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Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Ja, du neigst eben dazu, die Menschen zu ÜBERschätzen! :zunge3:

nein, ich schätze die Menschen schon richtig ein. 95 Prozent sind geistesgestört. Und einige davon so sehr, daß sie in Staat und Wirtschaft ihr gestörtes Wesen potenzieren...


Es steht für alles Mögliche. Alles, was eine Entwicklung erfordert und das gilt grundsätzlich für alles Leben, für Lernprozesse, aber auch sonst findet man ja Prozesse, wo man hinsieht. Chemische Prozesse, Wetterentwicklungen und und und. Dir fällt bestimmt selber noch was ein! :)

mr fällt nur noch der kurze Prozess ein... du weißt schon...


Hm, nee, habe keine Angst steckenzubleiben. Dazu ist es mir viel zu langweilig, wenn es mal passiert und ich gebe keine Ruhe, bis ich wieder raus bin! :D

na, dann viel Glück für die Zeit, wo du "drin" bist...


Und klar möchte ich manches immer besser können, das müsstest doch grade du nachvollziehen können! :D

lerne lieber, deinen Neid zu zügeln...


Was sind negative Gefühle? Gefühle sind erstmal Gefühle, wie man sie wertet, steht auf einem anderen Blatt!
Nee, überwinden möchte ich meine Gefühle nicht, ich möchte sie immer besser kennenlernen und rausfinden, was sie für mich an Information beinhalten. :)

Information nützt dir aber auch nichts mehr, wenn du tot bist...


Ja, wer weiß, vielleicht krieg ich ja heute noch ein Angebot, das ich nicht ablehnen kann! :dreh:

das hoffe ich für dich. Man sollte jede Gelegenheit beim Schopf packen. Morgen ist es vielleicht schon zu spät. Eine Unaufmerksamkeit, ein Unfall... so schnell ist alles vorbei...

Der Rote Baron
 
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AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Nochmal zu dir, EarlyBird,

ich gebe dir ganz Recht darin, dass das einzig Praktikable wohl darin besteht, in sich selbst die Hindernisse zu suchen und sich selbst zu ändern, wenn man seine Individualität leben will - denn die Gesellschaft zu ändern, das schafft man nicht.

Wenn man also über die Gesellschaft redet, dann liegt der Zweck mehr darin, sich gewissermaßen upzudaten, also zu schauen: Stimmen denn meine Vorstellungen von der Welt denn überhaupt noch oder muss ich was ändern, damit ich mich nicht auf der Grundlage einer veralteten Vorstellung von der Welt und Umwelt, in der ich lebe, ändere.

Aber: Warum ziehst du die Frage des Alleingelassen-Werdens immer so ins Persönliche herab? So als ob ich als Kind von meiner Mutter allein gelassen worden wäre?


Wieso HERABziehen? Ist für dich das Persönliche minderwertig?
Na, in dem Fall MUSST du dich anpassen, denn alles Individuelle ist zutiefst persönlich!
Und ich hab NICHT gesagt, dass DU alleingelassen wurdest, habe mich selber als Beispiel für ein Alleingelassenwerden genommen, warum auch nicht?


Ich meine damit: So, als ob es gar nicht um philosophische Probleme ginge, sondern um ein Einsamkeitsgefühl, dass sich durch Zufall und Umstände eingestellt hätte und selber keinerlei philosophischen Inhalt hat? Das ist dann der Punkt, an dem ich sehr zweifle, ob wir beide von derselben Sache reden.

Dir geht es offenbar um das Wohlgefühl, das sich auf dem Zusammensein mit anderen Menschen ergibt; und wenn es wegfällt, fühlt man sich gekränkt, aber das muss man aushalten.


Natürlich ist es kränkend, wenn man alleingelassen wird, aber wenn man es nicht ändern kann, muss man es aushalten lernen. Oder?


Und wenn man es nicht aushält, dann ist man unreif und geht mit seinem Gejammere anderen auf die Nerven. Ist das so oder so ähnlich?


Hm, unreif ist ein verdammt blödes Wort! Ich bin als Jugendliche jedem an den Hals gesprungen - bildlich gesehen - der mich damals als unreif bezeichnet hat, obwohl ich es natürlich war! :D
In vielen Dingen bin ich aber auch heute noch unreif und ich kann es akzeptieren!
Und was das Nerven betrifft - kennst du niemanden, der schon lange und immer wieder über dasselbe jammert? Ich wette mit dir, sollte dir so jemand mal begegnen, kommst auch du an eine Grenze, wo du es nicht mehr interessant, sondern nur noch nervend findest! :D


Und ich meine jenes Alleinsein, das sich einstellt, wenn ein Mensch A mit einer Initiative losprescht, die im Kern gut ist für die anderen Menschen. Und Person B könnte sich jetzt von A's Vorschlag ansprechen lassen und entscheiden, ob sie ihn gut finden will oder nicht. Aber Person B lebt schon eine ganze Zeitlang in unserer Gesellschaft und weiß daher, dass es wenig erfolgversprechend ist, eine Initiative zu unterstützen, von der sie weiß, dass die Personen C, D, E und noch eine ganze Reihe anderer sich ihr wahrscheinlich nicht anschließen werden. Person B wird daher nicht das tun, was sie selber für richtig hält, sondern sich der (von ihr erahnten) Mehrheit anschließen.


Ja, das passiert oft, dass Menschen nicht das tun, was sie eigentlich für richtig halten. Ok, wenn es mich selber betreffen würde, würde ich mich vermutlich zunächst mal verraten fühlen.


Liegt hier der Unterschied zwischen uns? Du redest beim Alleinsein oder bei Einsamkeit über persönliche Gekränktheiten; ich dagegen rede über außengesteuerte Personen, die ein Problem für die Philosophie insofern dastellen, als sie für Kommunikation - und mag sie noch so rational sein - unerreichbar werden.

LG philohof



Nee, das stimmt nicht ganz. Einsam fühlt man sich, wenn man niemanden hat, mit dem man sich austauschen kann, das hat doch nichts mit Gekränktsein zu tun! Gekränktsein kann zu der Einsamkeit HINZUkommen, dann fühlt man sich noch schlechter....
Hm, mal ganz ehrlich, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich Menschen wirklich von außen steuern lassen. Sicher kann man sie beeinflussen, manipulieren, aber das wird doch nur bei denen greifen, die eh dazu neigen. Wenn einer Eis verabscheut, wird ihn die beste Werbung der Welt nicht dazu bringen, dass es ihm schmeckt! Und wenn er Angst hat, das zuzugeben, dann gibt es viele Möglichkeiten, sich trotzdem zu entziehen - man kann z.B. so tun, als ob man Eis nicht verträgt oder tatsächlich eine Allergie dagegen entwickeln.
Nee, auf Dauer klappt das mit dem Anpassen nicht. Es führt dazu, dass man entweder krank wird - dann fängt man irgendwann an zu suchen, woran es liegt oder man tut was, um dem entgegenzuwirken, was einem nicht passt. Dienst nach Vorschrift oder sogar subtile bis offensichtliche Sabotage. Möchte nicht wirklich wissen, was heute unter der Oberfläche so alles abläuft! :D


LG

EarlyBird :)
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Hallo Philohof
Nach mehreren Anläufe habe ich es heute endlich geschaft diesen Thread durchzulesen. Ich bin der Meinung das die angesprochene Problematik der "Nichtbeachtung" und "des Unerwünschtsein" kein typisches Philosophenproblem ist, sondern das im Zuge der Industrialisierung und Vermarktung keine Kreativität, sondern ein Funktionieren ohne zu Fragen verlangt wurde und wird.Eigene Ideen sind unerwünscht in allen Lebensbereichen. Das hat mMn dazugeführt, das das Eigene oft nicht mehr wahrgenommen wird und sehr oft erst über den Umweg Krankheit ans Tageslicht kommt. Meist erst ab der sogenannte Midlivekrise. Manche kriegen dann den Dreh und krempeln ihr Leben um (Hier sehe ich übrigens ein Arbeitsfeld für den praktischen Philosophen, es bilden sich immer mehr kleine Netzwerke von Leuten die neue Konzepte für Beruf und Bildung entwickeln und umsetzen).
Ich biete seit Jahren Malkurse für Erwachsene an. Es ist ein äußerst mühseliges Unterfangen die Kursteilnehmer zu eigenen Motive zu bewegen. Fast alle suchen die sogenannte Sicherheit der Vorlage und bremsen sich damit selber aus.Da wo es aber gelingt entsteht eine große Freude, irgendwie entdecken sich die Leute neu.
Ich besuche seit Jahren ein philosophisches Cafe´welches immer gut besucht ist, meist von Menschen in der zweiten Lebenshälfte.Es wird dort angeregt und kontrovers diskutiert.Und viele haben nach und nach das Denken neu gelernt.
Auch im Ethikbereich stehen viele Fragen an.
Bedarf ist da!

LG Mongi
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

nein, ich schätze die Menschen schon richtig ein. 95 Prozent sind geistesgestört. Und einige davon so sehr, daß sie in Staat und Wirtschaft ihr gestörtes Wesen potenzieren...


Welcher Geist stört sie denn? :D
Nee, in gewissem Sinn hast du schon Recht, ich finde auch alle gestört, die Gott Mammon anbeten! :)


mr fällt nur noch der kurze Prozess ein... du weißt schon...


Ja, ich weiß! Das passt auch gut zu dir! :)


na, dann viel Glück für die Zeit, wo du "drin" bist...


Danke, danke, klappt schon! :)


lerne lieber, deinen Neid zu zügeln...


So furchtbar neidisch bin ich gar nicht, dass ich da was zügeln müsste! Im Übrigen, wenn ich 's wäre, würde ich es nicht zügeln, sondern mich fragen, was mir persönlich fehlt und wie ich es erreichen kann. Und wenn ich genau das nicht kriegen kann, dann suche ich eben Alternativen.


Information nützt dir aber auch nichts mehr, wenn du tot bist...


Weißt du nicht! :D
Außerdem lebe ich ja noch, wenn ich mal tot bin, lasse ich es vielleicht! :)


das hoffe ich für dich. Man sollte jede Gelegenheit beim Schopf packen. Morgen ist es vielleicht schon zu spät. Eine Unaufmerksamkeit, ein Unfall... so schnell ist alles vorbei...

Der Rote Baron


Ja, kann gut sein, dass für mich das letzte Stündlein schon geschlagen hat! :)
Falls aber nicht, schreibe ich wahrscheinlich morgen wieder hier im Forum! :D


LG

EarlyBird :)
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Wieso HERABziehen? Ist für dich das Persönliche minderwertig?
Na, in dem Fall MUSST du dich anpassen, denn alles Individuelle ist zutiefst persönlich!

Hallo EarlyBird,
beim Individuellen sind wir ganz einer Meinung!

Ja, das passiert oft, dass Menschen nicht das tun, was sie eigentlich für richtig halten. Ok, wenn es mich selber betreffen würde, würde ich mich vermutlich zunächst mal verraten fühlen.

Wenn das ein wirklich ein persönlicher Bekannter von mir ist, der mir viel wert ist und auf den ich zähle, dann würde ich mich wohl auch von ihm verraten fühlen.

Aber:
Ich weiß ja nicht, wie ich damit umgehen kann. Vielleicht können mir die anderen dabei helfen?

Du scheinst alle sozialen Beziehungen zu leugnen, EarlyBird, und an ihrer Statt persönliche Beziehungen anzusetzen.

Bist du nicht bereit anzuerkennen, dass man zum Busfahrer, zur Bäckereiverkäuferin, zu den Lehrern in der Schule, zum Rauchfangkehrer und zu den meisten Leuten sonst keine individuellen und persönlichen Beziehungen hat, sondern soziale. D.h. man beurteilt sie ziemlich oberflächlich und von außen.

Und das gilt ja selbst für entferntere Freunde oder ehemalige Schul- oder Studienkollegen. Auch zu ihnen hat man nicht wirklich eine persönliche Beziehung, weil sie meistens eine Familie gegründet haben und andere Freunde haben, die ihnen näher stehen.

Über diese Art von Beziehungen also rede ich, die es für dich gar nicht zu geben scheint.

Und hier habe ich ein gutes Beispiel gehört von einem mir bekannten praktischen Philosophen. Er sagt, dass es einen Unterschied macht, ob er sich unbekannten Personen vorstellt mit
"Manfred R., Philosoph" oder
"Manfred R., Atomphysiker".

Das erstere klingt in unserer Gesellschaft eben doch ein bisserl lächerlich.

(Und wie es zu solchen gesellschaftlichen Bewertungen kommt bzw. wie von unserer Seite als Philosophen mit ihnen umzugehen ist, das ist doch, glaube ich, Thema hier oder gehört zumindest wesentlich dazu.)

Und hier darf man nun eben NICHT auf die individuelle Ebene wechseln, indem man z.B. sagt: "Jemand, der einen Philosophen lächerlich findet, ist selber ein oberflächlicher Mensch und nicht ernst zu nehmen!" (Also du würdest hier auf die invididuelle Ebene wechseln.)

Man darf das nicht machen, weil man in dem Fall aus einem gesellschaftlichen Sachverhalt einen individuellen machen würde. Aber solche gesellschaftlichen Bewertungen existieren. Und wir alle richten uns nach ihnen, egal, ob wir uns ihnen anschließen oder gegen sie opponieren.

Glaub mir, EarlyBird - ach, es ist fast phantastisch, so etwas tatsächlich auszusprechen, aussprechen zu müssen - die Gesellschaft gibt es! Sie existiert wirklich!

Liebe Grüße
philohof
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Hallo Philohof
Nach mehreren Anläufe habe ich es heute endlich geschaft diesen Thread durchzulesen. Ich bin der Meinung das die angesprochene Problematik der "Nichtbeachtung" und "des Unerwünschtsein" kein typisches Philosophenproblem ist, sondern das im Zuge der Industrialisierung und Vermarktung keine Kreativität, sondern ein Funktionieren ohne zu Fragen verlangt wurde und wird.Eigene Ideen sind unerwünscht in allen Lebensbereichen. Das hat mMn dazugeführt, das das Eigene oft nicht mehr wahrgenommen wird und sehr oft erst über den Umweg Krankheit ans Tageslicht kommt. Meist erst ab der sogenannte Midlivekrise. Manche kriegen dann den Dreh und krempeln ihr Leben um (Hier sehe ich übrigens ein Arbeitsfeld für den praktischen Philosophen, es bilden sich immer mehr kleine Netzwerke von Leuten die neue Konzepte für Beruf und Bildung entwickeln und umsetzen).
Ich biete seit Jahren Malkurse für Erwachsene an. Es ist ein äußerst mühseliges Unterfangen die Kursteilnehmer zu eigenen Motive zu bewegen. Fast alle suchen die sogenannte Sicherheit der Vorlage und bremsen sich damit selber aus.Da wo es aber gelingt entsteht eine große Freude, irgendwie entdecken sich die Leute neu.
Ich besuche seit Jahren ein philosophisches Cafe´welches immer gut besucht ist, meist von Menschen in der zweiten Lebenshälfte.Es wird dort angeregt und kontrovers diskutiert.Und viele haben nach und nach das Denken neu gelernt.

Hallo Mongi,
danke für deinen Kommentar!

Ich glaube, dass man in ihm auch sehen oder zumindest nachvollziehen kann, was ich behaupte, nämlich dass das Desinteresse der Menschen an Philosophie nicht nur individuell ist, sondern auch gesellschaftlich organisiert.

Das beginnt schon beim Absehen von sich selber, das du thematisierst. Wobei ich aber nicht sagen würde, dass das kein spezifisches Philosophenproblem ist - und zwar deswegen, weil mit der Bewusstwerdung der eigenen Individualität alles Philosophieren beginnt. Erst dann spürt sich das Denken und kann anfangen, etwas zu denken.

Und jetzt sind aber die Leute sich selber derart entfremdet, spüren sich selber nicht und so viele schwere gesellschaftliche Wertungen lasten auf ihnen, dass sie es nicht schaffen, sich beim Malen ein eigenes Motiv auszusuchen, wie du berichtest.

Ich kann mir das gut vorstellen. Aber daran kann man diesen Menschen selber gar nicht die Schuld geben, denn es lastet auf ihnen ein solch ungeheurer gesellschaftlicher Druck, den man nur wegerklären kann, weil er unsichtbar ist. Man sieht ja nur den Menschen mit seinen Händen und Füßen und wie er sich bewegt - und warum tut er nichts anderes als das, was er tut? Das ist die populäre "Philosophie des Handelns", die das Gesellschaftliche ausblendet und gegen die Pierre Bourdieu gekämpft hat.

Nun, der Mensch tut deswegen nichts anderes - z.B. im Malkurs - als das, was er tut, weil er unzählige Male gehört hat, dass man dieses so macht und jenes so (Loriot hat diese bürgerlichen Verhaltensvorschriften in seinen Sketches humorvoll aufgearbeitet.) und weil er natürlich in ein ganzes Netz von unmittelbaren Abhängigkeiten verstrickt ist.

Deshalb: Der Mensch um die 40, der eine Familie mit zwei kleinen Kindern hat, ein Haus baut und deshalb Schulden hat und dafür wiederum seinem Chef gegenüber brav sein muss, damit ihn der nicht raushaut und alles zusammenkracht, der steht unter einem solchen Stress, dass er normalerweise für eine philosophische Kommunikation völlig unerreichbar ist.

Deshalb sind ältere Menschen ein besseres Zielpublikum für philosophische Kommunikationen. Diese Menschen, die merken: Bis jetzt war mein Leben nicht besonders toll und jetzt ist es bald aus! - entwickeln bisweilen die Motivation, über sich selber nachzudenken: Mein Leben, was hätte das eigentlich sein (oder werden) sollen?

Doch auch hier zeigt sich eigentlich: Es ist nicht so sehr das inviduell Verschiedene, das die Beschäftigung mit Philosophie erklären könnte. Sondern es ist ein heftiger existentieller Notstand (du nennst es Midlife Crisis) nötig, um sie mal so weit aus ihrer gesellschaftlichen Verflochtenheit rauszulösen, dass manche von ihnen unter Umständen damit anfangen, sich mit dem zu beschäftigen, was sie beschäftigt - also zu philosophieren.

So sieht das zumindest
philohof
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Hallo Mongi,
danke für deinen Kommentar!

Ich glaube, dass man in ihm auch sehen oder zumindest nachvollziehen kann, was ich behaupte, nämlich dass das Desinteresse der Menschen an Philosophie nicht nur individuell ist, sondern auch gesellschaftlich organisiert.

Das beginnt schon beim Absehen von sich selber, das du thematisierst. Wobei ich aber nicht sagen würde, dass das kein spezifisches Philosophenproblem ist - und zwar deswegen, weil mit der Bewusstwerdung der eigenen Individualität alles Philosophieren beginnt. Erst dann spürt sich das Denken und kann anfangen, etwas zu denken.

Und jetzt sind aber die Leute sich selber derart entfremdet, spüren sich selber nicht und so viele schwere gesellschaftliche Wertungen lasten auf ihnen, dass sie es nicht schaffen, sich beim Malen ein eigenes Motiv auszusuchen, wie du berichtest.

Ich kann mir das gut vorstellen. Aber daran kann man diesen Menschen selber gar nicht die Schuld geben, denn es lastet auf ihnen ein solch ungeheurer gesellschaftlicher Druck, den man nur wegerklären kann, weil er unsichtbar ist. Man sieht ja nur den Menschen mit seinen Händen und Füßen und wie er sich bewegt - und warum tut er nichts anderes als das, was er tut? Das ist die populäre "Philosophie des Handelns", die das Gesellschaftliche ausblendet und gegen die Pierre Bourdieu gekämpft hat.

Nun, der Mensch tut deswegen nichts anderes - z.B. im Malkurs - als das, was er tut, weil er unzählige Male gehört hat, dass man dieses so macht und jenes so (Loriot hat diese bürgerlichen Verhaltensvorschriften in seinen Sketches humorvoll aufgearbeitet.) und weil er natürlich in ein ganzes Netz von unmittelbaren Abhängigkeiten verstrickt ist.

Deshalb: Der Mensch um die 40, der eine Familie mit zwei kleinen Kindern hat, ein Haus baut und deshalb Schulden hat und dafür wiederum seinem Chef gegenüber brav sein muss, damit ihn der nicht raushaut und alles zusammenkracht, der steht unter einem solchen Stress, dass er normalerweise für eine philosophische Kommunikation völlig unerreichbar ist.

Deshalb sind ältere Menschen ein besseres Zielpublikum für philosophische Kommunikationen. Diese Menschen, die merken: Bis jetzt war mein Leben nicht besonders toll und jetzt ist es bald aus! - entwickeln bisweilen die Motivation, über sich selber nachzudenken: Mein Leben, was hätte das eigentlich sein (oder werden) sollen?

Doch auch hier zeigt sich eigentlich: Es ist nicht so sehr das inviduell Verschiedene, das die Beschäftigung mit Philosophie erklären könnte. Sondern es ist ein heftiger existentieller Notstand (du nennst es Midlife Crisis) nötig, um sie mal so weit aus ihrer gesellschaftlichen Verflochtenheit rauszulösen, dass manche von ihnen unter Umständen damit anfangen, sich mit dem zu beschäftigen, was sie beschäftigt - also zu philosophieren.

So sieht das zumindest
philohof
Gutenmorgen Philohof
Danke für deine Antwort
Eine Anmerkung noch zum Philosophenproblem: Aus deiner Antwort wird mir jetzt klarer was du im Kern thematisierst:-Die Bewusstwerdung der eigenen Individualität, die sich im eigenen Denken offenbart.Und Denken heißt kreativ, schöpferisch sein.Das Thema ist nicht das Problem deines Berufsstandes, sondern das Problem des Menschen schlechthin in dieser Gesellschaft. Streckenweise hatte ich den Eindruck, das die Möglichkeit des Geldverdienens als Berufsphilosoph thematisiert wird.Es liegt wahrscheinlich an der Fülle der Beiträgen, dass ich diesen Faden nicht deutlich erkennen konnte.
Danke
LG Mongi
 
AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Hallo EarlyBird,
beim Individuellen sind wir ganz einer Meinung!



Wenn das ein wirklich ein persönlicher Bekannter von mir ist, der mir viel wert ist und auf den ich zähle, dann würde ich mich wohl auch von ihm verraten fühlen.

Aber:
Ich weiß ja nicht, wie ich damit umgehen kann. Vielleicht können mir die anderen dabei helfen?

Du scheinst alle sozialen Beziehungen zu leugnen, EarlyBird, und an ihrer Statt persönliche Beziehungen anzusetzen.

Bist du nicht bereit anzuerkennen, dass man zum Busfahrer, zur Bäckereiverkäuferin, zu den Lehrern in der Schule, zum Rauchfangkehrer und zu den meisten Leuten sonst keine individuellen und persönlichen Beziehungen hat, sondern soziale. D.h. man beurteilt sie ziemlich oberflächlich und von außen.

Und das gilt ja selbst für entferntere Freunde oder ehemalige Schul- oder Studienkollegen. Auch zu ihnen hat man nicht wirklich eine persönliche Beziehung, weil sie meistens eine Familie gegründet haben und andere Freunde haben, die ihnen näher stehen.

Über diese Art von Beziehungen also rede ich, die es für dich gar nicht zu geben scheint.

Und hier habe ich ein gutes Beispiel gehört von einem mir bekannten praktischen Philosophen. Er sagt, dass es einen Unterschied macht, ob er sich unbekannten Personen vorstellt mit
"Manfred R., Philosoph" oder
"Manfred R., Atomphysiker".

Das erstere klingt in unserer Gesellschaft eben doch ein bisserl lächerlich.

(Und wie es zu solchen gesellschaftlichen Bewertungen kommt bzw. wie von unserer Seite als Philosophen mit ihnen umzugehen ist, das ist doch, glaube ich, Thema hier oder gehört zumindest wesentlich dazu.)

Und hier darf man nun eben NICHT auf die individuelle Ebene wechseln, indem man z.B. sagt: "Jemand, der einen Philosophen lächerlich findet, ist selber ein oberflächlicher Mensch und nicht ernst zu nehmen!" (Also du würdest hier auf die invididuelle Ebene wechseln.)

Man darf das nicht machen, weil man in dem Fall aus einem gesellschaftlichen Sachverhalt einen individuellen machen würde. Aber solche gesellschaftlichen Bewertungen existieren. Und wir alle richten uns nach ihnen, egal, ob wir uns ihnen anschließen oder gegen sie opponieren.

Glaub mir, EarlyBird - ach, es ist fast phantastisch, so etwas tatsächlich auszusprechen, aussprechen zu müssen - die Gesellschaft gibt es! Sie existiert wirklich!

Liebe Grüße
philohof



Hallo philohof! :)


Wo habe ich denn bestritten, dass es eine Gesellschaft gibt? :confused:
Ich bin ja darauf eingegangen, wie sie sich zusammensetzt! :)
Aber jetzt wo du das sagst, fällt es mir auf - ja für mich gibt es nur persönliche Beziehungen, für mich ist jeder Mensch ein Individuum mit einer persönlichen Geschichte, individuellen Anlagen, persönlichen Sichtweisen....
Hm, vielleicht ziehe ich mich deshalb gerne in meine eigenen vier Wände zurück, mir ist das nämlich oft zu viel, es gibt viel zuviele Menschen für mich. Soviele mögliche Kontakte kann ich gar nicht bewältigen.
Sozusagen ein Überangebot!
Hm, vielleicht hab ich deshalb in meinem Leben soviele Lebensgeschichten erzählt bekommen - vielleicht spüren die Leute ja, dass ich sie persönlich wahrnehme....

Ok, mir scheint langsam, ich bin nicht geeignet, zu dem Thema etwas für dich Brauchbares beizusteuern. Hab keine Ahnung, wie man die Gesellschaft als Ganzes auf einmal ändern könnte. Bin bisher immer davon ausgegangen, dass ich nur in meinem direkten Umfeld wirken und etwas bewirken kann.
Aber danke für das interessante Gespräch - da nehme ich diesmal besonders viel mit, für mich ganz persönlich! ;)


LG

EarlyBird :)
 
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AW: Ein Ort für die Philosophie in der Gesellschaft

Hallo redbaron,

in der Universität wollten sie mir das "ich" austreiben, jetzt willst du mir das "man" austreiben. Ich weiß schon gar nicht mehr, welches Wort ich noch verwenden darf.

"Claus" wäre noch eine Möglichkeit. Da würden die anderen im Forum gleich genauer hinhören und die substanzielle Spur deiner Philosophie förmlich vor Augen haben...

Der Rote Baron
 
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