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Die Folgen der Kurzsichtigkeit

Was für eine natürliche Selektion soll das denn sein? Weder hat der Mensch noch irgendein Raubtier zu fürchten, noch gibt es Grenzen bei der Nahrungsgewinnung (im Wesentlichen, und sicher: Noch nicht).

Habe ich doch beschrieben, die Wahrscheinlichkeit, dass aus einer befruchteten Eizelle ein Embryo wird und später ein Fötus, ist nicht so hoch wie man allgemein glauben möchte.
Die Evolution funktioniert ja vereinfacht gesagt über Mutation und Selektion, und wenn man bei der Geburt ist beginnt nicht erst dann der Selektionsdruck, sondern hat schon einen großen Teil hinter sich.


Selbst unsere Nahrung besteht aus Zuchtsorten, die Tiere, die Pflanzen. Die wilden Pendants Letzterer sind klein, sauer, bitter, faserig und wenig gehaltvoll. Und fast alle stammen nicht einmal von hier, sondern aus anderen Regionen der Welt. Darunter selbst Sorten, die zwar ursprünglich hier heimisch waren, aber die heutigen "wilden" Sorten stammen nicht von hier.
Ohne den Menschen wären die meisten der Zuchtsorten in der freien Natur nicht überlebensfähig. Sie würden entweder wieder zu ihren Ursprüngen verwildern, oder (wahrscheinlicher) verschwänden sie einfach. Die allersten Zuchtsorten des Menschen (Getreide) konnten überhaupt nur genutzt werden, weil der Mensch eine in der Natur nicht überlebensfähige, zufällige Mutation weiter gezüchtet hat.
Was soll an dem alles denn "natürlich" sein?

Selbst unsere Zuchttiere würden ohne den Menschen nicht existieren - und sehr schnell verschwinden oder sich erheblich verändern, wäre der Mensch mit einem Mal weg. Für manche Zuchttiere existieren die wilden Pendants nicht mehr - und man weiß nicht einmal wirklich genau, wie sie ursprünglich waren (Rind - und selbst das kam ursprünglich aus dem fruchtbaren Halbmond und nicht von hier). Als die Europäer erstmalig auf den amerikanischen Kontinent kamen, gab es dort keine Wildschweine.
Heutzutage gibt es sie dort. Sie entstanden (im Wesentlichen) aus entlaufenen Hausschweinen, die sich innerhalb von vllt. max. 100 Jahren in ihre Urform zurück entwickelten - offenbar kann eben in der Wildnis nur ein Wildschwein überleben, nicht aber ein Hausschwein.

Was ist an all dem denn "natürlich"?

Jedes einzelne Atom, aus denen etwas (beliebig, was das nun sein soll) besteht, stammt aus der Natur, hat diese nie verlassen und wird es auch nie.
 
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Jedes einzelne Atom, aus denen etwas (beliebig, was das nun sein soll) besteht, stammt aus der Natur, hat diese nie verlassen und wird es auch nie.

Durch so eine beliebige Definition des Naturbegriffs wird er wertlos - und so wird das Attribut "natürlich" sicher von den wenigsten, die es verwenden, verstanden.
Nach der Definition ist auch ein Auto "natürlich", oder ein Computer, sie bestehen ja schließlich auch aus Atomen.
 
Durch so eine beliebige Definition des Naturbegriffs wird er wertlos - und so wird das Attribut "natürlich" sicher von den wenigsten, die es verwenden, verstanden.
Nach der Definition ist auch ein Auto "natürlich", oder ein Computer, sie bestehen ja schließlich auch aus Atomen.

Würde ich nicht beliebig nennen. Was ist Natur eigentlich ? Wenn ein von der Spezies Turdus merula fabriziertes Gebilde natürlich ist, warum soll dann ein von der Spezies Homo sapiens sapiens fabriziertes nicht ebenso natürlich sein ?
Muss natürlich nicht, aber wenn nicht auch, dann bedarf es einer Erklärung.

Was genau reißt die Atome aus ihrer Natürlichkeit heraus, in einen außer- oder übernatürlichen Zustand ?

Wikipedia beschreibt Natur als "üblicherweise gemeint ist damit alles, was nicht der Mensch geschaffen hat". Nur, was schafft der Mensch ? Was kann er tatsächlich erschaffen ?
Was bei einem Auto hat er erschaffen ? Sämtliche Atome waren schon da. Was er gemacht hat, ist sie umzuordnen. Eine Anordnung ist aber etwas, was erst durch ein Subjekt wahrgenommen werden kann. Das macht aber die Komponente, was der Mensch an bzw bei einem Auto erschaffen hat, wieder nur für den Menschen relevant. Für eine Ameise existiert ein Auto als solches nicht, sie kann es nicht als solches erkennen. Was aber wiederum bedingt, dass das "unnatürliche" nur in der Geisteswelt des Menschen, die selbst vom Menschen erschaffen wird und daher selbst unnatürlich sein muss, existiert.

Insofern gäbe es keine Grenze zwischen natürlich und unnatürlich, sondern beide sind unzusammenhängende Begriffe wie "Kreisumfang" und "Nationalratswahl". Zwischen denen gibt es keine Grenze, an deren einen Seite der Kreisumfang, der anderen Seite die Nationalratswahl steht und ein Aussage in der Art "Der Kreisumfang hat sich von der Nationalratswahl entfernt" oder "Die Entität X hat sich vom Kreisumfang weg in Richtung Nationalratswahl bewegt" inhaltslos erscheinen lässt.
 
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Ich kann mir noch vorstellen, dass du, vorausgesetzt der Naturbegriff von Wikipedia meinst, dass der Mensch seine Umwelt immer mehr selbst konstruiert.
Er wohnt nicht mehr in nicht vom Menschen erschaffenen Wäldern, sondern in von Menschen erschaffenen Städten. Soweit kann ich mitgehen, auch wenn die
Definition "Natur ist, was nicht vom Menschen erschaffen ist", auch willkürlich erscheint.

Aber gut, ich sagte ja, vorausgesetzt.
Wie verhält es sich aber dann mit einer Biene, die zeitlebens ihren Stock, also eine von ihrer eigenen Spezies konstruierten und erschaffenen Umwelt nie verlässt ?
Ist auch sie abgekoppelt von ihrer Natur (ihr Naturbegriff müsste ja analog "Natur ist alles, was nicht von Bienen erschaffen wurde" sein) ?
 
Überraschende "Folge der Kurzsichtigkeit": Es gibt keine Natur mehr. Schade eigentlich. :lachen:

Ja, wer Worte gekonnt und kreativ aneinder reihen kann, der ist klar im Vorteil: Nach Belieben kann jede Problematik zum Verschwinden gebracht oder zumindest unter einem Haufen Buchstaben verdeckt werden.
 
Man kann auch einen Kaiserschnitt mit "möglichst wenig Intervention" ausführen.
Aber, das unterscheidet nicht "natürlich" von "unnatürlich" und der Ausdruck "möglichst wenig" ist für eine Abgrenzung von natürlich versus unnatürlich zu schwammig.

Die Menschen sind Jahrtausende lang auf natürliche Weise zur Welt gekommen, und wir sind ja immer noch hier, also scheint das doch zu funktionieren. Was seit dem letzten Jahrhundert neu dazugekommen ist, ist die Industrie der Angst, bei diesem Thema, genau so wie bei allen anderen. Man kann natürlich auch darauf verzichten, regelmäßige Untersuchungen zB. mit Ultraschall etc. zu machen (welche auch schon verstörend für das Ungeborene sein können) und man kann sein Kind auch zu Hause auf die Welt bringen anstatt im KRANKEN-Haus (sehr symbolisch), ABER wenn dann etwas schief gehst, dann bist DU schuld, und das willst du doch nicht. Ich kann das ja sogar verstehen. In einer Gesellschaft, in der ALLE Angst haben und sich davon leiten lassen, auch wenn dadurch dem Kind schon vor der Geburt das Leben verpfuscht werden kann, ist dieses Verhalten NORMAL.

Naja, "dies ist möglich", "das ist möglich" .... gibt es dafür irgendwelche handfesten Belege ?
Irgendwie denkbar ist Vieles, aber gegen das Ausufern solcher Ansätze gibt es Ockhams Rasiermesser.

Dieses Interview mit einer Hebamme ist ein guter Ansatz:


Du bist nicht verpflichtet, Hartz IV anzunehmen. Es ist eine Sozialleistung vom Staat, also ein Geschenk das dir die Gesellschaft bietet, weil der Staat Verantwortung für dich und dein Überleben übernimmt, auch wenn du ihm ins Gesicht spuckst.
Willst du ihm das jetzt auch noch vorhalten ?

Du willst nicht Teil des Systems sein, bist es aber zwangsweise, wenn du in Deutschland bleibst. Warum verlässt du Deutschland nicht, wo du doch noch gerne nicht Teil des System wärst ?
Klingt irgendwie nach "Ich halte meine Eltern für das Letzte, aber deren freie Kost, Logis und das Taschengeld nehme ich gerne, ich muss ja auch von was leben !"

Ich spucke niemandem ins Gesicht und ich lebe auch nicht von Hartz IV. Ich habe ja gesagt, dass ich arbeite und gerne arbeite. Aber durch unsere Steuern unterstützen wir ja zwangsweise das politische System, ob wir das nun ablehnen oder nicht. Genau so wie wir mit der GEZ unsere eigene Gehirnwäsche finanzieren. Natürlich zwingt mich niemand, die Lückenpresse zu konsumieren, aber wenn man umgeben ist von Menschen, die alles glauben, was im Fernsehen gesagt wird, muss man ja mitverfolgen, was dort verbreitet wird, weil man sonst nicht wissen kann, was die Allgemeinheit gerade glaubt. Und auswandern? Will ich nicht. Ich habe trotz allem noch Hoffnung, dass sich irgendwann eine Lösung für diese verfahrene Situation finden wird, vielleicht haben wir es hier tatsächlich mit einem exponentiellen Wachstum zu tun und wenn die kritische Masse erreicht ist, wird es dann auch auf einmal sehr schnell gehen.

Das sagen in der Regel nur die, die noch nie ein Leben als Jäger und Sammler gelebt haben. Wären sie dann wie Tom Hanks im Film "Cast away" gezwungen tatsächlich so zu leben, ist spätestens am dritten Tag Schluss mit dieser romantisch verklärten Vorstellung. Und dort gibt es nicht einmal einen Winter.....

... und was empfindet Tom Hanks, als er zurück in der Zivilisation ist? Die Szene, in der er desillusioniert das Feuerzeug anmacht, als Kontrast zu der legendären "Ich habe Feuer gemacht" Szene? Ist er heilfroh, wieder zurück zu sein? Nein. Natürlich hat er jetzt wieder alle Vorzüge unserer modernen Welt, aber was er nicht mehr hat, ist ein natürliches Leben. Was noch dazu kommt, ist, dass ich nicht an Zufälle glaube: Wenn ich einen Flugzeugabsturz als einziger überleben würde, und dann vier Jahre auf einer einsamen Insel verbringen würde, dann wäre ich mir ganz sicher, dass das Universum mir etwas damit sagen will. Hier sind wir von soviel Bullshit umgeben, dass wir darin ertrinken. Ich ertrage zum Beispiel nicht mal einen einzigen Werbespot, Werbung verursacht mir körperliches (!) Widerstreben und ich muss die Gehirnwäsche abschalten oder den Raum verlassen. Und das ist ja nur die Spitze des Eisberges. Weiter geht es mit irgendwelchem trivialen Geplapper im Radio oder Werbeplakaten etc. Das alles spricht das von der Gesellschaft in uns hineinprojizierte falsche Selbst an, deshalb kann ich es nicht ertragen, weil ich diese Manipulationsversuche körperlich wahrnehme. Auf einer einsamen Insel mitten im Ozean gibt es ZERO Bullshit. Hört sich für mich nach einer realistischen Möglichkeit der spirituellen Erleuchtung an.

Intuition hat ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen. Je konkreter, kleiner, persönlicher und überschaubarer das Szenario, umso eher liefert sie hilfreiche einen hilfreichen Beitrag.
Bei komplexen, abstrakten Szenarien versagt es mitunter vollständig. Und die Zivilisation ist eines des größten, unpersönlichsten und unüberschaubarsten Szenarien. Insofern mag dir
deine Intuition zu einer Meinung verhelfen, aber deren Qualität ist eine völlig andere Frage.

Volle Zustimmung. Kann sein, dass ich komplett falsch liege. Kann sein, dass ich auf lange Sicht irgendwann in der Herde aufgehen werde. Es kann alles sein. Selbst Tyler Durden in Fight Club sagt an einer Stelle: "Ich könnte mich irren. Vielleicht ist alles ein schrecklicher Irrtum". Niemand weiß, ob ihm nicht Informationen fehlen oder er durch persönliche Erlebnisse, etwa Traumata, beeinflusst wird. Das kann keiner ausschließen. Genau so wenig kann aber die Gegenseite ausschließen, dass sie unrecht hat.

Im Grunde ist es ja das, was mich so sehr am gegenwärtigen Mainstream stört: Die absolute, totale und allumfassende Unfähigkeit, sich einzugestehen, dass man sich irren könnte. Ich habe kein Problem damit, zuzugeben, dass ich falsch liegen könnte. Die Gegenseite ist dessen unfähig und das ist ihre größte Schwäche.

Das spricht für einen sehr starken inneren Zwist, dem du ausgesetzt bist.
Hast du vor diesen alleine, oder eher mit fachlich versierter Hilfe zu lösen ?

Das Problem ist, dass jeder diesem Zwist ausgesetzt wäre, wenn er nur soweit in sich hinein blicken könnte, um das falsche Selbst zu erkennen, dass von der Gesellschaft hineinprojiziert wird. Da aber der Großteil der Menschen extrovertiert ist und zwar heutzutage extrem extrovertiert, ist das schon mal gar nicht möglich. Und Introvertiertheit kann man - logischerweise - niemandem aufzwingen, es ist vermutlich das Einzige, was man mit absoluter Sicherheit niemandem aufzwingen kann. Ist man aber introvertiert, kann man gar nicht umhin, es zu erkennen. Man merkt dann ganz klar, wann von außen das falsche Selbst angesprochen wird (Extrembeispiel: Werbespots, aber auch hypnotisierend endlos wiederholte "Fakten" in den Nachrichten) und dann kann man die Situation nicht mehr ignorieren. Once you have seen it, you cannot un-see it. Will ich diesen Zwist auflösen? Natürlich. Nur, wie soll das gehen? Die blaue Pille gibt es im echten Leben nicht, genau so wenig wie die rote. Entweder man sieht es, oder man sieht es nicht.

Es ist nicht eingetreten durch von oben angeordnete Zwangsmaßnahmen, sondern weil die Menschen freiwillig und von sich aus ihre Daten für jeden Stuss hergeben.

Genau so wie sie freiwillig und von sich aus alle möglichen Zwangsmaßnahmen mitmachen, die am Ende in einer Hyperinflation enden werden, und dann werden sie freiwillig und von sich aus sagen können: Wenn wir das gewusst hätten, dann hätten wir anders gehandelt. Die Freiwilligkeit kann kein Maßstab mehr sein, weil wir alle so manipuliert und in Angst versetzt sind, dass wir nichts mehr wirklich frei-willig tun können.

Die Urknalltheorie ist, wie viele andere naturwissenschaftliche Theorien auch, keine isolierte, für sich allein stehende Behauptung. Sie fußt gleich auf einer ganzen Reihe wissenschaftlicher Erkenntnisse und Messungen - aus dem Allerkleinsten (den Atomen und darunter) genauso wie dem Allgrößten (der Sterne und dem Kosmos).
Sie zu negieren, bedeutet nicht nur, den Urknall zu negieren.
Es würde auch bedeuten, dass alle zu ihr hinführenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse falsch wären, die Mathematik falsch, die Aussagenlogik und/oder das Prinzip von Ursache und Wirkung.

Mal eine wirklich ernst gemeinte Frage an dich: Was ist denn deiner Meinung nach das Endziel der Wissenschaft? Ist es eine Formel im Stil von e=mc2. Ist es ein Buch von einem Stephen Hawking 4.0, das alles erklären wird? Oder wird es nicht vielleicht doch irgendwann darauf hinauslaufen, dass man das Spirituelle im weitesten Sinne, also sagen wir mal ganz abstrakt: Das Bewusstsein - nicht mehr ignorieren können wird?

Man sollte außerdem nicht aus den Augen verlieren, dass jede Wissenschaft nur Modellcharakter hat: Die Landkarte ist nicht die Landschaft.

Und genau da setzt meine obige Frage an: Wird die Landkarte irgendwann einfach nicht mehr genügen. Ist "die Landschaft" vielleicht das Bewusstsein oder der Geist als solches?
 
Die Menschen sind Jahrtausende lang auf natürliche Weise zur Welt gekommen, und wir sind ja immer noch hier, also scheint das doch zu funktionieren. Was seit dem letzten Jahrhundert neu dazugekommen ist, ist die Industrie der Angst, bei diesem Thema, genau so wie bei allen anderen. Man kann natürlich auch darauf verzichten, regelmäßige Untersuchungen zB. mit Ultraschall etc. zu machen (welche auch schon verstörend für das Ungeborene sein können) und man kann sein Kind auch zu Hause auf die Welt bringen anstatt im KRANKEN-Haus (sehr symbolisch), ABER wenn dann etwas schief gehst, dann bist DU schuld, und das willst du doch nicht. Ich kann das ja sogar verstehen. In einer Gesellschaft, in der ALLE Angst haben und sich davon leiten lassen, auch wenn dadurch dem Kind schon vor der Geburt das Leben verpfuscht werden kann, ist dieses Verhalten NORMAL.

Nun, vor Jahrtausenden war es üblich, dass Frauen 7 oder mehr Kinder hatten. Und dennoch änderte sich die Weltbevölkerungszahl praktisch nicht.
Warum ? Weil von diesen 7 Kindern im Schnitt nur 2 alt genug wurden, um selbst Kinder zu bekommen.
Was du hier als "Leben verpfuscht" anprangerst, ohne das jetzt konkretisieren zu können, scheinst du anscheinend gerne gegen eine Sterbewahrscheinlichkeit von 70% eintauschen zu wollen.
Ich denke nicht, dass dir hierbei viele Menschen zustimmen wollen.

Und selbst du scheinst ein Leben in der Zivilisation inklusive Zugang zum Internet einem "natürlichen" im Wald vorzuziehen.
 
... und was empfindet Tom Hanks, als er zurück in der Zivilisation ist? Die Szene, in der er desillusioniert das Feuerzeug anmacht, als Kontrast zu der legendären "Ich habe Feuer gemacht" Szene?

Einer, der nach einem Schlaganfall unter großer Anstrengung den ersten Schritt auf eigenen Beinen schafft, kann auch auf seine große Leistung stolz sein, während Schritte bei gesunden Menschen keine Glücksgefühle auslösen. Und dennoch möchte wohl keiner nicht mit ihm tauschen, er würde mit hoher Wahrscheinlich aber schon.

Diesbezüglich gibt es mehrere Sprichwörter:
Selbst wenn Wissen zum Problem wird, ist Nichtwissen auch keine Lösung.
Geld alleine macht nicht glücklich. Armut aber auch nicht.
 
Mal eine wirklich ernst gemeinte Frage an dich: Was ist denn deiner Meinung nach das Endziel der Wissenschaft? Ist es eine Formel im Stil von e=mc2. Ist es ein Buch von einem Stephen Hawking 4.0, das alles erklären wird?

Als Albert Einstein im Jahr 1905 die spezielle Relativitätstheorie und im Jahr 1915 die allgemeine Relativitätstheorie veröffentlichte, da hielten ihn viele noch für eine Art esoterischen Spinner der Physik. Als man aber im Jahr 1919 die von ihm vorhergesagte Lichtablenkung des Lichtes eines Sterns während einer Sonnenfinsternis messen und beweisen konnte - und das mit einer bislang unbekannten Genauigkeit - da war das eine öffentliche Sensation. Vor allem auch deshalb, weil man bis dahin in der Physik der Meinung gewesen war, die (klassische) Physik sei im Wesentlichen in ihrer Erforschung abgeschlossen.

Das macht die klassische Physik damit aber nicht ungültig. Für unsere irdischen Verhältnisse ist sie genau genug und liefert für die allermeisten Situationen Ergebnisse, die genau genug sind. Einstein kommt nur ins Spiel, wenn es um Bedingungen geht, die für uns auf der Erde i.d.R. keine Rolle spielen. Daher kann man sagen, dass die Newtonsche Mechanik eine Art Spezialfall einer größeren Theorie ist, der Einsteinschen eben.
Seit über 100 Jahren hat Albert Einstein Recht behalten (wie der extrem aufwändige Beweis der von ihm vorhergesagten Gravitationswellen vor wenigen Jahren wieder einmal zeigte (1)).
Aber auch Einsteins Theorie ist, aller Wahrscheinlichkeit nach, nur der Spezialfall einer größeren Theorie. Die gibt es noch nicht, oder wenn man die M-Theorie als diese ansehen will, dann ist sie bisher kaum verstanden.

Und immer dann, wenn man in der Wissenschaft glaubt, man hätte fast alles verstanden und feilte nur noch die Grate an ihr ab ... dann kommt etwas Neues, völlig unverstandenes auf. Seit wenigen Jahrzehnten rätselt man über die Dunkle Materie und die Dunkle Energie - und kommt zu der ernüchternden Erkenntnis, dass unser sichtbares Universum nur einen erschreckend kleinen Anteil des gesamten Universums auszumachen scheint.

Oder wird es nicht vielleicht doch irgendwann darauf hinauslaufen, dass man das Spirituelle im weitesten Sinne, also sagen wir mal ganz abstrakt: Das Bewusstsein - nicht mehr ignorieren können wird?

Das würde die Annahme eines "kosmischen Bewusstseins" bedeuten. Das wird von irgendwelchen New-Age-Autoren zwar immer wieder postuliert, bislang hat aber noch niemand dafür einen schlüssigen Beweis dafür vorlegen können. Zum aktuellen Stand kann ich da aber nicht mehr sehen, als schwammige Analogien. Aus der Tatsache, dass man den Goldenen Schnitt oder die Fibonacci-Folge oft in der Natur findet, lässt sich nicht zwingend ableiten, es handele sich um allgemeine kosmologische Prinzipien. Einen der wenigen, den ich in diesen Fragen halbwegs ernst nehmen kann, ist der englische Biologe Rupert Sheldrake - aber auch bei ihm hat man oft den Eindruck: Er stellt vielleicht die richtigen Fragen, aber das bedeutet nicht, dass er auch die richtigen Antworten gibt.

Auch die historischen Alchemisten hatten zwei Richtungen. Während die einen mystischen Zugang zur Alchemie in der Vervollkommnung des Alchemisten anstrebten, haben andere die Laborchemie immer weiter verbessert.
Von den Mystikern sind nur die allegorischen und verschlüsselten Dokumente der Zeit übrig geblieben, deren Interpretation unsicher und widersprüchlich ist und bei der selbst barocke Speziallexika nicht wirklich weiterhelfen. Daran ist auch einer der zwei größten Physiker überhaupt gescheitert: Isaac Newton hat sich zeitlebens auch mit der Alchemie beschäftigt und er gilt als der beste - und im Grunde letzte - wirkliche Alchemist.
Die Pragmatiker der Laborchemie unter den Alchemisten gelten aber als die Begründer der Chemie als Naturwissenschaft. Es ist ihr Werk, das weiterentwickelt wurde und am Ende die Zeiten überlebte, und nicht das der Mystiker (2).

Es ist immer einfach, sich auf den Standpunkt zu stellen: Der Materialismus hat sich durch gesetzt und ausgedient ... usw. usf.
Schwieriger ist es, darüber nachzudenken, warum dies so ist, vor allem dann, wenn es, wie im Fall der Alchemie historisch einmal mehr eine Wissenschaft war. Die Alchemie hat vor allem deshalb nicht überlebt, weil sie keine verlässlichen Voraussagen über reale Reaktionen machen kann, die Chemie dagegen schon.
Die Versprechen des Stein der Weisen, der Transmutation der Metalle u.a. sind eben solche geblieben, dabei ist die barocke Literatur zum Thema ziemlich umfangreich. Da kann man dann etwas lesen zu den zwei Wegen zum Stein der Weisen (einen "nassen" und einen "trockenen"), nur hat man schon damals darüber gerätselt, was ein Autor mit seinen Grafiken und den Begriffen "König", "Löwe", "Drache", "Hochzeit", "Merkurium" usw.usf. eigentlich meint, zumal ein anderer Autor ganz offenbar etwas gänzlich anderes damit aussagt.
Es soll noch heute den einen oder anderen Alchemisten geben, der darüber rätselt ...

Und genau da setzt meine obige Frage an: Wird die Landkarte irgendwann einfach nicht mehr genügen. Ist "die Landschaft" vielleicht das Bewusstsein oder der Geist als solches?

Nein, die "Landschaft" ist das Universum selbst.
Die Landkarte ist nicht die Landschaft.
Dennoch kann ich aber bei einer Wanderung die Landkarte zu Rate ziehen und sagen: Wenn ich jetzt in dem und dem Tempo da und da lang marschiere, dann werde ich dann und dann an der Berghütte ankommen. Und so ist es dann ja auch, auch wenn mir die Landkarte nicht das Gewitter vorhersagen kann, in das ich unterwegs gerate,


(1) Was Studenten in Princeton zum Anlass nahmen, der dort befindlichen Statue Einsteins ein Pappschild mit der Aufschrift "I told You so" umzuhängen.
(2) Auch wenn es heute noch "Wissenschaften" gibt, die man definitiv als Kind der Alchemie ansehen kann, z.B. die Homöopathie. Ich kann allerdings nicht behaupten, das ich etwas von ihr halte.
 
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Und immer dann, wenn man in der Wissenschaft glaubt, man hätte fast alles verstanden und feilte nur noch die Grate an ihr ab ... dann kommt etwas Neues, völlig unverstandenes auf. Seit wenigen Jahrzehnten rätselt man über die Dunkle Materie und die Dunkle Energie - und kommt zu der ernüchternden Erkenntnis, dass unser sichtbares Universum nur einen erschreckend kleinen Anteil des gesamten Universums auszumachen scheint.

Das findest du ernüchternd? Hier zeigt sich wieder unsere komplett unterschiedliche Denkweise. Ich finde gerade das sensationell und großartig. Es zeigt eben gerade, wie wenig wir naturwissenschaftlich überhaupt verstehen können. Wenn 96% des Universums offenkundig nicht materiell sind, sollte da nicht auch dem härtesten Materialisten ein Licht aufgehen? Was ist an der Idee so abenteuerlich, dass es sich bei diesen 96% mysteriöser Substanz um etwas Geistiges handelt, etwas was wir nicht oder noch nicht messen können, was dem menschlichen Bewusstsein ähnelt? Denn dieses können wir ja auch nicht messen.

Das würde die Annahme eines "kosmischen Bewusstseins" bedeuten. Das wird von irgendwelchen New-Age-Autoren zwar immer wieder postuliert, bislang hat aber noch niemand dafür einen schlüssigen Beweis dafür vorlegen können. Zum aktuellen Stand kann ich da aber nicht mehr sehen, als schwammige Analogien. Aus der Tatsache, dass man den Goldenen Schnitt oder die Fibonacci-Folge oft in der Natur findet, lässt sich nicht zwingend ableiten, es handele sich um allgemeine kosmologische Prinzipien. Einen der wenigen, den ich in diesen Fragen halbwegs ernst nehmen kann, ist der englische Biologe Rupert Sheldrake - aber auch bei ihm hat man oft den Eindruck: Er stellt vielleicht die richtigen Fragen, aber das bedeutet nicht, dass er auch die richtigen Antworten gibt.

Ich kenne Sheldrake und seine Theorie des morphogenetischen Feldes. Hochinteressant. Ich denke, dass es irgendwann darauf hinauslaufen wird, dass die materialistische Generation der Wissenschaftler aussterben wird und wenn dann Leute wie Sheldrake dieselben Budgets bekommen werden wie heutige Forscher am CERN zum Beispiel, dann wird die Wissenschaft erst richtig losgehen.

Es ist immer einfach, sich auf den Standpunkt zu stellen: Der Materialismus hat sich durch gesetzt und ausgedient ... usw. usf.
Schwieriger ist es, darüber nachzudenken, warum dies so ist...

Ich denke, der Materialismus musste sich durchsetzen, nachdem für Jahrhunderte die Theologen bestimmt hatten, was die Wahrheit ist. Ich sehe den Materialismus als Überreaktion auf die Theokratien der vergangenen Jahrhunderte. Verständlich, wenn man bedenkt, was im Namen der Theologie alles verbrochen wurde. Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist auch der Materialismus überholt. Er ist jetzt das gleiche wie früher die Religion, nur dass der Scheiterhaufen ersetzt wurde durch Denunziation, Lächerlich machen und ausgrenzen. Es wird Zeit, auch diese Phase der Geschichte zu überwinden.
 
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