philohof
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- Registriert
- 19. Juni 2010
- Beiträge
- 128
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft
Hallo EarlyBird,
erstens freut es mich sehr, dass du noch mit mir kommunizierst.
Und zweitens glaube ich, dass das bloß ein Streit um Worte ist, den wir da führen.
Redbaron wirft mir vor, dass ich mich nicht klar und schlüssig genug ausdrücke, aber wir bewegen uns hier in einem Feld, wo die Sprache an ihre Grenzen gelangt: Denn du hast ja recht damit, dass es keine Gesellschaft ohne Menschen gibt. Denn wo sollten diese Menschen denn auch hingehen, um aus der Gesellschaft rauszugehen. Sollten sie alle Aussteiger werden? Aber dann staut es sich auf den Aussteigerinseln - und dann haben wir dort von neuem eine Gesellschaft, eine schöne Gesellschaft.
Gemeint ist aber eigentlich nicht, dass es eine Gesellschaft ohne Menschen sei, sondern eine ohne menschliche Entscheidungen - oder tendenziell ohne menschliche Entscheidungen. Und das funktioniert so:
Wenn du an einem Interaktionssystem teilnimmst, also z.B. an einer Runde von Leuten, die sich jede Woche trifft. Dann musst du dich jede Woche dafür entscheiden, dort hinzugehen, damit du dabei bist. Dein Dabeisein hängt also zu 100% von deinen Entscheidungen ab.
Nimmst du an einem Organisationssystem teil, also sagen wir, deine Freizeitrunde hat sich zu einem Club mit Clubkarte entwickelt. Dann nimmt man dir deine Entscheidungen, dabei sein zu wollen, zum Großteil ab, indem man dir einmal eine Clubkarte gibt, und die gilt dann z.B. für ein Jahr. Also musst du dich nicht mehr 51mal im Jahr für diese Runde entscheiden, sondern nur mehr einmal.
Nimmst du dagegen am Gesellschaftssystem teil, fragt man dich überhaupt nicht mehr, ob du teilnehmen willst. Du musst deine Zustimmung zum Straßenverkehr und seinen Regeln nicht zum Ausdruck bringen. Andererseits, wenn du dich fehlverhältst im Straßenverkehr, kriegst du eine Geldstrafe aufgebrummt. Man fragt dich nicht, ob du deine Steuern zahlen willst, ob du deine Kinder zur Schule bringen willst, du musst einfach.
Freilich bist du dann auch noch ein Mensch, wenn du das alles musst. Es ist nur die Frage, inwieweit dasjenige, was den Menschen konstituiert, seine freie Entscheidungsfähigkeit ist. Und ob das auch noch ein "ganzer" Mensch ist, wenn man diese Entscheidungsfähigkeit teils weit einschränkt und teils einfach gegenstandslos macht.
Verstehst du mich jetzt besser?
liebe grüße
philohof
Ok, philohof, ich fasse es nochmal zusammen, gestern war ich einfach nur platt, als ich gelesen habe, wie du meine Beiträge siehst und etwas wütend!
Wenn du sagst, dass die Gesellschaft mehr ist als die Summe ihrer Mitglieder, stimme ich dir zu!
Wenn du sagst, dass viele Menschen, die sich zusammenschließen, mehr erreichen, als wenn jeder nur einzeln für sich selbst arbeitet, stimme ich dir zu!
Wenn du sagst, dass es in einer Gesellschaft Schichten, Strukturen und Strömungen gibt, der jeweils eine Anzahl von Menschen angehören, stimme ich dir zu!
Aber wenn du sagst, dass es eine Gesellschaft OHNE Menschen gibt und dass Mensch kein Mensch mehr ist, sobald er seinen Beruf oder Job ausübt, dann hört es definitiv bei mir auf!
Wäre die Gesellschaft wirkliich von den einzelnen Menschen unabhängig, die sie bilden, würde sie weiterbestehen, auch wenn ihre Mitglider plötzlich verschwinden würden. Dass das nicht der Fall ist, kannst du, wenn schon nicht logisch, dann doch über das Studium der Geschichte erkennen!
Die Gesellschaft wandelt sich immer, ständig - sie ist heute anders als vor 50 Jahren und vor 50 Jahren war sie anders als vor 100 usw. Sie wandelt sich, weil die Menschen etwas beitragen, Ereignisse, neue Möglichkeiten, neue Ideen usw. und nicht, weil sich allle wie ein Rädchen im Getriebe verhalten. In dem Fall bliebe nämlich immer alles gleich!
Hallo EarlyBird,
erstens freut es mich sehr, dass du noch mit mir kommunizierst.
Und zweitens glaube ich, dass das bloß ein Streit um Worte ist, den wir da führen.
Redbaron wirft mir vor, dass ich mich nicht klar und schlüssig genug ausdrücke, aber wir bewegen uns hier in einem Feld, wo die Sprache an ihre Grenzen gelangt: Denn du hast ja recht damit, dass es keine Gesellschaft ohne Menschen gibt. Denn wo sollten diese Menschen denn auch hingehen, um aus der Gesellschaft rauszugehen. Sollten sie alle Aussteiger werden? Aber dann staut es sich auf den Aussteigerinseln - und dann haben wir dort von neuem eine Gesellschaft, eine schöne Gesellschaft.
Gemeint ist aber eigentlich nicht, dass es eine Gesellschaft ohne Menschen sei, sondern eine ohne menschliche Entscheidungen - oder tendenziell ohne menschliche Entscheidungen. Und das funktioniert so:
Wenn du an einem Interaktionssystem teilnimmst, also z.B. an einer Runde von Leuten, die sich jede Woche trifft. Dann musst du dich jede Woche dafür entscheiden, dort hinzugehen, damit du dabei bist. Dein Dabeisein hängt also zu 100% von deinen Entscheidungen ab.
Nimmst du an einem Organisationssystem teil, also sagen wir, deine Freizeitrunde hat sich zu einem Club mit Clubkarte entwickelt. Dann nimmt man dir deine Entscheidungen, dabei sein zu wollen, zum Großteil ab, indem man dir einmal eine Clubkarte gibt, und die gilt dann z.B. für ein Jahr. Also musst du dich nicht mehr 51mal im Jahr für diese Runde entscheiden, sondern nur mehr einmal.
Nimmst du dagegen am Gesellschaftssystem teil, fragt man dich überhaupt nicht mehr, ob du teilnehmen willst. Du musst deine Zustimmung zum Straßenverkehr und seinen Regeln nicht zum Ausdruck bringen. Andererseits, wenn du dich fehlverhältst im Straßenverkehr, kriegst du eine Geldstrafe aufgebrummt. Man fragt dich nicht, ob du deine Steuern zahlen willst, ob du deine Kinder zur Schule bringen willst, du musst einfach.
Freilich bist du dann auch noch ein Mensch, wenn du das alles musst. Es ist nur die Frage, inwieweit dasjenige, was den Menschen konstituiert, seine freie Entscheidungsfähigkeit ist. Und ob das auch noch ein "ganzer" Mensch ist, wenn man diese Entscheidungsfähigkeit teils weit einschränkt und teils einfach gegenstandslos macht.
Verstehst du mich jetzt besser?
liebe grüße
philohof