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Die Leichtfertigkeit mit der mit Menschenleben umgegangen wird

AW: Die Leichtfertigkeit mit der mit Menschenleben umgegangen wird

Hallo Wahrer,

in erster Linie möchte ich einige Worte zu meinem irritierten Ton von gestern sagen.
Verstehe dies bitte als stellvertretend für eine Entschuldigung. Denn mich zu entschuldigen weil ich heftig reagiere wenn man so unwissend und leichtfertig über einen SS-Soldaten der in der Vernichtungsmaschinerie der Nazis arbeitete zu sprechen, dies hier zu vernehmen, ist für mich unerträglich – und ich darf darauf empört reagieren.

Darfst du natürlich, nur solltest du Verharmlosung nicht der Glorifizierung gleichsetzen, wie das heutzutage allzusehr in Mode ist. Es gilt hier eine Distanz zu diesen Ereignissen aufzubauen, um darüber so urteilen zu können, wie wir es über den Rest der Geschichte zu tun versuchen. Dass die Judenverfolgung so in Deutschland passierte, und man dir eingetrichtert hat (jeder bildet sich irgendwann ein, selbst so zu glauben, aber das kaufe ich nur wenigen ab), dass du eine Mitverantwortlichkeit hättest, dass besonders dieses Ereignis immer nur auf eine Weise dargestellt wird, ist meiner Meinung nach reichlich egal in einer Debatte in der es um grundsätzlicheres geht.

Ist zu befürchten, dass der Dialog zwischen der älteren Generation und einen Teil der jüngeren, sich schwieriger gestaltet je mehr Zeit vergeht? Ich hoffe das nicht.

Ich auch nicht, aber es soll nicht an mir liegen, dass man z.B. seine Großeltern wegen ihrem Handeln im Krieg verteufelt... Die 68er Generation hat dieses unrühmliche Verhalten schon weit genug und lang genug betrieben.

Wer aber die Zeit nicht erlebt hat, sollte meines Erachtens erstmal sich mit den grauenhaften Geschehnissen befassen, bevor er über die Liebe eines aktiv Mitwirkenden spekuliert.

Aber das zu tun wird doch ein jeder Deutscher sowieso gezwungen, sogar außerhalb der Schule. Es vergeht doch kein Monat an dem man in den Nachrichten wieder von einer Gedenkveranstaltung hört, und in der Schule erst.... Nein, ich denke von der Seite wurden wir allesamt genügend beschallt.

Ich bin gerne bereit über die Banalität des Bösen (Hannah Arendt über Adolf Eichmann) nachzudenken, nicht aber über die Liebe die dem Akt der Vernichtung innewohnt – oder parallel zu ihm besteht.

Warum nicht? Damit übergehst du doch Faktoren, die sehr wichtig zum Verständnis der Geschehnisse in der Welt und zur Natur des Menschen sind. Vernichtung ist so alltäglich, dass man alle ihre Ursachen begreifen sollte, auch wenn sie einem als widersprüchlich und traurig erscheinen.


Mir kommt dies sehr in die Nähe einer gefährlichen Verharmlosung, eines unter ferner liefen solch einmaliger Tragödien wie Auschwitz und die anderen KZs es waren. Und dies werde ich nicht zulassen – so wie es keiner zulässt der mehr oder weniger davon betroffen war und dessen Leben davon geprägt geblieben ist.

Durch letzteres müsstest du aber auch jenen Gehör verschaffen, die auf der anderen Seite der Opfer (deutsche Kriegsopfer zB) schmerzliche Verluste erlitten, und es zB nicht zulassen wollen, dass man diese Verluste verharmlost oder gar von schwerer Mittäterschaft spricht, die ihre Tode ja rechtfertigen würde.

Und weil man das eben immer drehen kann wie man will, würde ich das Betroffenheitsgehabe insgesamt sein lassen, und einfach nur versuchen die Fakten, soweit greifbar, gegenüberzustellen und Leid gleich Leid setzen, ohne so etwas wie "das ist so böse gewesen, dass nichts, aber auch überhaupt garnichts im ganzen Universum es rechtfertigen kann" zu sagen, denn das wäre eine Kurzsichtigkeit, die einen vor Objektivität hindert.

Jetzt noch sehr kurz zum Problem des Verhaltens und warum eine Theorie die menschliches und tierisches Verhalten in nächster Nähe rückt oder tierisches Verhalten auf dem Menschen überträgt, nicht haltbar ist.
Das Verhalten kann nicht allein auf den Instinkt und auf das Angeborene reduziert werden – die alten Theorien nach denen menschliches Verhalten instinktiv und angeboren sei (die kamen aus der so genannte "Instinktbewegung"), wurden längst von modernen Theorien widerlegt.
Der wichtigere, bzw. viel größere Teil unseres Verhaltens kommt durch unsere Sozialisierung, allgemeiner ausgedrückt durch unsere Umwelt.
Und die ist natürlich ein Faktor den man auf dieser Weise, nur beim Menschen findet und im Tierreich ganz andere prägende Aspekte aufweist.
Es wurden dadurch neue Forschungsbereiche entwickelt, z.B. die Soziobiologie und die Populationsbiologie, und wie schon oben erwähnt: deren Ergebnisse im Tierreich unterscheiden sich stark von denen die beim Menschen festzustellen sind.

Gruß von Miriam

Dass der Mensch sehr stark von seiner Umgebung geprägt wird steht außer Frage, und das war mir schon klar. Nur finde ich, dass sich der Geist dem Körper in seinen Handlungsprinzipien sehr ähnlich verhält.

Was biologisch Jahrtausende zur Anpassung braucht (trial & error) geht bei geistigen Lernprozessen innerhalb von Minuten oder Jahren, bzw. Generationen.
Dennoch dient der Geist nur dem Körper und hat keinen Selbstzweck. Ich fände alles andere Überheblichkeit, die der christlichen und anderen Religionen ähnlich sieht.

Entspricht z.B. die Entwicklung von Kultur nicht dem Einfügen zusätzlicher Gensequenzen in das Erbgut als Ergebnis einer Anpassung an die Umgebung? Sind moralische Grundsätze in ihrer Ursache und Wirkung nicht etwas ähnliches wie eine ebensolche biologische Anpassung an die Umwelt?

Zumal die Triebkraft der geistigen Entwicklung im konkreten Fall auch nur durch körperliche Signale gebildet wird: Warum kann fast jeder Mensch dem Grundsatz "Füg andern das nicht zu, was du nicht willst dass man dir tu" zustimmen? Weil man dabei für gewöhnlich an eine Schlägerei denkt (ich zumindest) und ein jeder den Schmerz für gewöhnlich meidet... doch warum meidet er den Schmerz? Das nämlich ist eine rein biologische Sache.

Darum sehe ich auch weiterhin keine scharfe Grenze zwischen Geist und Körper, zwischen sozialer und biologischer Evolution und deren abgeleiteten Gesetzen (soweit wir sie erahnen können).


Es tut mir leid, aber ich kann deinen Formulierungen stellenweise nur sehr schwer folgen. (siehe Zitat - fette Hervorhebungen durch mich).

Ich versuch mal kurz die unterstrichenen Stellen etwas besser zu erklären:

Mit qualitativer Betrachtung wollte ich sagen, dass es ja in erster linie eine Art Gleichnis ist, und mehr als die genauen Umstände das Prinzip gilt, was sich ebenso in dem zweiten Beispiel widerspiegelt, was ich im letzten Beitrag hinzufügte.

Mit völlig unprovoziert wollte ich mein Ärgernis darüber bekunden, dass man noch immer nicht über die Zeit der Naziherrschaft reden kann, ohne dass einigen gleich wieder die Nerven reißen, wenn man es nicht als die dunkelste Stunde der Menschheit bezeichnet. Ich finde es ganz besonders ärgerlich, wenn das nicht in einem Antifa-Forum passiert, sondern an einem Ort, an dem angeblich die Objektivität und Neutralität großgeschrieben wird.

Der dritte Punkt ist hoffentlich folgend erklärt:

Es ist also doch reine Spekulation, es könnte so sein, dass...... Nur so, ohne Untermauerung durch eigene Erlebnisse bzw. Erfahrungen. Du stellst es dir halt so vor, dass es so sein hätte können.
Gut, damit habe ich kein Problem, denn ich kann es mir zwar nicht vorstellen, aber das liegt ja nur an unserer unterschiedlichen Fantasie.

Was Tiere an Leid empfinden und was sie sich dabei denken kann ich nicht wissen, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Vergleich mit Menschen da sinnvoll wäre.

Ich finde das nicht so schwer, da ich folgende Vergleiche grob ablaufen ließ:

Ein Tier verendet gelegentlich im Wettkampf (oft um ein Weibchen) durch Infektionen einer Wunde, oder durch ein abgetrenntes Glied, durch eine aufgerissene Bauchdecke, usw. Das sind alles Schäden am Körper die 100%ig auf den Menschen übertragbar sind. Nun stelle ich mir die Schmerzen davon grob am eigenen Leib vor, und versuche das mit den täglichen Hungerleiden und Folterungen der KZ-Häftlinge zu vergleichen (wobei mir nicht entgeht, dass ein erheblicher Teil der Restbevölkerung auch so genug allein durch Nahrungsknappheit zu leiden hatte, von den Kriegszerstörungen mal ganz zu schweigen). Der Vergleich wird immer Subjektiv bleiben, da selbst Menschen recht verschiedene Schmerzwahrnehmungen haben.

Wie, und wie stark Tiere solche Schmerzen empfinden weiß ich nicht, aber es geht darum, dass sie sich ähnliche Grausamkeiten zufügen wie Menschen das in angeblich "einmaligen" und "unvorstellbaren" (sorry, beide Wörter finde ich unpassend, übertrieben) Taten vollbringen.
 
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AW: Die Leichtfertigkeit mit der mit Menschenleben umgegangen wird

Eine direkte Antwort auf deinen Beitrag, Wahrer, kann ich schwer geben – zu weit klaffen unsere Lebenserfahrungen und auch Vorstellungen auseinander.

Das liegt natürlich auch am unseren großen Altersunterschied, an dem was du und ich ganz unterschiedlich erlebt haben.
Obwohl das nur eine Teilantwort oder Teilerklärung ist - ein noch junger Freund von mir befasst sich seit Jahren mit der Geschichte des Dritten Reiches – über ihm werde ich noch schreiben, wenn ich endlich mal das Thema welches mich zur Zeit am meisten beschäftigt hier behandeln werde, und zwar die Person von Thomas Harlan. Auch letzterer ist eigentlich schon seit einem ganzen Leben befasst mit dem Thema der Art wie man mit menschlichem Leben umgegangen ist. Das Thema hat ihn nicht losgelassen, ihn, der der Sohn von Veit Harlan ist, der Regisseur der im Dritten Reich unter anderen antisemitischen Propagandafilme auch "Jud Süß" gedreht hat.

Dies scheint wohl ein Riesenschlenker zu sein – und ist es doch nicht, denn es ist im Grunde genommen immer wieder die Suche einer Antwort auf die schwierige Frage: wie geht man mit der Vergangenheit um – hier mit einer besonders belastenden, die Geschichte des Dritten Reiches. Dazu gibt es keine Rezepte, keine Lösungsvorschläge, wohl aber die Verpflichtung aus dieser Vergangenheit Schlüsse zu ziehen. Und wie man das macht, ist sehr individuell – hat aber meines Erachtens immer mit dem Umgang mit Leben zu tun.

Als Antwort oder auch Fortsetzung des Themas, möchte ich hier über zwei Persönlichkeiten berichten, die auf ihrer Weise sich dem Thema Vergangenheit angenommen haben um gemeinsam eine Antwort zu finden. Die Voraussetzungen der beiden dafür sind fast unvorstellbar unterschiedlich.

Der eine ist Gottfried Wagner, Musikhistoriker und Urenkel von Richard Wagner, der andere ist Abraham Peck, Historiker, Sohn einer jüdisch-polnischen Familie die den Holocaust überlebt hat. Der Urenkel eines großen Antisemiten und der Sohn von Holocaustüberlebenden suchen gemeinsam eine Antwort und führen zu diesem Zweck 15 jahrelang einen Dialog. An dessen Ende erschien das gemeinsame Buch:
"Unsere Stunde Null – Deutsche und Juden nach 1945".

Darin sind die jeweiligen Familiengeschichten enthalten - doch der Anfang des Dialogs findet am ehemaligen Güterbahnhof Berlin-Grunewald statt – Bahnhof der seinerzeit der Anfang einer Reise in dem Tod war für 50.000 Juden die ins KZ verschleppt wurden.

Ich denke, dass die Überwindung von solch belastenden Lebensgeschichten eher gemeinsam, in einem ehrlichen aber schmerzhaften Dialog stattfinden kann. Und vielleicht liegt da am ehesten die Antwort zur Frage des Umgangs mit dem Leben.

Am Ende dieser 15 Jahre unternehmen beide zusammen eine sehr schmerzhafte Reise durch Deutschland und Polen auf der Suche nach den Ursprung der Familie Peck.
Und ihr gemeinsamer Blick richtet sich in die Zukunft, sie suchen gemeinsam nach Antworten um eine neue Tragödie zu vermeiden.

Dazu sagt der Holocaust-Experte Abraham Peck:

"Wir sind kein Täter, wir sind kein Opfer. Aber es gibt in der Tat auch die Frage, was für eine Stunde Null brauchen wir? Ich würde sagen, jetzt, innerhalb dieser Krise, dieser so genannte clash of civilizations, zwischen Westen und Islam, gibt es auch die Möglichkeit ein Nationalgespräch noch einmal anzufangen zwischen den drei leitenden Religionen der Welt, Christentum, Judentum und Islam."

Und der Musikwissenschaftler Gottfried Wagner sagt dazu:

"Wir glauben, dass wir Ansätze mit diesem Buch geben, wo wir sagen können, wir sind ein ganz kleines Stückchen eines schwierigen Weges gegangen, um sagen zu können 'unsere Stunde Null'."


Gruß in die Runde

Miriam
 
AW: Die Leichtfertigkeit mit der mit Menschenleben umgegangen wird

Hallo Miriam,

Das ist zwar tatsächlich nur eine mäßig befriedigende Antwort, aber ich gebe mir mühe deinen Standpunkt zu verstehen.

Sieh, ich habe nur ein Problem mit der Aussage, man müsse aus seiner eigenen Vergangenheit die richtigen Schlüsse ziehen: Es sollte klar sein, dass wir hier von einer Nation sprechen, und nicht einem Individuum. Somit verändert sich die Relevanz der Geschichte u.U. recht schnell. Mein Vater z.B. ist Mexikaner, Einwanderer. Er wunderte sich schon oft über das komische Verhalten der Deutschen wenn es um ihre Geschichte geht. Noch dämlicher findet er es, wenn er oder auch andere Länder gar gezwungen werden (sollen) alle Ansichten zu der Geschichte dieses Landes so zu teilen, wie sie von oben vorgegeben wird, mit Strafverfolgung sogar (ein barbarisch primitives Vorgehen)...

Mir wurde es dank seiner neutralen Sicht zu den meisten weltpolitischen Fragen (parteiisch ist er nur was die USA angeht, aber das ist als Mexikaner ja verständlich) ermöglicht, mich nicht so stark in den Schuldkult zwängen zu lassen, wie das beizeiten mit anderen der Fall ist. Der iranische Präsident sprach dies auch gelegentlich an: Was hat er, als Iraner, sich nicht sein eigenes Bild der Geschichte fremder Länder zu machen? Wir sind die vorbelasteten, die es schwer mit Objektivität haben...

Diese ganzen "Aufarbeitungen" der immer gleichen Art jucken die Jugend von heute fast garnicht, und das zurecht, da heute ganz andere Verhältnisse vorherrschen. Da es aber keinen Schalter gibt um einfach Neutralität zu diesen Fragen herzustellen, sehe ich es als meine Aufgabe mich als "Advocatus Diaboli" zu üben, und u.U. gezielt Vorteile von damals aufzuzählen sowie Relativierungen anzustellen, die überfällig sind. Und all das heißt eben nicht, dass ich mir der Nachteile nicht bewusst wäre oder sie gar leugne.


Zu diesem Zitat:

"Wir sind kein Täter, wir sind kein Opfer. Aber es gibt in der Tat auch die Frage, was für eine Stunde Null brauchen wir? Ich würde sagen, jetzt, innerhalb dieser Krise, dieser so genannte clash of civilizations, zwischen Westen und Islam, gibt es auch die Möglichkeit ein Nationalgespräch noch einmal anzufangen zwischen den drei leitenden Religionen der Welt, Christentum, Judentum und Islam."

Alles mit Gesprächen zu regeln klingt zwar immer ganz nett, vor allem gilt es ja auch als chic so ein paar Floskeln von sich zu lassen (bei vielen ist es oft nicht mehr), aber gerade in Konflikten solcher Größe wie des Zusammenpralls der Zivilisationen sind die Gründe des Konflikts einer Natur, die fast ausschließlich durch Machtfragen bedingt werden, und somit garkein ernsthaftes Interesse an einer Aussprache besteht.

Wenn sehr viele Bedingungen, gerade was Herrschaftssysteme und Medien anbelangt, heute anders wären, mag es möglich sein solche großen Probleme im Dialog zu regeln, aber die Bedingungen sind zu viele, als dass man mit allein solch einem Schluss wirklich vorankommt.


Um das ganze wieder etwas auf die philosophische Schiene zu bringen:

Ich glaube das Konflikte eine gesunde Erscheinung sind, und das Frieden nicht um jeden Preis gewahrt werden muss. Wenn die Evolution nach all den Jahrtausenden im Grunde nirgendwo eine komplett Friedliche Art erschaffen hat, denke ich, dass das seine Gründe hat, und diese Gründe werden von Lebenswissenschaftlern (Biologen, Anthropologen, Evolutionswissenschaftler, Archäologen etc.) einer nach dem anderen gefunden.

Ich bin zudem vom Studiengang her Chemiker, ich liebe die Naturwissenschaften und bin der Auffassung, dass in ihnen die Antwort auf eine Großzahl der großen Fragen der Menschheit liegt, und finde es umgekehrt unklug in allzu emotional orientierten "Wissenschaften" nach solchen Antworten zu suchen.

Ich bin darum Utilitarist und Sozialdarwinist (wobei ich hier Darwinismus mal gleich Evolutionslehre setze), und wenn ich mich nicht irre, erlaubt der Utilitarismus das Inkaufnehmen des Leides (weitergeführt also auch des Todes) Einiger für ein größeres Wohl. Es gibt keinen Ansatz der mit Logik oder empirischer Konsequenz dieses mein Weltbild ernsthaft attackieren konnte, obwohl ich da wirklich keine Diskussion mit wohlgebildeten Fremden, Kollegen und Freunden gescheut habe. Letztlich gingen doch eher den anderen die Argumente irgendwann aus, als ich nach einer echten Begründung für die Grundsätze ihrer Moralvorstellung fragte... Bis auf "ja das muss aber doch so sein" oder "Aber es ist doch falsch... irgendwie" und "ich weiß einfach nicht mehr... deine Argumente stimmen alle, aber irgendwie kanns doch nicht sein.. mir fällt jetzt auch nichts ein, aber..." kam da nicht viel.

Ich denke es passt noch zum Thema des Stranges, wenn ich darum bitte (alle) folgende Frage zu erörtern:

Ich will wissen mit welchem Recht die Menschenrechte in den Status einer Religion gehievt wurden, deren Anzweiflung (zumindest im "freien" Westen) unter Strafe gestellt worden ist, und warum es keine Initiativen gibt universalere Gesetze zu finden.


Gesetze, die auf unlogischen Ideologien fußen, führen stets zu deren Bruch und zumindest unterbewusster Ablehnung. Sie weiter aufrecht zu erhalten führt dann zu Tyrannei und Lüge, möge dies durch einen Rechtsstaat geschehen oder durch eine Diktatur.
 
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AW: Die Leichtfertigkeit mit der mit Menschenleben umgegangen wird

Kleiner Nachtrag, der mir grad noch einfiel:

Der Grund weshalb ich vorhin etwas empfindlich auf die ersten Reaktionen reagierte ist, dass ich zumindest in Foren schon allzu oft ruhige Diskussionen furchtbar eskalieren sah, sowie die alten unliebsamen Themen angesprochen wurden. Es war einfach der Teufel los, und argumentiert wurde kaum noch.

Ich nahm an hier müsse es möglich sein den Ton zu wahren, und ich bin glücklich, dass ich mich darin anscheinend doch nicht geirrt habe, danke, aber seid gewappnet, ich hab noch was aufm Kasten ;)
 
AW: Die Leichtfertigkeit mit der mit Menschenleben umgegangen wird

Ich nahm an hier müsse es möglich sein den Ton zu wahren, und ich bin glücklich, dass ich mich darin anscheinend doch nicht geirrt habe, danke, aber seid gewappnet, ich hab noch was aufm Kasten ;)

Hallo Wahrer!
Wir sind gewappnet. Sei sicher, dass du auch uns provozieren kannst, du musst nur die geeigneten Worte finden, die emotional treffen und wunde Punkte berühren. Denn genau dann eskaliert eine Diskussion, und genau damit muss jeder rechnen, der provokante Themen anreißt.

Ich versichere dir, dass ich garantiert explodiere, wenn du einen wunden Punkt bei mir erwischst. :reden: Und in deiner Ankündigung (meine Hervorhebung) ist ja auch schon deine Lust am Provozieren und am Aufruhr erzeugen erkennbar. Wir sind nämlich auch Menschen und bleiben nicht cool wie reine Denkmaschinen. :pcwut:

Ich bin schon gespannt, wie sensibel du auf unsere Antworten reagieren wirst.

:zauberer2
lilith
 
AW: Die Leichtfertigkeit mit der mit Menschenleben umgegangen wird

Hallo Wahrer!
Wir sind gewappnet. Sei sicher, dass du auch uns provozieren kannst, du musst nur die geeigneten Worte finden, die emotional treffen und wunde Punkte berühren. Denn genau dann eskaliert eine Diskussion, und genau damit muss jeder rechnen, der provokante Themen anreißt.

Ich versichere dir, dass ich garantiert explodiere, wenn du einen wunden Punkt bei mir erwischst. :reden: Und in deiner Ankündigung (meine Hervorhebung) ist ja auch schon deine Lust am Provozieren und am Aufruhr erzeugen erkennbar. Wir sind nämlich auch Menschen und bleiben nicht cool wie reine Denkmaschinen. :pcwut:

Ich bin schon gespannt, wie sensibel du auf unsere Antworten reagieren wirst.

:zauberer2
lilith

Gruß Lilith,

Nah, solang ich erkenn, dass ich noch was neues lernen könnt, geh ich das so gemächlich an, wie ich glaub, dass es für die Beteiligten (oder zumindest die, von denen ich noch Antworten erfahren will) erträglich ist. Einfachere Leute, von denen ich mir eh nix neues erwarte, verschrecke ich dann schon durchaus ganz gern aus Spaß an der Freud'.

Euch kenn ich ja noch nicht so gut, drum wart ich erst noch ab, aber ganz sicher ist hier die Wahrscheinlichkeit deutlich höher etwas neues, interessantes kennenzulernen, als zB bei einem Beliebigen auf der Straße.

Hehe, einmal hab ich mit nem betrunkenen, ungebildeten jungen Mädchen (15-16 rum glaub ich) über etwas ähnliches wie hier quatschen wollen (ging mir ja nicht drum rum sie aufzureißen oder so), das ging so schief wie's nur schief gehn konnte... aber irgendwie wars doch lustig.

Ich hab das ganze auch schon in internationalen Foren gemacht, um zu sehen wie die verschiedenen Nationalitäten drauf reagieren... mit Amis habe ich da recht gute Erfahrungen gemacht, vor allem mit Soldaten. Bei Deutschen waren die Erfolge fast nur in der Familie und unter ein paar Unikollegen zu verzeichnen, übers Internet kann man ja nicht wirklich grundlegende Überzeugungen angreifen, aber man kann neue Argumente kennenlernen. Und eben die hoffe ich hier noch zu finden.

Das mit der Behauptung, der Mensch und das Tier seien zu verschieden um solche Vergleiche, wie ich sie heg', anzustellen ist so etwas, wo ich gern mehr erfahren würd.
 
AW: Die Leichtfertigkeit mit der mit Menschenleben umgegangen wird

hallo,

will mich ja nicht einmischen, aber ich glaub wir sind vom Thema abgekommen.


:reden:
 
AW: Die Leichtfertigkeit mit der mit Menschenleben umgegangen wird

hallo,

will mich ja nicht einmischen, aber ich glaub wir sind vom Thema abgekommen.

Teilweise ja, ich glaub aber dass der Tier-Mensch vergleich recht wichtig ist für das eigentliche Thema, da dadurch geklärt wird, ob es tatsächlich leichtfertig ist wie mit dem Leben umgegangen wird, oder ob es nicht ganz normal und natürlich ist.
 
AW: Die Leichtfertigkeit mit der mit Menschenleben umgegangen wird

hallo,

will mich ja nicht einmischen, aber ich glaub wir sind vom Thema abgekommen.


:reden:

Danke dir Ronald,

ich habe einige Male versucht zum Thema wieder zurück zu leiten, siehe auch meinen Beitrag #42 der doch hinweisen sollte auf die Schwierigkeit aber auch auf die Wichtigkeit eines Neubeginns, nachdem mit Menschenleben so barbarisch umgegangen wurde wie im Dritten Reich.

Es scheint mir tatsächlich, dass im Grunde genommen Wahrer diese Kernaussage des Themas nicht versteht, bzw. kein Interesse daran hat.
Weiter werde ich hier nicht schreiben - eben wegen dieser ständigen Störungen.

Gruß

Miriam
 
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AW: Die Leichtfertigkeit mit der mit Menschenleben umgegangen wird

Um wieder aufs ursprüngliche Thema zurück zu kommen:

Es ist natürlich schockierend, was sich da in Lörrach abgespielt hat, aber was kann man anderes erwarten, wenn man seinen Selbstmord, ob er nun wirklich geplant ist, oder nur als Hilferuf zu werten ist - auf dem belebtesten Platz der Stadt vollziehen will???
Ich glaube, dass das Gros der "Zuschauer" schockiert war und hoffte, dass diese junge Frau doch nicht springt. Ein Fehler ist es, den Mob nicht miteinzukalkulieren, der sich an solchen Situationen ergötzen kann und alles versucht, damit ihm dieser versprochene Kick nur ja nicht entgeht.
Trotzdem ist es falsch, aufgrund der Handlung Einiger auf das menschliche Verhalten generell zu schließen.
Es gibt das wissenschaftlich belegte "By-Stander-Syndrom", dass uns dazu veranlasst, bei Katastrophen, Unglücken ect. zuzuschauen, anstatt helfend einzugreifen. Je mehr Opfer zu beklagen sind, und je blutiger es ausgeht, desto befriedigter können wir nach Hause gehen und davon erzählen, was wir heute alles erlebt haben.
Es mag hart klingen, aber wenn es diese Frau wirklich ernst gemeint hätte, hätte sie eine andere, intimere Todesart gewählt und sich nicht auf den Rathausturm gestellt.
Menschen, die wirklich den Freitod wählen, nehmen den Fön mit in die Badewanne, nehmen Tabletten oder stürzen sich von Brücken.
Aber in dem Moment, wenn ich mich zur Rush hour auf den Rathausturm stelle, muss ich damit rechnen, dass man mich zum Springen auffordert.

So zynisch es auch klingen mag, aber vielleicht bringt gerade dieses offen bekundete Menschenverachten und die Sensationsgier Einiger den vermeintlichen Selbstmörder dazu, sein Vorhaben nochmal zu überdenken.
Aber bevor ihr mich nun virtuell lyncht: Ich verurteile das Handeln dieses Mobs zutiefst, sehe aber darin auch das "normale", von Sensationsgier beherrschte Verhalten des Menschen - ein Verhalten, das immer schon vorhanden war, und durch Gruppendynamik verstärkt wird.

Rhona
 
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