Zeitverschwendung?
Ich habe Philosophie studiert. Häufig begegnet mir das Ärgernis, dass in der Gesellschaft, in der ich lebe, kein Platz für einen ruhigen, wohl formulierten Gedanken ist. Doch wohin mit den detailliert ausgearbeiteten Pamphleten und Essays, wohin mit all dem Gedankenmüll? Soll ich sie in die Schubladen stecken, und jeden hundertsten Tag hervor holen, um mich dann an ihnen erfreuen? Das befriedigt nicht. Auch nicht, wenn man im Kreise der Seinen ist.
Philosophen stehen mit dem Rücken zur Wand, weil Gedanken nunmal einen geringen Shareholdervalue haben. Es sei denn, man arbeitet in neoliberalen Thinktanks an der Zersetzung der Sozialsysteme, ja, dann kann man einen Philosophen gut brauchen, denn er kann gut reden und schreiben, er kann die Leute belügen, ohne, dass sie es merken, er kann sie verarschen, und ihnen ein gutes Gefühl dabei vermitteln. Verzichtet auf eure Bürgerrechte, ihr tut es für einen edlen Zweck!
Ist Philosophie nun eine Zeitverschwenung - eine sinnlose noch dazu? Es reizt mich das Wörtchen "sinnlos" zu kalibrieren, aber da ist es wie mit der Masturbation; manche Dinge verbleiben besser im Privaten. So auch die Philosophie. Sinnlos mitnichten, bereitet sie doch dem, welcher sie betreibt, eine große Freude. Wird sie von der Allgemeinheit honoriert und gewürdigt? Nein!