• Willkommen im denk-Forum für Politik, Philosophie und Kunst!
    Hier findest Du alles zum aktuellen Politikgeschehen, Diskussionen über philosophische Fragen und Kunst
    Registriere Dich kostenlos, dann kannst du eigene Themen verfassen und siehst wesentlich weniger Werbung

Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Und wer in bestimmten Situationen/Kontexten/Lebenslagen seinen Verstand nicht verliert :wut3:, hat auch keinen zu verlieren, vermutet moebius.


Ja, aber es ist auch gut, seinen Verstand wiederzufinden und ihn zu erweitern! :)


Ausserdem ist ein verrückter Mensch immer auch ein ver-rückter Mensch... - und Normopathie (= Identifikation mit dem statistischen normalen unauffälligen Durchschnitt = norm-gerechten Verhalten ) ist auch eine Krankheit, oder etwa nicht ???


Na ja, es kommt auf die Sicht an. Aus der Sicht des angepassten Menschen gibt es ja gute Gründe für sein Verhalten....
Mir selbst wär das allerdings zu langweilig, ich mag es verrückt zu sein! :mad:




Hab mir mal die Rezension durchgelesen. :)
Ist viel Wahres dran... :D
Aber, wie ich schon sagte, es kommt immer auf die Sicht des Einzelnen an.
Blöd ist halt nur, wenn Menschen, die sich bedroht fühlen, versuchen, die Bedrohung auszuschalten, statt sich zu erlauben zu wachsen und stark zu werden. Wobei ich unter Stärke jede erfolgreiche Strategie des Selbstschutzes verstehe, also z.B. auch die Fähigkeit auszuweichen und zu fliehen.


LG

EarlyBird :)
 
Werbung:
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

man muß ja nicht immer gleich den anderen Menschen ändern wollen. Manchmal reicht es auch, ihn temporär zu sperren. Na gut, manchmal vielleicht auch nicht...

Der Rote Baron


Wenn man selber die Macht dazu hat! :)
Andernfalls muss man andere Strategien suchen! :D


LG

EarlyBird :)
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

.....
Na ja, es kommt auf die Sicht an.
.....
LG

EarlyBird :)

Ja ja, und auf die Augen bzw. die Optik bzw. die Brille...
"Ein Mensch sieht nur, was er weiss!"
Diesen Satz hat neulich der Ober-Bergsteiger Reinhold MESSNER zustimmend zitiert, und der muss es ja bei seiner 8-Tausender-Fern- und Aus-Sicht -Erfahrung wissen ...:lachen::lachen::lachen:
Gruß, moebius
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Ja ja, und auf die Augen bzw. die Optik bzw. die Brille...
"Ein Mensch sieht nur, was er weiss!"
Diesen Satz hat neulich der Ober-Bergsteiger Reinhold MESSNER zustimmend zitiert, und der muss es ja bei seiner 8-Tausender-Fern- und Aus-Sicht -Erfahrung wissen ...:lachen::lachen::lachen:
Gruß, moebius


Das mag für manche Menschen gelten, aber wenn der Satz stimmen würde, würde niemals jemand etwas Neues entdecken - und sei es nur für einen selbst! :)
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Ja ja, und auf die Augen bzw. die Optik bzw. die Brille...
"Ein Mensch sieht nur, was er weiss!"
Diesen Satz hat neulich der Ober-Bergsteiger Reinhold MESSNER zustimmend zitiert, und der muss es ja bei seiner 8-Tausender-Fern- und Aus-Sicht -Erfahrung wissen ...:lachen::lachen::lachen:
Gruß, moebius

das mit dem knappen Sauerstoff hätte er aber besser bleiben lassen...

Der Rote Baron
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Und das mit seinem abgestürzten Bruder auch ...
Aber besser Messner./.Messner als Kain./.Abel...:lachen::lachen::lachen:
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Hm, das sehe ich etwas anders. Das kapitalistische System legt in erster Linie Wert auf Geld, auf materielles Vermögen. Trotzdem gibt es natürlich auch individuelle Werte, aber die bestimmt jeder selbst. Niemand wird gezwungen Briefmarken zu sammeln und viel Geld dafür auszugeben.
Und natürlich ist es auch klar, dass rein persönliche Dinge auch nur einen rein persönlichen Wert haben. Wobei ich mir auch vorstellen kann, dass es Menschen gibt, die Nachttöpfe sammeln! :D

Diesen Zweck würde ich eher der Werbung zuschreiben....
Wirtschaft hat viele Funktionen. Geld verdienen ist nur eine davon.
Ich sag mal so, wenn ich selbst weiß, worauf ich Wert lege, kann es mir auch niemand mehr ausreden. Das Leben ist u.a. auch eine Suche nach dem, was man selbst wertschätzt. Früher oder später macht sich jede Anpassung, die einem nicht wirklich entspricht, durch Frustration und Sinnlosigkeitsgefühle, vielleicht sogar Krankheit bemerkbar. Und dann beginnt man automatisch zu suchen...

Hallo EarlyBird,
danke für deine Reaktion.

Ich muss sagen, ich finde mich in Eurem Diskurs nicht ganz zurecht. Ihr gebt Euch oft sehr kurze Anstöße, kein Gedanke wird entwickelt, und der Nächste zitiert dann und schießt pointiert zurück. Das kann ich nicht, deshalb muss ich mich immer an dem festhalten, was ein bisschen länger und ausführlicher ist, sodass ich das Gefühl haben kann, ich weiß, worum es in etwa geht.

Nun, EarlyBird, in deiner Reaktion relativierst du meine Gedanken, die ich zuletzt vorgebracht habe, sehr stark. Das Zitat oben von dir enthält zwei gute Beispiele dafür: "Trotzdem gibt es natürlich auch individuelle Werte..." und "Ich sag mal, wenn ich selbst weiß, worauf ich Wert lege..." Wissen die Leute denn das? Glaubst du, dass sie wissen, worauf sie selbst Wert legen. Einige ja, solche nämlich, die eine Leidenschaft haben. Ich kenne jemanden, der sammelt alte Tonbandgeräte - niemand kann ihm das ausreden. Aber wie er zu dieser Leidenschaft gekommen ist, weiß er wohl selbst nicht mehr. Ansonsten gilt: Man muss sich das ja einmal vergegenwärtigen, was es bedeutet, heute eigene Werte zu haben! Um das zu schaffen, muss man sich gleichsam gegen die gesamte Welt stemmen. Wer hat dazu die Kraft? Und wer hat dazu dauerhaft die Kraft?

Nein, ich glaube nicht, dass es individuelle Werte gibt. Also dass sie einfach so rumliegen. Man kann sich selber welche schaffen, aber das verlangt eine ungeheure Anstrengung. Und das Ergebnis ist die trostlose Erfahrung, dass man mit dem Wert, den man sich geschaffen hat, alleine dasteht.

Aber das macht ja auch fast niemand, sich eigene Werte zu schaffen. Ich habe eine Zeitlang als DJ gejobbt. Die Leute, vor allem die jungen Leute, wollten keine gute Musik hören. Sie wollten Chartsmusik hören oder gleich welche Musik, wenn sie sie nur schon kannten. Sie verwendeten Musik also nicht zum Zuhören, sondern gestanden ihr nur die Funktion zu, Gemeinsamkeit zu schaffen. Da könntest du jetzt auch sagen: Aber man könnte Musik ja auch anhören. Ja, könnte man schon. (Ich und manche andere "Verrückte" tun das, weil wir anders sind.) Aber die anderen Leute tun das nicht. Oft kamen Leute rein, sahen dass keine Party war, weil zu wenige Leute da waren und gingen wieder raus. Welche Musik spielte, hatten sie wahrscheinlich gar nicht gehört.

Mit einem Wort, man sieht hauptsächlich Rudelverhalten rund um sich. Kein individuell abweichendes Verhalten, keine geistige Offenheit, die auf Individualität hindeuten würde. Erwartet man von den Menschen individuelles Verhalten (also dass sie selber anschauen oder anhören, was ihnen gefällt oder nicht), erwartet man viel zu viel von ihnen. Hauptsächlich tun sie das, was ihre Freunde, Kollegen und peers ihnen vormachen.

Wirtschaft klinkt sich da ein in diesen Kreislauf des außengesteuerten Verhaltens. Wenn jemand Musik bevorzugt, die Gemeinsamkeitsgefühle herstellt, verhält er sich wie der Händler, der Edelmetalle kauft in der Hoffnung, sie wieder weiterverkaufen zu können. Die Tatsache, dass andere Menschen Gold und Silber schätzen, dass es einen Preis auf dem Markt gibt, ist der einzige Wert, den diese Edelmetalle für den Händler haben. Hingegen eine Musik, die hineingeht ins Ohr eines Musikliebhabers, in seinem Kopf und Körper Wohlgefallen weckt und auf diese Weise in seiner Person verschwindet - das ist absoluter Wertverlust. Diese Musik ist dann weg, gegessen, wie ein verspeister Hamburger. Sie schafft keinen weiteren Wert mehr. Dagegen der ausgelutschte Hit, den ich schon 100 000mal gehört habe und nicht mehr hören kann, der schafft Wert für mich dadurch, dass ihn die Anderen auch kennen und wiederum wissen, dass die anderen ihn auch kennen (wodurch er ja seinen Wert generiert).

Ja, so eine Tanzfläche in einem Partylokal scheint mir ein guter Vergleich zum Leben in unserer Wirtschaftswelt zu sein: Mir scheint, kaum jemand macht sich da Gedanken, ob ihm ein Lied auch selber gefällt. Die meisten starren auf die anderen, ob denen das Lied gefällt. Wenn es ihnen gefällt, dann gefällt es ihnen selber auch.

Und in einer solchen Umwelt fast gänzlicher Außensteuerung der Individuen, einer beinahe kompletten Entselbstung und Entfremdung von sich selber meinst du, es gäbe individuelle Werte? Und dass die Leute wüssten, was sie wollen. Nein, da komme ich nicht mit. Das schaffe ich nicht. Ich weiß, dass da draußen viele ihr Auto gern besitzen. Aber mich würde interessieren, wie viele eines haben müssen, und wieviele gerade dieses haben müssen, das sie haben. Und wie viele genau das Gewand besitzen und mögen müssen, dass sie besitzen, weil sie sich eben in den sozialen Kreisen bewegen, in denen sie sich bewegen. Und wie viele die Lokale cool finden müssen, in die sie gehen müssen, weil ihre Kollegen und Bekannten dort sind.

Ja, individuelle Werte gibt es schon, aber da muss sehr hart, sehr lang, verbissen und konsequent daran gearbeitet werden.

Meint jedenfalls Euer
philohof
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Ich habe mir diese Diskussion jetzt von Anfang an durchgelesen, weil ich das ursprüngliche Thema höchst spannend finde.
Aber, wie Bauernsophie ähh Philohof ('tschuldigung) schon mehrmals angedeutet hat, verläuft sie in einem ziemlichen Zick-Zack-Kurs, ohne die eigentliche Thematik wirklich zu behandeln. Daher würde ich gerne dazu aufrufen, die Diskussion wieder in die ursprünglich geplante Richtung zu lenken.

Und das scheint jetzt der perfekte Zeitpunkt, um meinerseits zu einigen der angeschnittenen sekundären Themen Stellung zu beziehen, weil ich da ein paar Dinge wirklich erwähnt haben will:

Ich selbst verabscheue den Kapitalismus aus tiefstem Herzen, weil er das gesellschaftliche Leben, wie schon erwähnt, unter anderem in Form einer resultierenden Volksverdummung vergiftet, Kulturen zerstört und die menschliche Gier sowie anderes Fehl-Verhalten nicht nur belohnt, sondern gar fördert.
Aber nüchtern betrachtet handelt es sich bei Kapitalismus und Sozialismus (welcher vielleicht nicht die einzige Alternative darstellt, aber für den Vergleich als gutes Beispiel gesehen werden kann), um zwei Wirtschaftskonzepte mit unterschiedlichen Prinzipien, die unabhängig von deren Erdenkern, Vertretern oder Befürwortern gesehen werden können und nicht wertefrei sind.

Der Kapitalismus steht für ein hohes Maß an wirtschaftlicher Freiheit. Seine "Gerechtigkeit" besteht primär darin, dass jeder die Freiheit hat, selbst seinen Beruf zu wählen (solange er sich im Konkurrenzkampf durchsetzt), unbegrenzt hohes Einkommen erhalten zu können, ein unbegrenztes Maß an Besitztümern anzuhäufen und mit dem Gesetz einher gehende Marktideen umzusetzen.
Das führt dazu, dass die, die es "richtig" machen, in undefiniertem Maße mehr von den allgemein verfügbaren Finanzressourcen erhalten als jene, die sich - aus welchen Gründen auch immer - im allgemeinen Konkurrenzkampf nicht durchsetzen konnten. Es gibt Gewinner und Verlierer, der Gewinner wird belohnt, der Verlierer indirekt bestraft.
Das ganze funktioniert, solange die überproportionale Verlagerung des Kapitals von der Masse auf die Reichen ausgeglichen wird durch ein stätiges Wachstum von Produktion und Handel, führt also in keinem Fall an einer sich etablierenden Konsumgesellschaft und den bekannten daraus resultierenden Folgeerscheinungen vorbei.
Der Grund, warum die breite Masse sich mit dem System zufrieden gibt besteht vermutlich darin, dass jeder die mehr oder weniger faire Chance hat, zu den Gewinnern zu gehören - euch wird wohl aufgefallen sein, dass die einzigen, die über den Kapitalismus schimpfen diejenigen sind, die sich selbst nicht zu diesen Gewinnern zählen.

Die vom Sozialismus angestrebte Form der Gerechtigkeit besteht großteils in einer möglichst durchschnittlichen Ressourcenverteilung auf die breiten Massen und einer vom Staat verwalteten Industrie, deren Einnahmen widerum den Massen in Form von Leistungen aller Art zugute kommen.
Das würde problemlos funktionieren, würde sich der Einzelne mit seinem Besitz zufrieden geben. Da die meisten Menschen allerdings von Gier getrieben sind (aus welchen Gründen, darüber lässt es sich auf so gut wie allen Feldern zwischen Natur- und Geisteswissenschaften philosophieren), kann das System nur durch Maßnahmen, die dem entgegenwirken, gehalten werden - beispielsweise in Form von nach diktatorischen Maßstäben gefertigten Gesetzen (also einer allgemeinen Freiheitseinschränkung), Einschüchterung durch die staatliche Exekutive, Propagandaliteratur etc.
Der Mensch wird also mehr oder weniger "zu seinem Glück gezwungen", das er selbst in den meisten Fällen nicht zu schätzen weiß.
Unter diesem Zustand und dem fehlenden Konkurrenzkampf am Arbeitsplatz leidet auch die Produktion, wodurch sie nie den Drive entwickeln kann wie im von Gier angeheizten Kapitalismus und die allgemeine Unzufriedenheit mit dem materiellen Gut somit weiter niedrig bleibt.

Das perfekte Wirtschaftssystem in Form des allen vorteilhaftesten kennt die Welt vermutlich nicht, und es ist höchst fraglich, ob sie es je zu Gesicht bekommen wird - dabei scheitert es nicht am quantitativen Vorhandensein von Ressourcen, sondern an deren qualitativen Bewertung durch den Menschen.
Allgemein strittig bleibt die These vom "Neuen Menschen", die glaube ich von Marx stammt und die "Umerziehung" der Gesellschaft anpeilt - dürfte hier jedem bekannt sein. Polemisch formuliert heißt das soviel wie "Man muss ja nur den Menschen ändern, um seine Welt zu verändern."
Ich halte das in dem erforderlichen Ausmaß für absolut unmöglich, weil es aus meiner Sicht guten Willen und vor allem Lebenserfahrung erfordert, um moralische Schwachpunkte abzubauen. Die Entwicklung solcher Erfordernisse kann man zwar vielleicht fördern, aber nicht erzwingen. Und wenn es so einfach wäre, dann bräuchte man nach dieser Wundertat überhaupt keine Wirtschaft mehr.
Daher glaube ich auch nicht, dass die Menschheit langfristig zu einem allumfassenden Frieden in sich fähig ist oder jemals sein wird.
Ich muss aber anmerken, dass ich den Kommunismus nach wie vor zumindest für das bessere der beiden Systeme halte - es erscheint prinzipiell gerechter, allerdings ist es umso anfälliger für eine ungerechte Staatsführung.

Wie dem auch sei - ihr solltet bei euren Äußerungen miteinbeziehen, dass ihr im Kommunismus wahrscheinlich entweder auf der Plantage arbeiten würdet und somit wieder keine Zeit zum philosophieren hättet, oder Propagandabücher schreiben müsstet - und damit entgegen den von euch als so wichtig eingestuften Dingen wie freies Denken, Individualismus, Selbstverwirklichung etc. handeln müsstet.
Aber gut, zumindest würden die Menschen Bücher lesen. Bücher mit Inhalt.

Es werden jetzt bestimmt Meinungen entstehen, die in die Richtung gehen, ich würde euch unter Generalverdacht stellen. Aber keine Angst, ich will euch nur die Hoffnung nehmen. Dann können wir uns vielleicht darauf einigen, dass es selten einfache Zeiten für die Philosophie gibt und im weiteren den Fokus der Diskussion auf die Frage lenken, was unter den gegebenen Umständen getan werden kann.

Das wollte ich zwar selbst demonstrativ tun, aber mittlerweile scheint schon die Sonne, und ich bin ja Nachtaktiv.


Also nur noch kurz zur Erinnerung ein kleiner Umriss des Themenkomplexes, so wie ich ihn in Erinnerung habe:


1. Philosophie im Alltag
x Aktuelle Lage
x Vergleich mit anderen Kulturen und Nationen
x Zukunftsperspektiven

2. Die gesellschaftliche Relevanz von Philosophie
x Allgemeine Notwendigkeit
x Allgemeiner Nutzen
x Potential für Veränderungen
x Massentauglichkeit

3. Die Arbeit des Philosophen
x Vereinbarkeit und Überschneidung von Geisteswissenschaft und Konsum
x Neu zu erschließende berufliche Betätigungsfelder
x Wirtschaftlichkeit
 
Werbung:
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Hallo EarlyBird,
danke für deine Reaktion.

Ich muss sagen, ich finde mich in Eurem Diskurs nicht ganz zurecht. Ihr gebt Euch oft sehr kurze Anstöße, kein Gedanke wird entwickelt, und der Nächste zitiert dann und schießt pointiert zurück. Das kann ich nicht, deshalb muss ich mich immer an dem festhalten, was ein bisschen länger und ausführlicher ist, sodass ich das Gefühl haben kann, ich weiß, worum es in etwa geht.


Hi philohof! :)


Ja, das stimmt und es führt auch oft genug zu Missverständnissen.
Ich selbst hab aber selten Lust viel zu schreiben, mir liegt das Kurze, Pointierte mehr. Werde mir aber jetzt mal ein bisschen Mühe geben! :)


Nun, EarlyBird, in deiner Reaktion relativierst du meine Gedanken, die ich zuletzt vorgebracht habe, sehr stark. Das Zitat oben von dir enthält zwei gute Beispiele dafür: "Trotzdem gibt es natürlich auch individuelle Werte..." und "Ich sag mal, wenn ich selbst weiß, worauf ich Wert lege..." Wissen die Leute denn das? Glaubst du, dass sie wissen, worauf sie selbst Wert legen. Einige ja, solche nämlich, die eine Leidenschaft haben. Ich kenne jemanden, der sammelt alte Tonbandgeräte - niemand kann ihm das ausreden. Aber wie er zu dieser Leidenschaft gekommen ist, weiß er wohl selbst nicht mehr. Ansonsten gilt: Man muss sich das ja einmal vergegenwärtigen, was es bedeutet, heute eigene Werte zu haben! Um das zu schaffen, muss man sich gleichsam gegen die gesamte Welt stemmen. Wer hat dazu die Kraft? Und wer hat dazu dauerhaft die Kraft?


Hm, das verstehe ich nicht, wieso muss man sich denn dann gegen die gesamte Welt stellen? In der Welt gibt es von JEDER Sorte Menschen, z.B. bist du ja wirklich nicht der Einzige, der philosophieren möchte. Es gibt auch Leute, die Orte für 's Philosophieren schaffen/geschaffen haben - wenn du nach Philosophieforen googelst, findest du eine Menge davon.
Nein, wogegen du dich stemmen musst, ist vielleicht eher die Ablehnung deiner Eltern oder der Menschen, die dir wichtig sind. Ok, das ist anstrengend, denn es kann sein, dass man Ablehnung in Kauf nehmen muss, wenn man von deren Vorstellung abweicht.
Es ist aber doch eine Frage der eigenen Priorität - was ist einem wichtiger, die eigenen Interessen zu leben oder die "Zuneigung" dieser Menschen zu erhalten? Ich setze das in "", weil für mich Zuneigung beinhaltet, dass man dem Anderen die Freiheit lässt.....
Hm, oder so: Wenn man ein herausragendes Interesse/Bedürfnis hat, ist es leichter, weil man dann eine eindeutige Richtung hat. Wenn aber zwei gegensätzlich erscheinende Bedürfnisse da sind, dann lähmt das natürlich, weil man sich in zwei verschiedenen Richtungen gezogen fühlt und sich nicht entscheiden kann. Das kann man nur lösen, indem man sich beide Bedürfnisse klar macht/eingesteht und beiden Raum gibt.


Nein, ich glaube nicht, dass es individuelle Werte gibt. Also dass sie einfach so rumliegen. Man kann sich selber welche schaffen, aber das verlangt eine ungeheure Anstrengung. Und das Ergebnis ist die trostlose Erfahrung, dass man mit dem Wert, den man sich geschaffen hat, alleine dasteht.


Natürlich liegen individuelle Werte nicht einfach rum, sie liegen in uns selbst.
Ok, du hattest Pech, du hast dir selber einen Wert geschaffen und keine Gleichgesinnten gefunden bis jetzt. Das ist bitter und traurig, heißt aber nicht, dass es allen so geht! Noch nicht mal, dass es bei dir immer so bleiben wird. :)


Aber das macht ja auch fast niemand, sich eigene Werte zu schaffen. Ich habe eine Zeitlang als DJ gejobbt. Die Leute, vor allem die jungen Leute, wollten keine gute Musik hören. Sie wollten Chartsmusik hören oder gleich welche Musik, wenn sie sie nur schon kannten. Sie verwendeten Musik also nicht zum Zuhören, sondern gestanden ihr nur die Funktion zu, Gemeinsamkeit zu schaffen.


Das ist doch ok - diese jungen Leute legen eben individuell mehr Wert auf Gemeinsamkeit, warum auch nicht?


Da könntest du jetzt auch sagen: Aber man könnte Musik ja auch anhören. Ja, könnte man schon. (Ich und manche andere "Verrückte" tun das, weil wir anders sind.) Aber die anderen Leute tun das nicht. Oft kamen Leute rein, sahen dass keine Party war, weil zu wenige Leute da waren und gingen wieder raus. Welche Musik spielte, hatten sie wahrscheinlich gar nicht gehört.


Man kann andere Menschen nicht zwingen, die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben zu teilen. Ich finde aber, es ist Energieverschwendung, diese Tatsache zu beklagen und sogar andere zu verurteilen, nur weil sie was anderes bevorzugen. Fruchtbarer ist es allemal sich auf die Suche nach Geistesverwandten zu begeben. Selbst wenn man nicht sofort fündig wird - man hat zumindest die Chance dazu.


Mit einem Wort, man sieht hauptsächlich Rudelverhalten rund um sich. Kein individuell abweichendes Verhalten, keine geistige Offenheit, die auf Individualität hindeuten würde. Erwartet man von den Menschen individuelles Verhalten (also dass sie selber anschauen oder anhören, was ihnen gefällt oder nicht), erwartet man viel zu viel von ihnen. Hauptsächlich tun sie das, was ihre Freunde, Kollegen und peers ihnen vormachen.


Ja, das gibt es wohl. Ich selbst kenne allerdings kaum Rudelleute, da zieht es mich nicht hin und ich such mir lieber andere komische Vögel, von denen ich in meinem Leben auch schon sehr viele kennengelernt habe. :)
Übrigens ist es auch oft eine Mischung, in manchen Bereichen passt man sich dem Rudel an und in anderen macht man, was man selber will. Nicht umsonst gibt es z.B. Menschen, die ein sog. Doppelleben führen. Man mag moralisch dazu stehen, wie man will, aber die haben zumindest (trotz Angst) eine Möglichkeit gefunden, verschiedene Anteile von sich selbst zu leben.


Wirtschaft klinkt sich da ein in diesen Kreislauf des außengesteuerten Verhaltens. Wenn jemand Musik bevorzugt, die Gemeinsamkeitsgefühle herstellt, verhält er sich wie der Händler, der Edelmetalle kauft in der Hoffnung, sie wieder weiterverkaufen zu können. Die Tatsache, dass andere Menschen Gold und Silber schätzen, dass es einen Preis auf dem Markt gibt, ist der einzige Wert, den diese Edelmetalle für den Händler haben. Hingegen eine Musik, die hineingeht ins Ohr eines Musikliebhabers, in seinem Kopf und Körper Wohlgefallen weckt und auf diese Weise in seiner Person verschwindet - das ist absoluter Wertverlust. Diese Musik ist dann weg, gegessen, wie ein verspeister Hamburger. Sie schafft keinen weiteren Wert mehr. Dagegen der ausgelutschte Hit, den ich schon 100 000mal gehört habe und nicht mehr hören kann, der schafft Wert für mich dadurch, dass ihn die Anderen auch kennen und wiederum wissen, dass die anderen ihn auch kennen (wodurch er ja seinen Wert generiert).


Händler haben eben nochmal andere Prioritäten, die mögen es zu handeln und zu schachern. :D
Wieso guckst du nach anderen mehr als nach dir selbst?


Ja, so eine Tanzfläche in einem Partylokal scheint mir ein guter Vergleich zum Leben in unserer Wirtschaftswelt zu sein: Mir scheint, kaum jemand macht sich da Gedanken, ob ihm ein Lied auch selber gefällt. Die meisten starren auf die anderen, ob denen das Lied gefällt. Wenn es ihnen gefällt, dann gefällt es ihnen selber auch.


Jujnge, Junge, wenn dem wirklich so ist, tun mir die jungen Leute echt leid! Ist dann wirklich ein Herdenvolk, das dann dem nachläuft, der sich traut den eigenen Geschmack zu entdecken und zu zeigen!


Und in einer solchen Umwelt fast gänzlicher Außensteuerung der Individuen, einer beinahe kompletten Entselbstung und Entfremdung von sich selber meinst du, es gäbe individuelle Werte? Und dass die Leute wüssten, was sie wollen. Nein, da komme ich nicht mit. Das schaffe ich nicht. Ich weiß, dass da draußen viele ihr Auto gern besitzen. Aber mich würde interessieren, wie viele eines haben müssen, und wieviele gerade dieses haben müssen, das sie haben. Und wie viele genau das Gewand besitzen und mögen müssen, dass sie besitzen, weil sie sich eben in den sozialen Kreisen bewegen, in denen sie sich bewegen. Und wie viele die Lokale cool finden müssen, in die sie gehen müssen, weil ihre Kollegen und Bekannten dort sind.


Na ja, ich hatte wohl Glück, bin in eine Familie mit lauter ausgeprägten Individuen hineingeboren worden. Ist vermutlich dann schon schwerer, wenn man aus einer angepassten stammt. Zumindest in dem Punkt, es hat alles Licht- und Schattenseiten.


Ja, individuelle Werte gibt es schon, aber da muss sehr hart, sehr lang, verbissen und konsequent daran gearbeitet werden.

Meint jedenfalls Euer
philohof


Hm, es kann aber auch so sein, dass die Werte da sind, aber die Ängste überwiegen, sie zu zeigen. In dem Fall ist es gut, sich die Ängste anzuschauen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Wenn man die Ängste einigermaßen auflösen kann, hat man schon die halbe Miete.
Und vor allem kann man es dann lockerer angehen. Aber natürlich ist auch nichts dagegen einzuwenden, verbissen dranzugehen. Kenne einen Musiker, der sich so weitgehend selbst ausgebildet hat. Während sich seine Freunde mit ihrem Talent zufrieden gaben, hat er verbissen geübt und seine Techniken immer weiter vervollkommnet. War nicht leicht für ihn, er war auch lange sehr einsam. Aber heute ist er ein begehrter Lehrer....


LG

EarlyBird :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben