Belair57
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Und doch versuchst du mich vom Gegenteil zu überzeugen.
Ist ja ok, ich sehe keinen Grund das zu leugnen.
Auch wenn du einer von den wenigen hier bist, den man vielleicht noch überzeugen kann, nein, du überschätzt meinen Enthusiasmus, ich möchte hier niemanden überzeugen.
Ich mokiere mich nicht, ich halte es für falsch und lege die Gründe für meine Haltung dar. Den Schildkrötenpanzer sehe ich nicht als Nachteil für die Schildkröte, da er zwar die Beweglichkeit einschränkt aber (wahrscheinlich, postuliere ich mal) die Vorteile des Schutzes gegenüber Fressfeinden und Austrocknung überwiegt. Aber auch hier würde ich nicht behaupten, dass der Vorteil umso größer ist, je dicker, größer und schwerer der Panzer sei.......
.....Es geht nicht um das Geweih insgesamt, sondern um das Merkmal "größtes Geweih". Und ja, wenn wir davon ausgehen, dass ein besonders großes Geweih zu vermehrter Vermehrung führt, dann ist es ein Vorteil für die Gene. Aber, ich schrieb ja explizit von "Vorteil bezüglich des Überlebens des Individuum". Das ist etwas ganz Anderes. Das Individuum ist nicht ident mit den Genen und das Überleben ist nicht ident mit erfolgreicher Vermehrung.
Nicht ? Es ging darum, dass jenes Hirschmännchen mit dem größte Geweih bei den Hirschkühen am Besten ankommt und du im Gegensatz zu mir daraus schließt, dass das "größte Geweih" somit für das Überleben des Hirsches von Vorteil ist. Oder hast du das so gar nicht gemeint ?......
.....Nein, ersten wie schon gesagt nicht Geweih sondern "großes Geweih" und der Hirsch als Träger der Gene ist es ja nicht, der den Vorteil bezüglich Überlebensfähigkeit genießt, sondern nur dessen Gene.
Wir schreiben aneinander vorbei. Ich bin nicht der Meinung dass mit zunehmender Größe des Geweihs auch der Fortpflanzungserfolg steigt. Ich bin nur überzeugt dass das normale Geweih wie es im Laufe der Evolution entstanden ist, eine Funktion besitzt und kein Nachteil für einen Hirschen ist, so wie der Panzer einer Schildkröte kein Nachteil ist.
Und dass ein gesunder Hirsch gegenüber einem Kranken mit missgebildeten, zu kleinem oder gänzlich fehlenden Geweih einen Vorteil im Kampf und in der Paarung hat.
Das ist der Kern, seit Beginn unserer Diskussion.
Hat jemand trotz eines offensichtlichen Handicaps etwas erreicht, ist das Handicap (das ja selbst per Definition ein Nachteil ist) ein Indiz dafür, dass eine wie auch immer geartete andere Stärke vorhanden ist, sodass der Gehandicapte dieses Etwas dennoch erreichen konnte.
Ein Einbeiniger, der trotzdem den Mount Everest selbständig erklimmt muss ein äußerst fähiger Bergsteiger sein.
Ja ist bekannt, Kompensation oder sogar Überkompensation bei behinderten Menschen. Leider sind nicht alle Betroffenen
dazu in der Lage. Aber trotz überragender Leistungen einiger z.B. Einbeiniger wird sich Einbeinigkeit evolutionär nicht durchsetzen.
Das Buch, das mich zum ersten Mal darauf brachte, verwies auf diverse Studien, die ich aber nicht zitieren kann....war in den 90ern, und das Buch (es handelte von wissenschaftlichen Untersuchungen, Interpretationen und in weiterer Folge um die Gefahr von Scheinkorrelationen) habe ich nicht mehr. Ich denke, falls du die Daten suchen willst, ist google dein bester Freund.
Gut werde mich durchgooglen
Ja, zum Beispiel. Ähnlich ist es mit manchen Narben - Buben sind oft stolz auf ihre Narben und manchen (nicht entstellende) Narben haben auch auf Frauen eine gewissen Anziehung. Aus dem selben Grund. Die Narbe an sich bringt ganz und gar keinen Vorteil - sogar einen zumindest geringen Nachteil, da Narbengewebe ein "Geweb zweiter Klasse" ist. Aber, es zeugt davon, dass der Jenige einen Kampf oder einer sonstigen Gefahr getrotzt und sie weitgehend überlebt hat. Ist also ein Indiz für dessen Stärke.
Ist sicher ein Überbleibsel aus Zeiten in der Menschheit wo Frauen diesen Merkmalen wie Muskeln, Narben, Aggressivität u.s.w. Aufmerksamkeit schenken mussten. So wie Männer auf breite Becken, Körperfett und großen Brüsten bei den Frauen.
Wo ist der Unterschied ? Vermutungen sind nicht haltlose Annahmen, und Indizien sind ja Informationen, die Vermutungen erlauben. Dass Indizien keine Beweise sind, ist wohl trivial und braucht nicht extra erwähnt zu werden.
Ein Indiz ist etwas "handfester" als eine Vermutung. Wenn der Motor deines Autos nicht startet, vermutest du einen Defekt an einem Bestandteil deines Autos. Wenn der Motor nicht anspringt und du findest ein Ölsee mit Trümmern der Kurbelwelle, dann hast du ein starkes Indiz für einen defekten Bestandteil.
Wie definiert man "beste Individuen" ? Welche Kriterien gibt es ?
Folgendes Beispiel:
Ein Weibchen, 3 Männchen. Davon 2 starke und ein schwaches. Die zwei starken Männchen kämpfen um das Vorrecht, das Weibchen zu begatten. Während die zwei kämpfen, macht sich das dritte, schwache über es her und pflanzt sich fort.
Als Individuum sind die zwei starken dem schwachen überlegen in Bezug auf Überlebensfähigkeit, Hackordnung, Revierkämpfe, Beständigkeit gegen Fressfeinde, Futtersuche, etc....
Aber doch haben sie hier bezüglich Fortpflanzung versagt. Die Schwächung des Individuums hat hier kausal die Fortpflanzung begünstigt.
Nettes klassisches Beispiel dass man in der Natur hin und wieder beobachten kann, aber nicht die Regel ist.
Nun, "Manipulation von Statistiken" impliziert, dass Statistiken gefälscht werden - sprich, falsche Zahlen zu enthalten. In Wahrheit geht es aber vielmehr um eine Fehlinterpretation von richtigen Zahlen. Aber, der Punkt war eigentlich, dass es in einem Regelwerk Grenzfälle bzw Grenzwerte geben muss. Etwas darunter oder etwas darüber zu liegen mag nicht viel Unterschied bedeuten, kann aber trotzdem zu sehr unterschiedlichem Umgang damit führen.
Genau das habe ich gemeint mit Manipulation !
Nunja, Gerechtigkeit wird empfunden, Recht ist abstrahierte und in möglichst eindeutigen Texten kondensierte Gerechtigkeit. Käse ist nicht Milch, aber besteht dennoch aus ihr. So stimmt es, dass Recht und Gerechtigkeit nicht ident sind, aber die Behauptung, dass Recht ggf mit Ungerechtigkeit gleichzusetzen wäre, ginge darüber hinaus.
Beispiel:
Manche Menschen empfinden es als gerecht, wenn jeder Mensch den gleichen Geldbetrag an Steuern zahlt. Schließlich hat auch jeder den gleichen Zugang, die Dienste des Staates in Anspruch zu nehmen.
Manche Menschen empfinden es als gerecht, wenn jeder Mensch den gleichen Anteil seines Einkommens an Steuern zahlt. Schließlich tun sich Menschen mit mehr Einkommen leichter, einen gewissen Geldbetrag zu entrichten.
Manche Menschen empfinden es als gerecht, wenn jeder Mensch den gleichen Anteil seines Vermögens an Steuern zahlt. Schließlich kann jener mit mehr Vermögen leichter aus einen gewissen Geldbetrag verzichten.
Manche Menschen empfinden es als gerecht, wenn Menschen mit mehr Einkommen nicht nur einen größeren aliquiten Geldbetrag Steuern zahlen, sondern überproportional mehr. Bei doppeltem Einkommen nicht doppelte Steuern, sondern drei- oder sogar vierfache. Schließlich bleibt ihnen dennoch immer noch mehr übrig.
Nun, wie haben hier 4 verschiedene Szenarien, die alle ihre nachvollziehbare "Gerechtigkeit" beinhalten. Recht hat nicht die Möglichkeit, mehrere für sich als gerecht zu betrachtende Varianten zur Wahl zu stellen. Es gilt eine der plausibel gerechten Versionen, die anderen nicht. Manche mögen diese subjektiv als ungerecht empfinden oder vielleicht auch alle (die Armen wollen eventuell, dass nur die Reichen Steuern zahlen, die Reichen wollen eventuell, dass jeder den gleichen Geldbetrag an Steuern zahlt), aber dennoch beinhaltet es Gerechtigkeit- wobei lediglich manchen (im Extremfall auch allen) der subjektive Zugang fehlt.
Ist nichts neues für mich, habe darüber auch viel nachgedacht, ein fast unlösbares Problem. Denn Gerechtigkeit ist immer ein individuelles subjektives Empfinden.
Wenn das Licht im Auge brennt, liegt es nicht am Exkrement.
Was ist rot und klebt am Traktorsitz ? Eine alte Bauernregel.