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Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

vielleicht sollte man an dieser Stelle eine klare Grenze ziehen... zwischen Arbeitskraft Nord und Arbeitskraft Süd...

Der Rote Baron

Jaja, Alldie im Sueden und Alldie im Norden. Selbst in Spanien hab ich ALLDIE aufsuchen müssen, was mir aber damals noch nicht spanisch vorkam, dafür aber meinem Geldbestand Rechnung zollte.
 
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AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Jaja, Alldie im Sueden und Alldie im Norden. Selbst in Spanien hab ich ALLDIE aufsuchen müssen, was mir aber damals noch nicht spanisch vorkam, dafür aber meinem Geldbestand Rechnung zollte.

tja, in Sparnien geht eben immer mehr der Bach runter... liegt vielleicht daran, daß anderswo der Geldbestand rauf geht. Häufig auch unverzollt...

Der Rote Baron
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

tja, in Sparnien geht eben immer mehr der Bach runter... liegt vielleicht daran, daß anderswo der Geldbestand rauf geht. Häufig auch unverzollt...

Der Rote Baron

Das der Geldbestand ab einer bestimmten Größe des Bestandes automatisch steigt, wird meist übersehen. Gut, mit dem Wort "Gier" wird das natürlich einfach beim Erklären. Das es sich um eine selbstständig gewordene Maschinerie handelt ist auch schwerer nachzuweisen, wenn erst mal auf die durchs Dorf gejagten Säue geschaut wird.
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Und ich bleibe dabei, nicht die Institutionen müssen etwas als relevant anerkennen, sondern die Menschen selbst. Wer am Bedürfnis der Menschen vorbei agiert, ist langfristig zum Scheitern verurteilt.

Hallo EarlyBird,

nachdem wir jetzt ohnehin in einer Art Soziologieseminar gelandet sind, mögen folgende Anmerkungen angebracht sein.

Natürlich kann eine Institution nicht frontal gegen die Bedürfnisse agieren, also 180Grad gegen sie; dann sie sie zum Scheitern verurteilt - da hast du recht. Der Grund, warum das so ist, den hatten wir schon: Die Organisation oder Institution muss sich ja selektiv der Antriebe und Impulse der Einzelmenschen bedienen können. Sie machen ja den Antrieb aus, mit dem das Institutionenschifferl fährt.

Aber am Bedürfnis der Menschen vorbeiagieren und das sogar langfristig, ohne dabei unterzugehen, das kann sie schon.

Mir scheint auch, da ist gar nicht viel soziologisches Wissen notwendig, um das zu verstehen: Wenn du ein bisschen deinen Verstand zusammennimmst und dein Denken mit deinen Erfahrungen vergleichst, dann kommst du ohnehin leicht drauf, wie es geht.

Also nehmen wir mal an: Alle Menschen wollen das Gleiche; sie wollen es sehr stark und sie sind sich ihres Willens deutlich bewusst (was eine sehr unrealistische Annahme darstellt). In diesem Falle weht der Wind - metaphorisch gesprochen - eindeutig von einer Seite. Selbst in dem Fall kannst die Institution bis zu 90 Grad gegen den Wind segeln und trotzdem vorankommen. Selbst in diesem sehr eindeutigen Fall ist es für die Institution also schon einmal möglich, quer zu den Bedürfnissen der Menschen zu agieren (und so in gewisser Weise an ihnen vorbeizuagieren) ohne zu scheitern.

Jetzt werden wir ein bisserl realistischer: Meistens haben die Menschen verschiedene Bedürfnisse. Was passiert dann mit unserem Institutionensegelschiffchen. Nun, die Medien im Allgemeinen und das Fernsehen im Besonderen haben es uns vorgemacht: Sie bieten ein Programm an, dass allen ein bisschen gefällt mit der Rechtfertigung, dass man den kleinsten gemeinsamen Nenner finden muss, wenn man möglichst viele Menschen ansprechen will. Das Ergebnis ist, dass das Programm eigentlich gar niemandem gefällt, trotzdem funktioniert das Fernsehbusiness erfolgreich. Für unseren Zweck wichtig ist, dass mit diesem Trick das Institutionenschiffchen schon ein ganzes Stück mehr als 90 Grad gegen die Bedürfnisse der Menschen fahren kann (vielleicht schon 120 Grad), denn wenn das Fernsehprogramm allen nur noch ein bisserl gefallen muss, damit es eingeschaltet wird, dann muss es ihnen nicht einmal zur Hälfte (zu 50%) gefallen. Hier agieren also Institutionen schon weitgehend gegen die Bedürfnisse der Menschen (und sie tun dies langfristig und erfolgreich).

Jetzt kommt der dritte Denkschritt: Menschen wollen ja nicht nur Unterschiedliches, sondern das, was sie wollen ist ihnen auch nicht immer zu 100% bewusst. Oftmals kommen sie über einen Weg von vielen Mikroentscheidungen bei einem Resultat an, das sie so nie gewählt hätten. Z.B. dann, wenn sie übergewichtig geworden sind. Kaum jemand wählt bewusst Übergewicht. Aber viele entscheiden sich in zahlreichen Situationen für den Schweinsbraten und die Sachertorte und gegen den Apfel und gegen eine sportliche Betätigung. Mithilfe dieses inneren Schweinehunds lässt sich der Winkel, in dem das Institutionen- oder Organisationsschiff gegen die Bedürfnisse der Menschen fährt noch einmal vergrößern. Denn es braucht ja nur die oberflächlichen Bedürfnisse ansprechen, dann kann es die tieferen und umfassenderen Bedürfnisse nur umso schlimmer misshandeln oder missachten. Also sind wir jetzt bei ca. 185% - ja?

Also ca. 185% können Institutionen gegen die Bedürfnisse der Menschen steuern und dies langfristig und erfolgreich tun.

Bin schon neugierig, welches Gegenargument du dazu ausgraben wirst!


Ich weiß zwar nicht, wieso du mich im Garten Eden wähnst, aber ok!
Frage: WANN und WO hat es real funktionierende Inklusionsgesellschaften gegeben? Also, oft kann das nicht der Fall gewesen sein.
Ich verstehe aber auch nicht, was das mit unserer Diskussion zu tun hat.

Ähm, lieber EarlyBird,
im Garten Eden wähne ich dich, weil es in deiner Anschauung immer nur lauter Menschen gibt, die ausschließlich genau das tun, was sie wollen und vielleicht auch noch die Zeit und die materiellen Mittel dazu haben. Aber ich sehe schon, dass ich dich aus deinem Garten Eden nicht herausholen werde können, weil es in ihm nicht einmal einen Baum der Erkenntnis gibt, von dessen Apferl du essen könntest.

Bei deinen Argumentationen fühle ich mich bisweilen an eine Stelle in einem Roman von Gernot Wolfgruber erinnert. Es muss "Niemandsland" gewesen sein, der Roman, in dem ein Arbeiter sich ins Angestelltenmilieu hocharbeitet. Der Protagonist, der also aus dem Arbeitermilieu stammt, liest Romane und stellt fest, dass in diesen Romanen die handelnden Figuren meistens nicht arbeiten und den ganzen Tag Zeit zu haben scheinen. Dazu brauchte es wohl einen Autor aus den einfachen Schichten wie Gernot Wolfgruber, um so etwas (was im Grunde eine Banalität ist) einmal festzustellen. Du, EarlyBird, argumentierst so, als wärst du ein Autor dieser Romane, die Wolfgruber da ironisch kommentiert: Bei dir erscheinen die Menschen auch immer sehr frei, sor frei, als müssten sie nicht arbeiten, als müssten sie sich ihren Lebensunterhalt nicht verdienen, als müssten sie nicht essen, als müssten sie nicht auf die Meinung anderer (die für ihren Lebensunterhalt wichtig sind) Rücksicht nehmen, vielleicht sogar so frei, als müssten sie nicht einmal atmen. Ja dann wäre man am freiesten und könnte sich so unangepasst verhalten, wie du es zu empfehlen scheinst.

Zu den "funktionierenden Inklusionsgesellschaften" - ich weiß ja wiederum nicht, was du mit "funktionierend" meinst. Reibungslos funktioniert im zwischenmenschlichen Bereich nie was. Aber grundsätzlich funktionierten und funktionieren alle stammesartigen Gemeinschaften nach dem Inklusionsmodus. Die Übergänge zu einer funktional differenzierten Gesellschaft sind dann fließend.

Liebe Grüße
philohof
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Philohof möchte am marktwirtschaftlichen Teil der Gesellschaft teinehmen, er möchte mit seinem Produkt Geld verdienen. Woraus besteht denn eigentlich sein Produkt? Aus Gedanken, aus Kommunikation, aus Sinnbildern, aus Reflexionen, aus Verknüpfungen? Aus deiner Sicht ist er hier schon integriert. Aus seiner Sicht wohl nicht, denn vom Denken und Reden wird man nicht in Gänze satt, es wird lediglich der Geist genährt, was zwar wichtig ist, jedoch nur eine Hälfte des Daseins befriedigen kann.

Hallo Windreiter,

VORSICHT, VORSICHT: MISSVERSTÄNDNISSE:

Also ich persönlich möchte eventuell vielleicht in Zukunft mit Philosophie Geld verdienen. Aber: Es wäre sehr schade, wenn wir unser Thema auf diese Intention verkürzen. Das Thema lautet: "Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft" - Und hier wäre auch zu diskutieren: Wie könnte man es anders machen - also wie könnte man für die Philosophie einen Platz in unserer Gesellschaft finden, ohne dass man sie in den Wirtschaftskreislauf einbindet? Also die Frage nach den Alternativen.

Und dann wäre auch die Frage: Was passiert mit der Philosophie, wenn man einfach nichts macht? Gehts dann so weiter wie bisher? Oder wirds schlechter? Und wie ist der Ist-Zustand überhaupt zu beschreiben? Meine Differenz mit EarlyBird scheint ja darauf zu beruhen, dass ich meine: So wie es ist, ist es nicht gut für die Philosophie! Während EarlyBird meint: Es gibt heute genug Orte für das Philosophieren in der Gesellschaft.

Warum nun meine ich, dass es nicht gut so ist, wie es heute ist für die Philosophie? Das meine ich nicht deshalb, weil man vom Reden und Denken nicht zur Gänze satt wird, wie du meinst, also nicht deshalb, weil man, oder weil ich, mit Philosophie kein Geld verdienen kann, sondern weil sich mir folgendes Bild darbietet:

Es gibt im Wesentlichen einen gesellschaftlichen Ort heute für die Philosophie, das ist die akademische Philosophie. Aber dort muss sich die Philosophie ins Gewand der Wissenschaft verkleiden, um überhaupt dort bleiben zu dürfen, und nicht einmal dieser Zustand ist stabil, denn sie wird von den Einzelwissenschaften Schritt für Schritt immer noch mehr an den Rand gedrängt.

Und auf der anderen Seite all die Philosophieforen im Internet, die EarlyBird meint, wenn er davon spricht resp. schreibt, die Philosophie habe heute ohnehin Orte in der Gesellschaft, die haben nun wiederum keinerlei gesellschaftliches Prestige. D.h. die existieren in den Augen der Gesellschaft im Grunde genommen gar nicht.

Nein, also nicht deshalb, weil ich mit Philosophie Geld verdienen möchte, rede ich übers Thema Geldverdienen mit Philosophie, sondern deshalb weil, sobald sich mit Philosophie Geld verdienen lässt (ein ganz gewöhnlicher Lebensunterhalt, es muss gar nicht viel sein), mit einem Schlag ein jeder Mensch vor Philosophie Respekt bezeigen wird: derjenige, der sich für Philosophie interessiert, aber ebenso derjenige, der bislang damit absolut nichts anfangen kann.

Es ist ja mit Kunst ganz ähnlich: Gar mancher kann nichts mit moderner Malerei anfangen. Aber sage ihm, dass das Bild, das er in Händen hält, 50 000 Euro wert ist. Glaub mir, er wird aufpassen, nur ja keinen Kratzer hineinzumachen.

Liebe Grüße
philohof
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Also ca. 185% können Institutionen gegen die Bedürfnisse der Menschen steuern und dies langfristig und erfolgreich tun.

Unsinn, 175% muss es natürlich heißen. Hab ich zu sehr gehudelt. Also fast frontal gegen die Bedürfnisse der Menschen können Institutionen auch längerfristig bestehen.

philohof
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

mein Anliegen ist es ja seit langem, den Bundesadler durch ein Geldschwein zu ersetzen... und ich bin gespannt, wer aus der Bundesregierung bei der Modellierung Pate stehen will...

Der Rote Baron

Und mein Anliegen ist es, den Bundesadler durch den Pleitegeier zu ersetzen ..., zumal die Bundesre-gier-ung eh' nicht mehr zu retten ist ...:lachen::lachen::lachen:
Der blaue moebius
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Also... das durchaus berechtigte Tauschmittel Arbeitskraft wird zum Selbstzweck aufgebläht, um an das durchaus berechtigte Tauschmittel Geld zu gelangen, wodurch dieses dann in einer Art Selbstselbstzweck zu einem Rauschmittel mutiert und sich dem Zweck der Arbeitskraft unterordnet... oder so??? Lieg ich da in etwa richtig?

Nicht die Arbeitskraft der Menschen ist ein Tauschmittel, sondern das Geld, das die Menschen dafür bekommen, dass sie ihre Arbeitskraft zum Markte tragen, der aber immer weniger die Arbeit der Menschen wert schätzen kann, weil
1. viele Tätigkeiten an maschinelle Systeme (Produktionsstraßen, Fließbänder, Computer usw.) delegiert werden können
2. mit Geld sehr viel schneller und mehr Geld verdient werden kann als durch redliche menschliche Arbeit (aufgrund des kapitalistischen Zins- und Zinseszins-Systems und des mehr oder weniger kriminellen Börsen-"Spiels"....).

Nur zur Erinnerung:

Aristoteles hielt den Zins für "widernatürlich", Augustinus für "besonders verwerflich", Mohammed setzte die Zinsnahme dem Wucher gleich, Dante verbannte diejenigen, die sich des Zinses bedienten, mit den Sündern von Sodom und Gomorrha in den siebten Kreis der Hölle und M. Luther nannte den Zins "das größte Unheil der deutschen Nation".
Im Übrigen hatte Karl MARX bereits für das 19. Jahrhundert, unter dem Einfluß der Anthropologie von G.F.W. HEGEL, der die Selbst-Verwirklichung des Menschen an die schöpferische Arbeit band, die Zusammenhänge von Arbeit, Geld, Gebrauchswert, Tauschwert usw. differenziert analysiert und reflektiert - Analysen, die im 20. Jahrhundert beispielsweise von Kritischen Sozialphilosophen (E. Bloch, Th.W. Adorno, M. Horkheimer, H. Marcuse, E. Fromm, J, Habermas, O. Negt u.a.) um weitere wichtige Aspekte erweitert und ergänzt worden sind.
Der blaue moebius
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Nicht die Arbeitskraft der Menschen ist ein Tauschmittel, sondern das Geld, das die Menschen dafür bekommen, dass sie ihre Arbeitskraft zum Markte tragen, der aber immer weniger die Arbeit der Menschen wert schätzen kann, weil
1. viele Tätigkeiten an maschinelle Systeme (Produktionsstraßen, Fließbänder, Computer usw.) delegiert werden können
2. mit Geld sehr viel schneller und mehr Geld verdient werden kann als durch redliche menschliche Arbeit (aufgrund des kapitalistischen Zins- und Zinseszins-Systems und des mehr oder weniger kriminellen Börsen-"Spiels"....).

Nur zur Erinnerung:

Aristoteles hielt den Zins für "widernatürlich", Augustinus für "besonders verwerflich", Mohammed setzte die Zinsnahme dem Wucher gleich, Dante verbannte diejenigen, die sich des Zinses bedienten, mit den Sündern von Sodom und Gomorrha in den siebten Kreis der Hölle und M. Luther nannte den Zins "das größte Unheil der deutschen Nation".
Im Übrigen hatte Karl MARX bereits für das 19. Jahrhundert, unter dem Einfluß der Anthropologie von G.F.W. HEGEL, der die Selbst-Verwirklichung des Menschen an die schöpferische Arbeit band, die Zusammenhänge von Arbeit, Geld, Gebrauchswert, Tauschwert usw. differenziert analysiert und reflektiert - Analysen, die im 20. Jahrhundert beispielsweise von Kritischen Sozialphilosophen (E. Bloch, Th.W. Adorno, M. Horkheimer, H. Marcuse, E. Fromm, J, Habermas, O. Negt u.a.) um weitere wichtige Aspekte erweitert und ergänzt worden sind.
Der blaue moebius

was gibt es denn schon für Ideen inbezug auf die Verknüpfung von Wirtschaftstheorien und Psychologie? ich glaube nicht, daß es die Menschheit weiter bringt, das eine getrennt vom andern zu sehen...

Der Rote Baron
 
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Hallo EarlyBird,

nachdem wir jetzt ohnehin in einer Art Soziologieseminar gelandet sind, mögen folgende Anmerkungen angebracht sein.

Natürlich kann eine Institution nicht frontal gegen die Bedürfnisse agieren, also 180Grad gegen sie; dann sie sie zum Scheitern verurteilt - da hast du recht. Der Grund, warum das so ist, den hatten wir schon: Die Organisation oder Institution muss sich ja selektiv der Antriebe und Impulse der Einzelmenschen bedienen können. Sie machen ja den Antrieb aus, mit dem das Institutionenschifferl fährt.

Aber am Bedürfnis der Menschen vorbeiagieren und das sogar langfristig, ohne dabei unterzugehen, das kann sie schon.

Mir scheint auch, da ist gar nicht viel soziologisches Wissen notwendig, um das zu verstehen: Wenn du ein bisschen deinen Verstand zusammennimmst und dein Denken mit deinen Erfahrungen vergleichst, dann kommst du ohnehin leicht drauf, wie es geht.

Also nehmen wir mal an: Alle Menschen wollen das Gleiche; sie wollen es sehr stark und sie sind sich ihres Willens deutlich bewusst (was eine sehr unrealistische Annahme darstellt). In diesem Falle weht der Wind - metaphorisch gesprochen - eindeutig von einer Seite. Selbst in dem Fall kannst die Institution bis zu 90 Grad gegen den Wind segeln und trotzdem vorankommen. Selbst in diesem sehr eindeutigen Fall ist es für die Institution also schon einmal möglich, quer zu den Bedürfnissen der Menschen zu agieren (und so in gewisser Weise an ihnen vorbeizuagieren) ohne zu scheitern.

Jetzt werden wir ein bisserl realistischer: Meistens haben die Menschen verschiedene Bedürfnisse. Was passiert dann mit unserem Institutionensegelschiffchen. Nun, die Medien im Allgemeinen und das Fernsehen im Besonderen haben es uns vorgemacht: Sie bieten ein Programm an, dass allen ein bisschen gefällt mit der Rechtfertigung, dass man den kleinsten gemeinsamen Nenner finden muss, wenn man möglichst viele Menschen ansprechen will. Das Ergebnis ist, dass das Programm eigentlich gar niemandem gefällt, trotzdem funktioniert das Fernsehbusiness erfolgreich. Für unseren Zweck wichtig ist, dass mit diesem Trick das Institutionenschiffchen schon ein ganzes Stück mehr als 90 Grad gegen die Bedürfnisse der Menschen fahren kann (vielleicht schon 120 Grad), denn wenn das Fernsehprogramm allen nur noch ein bisserl gefallen muss, damit es eingeschaltet wird, dann muss es ihnen nicht einmal zur Hälfte (zu 50%) gefallen. Hier agieren also Institutionen schon weitgehend gegen die Bedürfnisse der Menschen (und sie tun dies langfristig und erfolgreich).

Jetzt kommt der dritte Denkschritt: Menschen wollen ja nicht nur Unterschiedliches, sondern das, was sie wollen ist ihnen auch nicht immer zu 100% bewusst. Oftmals kommen sie über einen Weg von vielen Mikroentscheidungen bei einem Resultat an, das sie so nie gewählt hätten. Z.B. dann, wenn sie übergewichtig geworden sind. Kaum jemand wählt bewusst Übergewicht. Aber viele entscheiden sich in zahlreichen Situationen für den Schweinsbraten und die Sachertorte und gegen den Apfel und gegen eine sportliche Betätigung. Mithilfe dieses inneren Schweinehunds lässt sich der Winkel, in dem das Institutionen- oder Organisationsschiff gegen die Bedürfnisse der Menschen fährt noch einmal vergrößern. Denn es braucht ja nur die oberflächlichen Bedürfnisse ansprechen, dann kann es die tieferen und umfassenderen Bedürfnisse nur umso schlimmer misshandeln oder missachten. Also sind wir jetzt bei ca. 185% - ja?

Also ca. 185% können Institutionen gegen die Bedürfnisse der Menschen steuern und dies langfristig und erfolgreich tun.

Bin schon neugierig, welches Gegenargument du dazu ausgraben wirst!



Lieber philohof! :)


Es muss 185° heißen! Aber das wäre genauso wie 175°! ;)

Was deine Argumentation betrifft, müsste es im Umkehrschluss heißen, dass man den Menschen schlechte Philosophie andrehen kann, wenn sie erstmal das Bedürfnis nach Philosophie haben. Das Beispiel greift nicht. Wenn Menschen das Bedürfnis haben, fernzusehen, dann lassen sie sich bis zu einem gewissen Grad natürlich auch minderwertige Sendungen vorsetzen, klar.


LG

EarlyBird :)
 
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