AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft
Aber jetzt wo du das sagst, fällt es mir auf - ja für mich gibt es nur persönliche Beziehungen, für mich ist jeder Mensch ein Individuum mit einer persönlichen Geschichte, individuellen Anlagen, persönlichen Sichtweisen....
[...]
Hm, vielleicht hab ich deshalb in meinem Leben soviele Lebensgeschichten erzählt bekommen - vielleicht spüren die Leute ja, dass ich sie persönlich wahrnehme....
Ok, mir scheint langsam, ich bin nicht geeignet, zu dem Thema etwas für dich Brauchbares beizusteuern. Hab keine Ahnung, wie man die Gesellschaft als Ganzes auf einmal ändern könnte. Bin bisher immer davon ausgegangen, dass ich nur in meinem direkten Umfeld wirken und etwas bewirken kann.
Aber danke für das interessante Gespräch - da nehme ich diesmal besonders viel mit, für mich ganz persönlich!
Hallo EarlyBird!
Vielen Dank für diese Antwort von dir.
Ich denke, ich muss jetzt in unserer Kommunikation mal dringend auf die Beziehungsebene wechseln, denn: In deiner letzten Replik zeigst du menschliche Größe, indem du eine Einsicht kundtust (dass es für dich (bislang) nur persönliche Beziehungen gibst) und mir in der Diskussion dergestalt etwas zugibst.
Das ist menschliche Größe. Und ich will sagen, dass ich nicht jetzt frohlocke, denn das würde ich tun, wenn es mir darauf ankäme Recht zu haben. Aber in der Philosophie kommt es aufs Rechthaben nicht an. Rechthaben kann ich den ganzen Tag allein in meinem Zimmer, dann habe ich bis zu jeder Zimmerwand und jeder Zimmerecke Recht und sitze völlig allein in meinem Zimmer. Das ist völlig sinnlos.
Der einzige Sinn von dem, was wir hier tun, kann also nur der sein, dass wir uns hier gegenseitig etwas zu verstehen geben und gegenseitig von einander lernen bzw. ganz einfach die Anschauungen der anderen kennen lernen. Deshalb betrübt es mich, wenn du jetzt glaubst, du könntest zu meinem Thema nichts beisteuern, weil du aufs Individuelle und Persönliche fixiert bist. Ich glaube sehr wohl, dass du viel beitragen kannst, weil es meiner Meinung nach bei dem Thema eines Platzes für die Philosophie in der Gesellschaft darum geht, das Persönliche (das philosophische Fragen) in die Gesellschaft einzubringen (obgleich diese vielleicht wenig damit anfangen kann).
Und da wirst du dringend gebraucht, denn: Du bist gewissermaßen ein Experte fürs Persönliche und Individuelle - doch ich vermute, dass es in der Gesellschaft auch viele Menschen gibt, die das genaue Gegenteil von dir sind, die also hauptsächlich "soziale" Beziehungen rund um sich aufbauen und ihre Mitmenschen hauptsächlich nach Ansehen, Ruf und beruflichen Erfolg beurteilen. Solchen Menschen muss man erst einmal erklären - wenn sie denn einmal kurz bereit sind zuzuhören - worin denn das Persönliche überhaupt besteht. Weil sie es nicht wissen. Kann man sich nicht vorstellen, dass man sowas nicht wissen kann, aber ich vermute, viele wissen das nicht. Und du weißt das.
Und in dem Zusammenhang möchte ich noch etwas los werden. Nämlich, dass ich mich zuletzt in meinen Äußerungen über den "Ackergaul" (redbaron gegenüber) hinreißen habe lassen. Inhaltlich ist da ein wahrer Kern dabei gewesen, aber der Rest davon war Pose. Ich gebe zu, dass ich mich manchmal von der Leidenschaft des Philosophierens und Formulierens mitreißen lasse. Daher bitte ich alle Forumsmitglieder und LeserInnen meiner Forumsbeiträge, Wunderlichkeiten in meiner Selbstdarstellung in Abzug zu bringen und meine Diskussionsbeiträge nach dem zu beurteilen, was sie sachlich tatsächlich hergeben.
Ich hoffe sehr, EarlyBird, dich mit diesen Zeilen dazu zu bewegen zu können, dieser Diskussion oder, auf einer abstrakteren Ebene, diesem Thema nicht völlig den Rücken zu kehren.
Herzlichst dein
philohof