sie eine inhärente Eigenschaft des Universums ist. Da wir bislang nur eine menschliche Mathematik kennen (und nicht etwa eine ausserirdische zum Vergleich haben), wird auch weiterhin darüber gestritten werden. Seit dem Ende des 19. Jh. hat dieser Streit wieder an Fahrt aufgenommen, vor allem durch die Mathematik Georg CANTORs (Mengenlehre).

Insbesondere Cantors Arbeiten finde ich ziemlich spannend.
Cantor beschäftigte sich mit unendlichen Mengen, den rationalen Zahlen (= durch ganzzahlige Teiler darstellbar) und den irrationalen Zahlen (= nicht durch ganzzahlige Zahlen darstellbar) (2).

Muss an dieser Stelle leider Schluss machen, da ich weg muss. Bin aber mit meiner Erläuterung noch nicht fertig. Heute Nachmittag folgt dann Teil 2.


(1) Anwenden lässt sich die Mathematik jedoch auf so ziemlich alles, sogar auf die Kunst, wenn auch nur in Ansätzen.
(2) Interessant auch, das wir die Begriffe rational und irrational heute teils ganz anders verstehen. Wörtlich bedeuten sie teilbar und nicht teilbar, wir verstehen sie aber heute - als Reaktion des griechischen Verständnisses der Zahl - als "vernünftig" und "unvernünftig".
Formell was Bild und Entstehung beinhaltet,...
 
Ich wollte einmal quer in die Runde fragen, ob es hier Anhänger der Anthroposophie gibt. Die Anthroposophie versteht sich als DIE Geisteswissenschaft, also als das spirituelle Gegenstück zur Naturwissenschaft. Es wird davon ausgegangen, dass wir Menschen geistige Wesen sind, die mehrere Inkarnationen auf der Erde durchleben. Zwischen den Inkarnationen verbringt das Individuum Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte in der geistigen Welt, bis es für eine neue Inkarnation bereit ist. Letztgültiges Ziel ist das Verweilen in der spirituellen Welt und der Eintritt in die Engelshierarchien. Das ist, so wie ich es verstanden habe, die (extrem) kurze Zusammenfassung dieser Philosophie.

Der interessanteste aber auch gewagteste Punkt dabei ist meines Erachtens der Anspruch DIE Geisteswissenschaft zu sein. Also nicht EINE Geisteswissenschaft, sondern DIE EINZIGE GEISTESWISSENSCHAFT, die sich im Laufe der Jahrhunderte durchsetzen wird. Auf den ersten Blick eine Anmaßung, ABER: Ist es wirklich eine Anmaßung? Vielleicht ist die Zeit ja mittlerweile wirklich reif für DIE Geisteswissenschaft. Schluss mit dem "Spiritual Marketplace", auf dem alle durcheinander schreien und niemand irgend jemanden zur Rechenschaft zieht für irgendeinen Unsinn, der verkündet wird. Ich halte die Idee für richtig, eine echte Wissenschaft des Geistes zu entwickeln, in der es klare Regeln der Beweisführung gibt (natürlich nicht im naturwissenschaftlichen Sinne, sondern im geisteswissenschaftlichen).

Ich befasse mich schon seit zwei Jahrzehnten mit Philosophie, Spiritualität etc., doch erst vor einem halben Jahr bin ich auf diese hochinteressante Strömung gestoßen. Alleine das ist ja schon merkwürdig. Natürlich habe ich den Namen Rudolf Steiner schon x mal gehört, auch den Begriff Anthroposophie kannte ich, aber ich hatte keine Ahnung wie wichtig und tiefgehend diese Philosophie ist. Alleine das Werk Steiners umfasst 350 (!!) Schriften. Eine davon, die ich gelesen habe und die einen guten Einstieg darstellt, heißt Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? Einfach mal googeln, findet man als pdf. Jeder, der auch nur im Entferntesten mit Spiritualität etwas anfangen kann, wird hier eine Goldgrube entdecken. Mich hat bisher noch jedes Werk Steiners vom ersten Satz an in den Bann gezogen, es ist sogar so, dass ich nach drei Büchern beschlossen habe, erst mal eine Pause einzulegen, um das bisher gelesene zu verarbeiten. Wie konnte es so lange dauern, bis ich diesen Genius gefunden habe? Vielleicht musste ich erst reif dafür werden, hätte ich ihn auch nur wenige Jahre früher gefunden, er wäre wahrscheinlich an mir vorbeigezogen (was ganz klar an mir, nicht an ihm gelegen hätte). Aber genau das ist ein perfektes Beispiel dafür, wie die geistige Welt funktioniert: Wenn der Schüler bereit ist, taucht der Lehrer auf. Natürlich hatte ich dieses Erlebnis nicht das erste mal. Die geistige Welt stellt einem immer das Wissen zur Verfügung, dass man in dieser Phase seines Lebens braucht.

Ob sich die Anthroposophie letztlich wirklich als DIE Geisteswissenschaft durchsetzt, wage ich nicht zu beurteilen, aber jedenfalls fände ich es richtig und wichtig wenn es zumindest irgendwann in der Zukunft als ein offizielles Studienfach angeboten werden könnte. Axel Burkart und sein Team arbeiten derzeit daran, dies zu ermöglichen. Das Argument ist einleuchtend: Wenn man heute die Gesetze der Gravitation studieren will, dann besorgt man ja auch nicht mehr die Original-Dokumente von Newton, sondern man bekommt verarbeitetes Wissen präsentiert. Ich finde gerade in unserer materialistischen Zeit wäre es eine gute Entwicklung, eine Geisteswissenschaft neben der Naturwissenschaft anzuerkennen.
Stiller fehlt,der weiß mehr!
 
Mal vorab: Nein, ich bin kein Anhänger der Anthroposophie. Aber das sollte ja in einem Diskussionsforum nichts ausmachen, und finde den Thread auch nicht uninteressant.



Ja, es ist anmaßend.
Zum Einen deshalb, weil es eine ganze Menge anderer Wissenschaften gibt, die sich als Geisteswissenschaften verstehen: Die Philosophie, die Geschichtswissenschaft, die Philologie, die Psychologie, die Soziologie uva. Zu behaupten, etwas sei die einzige Geisteswissenschaft ist ungefähr so, als ob eine Naturwissenschaft von sich behaupten würde, sie sei die einzige (wobei viel dafür spricht, dass die Physik im Grunde die einzige Naturwissenschaft ist).
Zum Anderen deshalb, weil uns die Anthroposophie für viele ihrer Behauptungen, wenn nicht für alle, die Belege für diese Behauptungen schuldig bleibt.



Wie tröstlich, nur leider habe ich nur die Möglichkeit, das zu glauben, wenn ich es als wahr ansehen will. Denn einen Beweis, oder auch nur Indiz gibt es für diese Behauptung nicht, auch nicht von Seiten der Anthroposophen. So zieht es sich dann durch alle Behauptungen Steiners, selbst für seine historischen. Steiner und die Anthroposophen können nicht eine Tonscherbe vorweisen, die so gewagte Aussagen belegen würden, oder sie dehnen die Funde willkürlich aus.

Wenn es überhaupt etwas gibt, das mit einer gewissen Berechtigung von sich behaupten kann, die einzige Geisteswissenschaft zu sein, dann ist es in meinen Augen: Die Mathematik.
Ohne Bezeichnung der Bedeutung halber,wogegen sich zu sperren eine gewisse Schwierigkeit beinhaltet wird,woraus ich erschließen kann, daß auf jeden Fall ,beide beredenden Sachen hier,bzüglich,Zahl Geist nicht von der Hand abzuweisen sind,nur hier eins wie das andere für sich zu behaupten,die Forderung sich hier zu stellen und klar zu werden,subjektiv wie objektiv sei dahin gestellt.
 
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Nein, da hast du mich mißverstanden. Ich meinte damit ganz sicher nicht so etwas wie eine ewige Hölle. Du hast ganz recht, die Leute, die mit dieser Idee drohen, sollten sich selber Gedanken darüber machen, was sie damit auslösen können. Ich war selber schon in fundamentalistischen Kreisen unterwegs und mit welcher Selbstverständlichkeit dort über ewige Qual gesprochen wird ist ERSCHRECKEND. Die Leute sind völlig abgestumpft und merken gar nicht, was sie ihrem Gott damit unterstellen und was sie damit bei ängstlichen Menschen an Schaden anrichten können.

Was ich meinte war folgendes: Wenn wir davon ausgehen, dass wir geistige Wesen sind, und das unsere Handlungen auf der Erde Folgen im Jenseits haben werden, dann müssen wir uns darauf einstellen, dass vielleicht nicht gleich nach unserem irdischen Tod alles "himmlisch" sein wird. Je nachdem wie unbewusst wir gelebt haben oder wie sehr wir andere vielleicht verletzt haben, müssen wir vielleicht eine Art Reinigungsprozess durchlaufen. Die Anthroposophie sagt zum Beispiel, dass wir in der geistigen Welt zuerst einmal unsere noch vorhandenen Begierden läutern müssen, bevor wir uns dort weiter entwickeln können. Ebenso wird gelehrt, dass wir in einem Lebensrückblick alles was wir getan haben aus der Perspektive des anderen erleben müssen. Haben wir also jemanden zutiefst verletzt, werden wir genau das erleben, was wir verursacht haben. Ich sage nicht, dass das definitiv so ist, ich sage nur: es ist eine Möglichkeit.

In der Anthroposophie geht man ebenfalls davon aus, dass wir nach dem Zwischenstopp in der geistigen Welt nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten wieder inkarniert werden und zwar auf eigenen Wunsch! Ich persönlich empfinde eine solche Abscheu vor dieser irdischen Welt, dass ich mir zwar nicht vorstellen kann, dass ich wieder kommen WILL, andererseits weiß ich aber auch, dass ich von dieser Seite aus zu wenig Informationen habe. Ich werde das erst "drüben" beurteilen können.

Die Mathematik ist transzendent. Eine praktische Bedeutung ergibt sich erst aus ihrer Anwendung auf andere Bereiche - wobei sich zeigt, das es letztlich immer nur Teile der Mathematik sind, die sich anwenden lassen.

Ja, davon habe ich gehört. Auf Youtube gibt es interessante Vorträge dazu von Randall Carlson. Er zeigt auf, wie zum Beispiel die alten Ägypter bestimmte kosmologische Zahlen in ihre Bauwerke einbezogen haben, genau so wie bei den mittelalterlichen Kathedralen. Das alte Wissen in der Mathematik ist sehr sehr faszinierend.

Genauso alt ist der Streit darüber, ob die Mathematik menschengemacht ist, oder ob sie eine inhärente Eigenschaft des Universums ist. Da wir bislang nur eine menschliche Mathematik kennen (und nicht etwa eine ausserirdische zum Vergleich haben), wird auch weiterhin darüber gestritten werden.

Also ich habe zwar von Mathematik als solche KEINE Ahnung, war auch in der Schule immer mein Problemfach, aber dennoch habe ich zu dieser Frage eine klare Meinung: Die Mathematik ist definitiv eine inhärente Eigenschaft des Universums. Diese Schlussfolgerung fällt mir sehr leicht, weil ich Idealist im klassischen Sinne bin. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Universum geistiger Natur ist, nicht materieller Natur. Wenn man diesen Twist akzeptiert, erklärt sich von selbst, dass alles menschliche Wissen ein echter Teil des Kosmos ist. Sogar unsere Irrtümer und Illusionen sind es. Da letztlich alles geistiger Natur ist, gibt es da keine Trennung zwischen dem Universum da draußen und dem Universum "da drinnen".

Deshalb halte ich auch den Versuch einer echten Geisteswissenschaft für so wichtig. Aus meiner Sicht ist das Fehlen der Geisteswissenschaft an den Universitäten und Schulen der Welt so unverständlich, wie es für einen Naturwissenschaftler unverständlich wäre, wenn an den Unis keine Naturwissenschaft gelehrt würde. Stellen wir uns mal eine Parallelwelt vor, in der NUR Geisteswissenschaft und KEINE Naturwissenschaft offiziell gelehrt würde. Da würde doch ganz schön was fehlen, oder? Nur andersrum ist es genau so.

Ja, es ist anmaßend.
Zum Einen deshalb, weil es eine ganze Menge anderer Wissenschaften gibt, die sich als Geisteswissenschaften verstehen: Die Philosophie, die Geschichtswissenschaft, die Philologie, die Psychologie, die Soziologie uva.

Axel Burkart argumentiert, dass die Philosophie mit Steiner geendet hat. Auch das ist wieder ziemlich anmaßend. Aber was sagt man in 500 Jahren? Sieht man es dann vielleicht genau so, dass die Philosophie durch Steiner zur Anthroposophie wurde? Wer weiß?

Und zu den anderen Disziplinen: Die Anthroposophie würde argumentieren, dass Soziologie etc. Unterkategorien der eigentlichen übergeordneten Geisteswissenschaft sind. DIE Geisteswissenschaft als Dach und alles andere als Zimmer im Haus.
 
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