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Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Hi EarlyBird,

da kommen noch ein paar Kommentare von mir:

Also ich philosophiere auch am liebsten zu zweit. Aber: Man kann beim Zu-zweit-Philosophieren halt doch nicht ganz unbeeindruckt von der Welt rundum philosophieren. Die Welt um uns herum wirkt z.B. auf uns ein in Form von Diskursen und Begriffsprägungen aus denselben, die wir aufschnappen und bei denen selbst ein sehr selbstständiger Geist Jahre harter Arbeit an sich selber braucht, um sie aus dem Kopf zu kriegen.

Z.B. gibt es die weitverbreitete Ansicht, wonach Philosophie es nur mit "bloßen Gedanken" zu tun habe, keinerlei Fortschritt bringe und letztlich bloßes Geschwafel sei. Und obwohl diese Meinung inhaltlich im Wesentlichen zutreffend ist, ist sie doch eine komplette Misskonzeption. Denn was tut sie? - Sie vergleicht die Philosophie mit der Wissenschaft (so als ob beide dieselbe Aufgabe hätten) und sagt dann: Die Philosophie ist schlechter als die Wissenschaft.

So rennt man beim Philosophieren in einer wissenschaftlich geprägten Gesellschaft von vornherein gegen Vorurteile über die Philosophie an, weil alle diesen wissenschaftlichen Diskurs internalisiert haben. Gut wäre also, es gäbe einen philosophischen Gegendiskurs in der Gesellschaft, sodass die Leute merken: Halt Philosophie ist doch was anderes als Wissenschaft, schauen wir zuerst, ob es da nicht andere Kriterien gibt, an denen sie zu messen ist.

Ohne diese Unterstützung durch einen breiteren philosophischen Diskurs ist man auch beim Zu-zweit-Philosohieren hilflos den Stürmen und Unwettern der gesellschaftlichen Diskurse ausgeliefert, die einem um die Ohren brausen.

lg philohof



Hallo philohof! :)

Nun ja, welche Aufgabe hat denn die Philosophie?
Wie frei ist denn ein philosophischer Raum wirklich, wenn er denn mal da ist?
Hängt das nicht immer von den Beteiligten ab, was sie an Fragestellungen und Ideen zulassen?
Mir selber ist das, was ich von der Philosophie mitgekriegt habe viel zu eingeschränkt und zu materialistisch, weshalb ich die Antworten auf meine Fragen auch woanders gesucht und gefunden habe. Aber manche Fragen haben auch noch keine Antworten, weil sie erst durch die Antworten selbst entstanden sind.
Was aber auch weiter nichts macht, ohne offene Fragen wäre das Leben langweilig für mich!


LG

EarlyBird :)
 
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AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Beim vorigen Zitat von dir habe ich noch vergessen: Nein, kein Mensch kann ohne Gesellschaft leben. Das ist ganz unvorstellbar. Selbst Robinson Crusoe hatte die Gesellschaft, in der er aufgewachsen ist, in sich - er hatte ihre Normen, ihr Wissen, ihre Wertvorstellungen internalisiert.

Nun zu diesem Zitat von dir, EarlyBird,

du kannst dir keine Gesellschaft ohne Menschen vorstellen?

Dann frage ich dich: Kannst du dir vorstellen, dass dich beim Bäcker, wo du gewöhnlich deine Brötchen einkaufst, mal eine andere Person bedient?
Kannst du dir vorstellen, einmal zu einem anderen Arzt zu gehen als bisher?
Kannst du dir vorstellen, dass im Supermarkt, wo du täglich einkaufst, mal eine andere Person an der Kassa sitzt?

Wenn du jetzt dreimal ja geantwortet hast, dann kannst du dir eine Gesellschaft ohne Menschen vorstellen. Denn eine Gesellschaft ohne Menschen, das ist nichts anderes als unsere Auswechselbarkeit. Übrigens ist die Auswechselbarkeit von Menschen das Grundprinzip einer funktional differenzierten, also einer arbeitsteiligen Gesellschaft. Arbeitsteilung ist so etwas wie der Tod des Menschen: Ein jeder ist ersetzbar. Übrigens ist das auch ein wichtiges Thema in der oben erwähnten Diskussion zwischen Adorno und Gehlen.

Ein Schriftstellerfreund von mir hat dieses Thema mal in einem witzigen Text behandelt, in dem er schrieb, die Leute glaubten immer, ein Bundeskanzler sei eine Person. Stimmt gar nicht: Ein Bundeskanzler ist ein Sessel. Eine Person kommt, wird Bundeskanzler, eine andere geht, hört auf, Bundeskanzler zu sein. Das Einzige, was bleibt, ist der Sessel des Bundeskanzlers, die Position Bundeskanzler, das "Berufsbild" Bundeskanzler. Ein Bundeskanzler ist tatsächlich keine Person, sondern etwas, was verschiedene Personen werden können. Also nicht "jemand", sondern "etwas" - siehst du, und dieses "etwas", das ist (zum Beispiel) die Gesellschaft.

Alles klarer?

Liebe Grüße
philohof



Hi philohof, ich zieh das jetzt mal vor, weil ich eine Gegenfrage habe!
Sind denn der Bäcker, der Arzt und die Person an der Kasse KEINE Menschen? :confused:
Auch, wenn man in seiner beruflichen Funktion ersetzbar ist, man bleibt doch immer ein Mensch und für die, die einen lieben, ist man eh unersetzbar!
Also wo siehst du eine Gesellschaft OHNE Menschen? :confused:


LG

EarlyBird :)
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Wie machst du das EarlyBird,

wenn dich ein Streifenpolizist aufhält und dir eine Geldstrafe für irgendein Fehlverhalten von dir im Straßenverkehr aufbrummen will - überlegst du dir dann zuerst einmal, ob du ihn anerkennen willst? Und wenn nicht, dann musst du die Strafe nicht zahlen? - Das wäre ein Kunststück, das würde ich auch gern können.


Ein Streifenpolizist ist für mich keine Autorität in dem Sinne, sondern nur ein Ordnungshüter. Schließlich kann er ja strunzdumm sein und trotzdem seine Aufgabe ganz gut erfüllen. Nein, eine Autorität ist für mich jemand, der etwas selbst gemeistert hat und von dem ich etwas lernen kann, was ich lernen möchte!
Und ich bin ja nicht blöd! Ich halte mich an die Verkehrsregeln, dann erspare ich mir jede Menge unnützen Ärger und hab Zeit, mich den Dingen zu widmen, die mir wichtig sind! Es sind ja lediglich Verhaltensregeln, die wenigstens grundsätzlich dem eigenen Schutz dienen.


Nein, ich weiß schlicht nicht, was du hier meinst: Wir sprachen, glaube ich, über Prof. Konrad Paul Liessmann. Und ich verstehe nicht, warum du meinst, es hinge von mir ab, ob ich ihn anerkenne, ob er gesellschaftlichen Einfluss hat. Aber nein, das hängt nicht von mir ab. Das hängt von der Anerkennung der Anderen ab - und diese Anerkennung kann man ja sehen:

http://derstandard.at/r368/Finanzen--Boerse (runterscrollen, auf der rechten Seite)

Was hier interessant ist, ist, dass die Meinung eines Philosophieprofessors nicht mehr bloß für philosophische Fragen, sondern auch für solche bezüglich der Wirtschaft nachgefragt wird. Man sieht also hier eine Ausweitung der Bedeutung dieser Person über den philosophischen Bereich, in dem sie sich ursprünglich spezialisiert hat, hinaus.

Und wirklich, EarlyBird, das habe nicht ICH gemacht!

lg philohof


DEINE Anerkennung hängt von DIR ab, von wem denn sonst? :confused:
Was ich meine, ist, jemand kann von ganz vielen Menschen als Autorität anerkannt sein, aber du selber musst diese Sicht NICHT teilen!


LG

EarlyBird :)
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Aha, wenn Du meinst, diese Unterscheidung treffen zu müssen, mir soll es Recht sein.


Ja, meine ich, bzw. ich hab mir diese Unterscheidungen über lange Zeit erarbeitet!


Warum benutzt Du ein Fremdwort, für so elementare Zustände, die oft einen Menschen ganz schön lange beherrschen können, vor allen Dingen wenn dafür kein sprachlicher Ausdruck für vorhanden ist.


Ich benutze es, eben WEIL kein passender Begriff vorhanden ist!
Und wieso sagst du "elementar" statt "grundlegend"? :confused:


Ich wohne z. B. in einer Gegend in der oft gesagt wird: "Und da hatte ich Neid." für Wut ich habe einige Monate gebraucht um zu verstehen, was damit gemeint war.


Ja - ich nenne das die babylonische Sprachverwirrung! :D
Aber ich kann es nicht ändern, dass es so ist, wenigstens für mich selber kann ich aber Begriffe definieren und saubere Unterscheidungen machen. Damit habe ich zumindest eine Grundlage für Diskussionen mit Menschen, die sich auf Begriffsklärungen einlassen! :)


Dann ist das ein sogenannter Flashback. Der aber eben einen Auslöser hat um sich wieder zu erinnern. Wer sich eben nicht erinnern kann ist gezwungen zu wiederholen. Was als der Wiederholungszwang bekannt geworden ist. In sofern ist das Leben eben auch ein Spiel in dem jeder Mensch versucht seine vergessenen Traumata zu bewältigen. Dies kann jeweils aufgelöst werden durch die ehrliche Reaktion der betroffenen Mitmenschen, die eben erstaunt und verwundert über die Handlung sind.
So gilt es lediglich nur Aufmerksamkeit und der Mut die eigene Wahrnehmung ernst zu nehmen und zu entwickeln.

:liebe: :geist: :schaf: rg


Ok, dann ist es ein Flashback! Aber dieser Flashback legt sich nun mal über die momentane Realität und man muss schon sehr fit sein, um sofort zu erkennen, dass man grade einen Flashback hat!


LG

EarlyBird :)
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Hallo EarlyBird,

welche Menschen mir wichtig wären, um sie dabeizuhaben beim Philosophieren. Tja, ich weiß es nicht - gibt es diese Menschen schon? Ich will damit sagen: Derzeit leben wir ja noch beherrscht von einer Konzeption von Philosophie, die eine ziemliche Misskonzeption ist. Da zeigen sich die Menschen, die sich für das interessieren, wofür ich mich interessiere noch nicht. Damit sie sich zeigen können, müsste man zuerst ein bisschen mehr Werbung für das neue (oder auch alte: sokratische) Philosophiekonzept machen, damit die Leute überhaupt wissen, wofür sie sich entscheiden können.


Ja, man kann ja z.B. einen Flyer machen, in dem man sein Konzept vorstellt, philohof! Ich kenne viele Leute, die das machen!


Deine Frage ist ein bisschen so, als ob du wissen wolltest, mit welchen Leuten ich "puffeln" will. Nehmen wir an "Puffeln" ist ein Spiel. Aber die Leute wissen nicht, worin dieses Spiel besteht? So wissen wir nicht, wen das interessieren könnte. Vielleicht wird das nette Leute interessieren (hoffentlich), vielleicht nicht nette. Vielleicht wird es wenige oder niemanden interessieren. Vielleicht aber interessiert es dann, wenn das Spiel mal bekannt ist, auch Leute, die jetzt noch was ganz anderes spielen.

Du zäumst also, kommt mir vor, das Pferd vom Schweif her auf, EarlyBird.

lg philohof


Nee, tu ich nicht! Wenn es das Spiel "Puffeln" gibt, dann kann ich gezielt Menschen suchen, die es auch kennen und spielen!
Und wenn ich es selbst erfunden habe und es ganz neu ist, dann kann ich es vorstellen, muss mich aber dann halt überraschen lassen, ob ich Mitspieler finde!


LG

EarlyBird :)
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

......

Nun ja, welche Aufgabe hat denn die Philosophie?
.....
1. "Die Philosophie muß als Arzneimittel wirken." Schöne Grüße von I. KANT:winken3:

2. "Der Fliege den Ausweg aus dem Fliegenglas zu zeigen." Schöne Grüße von L. WITTGENSTEIN :winken3:

3. "Alle Menschen haben eine Philosophie, ob sie es wissen oder nicht. Zugegeben, dass diese unsere Philosophien allesamt nicht viel Wert sind. Aber ihr Einfluss auf unser Denken und Handeln ist ofr geradezu verheerend. Damit wird es notwendig, unsere Philosophien kritisch zu untersuchen. Das ist die Aufgabe der Philosophie, und darin liegt ihre Verteidigung." Schöne Grüße von K.R. POPPER :winken3:

4. "Der Philosophie ist nicht zu entrinnen. Es fragt sich nur, ob sie bewusst wird oder nicht, ob sie gut oder schlecht, verworren oder klar wird. Wer die Philosophie ablehnt, vollzieht selber eine Philosophie, ohne sich dessen bewußt zu sein." Schöne Grüße von K. JASPERS :winken3:

5. "Ernsthaftes Philosophieren fürht zu - nichts, wohin man(n)/frau erst einmal kommen muß - oder auch nicht." Schöne Grüße vom blauen moebius :clown3:
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

1. "Die Philosophie muß als Arzneimittel wirken." Schöne Grüße von I. KANT:winken3:
Gibt es auch einen Placeboeffekt?
2. "Der Fliege den Ausweg aus dem Fliegenglas zu zeigen." Schöne Grüße von L. WITTGENSTEIN :winken3:
Und wie ist die Fliege da hinein gekommen?
3. "Alle Menschen haben eine Philosophie, ob sie es wissen oder nicht. Zugegeben, dass diese unsere Philosophien allesamt nicht viel Wert sind. Aber ihr Einfluss auf unser Denken und Handeln ist ofr geradezu verheerend. Damit wird es notwendig, unsere Philosophien kritisch zu untersuchen. Das ist die Aufgabe der Philosophie, und darin liegt ihre Verteidigung." Schöne Grüße von K.R. POPPER :winken3:
Ich würde eher von übergeordneten Werten und vermeintlichen Rechten und Pflichten sprechen, die das Denken und Handeln jedes Menschen oft in verheerender Weise bestimmen.

4. "Der Philosophie ist nicht zu entrinnen. Es fragt sich nur, ob sie bewusst wird oder nicht, ob sie gut oder schlecht, verworren oder klar wird. Wer die Philosophie ablehnt, vollzieht selber eine Philosophie, ohne sich dessen bewußt zu sein." Schöne Grüße von K. JASPERS :winken3:
Und was ist der Maßstab für "gut" oder "schlecht"?

5. "Ernsthaftes Philosophieren fürht zu - nichts, wohin man(n)/frau erst einmal kommen muß - oder auch nicht." Schöne Grüße vom blauen moebius :clown3:
Wie ist diese Aussage mit dem oben genannten Kantzitat zu vereinbaren: ein Medikament führt richtig angewendet zur Gesundheit, ev. vorübergehend zu neuen Störungen durch Nebenwirkungen, in falscher Anwendung oder Dosierung zu Krankheit oder Tod. Was ist beispielsweise in dieser Symbolik also nichts oder wodurch wird auf nichts hingewiesen?

LG Kaawi :)
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Hi moebius! :)


Interessante Zitate, aber ich wollte eigentlich Philohofs Sicht dazu - er lebt ja noch! :D


1. "Die Philosophie muß als Arzneimittel wirken." Schöne Grüße von I. KANT:winken3:


Das wäre dann Philosophie für Kranke! Nun, warum nicht?
Hatte Kant auch eine Philosophie für Gesunde?


2. "Der Fliege den Ausweg aus dem Fliegenglas zu zeigen." Schöne Grüße von L. WITTGENSTEIN :winken3:


Das dürfte überholt sein, denn wenn man seinen Schutzpanzer auflösen möchte, kommt man mit Philosophieren wohl kaum weiter. Es sei denn, die Philosophen erforschen mal den "Gefühlskörper" des Menschen und entwickeln eigene Methoden, um erstarrte Emotionen, die den Panzer ja bilden, zum Fließen zu bringen und aufzulösen!


3. "Alle Menschen haben eine Philosophie, ob sie es wissen oder nicht. Zugegeben, dass diese unsere Philosophien allesamt nicht viel Wert sind. Aber ihr Einfluss auf unser Denken und Handeln ist ofr geradezu verheerend. Damit wird es notwendig, unsere Philosophien kritisch zu untersuchen. Das ist die Aufgabe der Philosophie, und darin liegt ihre Verteidigung." Schöne Grüße von K.R. POPPER :winken3:


Wichtig ist, dass sie dem betreffenden Menschen etwas wert sind und ihm dienen!


4. "Der Philosophie ist nicht zu entrinnen. Es fragt sich nur, ob sie bewusst wird oder nicht, ob sie gut oder schlecht, verworren oder klar wird. Wer die Philosophie ablehnt, vollzieht selber eine Philosophie, ohne sich dessen bewußt zu sein." Schöne Grüße von K. JASPERS :winken3:


Mir scheint, der Begriff "Philosophie" ist hier sehr weit gefasst. Aber ok.
Nur, was ist mit den Menschen, die die Philosophie weder bejahen noch ablehnen, weil es ihnen einfach egal ist? :confused:


5. "Ernsthaftes Philosophieren fürht zu - nichts, wohin man(n)/frau erst einmal kommen muß - oder auch nicht." Schöne Grüße vom blauen moebius :clown3:


Hm, wie siehst du das - ist es dann besser, das ernsthafte Philosophieren gleich bleiben zu lassen oder bevorzugst du NICHT ernsthaftes Philosophieren?


LG

EarlyBird :)
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

1. Gibt es auch einen Placeboeffekt?

2. Und wie ist die Fliege da hinein gekommen?

3. Ich würde eher von übergeordneten Werten und vermeintlichen Rechten und Pflichten sprechen, die das Denken und Handeln jedes Menschen oft in verheerender Weise bestimmen.


4. Und was ist der Maßstab für "gut" oder "schlecht"?


5. Wie ist diese Aussage mit dem oben genannten Kantzitat zu vereinbaren: ein Medikament führt richtig angewendet zur Gesundheit, ev. vorübergehend zu neuen Störungen durch Nebenwirkungen, in falscher Anwendung oder Dosierung zu Krankheit oder Tod. Was ist beispielsweise in dieser Symbolik also nichts oder wodurch wird auf nichts hingewiesen?

LG Kaawi :)

Zu 1.:
Der ist mir bisher nur aus der Medizin-Forschung bekannt ...Aber möglicherweise gibt es diesen Effekt auch innerhalb der Philosophie, vor allem dann, wenn Menschen sich einen Lieblingsphilosophen (toten oder lebendigen) aussuchen - und diesen für sich denken lassen ...Als Student las ich vor vielen Jahrzehnten mal an der Tür einer Philosophie-Studentin ein Schild mit der Aufschrift: "Wo lassen Sie denken?"
Das gab mir zu denken ...:clown2:
Zu 2.:
Diese Frage möchte ich nicht durch eine Antwort verderben ...
Zu 3.:
Ja, und bei genauer Hinsicht ent-puppen sich diese sog. "übergeordneten Werte" oft als Werte, welche man(n)/frau als Kind von den Eltern, Lehrern, Pfaffen usw. gelernt und übernommen hatte....Und nur wenige Menschen schaffen es, sich davon wirklich zu lösen/zu befreien ...
Zu 4.:
Je nach Moral-System/Kultur/Tradition usw. wird diese Frage unterschiedlich beantwortet: Daraus fügt aus meiner unmaßgeblichen Perspektive keine Relativität/Beliebigkeit, sondern lediglich eine Relationalität der jeweiligen Moral und ihrer Wert-Urteile ...
Zu 5.:
KANT war als Kind seiner Zeit (18. Jahrhundert) mit der strengen protestantischen (ost)preußischen Moral konfrontiert - und machte für sich philosophisch/ethisch das Beste daraus!
Zu seiner Zeit spielten Reflexionen über Sein und Nichts noch keine entscheidende Rolle, und erst recht nicht über - nichts...
Erst 1840 konnte Max STIRNER in Berlin den folgenden Vier-Zeiler formulieren:
"Die Welt ist nichts,
Gott ist nichts,
Ich bin auch nichts,
Das macht aber nichts."

LG, moebius :)
 
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In dieser Aussage kommst du dem Problem der Gesellschaft bedeutend näher, EarlyBird. Und tatsächlich wäre die Gesellschaft so etwas wie eine Religion, jedenfalls so wie du Religion definierst: "In einer Religion wird die Eigenmacht an "Götter", bzw. deren "Stellvertreter" abgegeben. Sprich, ich lasse mir von außen sagen, was ich zu tun und zu lassen habe, weil ich nicht gelernt habe, mir selbst zu vertrauen."

In der Praxis sieht das etwa so aus: Also ich möchte durchaus selbstständig leben und mir selbst vertrauen, deshalb möchte ich auch von keiner Bank abhängig sein. Aber wenn ich eine Arbeit suche, wird mein Arbeitgeber wissen wollen, auf welches Konto er mir meinen Lohn überweisen kann. Denn Auszahlen, bar auf die Hand, das gibts heute nur noch bei Pfusch und Schwarzarbeit. Also brauche ich, obwohl ich keins will, trotzdem ein Bankkonto. Und mit dem Bankkonto kommt die Bankomatkarte. Deren jährliche Gebühr schreiben mir die "Stellvertreter" vor, an die ich meine Autonomie abgegeben habe. Aber das tun ja nicht nur die Leute von der Bank: Der Staat schreibt mir eine e-card für die Inanspruchnahme von Sozialversicherungsleistungen vor. Für diese zahle ich auch jeden November Gebühr, obwohl es mir nie eingefallen wäre, so eine Karte haben zu wollen. Diese Beispiele ließen sich fortsetzen...


Hallo philohof!


Ja, das stimmt schon, es werden uns viele Dinge aufgezwungen, um die wir nicht gebeten haben! Es wäre aber illusorisch anzunehmen, dass wir ALLES so gestalten können, wie es uns passt. Als wir noch in und mit der Natur lebten, mussten wir Menschen uns auch an die Gegebenheiten anpassen. Sprich: In einer Wüste braucht es andere Überlebensstrategien als im Gebirge, am Meer, in einer fruchtbaren Ebene, im Dschungel, im ewigen Eis usw.!
Mensch hat es geschafft, sich Vieles so zu gestalten, dass er zumindest klimatisch in einer Art Paradies lebt (in all seinen "Höhlen zumindest!), aber die Natur ist jetzt sozusagen in ihm selber drin - man kann in einer inneren Wüste leben, ohne soziale Kontakte, man kann innerlich eingefroren sein, man kann in seinen Mitmenschen reißende Bestien sehen und und und.....
Die Eigenmacht oder auch Freiheit besteht darin, dass wir uns selbst erkennen, dass wir wissen, wie unsere innere Landschaft aussieht und dass wir uns in der Gesellschaft diejenigen rauspicken, die unseren eigenen Bedürfnissen und Fähigkeiten am besten entsprechen! Grade heute ist die Gesellschaft ja ungeheuer vielschichtig und im Grunde ist für fast jeden Geschmack etwas dabei.


Bei der Gelegenheit möchte ich euch auch mal mitteilen, woher der Spruch kommt, den ich bei meinen Kommentaren unten lesen könnt: Er stammt von Theodor W. Adorno. Adorno hat ihn angewendet in einer Diskussion mit Arnold Gehlen, einer Sendung des Südwestdeutschen Rundfunks vom 3.2.1965, der Adorno den Titel "Ist die Soziologie eine Wissenschaft vom Menschen?" gegeben hat. Die "Dinge", von denen in dem Satz die Rede ist, damit sind die gesellschaftlichen Institutionen gemeint, die die Menschen selbst einmal geschaffen haben, bevor sie sich dahingehend entwickelt haben, dass sie heute (also schon 1965) die Menschen beherrschen, anstatt ihnen zu dienen.

Meine Vermutung, wie es soweit kommen kann, dass wir Menschen nach den Vorgaben unserer Institutionen uns verhalten anstatt dass unsere Institutionen unseren Wünschen und Bedürfnissen dienen würden - liegt hauptsächlich darin begründet, dass vielen Menschen die Einsicht in das Funktionieren gesellschaftlicher Zusammenhänge fehlt. Sie haben kein Bewusstsein davon, welche Entwicklungen sie auf gesellschaftlicher Eben befördern, während sie auf privater und individueller Ebene handeln. Oft tun sie so, als würden diese Entwicklungen im größeren Umfeld gar nicht stattfinden, denn sie leben ja im Kreise ihrer Familie oder ihrer Freunde - tja, und dann haben die Institutionen, die sich mittlerweile verselbstständigt haben, natürlich ein leichtes Spiel mit ihnen.

liebe Grüße
philohof



Nun ja, das ist der Lauf der Dinge. Etwas, das zu seiner Zeit sinnvoll war, erstarrt zur Tradition und da sich die Gegebenheiten ändern, passt es irgendwann nicht mehr.
In dem Fall macht sich aber immer mehr Unzufriedenheit breit, die alte Struktur wird von den Menschen, denen sie immer noch auf irgendeine Art nützt, verteidigt, aber die anderen meckern, versuchen zu ändern oder laufen weg, wenn das nicht geht!
Es ist ein Naturgesetz, dass das, was sich nicht anpasst, nicht mitfließt, letztlich untergeht. Es kommt uns halt ewig lange vor, wenn solche Prozesse laufen, aber geschichtlich gesehen sind ein paar Jahrzehnte nur ein Klacks!
Das ist das Spannende heute, dass wir in einer massiven Umbruchzeit leben und nicht wissen, wo das Alles uns letztlich hinführen wird. Vielleicht haben wir auch die Chance, das Neue selbst einzubringen und zu gestalten, grade heute braucht es Visionäre stärker denn je!


LG

EarlyBird :)
 
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