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Die Entstehung des irdischen Seins

An Soraya:
Auf diesem Wege kommst du nicht weiter. Du musst die Sache empirisch angehen. Wenn man die Welt unvoreingenommen betrachtet, also aus der Sicht eines Fremden, Außerirdischen, dann bleibt nichts von dem, was wir Menschen als wahr erachten. Wir sehen zwar mit unseren Augen in die Welt und sehen dennoch nichts. Wir glauben alles zu verstehen bzw. erforschen zu können, aber wirklich wissen tun wir nichts.
Wir Menschen sind gebunden an unsere begrenzten Sinnesorgane und Gehirnfunktionen und aus diesen entnehmen wir die Erklärung für die Ursachen und Hintergründe unseres Daseins. Das nenne ich Hybris. Wir gehen davon aus, dass wir mittels unseres Katzenverstandes alles erklären können. Aber das leistet unser Gehirn nicht. Was unser Gehirn leistet, entspricht eher dem eines höher entwickelten Tieres. Viel mehr kann unser Gehirn nicht leisten. Wir können zwar ganz gezielt die Gedanken steuern und Rückschlüsse und Schlussfolgerungen ziehen, aber das war's dann auch schon.

Ich denke auch, dass es vorteilhaft ist, bzw. wäre, sich die Welt und das was hier auf der Welt vor sich geht, möglichst unvoreingenommen zu betrachten, aber da wir alle ein winzig kleiner Teil von dem Ganzen sind, können wir uns natürlich auch nicht ganz von dem lösen, zu dem wir gehören. Es gab jedoch immer schon einzelne Menschen, die erkannt haben, dass wir uns völlig überschätzen und wahrscheinlich vieles fehlinterpretieren. Alles Mögliche und auch Unmögliche verstehen und erklären zu wollen, liegt jedoch in unserer Natur und ist vielleicht sogar der Grund dafür, dass hier so vieles verkehrt läuft.

Was erwartest du vom Menschen?
Der Mensch befindet sich entwicklungsbedingt auf einer ganz niederen Stufe. Aus anthroposophischer Sicht stammen wir nicht wie Darwin meinte vom Affen ab, sondern der Mensch setzte den Affen ab wie auch alle anderen Tiere, und zwar noch bevor er die Stufe des Menschseins erreichte.
Alles, was ihm auf dem Wege zum Menschen hinderlich war, hat er "abgeworfen". So sind die Tiere entstanden.

Außer im alttäglichen Leben, zumindest die normalen Umgangsformen zu beachten, erwarte ich nicht viel von den Menschen, sondern bin eher erschüttert, wenn ich sehe, was sie veranstalten und dass sie sich zu immer schlimmeren Egomanen entwickeln. Aber ich glaube nicht, dass der Mensch die Tiere "abgeworfen" hat, sondern dass wir tatsächlich von den Affen abstammen und die sich aus anderen Tieren, bzw. dass sich alle Lebewesen auf der Erde ursprünglich aus einem winzig kleinen Einzeller entwickelt haben. Die Frage ist nur, was bei der Entwicklung vom Tier zum Menschen schiefgelaufen ist, denn es gibt sicher kein anderes Lebewesen auf der Erde, dass so viel Schaden anrichtet, wie die Menschen es tun und sich sogar für etwas Besseres hält.

Und jetzt steht der Mensch auf der untersten Stufe des Menschseins.
Wenn du die Welt aus dieser Perspektive betrachtest, dann stellt sich die Frage nach Gott nicht mehr, denn dann ist völlig klar, dass Gott und die Welt eins sind. Was wir denken (können), ist nicht mehr maßgebend. Maßgebend ist, dass wir uns eins fühlen mit dem Weltganzen.
Es geht auch nicht darum, Gott zu erklären, sondern uns aufgenommen zu fühlen in der Welt. Wir können noch so viel spekulieren darüber, wo der Grund allen Seins liegt, es wird uns nicht weiterhelfen. Einmal, weil wir es nicht fassen könnten mit unserem kleinen Verstand und einmal, weil es unsere Lage nicht verändern würde.
Gott aber zu leugnen, wäre unklug. Denn solange wir keine bessere Erklärung für unser Dasein haben, müssen wir von einer höheren Existenz ausgehen. Woher diese kommt, ob sie sich selbst erschaffen hat oder schon immer war - das zu wissen bringt uns nicht weiter. Vielleicht werden wir es einmal wissen, aber jetzt können wir es noch nicht.
Was wir aber können, das ist, an unserer Entwicklung gezielt zu arbeiten. In jedem Menschen liegt nämlich ein verkümmertes Organ brach, das uns, wenn wir es reaktivieren, zu höheren Erkenntnissen befähigt. Wir würden dann vielleicht erkennen, dass außer unserer irdischen Welt noch eine andere Welt existiert, die wir mit unserem schwach ausgeprägten Bewusstsein (noch) nicht wahr nehmen können.

Es liegt mir fern, Gott zu leugnen, es sind nur die Interpretationen und Machenschaften der verschiedenen Religionen, denen ich nicht zustimme, bzw. die ich ablehne. Für mich steht Gott für die Liebe und das Gute und das steckt, wenn auch bei einigen sehr verkümmert, sicher in jedem von uns. Welches Organ meinst du mit dem, das verkümmert sein soll? Ich denke, dass unser Unterbewusstsein sehr viel mehr wahrnehmen kann, als das Bewusstsein unseres Daseins, aber da unser Dasein natürlich darauf ausgerichtet sein muss, sein Überleben zu bewältigen, ist es vielen nicht oder kaum möglich sich dem Unterbewussten zu öffnen und wenn man es tut, besteht durchaus die Gefahr, dass man sich in den Weiten dieser überirdischen Welt verliert und dadurch seine Existenz gefährdet. Ein gesundes Mittelmaß ist wohl auch diesbezüglich besser, als sich in einem der Extreme zu verirren.
 
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Aus aktuellem Anlass, befasse ich mich gerade mit der Frage, worin der Unterschied zwischen dem irdischen Dasein der kürzlich verstorbenen Queen Elisabeth II. von Großbritannien und dem eines "Normalbürgers" wie uns besteht. War ihr irdisches Dasein wertvoller als das der anderen Menschen und war es vielleicht sogar sinnvoller?

Der Personenkult, der zurzeit sogar über ihren Tod hinaus zelebriert und auf ihren Sohn übertragen wird, zeigt zwar auf, dass die meisten Menschen ganz offensichtlich jemanden brauchen, den sie anhimmeln oder sogar vergöttern können, aber welchen Sinn das macht, erschließt sich mir nicht wirklich. Ich bin jedoch zutiefst davon beeindruckt, dass diese große Frau noch zwei Tage vor ihrem Tod ihre Pflichttermine wahrgenommen hat, obwohl man ihr schon deutlich ansehen konnte, dass ihr Sterbeprozesses bereits begonnen hatte. Dadurch hat sie nicht nur ihr Versprechen eingehalten, sondern auch ihre außerordentliche Stärke bewiesen und es sich wirklich verdient, bald darauf friedlich einschlafen zu können.

Als Kind habe ich mir das Leben einer Königin oder Prinzessin sehr schön vorgestellt und dachte, dass es ein besonders angenehmes und erfüllendes Leben sein müsste, aber heute denke ich anders darüber und bin froh, dass ich nicht in eine königliche Familie hinein geboren wurde oder geheiratet habe, sondern mein Dasein als die Person leben kann, die ich bin.
 
Der Tod

Wenn der Tod kommt,
fragt er nicht,
ob du bereit bist zu sterben.
Er schert sich nicht darum,
ob du alles erledigt hast,
was du noch erledigen wolltest.
Er fragt auch deine Liebsten nicht,
ob sie bereit sind, dich gehen zu lassen.

Nein, der Tod kommt einfach
und nimmt dich mit.
Ganz gleich ob du es möchtest,
oder ob du dich dagegen wehrst.

Wenn der Moment gekommen ist,
wirst du das helle Licht sehen
und wehmütig erkennen,
dass es Zeit ist zu gehen.

Auch die Tränen und das Leid,
der Menschen, die dich lieben,
die du verlassen wirst,
können dich nicht aufhalten,
nun endgültig zu sterben.
Alles Irdische zurück zu lassen,
um dich in das Licht zu begeben
und mit der Ewigkeit zu vereinen.

Alles was auf der Erde bleibt,
ist dein lebloser Körper,
die Trauer der Hinterbliebenen
und deren Erinnerungen an dich.

Doch, sie werden so lange bestehen,
bis auch die Zeit derer gekommen ist,
die dich gekannt und erlebt haben
und der Tod auch sie abholen wird.

DC © 2020
 
Ein irdisches Dasein mit einer Krone, scheint tatsächlich mehr wert zu sein, als das der "Untertanen" der Gekrönten und der Regierungsoberhaupte der Länder ohne Kaiser, Könige, Prinzen und all die anderen "höhergestellten" Menschen.

Die zehntägigen Trauerfeierlichkeiten für die verstorbene Queen, waren zwar sehr beeindruckend und auch berührend, aber teilweise hatte ich doch das Gefühl, dass sie nicht mehr ganz zeitgemäß waren und denke, dass man das Geld, das sie gekostet haben, sicher sinnvoller hätte ausgeben können. Aber daran, dass Menschen aufgrund ihres Titels und/oder ihrer Position aufgewertet werden und nicht nur mehr "zählen", sondern auch mehr kosten (dürfen), wird sich wohl nie etwas ändern.
 
Das Gedicht gefällt mir gut. Eine schöne Sprache, in der du alles schreibst.
Du scheinst ein harmonischer und ausgeglichener Mensch zu sein.
Zu deiner Frage nach dem verkümmerten Organ beziehe ich mich auf die Aussage von Rudolf Steiner (1861-1925), wonach in früheren Zeiten, also vor der Zeitenwende, die Menschen noch in der Lage waren, in Kontakt mit der geistigen Welt zu treten. Je mehr sich aber das Ich-Bewusstsein beim Menschen herausbildete, desto mehr verblasste diese Fähigkeit. Die Menschen damals haben in einem traumhaften Wachzustand Anweisungen aus der geistigen Welt empfangen d.h. sie waren hellsichtig. Die Empfangsstation in ihrem Körper war wohl die heute verkümmerte Zirbeldrüse.
 
Vielen Dank für das Kompliment @wiliwili
Es freut mich sehr, dass dir mein Gedicht gefällt. An meiner Ausgeglichenheit muss ich zwar ständig arbeiten, aber es gelingt mir immer besser, mich nicht (mehr) so schnell aufzuregen, wie es früher doch öfter mal vorkam. ;)

Ich weiß nicht, ob es früher tatsächlich mehr Menschen gab, die in der Lage waren, "in Kontakt mit der geistigen Welt zu treten", aber vielleicht wurde es damals eher geglaubt und von den anderen Menschen anerkannt als es heute vielerorts der Fall ist. Denn es gibt auch heute noch Menschen, die diese Fähigkeit besitzen und in anderen Ländern/Kulturen hat sowas auch noch einen ganz anderen Stellenwert als hier in den sogenannten "zivilisierten" Ländern.

Das was hellsichtige Menschen sehen, sind jedoch keine Anweisungen, sondern es sind Bilder von zukünftigen oder an einem anderen Ort stattfindenden Ereignissen, die den Sehenden so real erscheinen (können), als würden sie das Geschehen selbst miterleben. Und da das ziemlich unangenehm sein kann, ist es einigen vielleicht sogar ganz recht, sie nicht sehen zu müssen. Bei vielen Menschen ist dieses "Organ" wahrscheinlich wirklich verkümmert und der Stress, die Schnelllebigkeit und Ruhelosigkeit tun ihren Teil dazu, dass es nicht mehr genutzt wird, aber ich bin mir sicher, dass es immer noch vorhanden ist und funktioniert.
 
Das irdische Sein der Zukunft, das stets gehorsam sein
und immer gut funktionieren wird, könnte so aussehen:

Das neue Sein 02 c.webp

Man kann es natürlich auch menschlich aussehen lassen,
aber unter seiner Fassade könnte es wohl so ähnlich sein.

Das einzige, was man diesen "Wesen" nicht mitgeben kann,
ist jedoch genau das, was unser irdisches Dasein ausmacht,
nämlich unsere individuelle Seele und unseren (Ur)-Instinkt,
durch den wir gezeugt und geboren werden und überleben.

Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass es möglich ist,
die Seele und die Persönlichkeit eines Menschen künstlich
herzustellen, um sie solchen leblosen "Wesen" einzusetzen.
 
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