AW: Eitelkeit
Das mit der Augenhöhe... nun ja, wart's ab, bis wir erst mal bei der Giraffe angelangt sind...
Hallo Ela und Danke schön.
Sei mir nicht böse, aber "Schein und Sein" nebenan hat mich etwas frustriert, gehört es eigentlich zu Eitelkeit wie der rechte zum linken Schuh, und trotzdem fristet hier die Eitelkeit so unbeachtet ihr Dasein*loool* (ist es verletzte Eitelkeit bei mir? Schon ein bisschen). Kurz: ich mochte einfach nicht eher antworten. Auf den gierigen Affen freue ich mich ganz besonders (als eifrige Leserin). Angst macht mir so ein schöner Schwanenhals *loool* nicht, die Phase, in der meine ältere Tochter eine Giraffe als Haustier unbedingt haben wollte, war praktisch ("Gott sei Dank") nach einem Zornausbruch vorbei, jetzt interessiert sie sich mehr für fleischfressende Pflanzen, die sind einfacher in der Handhabung.
Wir sind uns sowieso weitgehend einig und wirr war dein Beitrag kein bisschen, aber (schon wieder *loool*) ein paar Kleinigkeiten wären da dann doch noch zu besprechen:
Die Frage stellt sich dann aber für mich, ob sie etwas in uns sehen können/wollen, das wir ihnen nicht auch selber zeigen. Oder ist es vielleicht so, dass sie bloss eine Facette unserer Persönlichkeit herauspicken und uns auf diese reduzieren?
Ich glaube, sowohl als auch. Sie/wir können nur etwas sehen, was wir/sie zeigen, können es richtig aber durchaus auch falsch interpretieren und können uns/sie auf diese Facette (richtig oder falsch interpretiert) reduzieren.
Wenn wir diese Facette dann selber noch besonders attraktiv finden, kann es sicher passieren, dass wir uns so sehr darauf einlassen, dass wir bald nur noch dieses Bild von uns und haben und ihm zu entsprechen versuchen und somit zur Karikatur unserer selbst werden.
Ja, aber diese extreme Form wäre dann für mich schon stark mit Narzissmus verbunden.
Und dann wäre doch durchaus auch möglich, dass umgekehrt eine von einem selbst als besonders unattraktive Facette auf die man "pausenlos" reduziert wird, irgendwelche negativen Auswirkungen haben muss...Dauerübellaunigkeit wäre ja das Mindeste, nicht?
(Ich stelle es mir so vor, wie wenn ein Schauspieler ein paar mal einen "Bösewicht" spielt und auf einmal gar keine anderen Rollen mehr angeboten bekommt. Hat er keine Lust mehr darauf, zeigt sich die negative Seite dieser Reduzierung in seiner Arbeitslosigkeit.)
Na ja, das wäre eben genau die Frage, oder? Ist Eitelkeit bei einem gesunden Selbstbewusstsein möglich?
*loool* Aber klar doch. Wir einigten uns doch schon darauf, dass "alles eitel sei".
Genau! Denn bei einem gesunden Selbstbewusstsein verbietet uns ja eben gerade unser Stolz, eitel zu sein, weil wir uns eben gerade nicht zur Karikatur machen lassen wollen, oder uns selber dazu machen.
Hmmm, nein, da bin ich anderer Meinung. Der Stolz verbietet lediglich, die Eitelkeit auch noch übertrieben zur Schau zu stellen.
Einverstanden. in diesem Sinne wäre das Image auch eine Art Maske, hinter der wir uns tarnen und schützen können. Wenn wir uns dieser Maske bewusst sind, dann ist sie meiner Ansicht nach auch kein Problem.
Dennoch gibt es auch die Masken, die wir als unser eigenes Gesicht wahrnehmen. Und die wirkt nach innen, muss von aussen nicht einmal gesehen werden. Und dort entspringt meiner Meinung nach eben die tragischste und selbstzerstörerischste Form der Eitelkeit.
Die Maske, hinter der wir und tarnen und schützen kennen wir alle, nicht? Die müssen wir dann und wann aufsetzen, um nicht verletzt zu werden, nicht Schwächen zu zeigen, wo sie ausgenutzt werden könnten u.ä.
Den zweiten Absatz finde ich sehr interessant. So habe ich es noch nie gesehen. Könntest du den Gedanken irgendwie präzisieren, oder ein Beispiel nennen?
Nur definiere ich solche mehr oder weniger gut gemachten Abblidungen/Selbstdarstellungen eben für mich gerade nicht als Kunst, weil sie nicht aus dem inneren Erleben des Künstlers entspringen, sondern bloss Oberflächen abbilden. Ich bin da sehr streng. Vielleicht auch ein wenig engstirnig. Aber das wäre dann wieder eine ganz andere Diskussion (nicht meine Engstinigkeit -darüber diskutiere ich nicht
, sondern die Definition von Kunst...)
Deshalb habe ich mich auch zu dem Spruch verstiegen, dass sich Kunst und Eitelkeit ausschliessen.
Exakt! Ich ahnte, wir landen hier *loool*. Und Kunst zu definieren, gelang bisher niemandem, ohne, dass es Proteste hagelte. Für mich ist ein "Röhrender Hirsch" in Oel auch keine Kunst und doch hat er seine künstlerische Berechtigung im Rahmen der Kunstgeschichte und auch der Geschichte. Heute röhrende Hirsche zu malen... na ja, jedem das Seine, nicht wahr? Es ist dann evtl. ein gutgemachtes Werk im Sinne von gelerntem "Handwerk" (Technik, Farbenlehre...). Aber ein altes Jagdschlösschen mit historischen Möbeln verträgt eben kaum einen Dalí an der Wand.
So gesehen gebe ich dir nicht nur Recht, sondern drückst du dasselbe aus, was ich auch empfinde. Ein Kunstwerk ist nicht eitel, seine Entstehung (unmittelbar) ist nicht eitel, aber der Künstler vor und nachher ist es, oft sogar übersteigert.
Ich zeichne ein bisschen. Es sind aber keine Kunstwerke, ich müsste mich schämen, es so zu nennen, denn ich selbst hab keine Ideen, die aus mir kommen, es wäre alles nur gestellt und unecht, deshalb versuche ich nur abzubilden. Einen röhrenden Hirschen zu zeichnen (malen kann ich gar nicht), wäre für mich das kleinste Problem, Kunst wäre nur, ihn dazu zu bringen, dass er mir Modell steht und röhrt *looool*. Vielleicht bin ich deshalb so streng wie du, es hindert mich aber nicht zu sagen, dass etwas sehr kunstvoll ist. Verstehst du wie paradox, das alles manchmal sein kann?
Das letzte Mal vergass ich noch etwas, was ich eigentlich unbedingt noch schreiben wollte.
Maler--->Selbstportrait
Schreiben aus einem selbst, über das was man am besten kennt... darüber hatten wir uns ausgetauscht und da gehört es unbedingt dazu:
Autor--->Autobiographie
Denkst du, die beinhalten keine Eitelkeiten? Da wimmelt es doch vor Eitelkeiten, bevor das Werk oder das "Werk" entsteht, sicherlich z.g.T. auch während des Schreibens und hinterher ohnehin. Und die Anzahl der veröffentlichten Werke steigt und steigt. Wer nicht schreiben kann, holt sich einen Ghostwriter und so beglücken uns jährlich wieder zahlreiche neue Bücher über Künstler, um deren Existenz wir nicht mal wussten und ihr Leben bisher nicht mal was Interessantes her gibt. (Ich mag Biographien sehr gerne...wollte ich nur sagen.)
Dazu passt doch dein Schlusssatz wohl am besten:
Ich denke, wir leben in einer Zeit, in der Eitelkeit grundsätzlich en vogue ist und von den meisten nicht gross hinterfragt wird. Es ist eine Welt der Bilder, der Aesthetisierung und der Perfektion. Aber wir sind nicht so, die Welt ist nicht so. Und wir wissen das und dennoch...
Die Welt war noch nie so und trotzdem bemühten sich die Menschen (viele) aller Epochen und alles Kulturkreise immer um Aesthetik, Perfektion und Bilder spielten ebenfalls eine Rolle. Aesthetik war und ist nicht nur eine Lehre, eine einheitlicheTheorie, sie ist das eigenständige Thema der Philosophie, der Psychologie und der Soziologie. Nicht mal die wechselnden Ideale wären ein Problem, das Problem (wollten wir von einem sprechen), das mich beschäftigt, ist: Ist das alles vielleicht nur die Angst, sich die eigene Unbedeutendheit (natürlich nicht absolut gesehen...und gibt es das Wort überhaupt?) eingestehen zu müssen? Und gehört dann unser Treiben hier nicht auch dazu?
Blöde Fragen, gell, tja, aber ich hab halt keine gescheiteren
.
Liebe Grüsse in die Schweiz und ein schönes WE
C.