AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft
Der Laie staunt, der Fachmann aber lächelt überlegen ...
Mit dieser Präzisierung liefert philohof bereits den Großteil der Antworten auf seine
eigenen Fragen.
Wenn man mit irgendeiner Tätigkeit Geld verdienen will,
dann muss man sich eben auch der Mühe unterziehen, diese Tätigkeit so darzustellen, dass sie anderen Menschen als wertvoll oder zumindest interessant erscheint.
Vor dieser Aufgabe stehen ja nicht nur die Philosophen, sondern genauso auch die Kaufleute,
die Bauern, die Wissenschaftler, die Sportler, die Künstler, etc..
Auch die Politiker, die Prediger, die Gaukler, die Wahrsager, die Hofnarren,
die Scharlatane und die Heiratsschwindler können nur dann von ihrem Hobby leben,
wenn sie sich an den Bedürfnissen und Sehnsüchten ihrer potentiellen Sponsoren orientieren.
Manche Philosophen haben sich in ihrer Denke anscheinend so weit von der Realität entfernt,
dass sie nicht akzeptieren wollen, was alle anderen längst verinnerlicht haben.
Hallo Neugier,
der "Fachmann" verwechselt die Frage mit der Antwort - vielleicht hat er nicht genau genug gelesen?
In einer einfachen Denkoperation habe ich eben mal die Frage nach dem Kundennutzen von Philosophie umgedreht, um einen Negativabzug dieser Frage zu erhalten: Also die Menschen können für sich persönlich den Kundennutzen von allem Möglichen erkennen, das Kundennutzen tatsächlich hat oder das ihn auch nicht hat - warum können sie ihn ausgerechnet bei Philosophie nicht erkennen?
Diese einfache Denkoperation meinst du offenbar mit Philosophen, die sich in ihrer Denke von der Realität entfernen. Stimmts?
Ich glaube nicht, dass ich mich damit von der Realität entferne. Die Frage ist nämlich tatsächlich die, ob das betriebswirtschaftliche Konzept des "Kundennutzens" tatsächlich so einwandfrei funktioniert, wie behauptet wird. Wenn man nämlich mit offenen Augen durch die Welt geht, kann man leicht bemerken, dass viele Dinge von den Menschen nachgefragt und gekauft werden, die nutzlos für sie sind oder die ihnen sogar schaden, während sie in anderen Fällen sogar bisweilen Hilfe nicht in Anspruch nehmen, die sie tatsächlich brauchen.
Will man hinter dieses Rätsel kommen, dann muss man wohl die gesellschaftlichen Bewertungen und eingelernten Bedeutungen bestimmter Wörter in den Blick nehmen. Z.B. wird es sicher leichter sein, eine Seminar für Frauen oder eines über Weiblichkeit zu organisieren als eines für Männer, weil das gesellschaftliche Vorurteil über Männer besagt: Ein richtiger Mann löst seine Probleme alleine. Daran halten sich die meisten Männer auch. Es gibt Studien, wonach Männer 5-6 Jahre brauchen bis sie Hilfe suchen, nachdem ein ernsteres psychisches oder gesundheitliches Problem aufgetreten ist. Gewöhnlich brechen sie vorher zusammen, bevor sie noch Hilfe gesucht haben.
Meine Vermutung ist, dass ein ähnlicher Mechanismus auch bei der Philosophie wirkt.
Das hat aber freilich nichts damit zu tun, dass PhilosophInnen, die philosophischen Beistand verkaufen wollen, ihr Angebot genau ausformulieren müssen. In diesem Punkt - den ich in deiner Aussage fett markiert habe - gebe ich dir 100% recht!
Ich glaube aber, dass das schon geschieht, dass daran gearbeitet wird.
Mir persönlich gefällt dieser Text von Gerd Achenbach recht gut. Würde mich interessieren, was du davon hältst, Neugier:
http://www.achenbach-pp.de/cont/philosophischepraxis.asp