AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft
Und wenn du das mit meiner Einsamkeit in Verbindung in Verbindung bringst, dann triffst du damit zwar den Ton mancher meiner Äußerungen, aber nicht unser Thema, das da lautet: Wie kann man philosophieren mit den Leuten, wenn ihnen die Offenheit dazu fehlt???
wenn ich in dieses kleine inhaltliche Thread-Highlight des Denkforums mal eine Anmerkung einbringen darf: dieses Gesprächsmuster "Person A kritisiert mit großer Genauigkeit die unangenehmen Auswüchse unserer oberflächlichen und entwerteten Gesellschaft, während Person B ständig neue Argumente findet, wie sich Person A doch nicht so sehr damit identifizieren, sondern eigene Wege gehen sollte", ist ja nicht gerade neu.
Das macht exemplarisch den heutigen Professionalisierungsgrad des Leugnens systemimmanenter Probleme deutlich.
Anstatt die dringend benötigte Bestätigung zu liefern, daß sich der Kritiker den gesellschaftlichen Irrsinn nicht lediglich einbildet und daher zurecht dagegen protestiert und gut daran tut, wenigstens einen Teil seiner Kraft zur Veränderung eben dieser Zustände einzusetzen, wird genau diese Energie ständig auf den Kritiker zurückgelenkt und ihrer tatsächlich vorhandenen subversiven Kraft beraubt.
Das könnte man als böswillige Manipulation deuten, wenn man in diesem Beispiel der Person B bewußte Absichten unterstellt. Vielleicht ist Person B ein(e) Professionelle(r) im weiten Feld der Psychologie, vielleicht Coach oder Therapeut, also eine Person, die aufgrund ihrer gesellschaftlichen Funktion bzw. wegen ihres Images an "besonderer Verständnisbereitschaft" vorrangig von zweifelnden, denkenden, kritisierenden und damit eben auch Unterstützung suchenden Menschen angesteuert wird.
Was soll dann eine Person A davon halten, ständig mit immer wieder denselben rethorischen Phrasen abgewimmelt zu werden? Vielleicht bloß ein Mißverständnis? Das mag der offene, nicht übertrieben mißtrauische Mensch eine ganze Weile annehmen und nachfragen, sich erklären, aber umso enttäuschter nach einer guten Weile feststellen, daß er nicht nur nicht verstanden wird, sondern daß das vielleicht auch noch bewußte Absicht ist...
Was meint ihr - und dieses "ihr" ist eben der kleine Denkforumsausschnitt dieser nichtperfekten Welt um uns herum, in der es viel mehr Systemmitläufer als Systemzweifler gibt - was meint also ihr zu der Feststellung, daß es zwei verschiedenen Personen B-Typen geben mag:
zum einen diejenigen, die sich über die Grenze ihrer eigenen erlebten heilen Welt vielleicht vorgeblich, aber keinesfalls wirklich hinwegbewegen möchten und daher UNBEWUSST ihr eigenes Verleugnungs- und Verdrängungssystem "das ist doch alles nicht wirklich so schlimm..." ausleben.
Und zum anderen diejenigen, die genau wissen, was sie tun, wenn sie vielleicht im DF genauso eine manipulierte Wirklichkeit konzeptionieren, wie sie es sonst an ihrem Arbeitsplatz in einer Pressestelle, einer Redaktion oder vielleicht einer staatlichen Institution sonst auch tun. Vielleicht als "Professionelle" sogar dafür bezahlt werden, um zweiflenden Menschen den antreibenden Wind des "Revoluzzers" aus den Segeln zu nehmen, damit das System weiter unbehelligt die Menschen aussaugen, für sich beanspruchen und eines Tages geregelt in Rente und zur Beerdigung schicken kann. Bloß kein revolutionäres Aufsehen erregen. Bloß nichts wirklich in Frage stellen. Das will ja niemand...
Der Rote Baron