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Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Hm, mal andersrum gefragt, was ist bei dir INNEN?
Hast du dich schon mal mit Glaubenssätzen befasst, dich gefragt, warum du persönlich die Welt siehst, so wie du sie siehst, oder gehst du davon aus, dass wir die Welt alle gleich wahrnehmen?

So, jetzt zur Offenheit:

Ich würde sagen, wenn wir das Außen nicht vergessen, ist es im Rahmen einer philosophischen Diskussion durchaus auch möglich und vielleicht erkenntnisfördernd, die eigenen Überzeugungen und Glaubenssätze zu befragen.

Also mein bedeutendster Glaubenssatz oder jedenfalls meine Vision von der Welt, die mich am meisten bewegt, ist die, dass ich sehe, dass die Gesellschaft immer besser organisiert ist und aufgrund dieser Tatsache den nachdenkenden und philosophierenden Menschen immer weniger braucht. Ich weiß jetzt nicht, wie weit ich das erläutern soll, oder ob eh klar ist, was ich meine. Letztlich geht das so weit, dass die Menschen selbst schon aufhören, sich als Individuen zu begreifen und wahrzunehmen. (Der Zusammenhang ist klar: Auf die eigenen Hinterbeine stellen muss man sich nur, wenn einen die Gesellschaft nicht rundherum beservicet; weil sie das aber tut, fallen die Menschen auseinander.)
Jetzt könnte man diese Entwicklung begrüßen und sagen: "Das ist ja gut, alles wird immer besser!"
Und in gewisser Weise wird das Leben dadurch auch angenehmer, dass die Gesellschaft uns Einzelmenschen rundherum Aufgaben abnimmt.

Aber - und jetzt gut zuhorchen - auf der anderen Seite habe ich ein Problem damit, ein Wesen noch als Mensch aufzufassen, das aufgehört hat nachzudenken. Das wäre dann irgendwo ein suprahumanes Wesen, ein von der Werbung geleiteter Konsumwurm mit menschlichem Körper. Und ich glaube, dass ist die Richtung, wo wir mit all unserem Fortschritt hinsteuern bzw. weitgehend schon angelangt sind.

Verstehst du, EarlyBird, versteht Ihr, was ich meine?

liebe Grüße
philohof
 
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AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Also - erstens leugne ich die Gesellschaft nicht, ich sage nur, dass sie aus vielen Individuen besteht - und zweitens ging es für die meisten Menschen IMMER ums Überleben!
Dass es heute auf eine besondere Art beschissen ist, weiß ich auch. Ich würde das aber nicht Wirtschaft nennen, sondern Lobbyismus, Abzocke, Lug und Betrug!

Also ich glaube nicht, EarlyBird,
dass die Gesellschaft aus Individuen besteht. Und ich glaube eigentlich auch, dass es äußerst wichtig ist für die Erkenntnis dessen, was die Gesellschaft ist, sie nicht mit den Menschen zu verwechseln, die sie bilden.

Niklas Luhmann hat die Gesellschaft einmal mit einem Haus verglichen: Das Haus ist aus Ziegeln gebaut, diese Ziegeln, das sind die einzelnen Individuen. Aber die Ziegel verschwinden hinter dem Putz, sie sind nicht relevant für das, was in dem Haus passiert. Was in ihm passiert, das ist das Leben, das sich in den einzelnen Räumen dieses Hauses abspielt - und diese Räume, das sind die Subsysteme der Gesellschaft, also Wirtschaft, Politik, Recht, Kunst, Medien, Erziehungssystem etc.

Freilich, die Individuen tragen das Ganze, aber warum sind sie irrelevant? Sie sind irrelevant, weil sie an der Gesellschaft ja nicht als Individuen teilnehmen, sondern immer nur in einer bestimmten (beruflichen) Funktion. Diese Weise der Teilnahme führt dazu, dass ein jedes Individuum austauschbar ist durch ein anderes. Und deshalb besteht die Gesellschaft nicht aus Individuen.

Verstehst du?

Genug für heut. Gute Nacht!
philohof
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

.........

1. Niklas Luhmann hat die Gesellschaft einmal mit einem Haus verglichen: Das Haus ist aus Ziegeln gebaut, diese Ziegeln, das sind die einzelnen Individuen. Aber die Ziegel verschwinden hinter dem Putz, sie sind nicht relevant für das, was in dem Haus passiert. Was in ihm passiert, das ist das Leben, das sich in den einzelnen Räumen dieses Hauses abspielt - und diese Räume, das sind die Subsysteme der Gesellschaft, also Wirtschaft, Politik, Recht, Kunst, Medien, Erziehungssystem etc.

2. Freilich, die Individuen tragen das Ganze, aber warum sind sie irrelevant? Sie sind irrelevant, weil sie an der Gesellschaft ja nicht als Individuen teilnehmen, sondern immer nur in einer bestimmten (beruflichen) Funktion. Diese Weise der Teilnahme führt dazu, dass ein jedes Individuum austauschbar ist durch ein anderes. Und deshalb besteht die Gesellschaft nicht aus Individuen.

3. Verstehst du?

4. Genug für heut. Gute Nacht!
philohof
Zu 1.:
Die soziologische Systemtheorie ist sehr interessant!
Es gibt allerdings auch eine kritische Sozialphilosophie - und beispielsweise hatte sich u.a. J. HABERMAS seinerzeit kritisch mit LUHMANN's Systemtheorie auseinandergesetzt (bzw. mit LUHMANN diskutiert !)
Zu 2.:
Ja und nein !
Das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Individuum ist wahrscheinlich komplizierter, als es LUHMANN zu denken vermochte.
These:
Hinsichtlich seiner Funktion bzw. Rolle ist in der Tat jeder Mensch innerhalb eines bestimmten Systems austauschbar!
Allerdings ist die Art und Weise, wie ein Mensch seine Funktion wahrnimmt/seine Rolle spielt, einmalig - und nicht von ihm als Individuum zu trennen.
Zu 3.:
Und deshalb besteht die Gesellschaft sowohl aus Funktionsträgern/Rollen-Spielern als auch aus Individuen, welche diese Rollen (= gesellschaftlich definierte Verhaltenserwartungen !) in einer jeweils spezifischen Weise spielen.
Verstehst Du ?
Zu 4.:
Gute Nacht !
Der blaue moebius
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Hallo EarlyBird,
ich will heute nur ganz kurz antworten, aber auch ganz offen:

Ja, das ist eine individuelle Geschichte (auch wenn wir nicht wissen, ob sie genau so stattgefunden haben kann, weil sie einem Roman entstammt), aber das hindert sie nicht daran, in mindestens demselben Ausmaß auch eine soziale Geschichte zu sein.
Der indivdiuelle Anteil könnte sein, dass der Lehrer den kleinen Martin fördern wollte - das können wir ruhig annehmen. Der soziale Anteil war, dass er die Möglichkeiten hatte, ihn zu fördern. Und da macht es eben einen Unterschied, ob ein Land eine Kolonialmacht ist und in den Kolonien viele Verwaltungsposten mit fähigen Leuten besetzen muss oder ob es diese Notwendigkeit für den Staat nicht gibt. In Frankreich gab es diesen Bedarf eben - und deshalb gab es einen Platz für Martin in der Gesellschaft.
Insofern wurden sicher Kinder "haufenweise" gefördert - zumindest können wir annehmen, dass es andere solche Verwaltungsposten in der französischen Administration auch noch gab.
Und dass man in dem Fall Menschen bräuchte, die überhaupt fähig wären, die Anlagen von Kindern zu erkennen, das stimmt wiederum nicht - denn es geht eigentlich nur darum, dass überhaupt einige eine Chance kriegen; ob das dann ganz die Richtigen sind, ist ohnehin immer diskutabel.

LG philohof



Hallo philohof! :)


Es gibt eigentlich immer Menschen, die die Möglichkeit haben, andere zu fördern. Jeder, der über genügend Ressourcen verfügt, kann das. Wobei Geld nur eine Ressource von vielen ist und noch nicht mal die beste! :D


LG

EarlyBird :)
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

So, jetzt zur Offenheit:

Ich würde sagen, wenn wir das Außen nicht vergessen, ist es im Rahmen einer philosophischen Diskussion durchaus auch möglich und vielleicht erkenntnisfördernd, die eigenen Überzeugungen und Glaubenssätze zu befragen.


Wieso VIELLEICHT? :confused:
Warum hieß es bei den alten Griechen - DER Brutstätte für Philosophen :D - "Gnothi seauton - erkenne dich selbst!"?
Wir sind Teil der Gesellschaft und des Universums und indem wir uns selbst erkennen, erkennen wir das, zu dem wir gehören!



Also mein bedeutendster Glaubenssatz oder jedenfalls meine Vision von der Welt, die mich am meisten bewegt, ist die, dass ich sehe, dass die Gesellschaft immer besser organisiert ist und aufgrund dieser Tatsache den nachdenkenden und philosophierenden Menschen immer weniger braucht. Ich weiß jetzt nicht, wie weit ich das erläutern soll, oder ob eh klar ist, was ich meine. Letztlich geht das so weit, dass die Menschen selbst schon aufhören, sich als Individuen zu begreifen und wahrzunehmen. (Der Zusammenhang ist klar: Auf die eigenen Hinterbeine stellen muss man sich nur, wenn einen die Gesellschaft nicht rundherum beservicet; weil sie das aber tut, fallen die Menschen auseinander.)


Nun ja, so wie es aussieht, ist das Beservicen eine neue Erscheinung im menschlichen Leben, zumindest für so viele und Mensch muss auch erst lernen, damit umzugehen. Davon abgesehen könnte es gut sein, dass das Beservicen bald zuende geht.


Jetzt könnte man diese Entwicklung begrüßen und sagen: "Das ist ja gut, alles wird immer besser!"
Und in gewisser Weise wird das Leben dadurch auch angenehmer, dass die Gesellschaft uns Einzelmenschen rundherum Aufgaben abnimmt.

Aber - und jetzt gut zuhorchen - auf der anderen Seite habe ich ein Problem damit, ein Wesen noch als Mensch aufzufassen, das aufgehört hat nachzudenken. Das wäre dann irgendwo ein suprahumanes Wesen, ein von der Werbung geleiteter Konsumwurm mit menschlichem Körper. Und ich glaube, dass ist die Richtung, wo wir mit all unserem Fortschritt hinsteuern bzw. weitgehend schon angelangt sind.

Verstehst du, EarlyBird, versteht Ihr, was ich meine?

liebe Grüße
philohof


Hm, woher weißt du, dass die Menschen aufgehört haben nachzudenken? Guckst du rein? Kannst du Gedanken lesen?
Jeder Mensch macht sich Gedanken zu den Themen, die grade für ihn anstehen, die wichtig für ihn sind.
Wenn es für manche Menschen wichtig ist sich anzupassen, weil sie sich als Angehörige einer Gemeinschaft begreifen wollen, ist das legitim!
Philosophen gehören meist eher zur Sorte "einsame Wölfe"! :D
Also, ich vermute mal eher, dass du Denken nicht als solches anerkennst, wenn es nicht deinen persönlichen Vorstellungen und Bedürfnissen entspricht - was aber normal ist und auch nichts macht - um es mal mit moebius zu sagen! :D


LG

EarlyBird :)
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Also ich glaube nicht, EarlyBird,
dass die Gesellschaft aus Individuen besteht. Und ich glaube eigentlich auch, dass es äußerst wichtig ist für die Erkenntnis dessen, was die Gesellschaft ist, sie nicht mit den Menschen zu verwechseln, die sie bilden.


:confused:
Jeder Mensch IST ein Individuum! Ob es ihm nun passt oder nicht!
Individuum heißt "das Ungeteilte", einen Menschen kann man nicht teilen, er ist eine Ganzheit. Und wie kann man den Wald mit den Bäumen verwechseln, die ihn bilden? :confused: Jeder Wald bezieht seine Eigenart aus den Bäumen, Büschen und anderen Pflanzen, die ihn bilden! Ein Laubwald ist was anderes als ein Misch- oder Nadelwald. Und Monokulturen sind auf Dauer nicht überlebensfähig. Wobei trotzdem jeder Baum in einer Monokultur seine eigene Gestalt hat, die niemals deckungsgleich mit den anderen Bäumen ist! Auch hier bleibt das Individuelle als Prinzip erhalten!


Niklas Luhmann hat die Gesellschaft einmal mit einem Haus verglichen: Das Haus ist aus Ziegeln gebaut, diese Ziegeln, das sind die einzelnen Individuen. Aber die Ziegel verschwinden hinter dem Putz, sie sind nicht relevant für das, was in dem Haus passiert. Was in ihm passiert, das ist das Leben, das sich in den einzelnen Räumen dieses Hauses abspielt - und diese Räume, das sind die Subsysteme der Gesellschaft, also Wirtschaft, Politik, Recht, Kunst, Medien, Erziehungssystem etc.


Unsinn! Der lebendige Anteil in dem Haus SIND die Menschen, Ziegel sind "tote" Materie! Also wirklich, wer Menschen mit Ziegeln gleichsetzt, hat echt ein Rad ab! :haare:
Selbst der "dümmste", angepassteste Mensch ist ein komplexer lebender Organismus!


Freilich, die Individuen tragen das Ganze, aber warum sind sie irrelevant? Sie sind irrelevant, weil sie an der Gesellschaft ja nicht als Individuen teilnehmen, sondern immer nur in einer bestimmten (beruflichen) Funktion. Diese Weise der Teilnahme führt dazu, dass ein jedes Individuum austauschbar ist durch ein anderes. Und deshalb besteht die Gesellschaft nicht aus Individuen.

Verstehst du?

Genug für heut. Gute Nacht!
philohof


Wer nimmt denn NUR in seiner beruflichen Funktion an der Welt teil? :confused:
Gibt es keine Freizeit mehr, keine Hobbys, Interessen, Freunde, Partner, Familien? :confused:
Ok, es gibt sicher welche, die nur ihrem Beruf leben, nach der Arbeit nachhause gehen und schlafen, aber das dürfte wohl kaum die Mehrheit sein!


LG

EarlyBird :)


PS: Muss mich in einem Punkt korrigieren, Anpassung ist keine Dummheit sondern ein Zeichen von Intelligenz. In der Evolution überleben die, die sich am besten anpassen können! :)
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Hallo philohof! :)


Es gibt eigentlich immer Menschen, die die Möglichkeit haben, andere zu fördern. Jeder, der über genügend Ressourcen verfügt, kann das. Wobei Geld nur eine Ressource von vielen ist und noch nicht mal die beste! :D


LG

EarlyBird :)

Zumal das Geld immer knapper wird, auch wenn die idiotischen Notenbanken mit dem Nachdrucken kaum nach kommen...:lachen::lachen::lachen:
Nur noch mal zur Erinnerung:
Gesamtverschuldung der eurpäischen Staaten derzeit ca. 8,4 Billionen €.
Gesamtverschuldung Deppenlands derzeit ca. 1,72 Billionen €.
Na ja, wenn die Gelddruckmaschinen der Zentralbanken heiss laufen und durchdrehen, kommen sie vielleicht doch noch mit dem Geld-nach-Drucken nach ...:lachen::lachen::lachen:
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Zumal das Geld immer knapper wird, auch wenn die idiotischen Notenbanken mit dem Nachdrucken kaum nach kommen...:lachen::lachen::lachen:
Nur noch mal zur Erinnerung:
Gesamtverschuldung der eurpäischen Staaten derzeit ca. 8,4 Billionen €.
Gesamtverschuldung Deppenlands derzeit ca. 1,72 Billionen €.
Na ja, wenn die Gelddruckmaschinen der Zentralbanken heiss laufen und durchdrehen, kommen sie vielleicht doch noch mit dem Geld-nach-Drucken nach ...:lachen::lachen::lachen:


Auf jeden Fall reicht es nicht mehr, um auch noch Philosophen über Wasser zu halten! Auch sie müssen schon selber gucken, wie sie überleben.... :schmollen


LG

EarlyBird :)
 
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