AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft
Hallo EarlyBird,
es ist mir bewusst, dass das jetzt so ausschaut, als wäre das auf dich gemünzt gewesen. Aber das wäre einfach nicht wahr.
Hi philohof!
Ok, ich glaub es dir!
Tatsache ist, du bist diejenige Person gewesen, die mich dazu gezwungen hat, meine Argumente auszuformulieren. Aber von den Anderen hat auch nicht einer so getan, als ob er (oder sie) wüsste, wovon ich eigentlich rede.
Hm, das Zwingen war durchaus gegenseitig!
Was mir aber sehr gefällt, weil es mir selbst Vieles klarer macht!
Aber den letzten Satz krieg ich jetzt nicht unter - willst du damit sagen, ich hätte so getan, als ob ich verstehe, wovon du sprichst?
Ich dachte, ich hätte mich damit auseinandergesetzt und mich zumindest bemüht!
Und in dem Sinne muss ich dir auch sehr heftig widersprechen. Die Allermeisten wissen offenbar nicht, was die Gesellschaft ist. Weil sie sie nämlich immer wieder mit den Menschen, die die Gesellschaft bilden, verwechseln, ganz so, als ob es sich bei der Gesellschaft um eine kleine, übersichtliche Gemeinschaft handeln würde.
Es muss ja nicht übersichtlich sein! Das ist ja auch praktisch unmöglich, es gibt viel zu viele Menschen, als dass man da die Übersicht kriegen könnte!
Und außerdem meine ich ein Wissen, das UNTER oder VOR oder JENSEITS der Worte liegt! Worte sind ja nicht die Wirklichkeit selbst, bzw. Sprache bildet eine eigenen, parallele Wirklichkeit. Worte sind Symbole, KlangBILDER, aber Symbole sind immer nur kleine Ausschnitte einer unfassbaren größeren Wirklichkeit. Was im Klartext heißt, dass jeder Begriff davon lebt, mit welcher Bedeutung derjenige, der ihn verwendet, ihn füllt, was er darunter versteht, welche persönlichen Erfahrungen einfließen, welche Missverständnisse usw. Ansonsten jeder Begriff nur eine leere Worthülse wäre, was man leicht überprüfen kann, wenn man eine völlig fremde Sprache hört. Für den Zuhörer kommt nur unverständliches Gebrabbel an, aber für den, der die Sprache spricht, ist sie genauso sinnvoll, wie für uns Deutsch!
Es ist ja deshalb auch so, dass man Sprachen nicht einfach eins zu eins übersetzen kann, weil eben in jede ganz andere Facetten, Erfahrungswirklichkeiten einfließen.
Auch muss ich noch einmal darauf bestehen, dass mein Gesellschaftsverständnis nichts mit meiner Definition von Gesellschaft zu tun hat. Freilich könnte ich auch meinen kleinen braunen Stoffhund neben meinem Bett als "Gesellschaft" definieren - aber daraus würde ich nichts lernen können. Es geht darum, eine Bestimmung von Gesellschaft zu finden, die "reich" ist und uns unser Vergesellschaftetsein besser verstehen lässt.
Wir haben von "Die Gesellschaft" gesprochen, nicht von "der und der LEISTET mir Gesellschaft". Ich weiß auch, dass das nicht dasselbe ist!
Und ich garantiere dir, dass ich ganz anders "vergesellschaftet" bin, als du! Auch dieses "Vergesellschaftet sein" ist zutiefst individuell und hängt von den persönlichen Umständen und Erfahrungen und dem eigenen Verständnis ab!
DU bringst deinen Beitrag ein, EarlyBird - die Menschen können auch wettbewerbsorientiert sein - und ich bringe wiederum meinen ein: Wenn du ein "Reise nach Rom-Spiel" organisierst, wo immer einer ausscheidet, der keinen Stuhl mehr findet, wenn die Musik aufhört, dann MÜSSEN die Leute wettbewerbsorientiert sein, auch die, die von ihrer psychischen Verfasstheit her eigentlich nicht wettbewerbsorientiert sind.
Ja, sicher - aber es ist ein Wesenszug, der im Menschen selbst begründet ist, sonst käme er nicht mal auf die Idee, solche Spiele zu erfinden!
Die individuelle Ausprägung ist natürlich jeweils sehr verschieden.
Es kommt also drauf an zu verstehen, in welchem Spiel sie drinnen stecken, wenn man die Menschen besser verstehen will.
Und ganz wichtig ist, dass man erkennt, in welchen Spielen man selber drinsteckt und ob sie auch mit den Spielen des jeweiligen Gegenübers zusammen gehen, ansonsten man nämlich nur aneinander vorbeiredet. Es braucht einfach Metapositionen, wenn man sich über komplexere oder auch tiefere Inhalte verständigen will.
Gute Frage!
Wie will ich das umsetzen - nun: nicht allein. Denn wenn die Leute sehen, wie einer allein was macht, dann ist das eben eine verglühende Sternschnuppe am Himmel und nichts von Dauerhaftigkeit, selbst wenn es so etwas Erfolgreiches ist wie der Roman "Sofies Welt". Ein Buch, auch ein Roman, drückt noch dazu seine LeserInnen in die Anonymität, sodass keine Gruppe entstehen kann, die sich um eine Idee versammelt, es entsteht keine Gemeinsamkeit.
Wie es also ganz genau, in Konkreto, gemacht werden soll, das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass es nicht etwas sein kann, was ICH mache. Sondern die Frage muss lauten: Was wollen wir machen? Anders kommt die Philosophie aus ihrem Exil im Herzen des Individuums nicht raus.
liebe Grüße
philohof
Ja - ABER!
Wenn du das zusammen mit Anderen als "wir" machen willst, bist du gezwungen, dich erstmal alleine aufzumachen, dein Anliegen zu formulieren und Mitstreiter zu finden. Sonst wird das einfach nichts mit dem "WIR"!
Ohne individiuellen Einsatz kein "wir". Wenigstens einer muss Vorreiter sein, Vorkämpfer, dann können sich ihm andere, die das Anliegen teilen, anschließen. Aber auch das Anschließen ist wieder eine individuelle Entscheidung, ein individueller Akt!
LG
EarlyBird