• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Enteignung von Reichen

AW: Enteignung von Reichen

Und jetzt noch mal dies auseinandergenommen (bevor mir allzugroße Sympathie für das gegenwärtige "Finanzsystem" angehängt wird:)



Die "überlebenswichtigen Ressourcen" sehe ich eher in Kartoffeln und Reis, das sind Anbauprodukte, die man freilich über "freien Zugang" erzeugen kann -dann beackert jeder das Land selbst, das er zur Erzeugung seiner lebensnotwendigen Kartoffeln braucht; aber in Afrika hat ja keiner das "Geld", das er bräuchte, um wenigstens das bißchen Land zu erwerben, wo er anbauen kann.

Also muß das Ackerland freigegeben werden! Das werden sich dann alle friedlich nach ihren Bedürfnissen teilen!

Leider ist dem unter Menschen aber nicht so, und darum wurde (als Alternative zum Stammesbesitz, den jeder angreifen kann) irgendwann vor vielen hundert Jahren der "Privatbesitz" erfunden, der weniger leicht angreifbar ist, da er Besitz für nicht verbindlich (durch Stammesfolge o. ä.) sondern für tauschbar hält.



Vererbt wird innerhalb der Stämme, heute: Familien; aber wer erbt, ist weder Sklave, noch muß er sich vom Erbe freikaufen. Auch mußt Du mir erklären, wie "Mittellose" sich aus irgendetwas freikaufen bzw. etwas erwerben können sollten?

Nun gilt Arbeit als anerkanntes Mittel gegen Mittellosigkeit. Über unangemessene Entlohnung kann man reden: da will aber immer jeder mehr haben, wer zetert denn noch über "Gier"!



Erklären mußt Du mir, wer in Deinem Modell denn dieses Grundeinkommen bereitstellen soll - wenn nicht dieselben, die Dich eben noch als Sklaven gehalten haben. Von deren Güte wäre Dein Grundeinkommen also abhängig -

- und nicht etwa von dem, was Du kraft Begabung, Intelligenz und Ausbildung zur allgemeinen Wertschöpfung (von der Dein Verdienst ja so oder so abhängt) beipflichten kannst.

Im Ernst, willst Du Dich dem "Grundeinkommen" überlassen, das andere Dir zumessen, und damit Dich zufrieden geben, für ein Leben?

Grüße, Thorsten

Hey, Thorsten, habe in diesem Thread lange nicht gelesen... Fehler!

Volle Zustimmung zu Deinem Beitrag! Exakt so sehe ich diese ganze Sache auch.

LG, pispezi :zauberer2
 
Werbung:
AW: Enteignung von Reichen

Hallo,
das Grundeinkommen soll ja über die Mehrwertsteuer (Umsatzsteuer) finanziert werden und das trifft jeden. Sie liegt dann vielleicht bei 40%, also sind selbst 800 € wenn man Lebensmittel und Grundbedarf kauft kaum etwas Wert. Die Tauschmöglichkeit von 800 € bei 40% Steuern in Lebensmittel und alle anderen Kosten zum Unterhalt liegt weit unter dem heutigen Sozialhilfesatz. Man bekommt also vorne Geld rein und muss es hinten gleich wieder abgeben, wozu soll das gut sein.
Eine Gerechtigkeit sehe ich in der Möglichkeit wenn das Grundeinkommen von denen finanziert wird die das meiste Geld aus der Bevölkerung einnehmen oder vom Export erhalten.
Ansonsten kann man humanistisch gesehen materielle Ressourcen genauso wie ideelle Werte nur durch Arbeit freisetzen, nur wenn man etwas tut bewegt sich etwas und ein Rohstoff wird veredelt. Das lässt sich natürlich nur durch Fähigkeiten in welcher Form auch immer bewerkstelligen.
Dieses Vererben von privaten Tauschmitteln die einmal angehäuft wurden, z.B. durch Krieg, Ausbeutung von Bodenschätzen oder einer bahnbrechenden Geschäftsidee führt dazu, dass sich nichts verschiebt und verändert. Große Mengen an Tauschmitteln bleiben über lange Zeit immer in der selben Familie, es verteilt sich nicht und auch das Grundeinkommen wird daran nichts ändern.
Deshalb halte ich ideelle Werte im Industriestaat unabhängig von Tauschmitteln für mindestens genauso wertvoll für die Lebensqualität und es ist möglich ohne Geld durch Fähigkeiten einen großen Reichtum zu Erlangen z.B. in der Kunst...

gruß fluuu
 
AW: Enteignung von Reichen

lilith schrieb:
Meine Kritik gilt nicht Bill Gates, sondern diesem Finanzsystem. Du hast Recht, Gates tut was er kann.
"Dieses Finanzsystem" ermöglicht alles mögliche: die Wohltätigkeit von Privatstiftungen, welche staatliche Wohltätigkeiten auch mal übersteigen kann, siehe Mr. Gates; den bundesdeutschen, wenn nicht gesamteuropäischen Wohlstand; den Aufstieg von ostasiatischen Schwellenländern zu nachhaltig ökologisch wirtschaftenden Industriestaaten (etwas Zukunftsmusik, aber das kommt so unweigerlich, wie Europa und Japan ihre Umweltverschmutzung in den Griff bekommen); den plötzlichen Absturz in Armut, wie er einigen amerikanischen Häuslebauern gerade geschieht - usw usf.

Der Kapitalismus wäre auch ohne Börsenspekulation wild, unberechenbar und gefährlich - macht das Dich Friedliche fürchten?

:blume1: Thorsten
 
Werbung:
AW: Enteignung von Reichen

pispezi schrieb:
Hey, Thorsten, habe in diesem Thread lange nicht gelesen... Fehler!

Volle Zustimmung zu Deinem Beitrag! Exakt so sehe ich diese ganze Sache auch.

Danke sehr - aber der Spaß geht weiter, und ich giere schon nach Deinen Beiträgen! (Anders als vor kurzem noch kann man sich als Pro-Kapitalist bzw. Anti-Globalisierungskritiker hier schon wieder wohlfühlen. Schlimm ist nur, wenn man sich ganz allein auf dem durchaus nicht verlorenen Posten sieht ;)


fluuu schrieb:
Eine Gerechtigkeit sehe ich in der Möglichkeit wenn das Grundeinkommen von denen finanziert wird die das meiste Geld aus der Bevölkerung einnehmen oder vom Export erhalten.
Die arabische "Ölrente", wie sie in Irak vor dem letzten Krieg und in Saudi-Arabien heute noch verteilt wird, wäre also das Modell für das Grundeinkommen im europäischen Sozialstaat...

fluuu schrieb:
Dieses Vererben von privaten Tauschmitteln die einmal angehäuft wurden, z.B. durch Krieg, Ausbeutung von Bodenschätzen oder einer bahnbrechenden Geschäftsidee führt dazu, dass sich nichts verschiebt und verändert. Große Mengen an Tauschmitteln bleiben über lange Zeit immer in der selben Familie, es verteilt sich nicht und auch das Grundeinkommen wird daran nichts ändern.
Wir erleben doch im gegenwärtigen Börsencrash, daß gerade die von Dir aufgezählten "Stabilitätsmechanismen" ;) völlig bedeutungslos sind.

Alles verschiebt sich ständig; nur wenn ein Unternehmen - insbesondere ein mittelgroßes Familienunternehmen - sich nicht verschuldet, kann es ganz vielleicht mal so sein, wie Du andeutest.

Allerdings wird der Unternehmer, sofern er Erfolg hat, auch dann seinen Gewinn benützen, um das Unternehmen wachsen zu lassen, er gibt das erworbene Geld also aus; dadurch, daß er die Produktion erhöht, indem er neue Maschinen anschafft, dann die Logistik erweitert, neue Marktbereiche anvisiert - und so auch Arbeitsplätze schaffen muß, denn sein steigendes Marktangebot muß verwaltet und beworben werden!

Statische Besitzwahrung hat noch keinen Unternehmer am Leben erhalten.

Dagegen scheinen die meisten Modelle einer "Grundsicherung" von einer Wirtschaft auszugehen, die immer dasselbe leistet. Wenn man nicht gleich, wie Dahrendorf, die Abschaffung aller übrigen staatlichen Sozialsysteme im Hinterkopf hat, sollte man sich doch über die Anpassungsfähigkeit einer Grundsicherung an die allgemeine Wirtschaftsentwicklung keine Illusionen machen. Es ist wie mit dem Mindestlohn: ist der von der Politik einmal plausibel eingeführt, gibt es keine nachvollziehbare Regel mehr, die besagt, daß jemand für seine Arbeit mehr erhalten sollte als den gesetzlichen Mindesttarif.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben