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Der Sinn meines Lebens

Hallo Limea!

Niemand wird dir dreinreden, wie Marianne schon sagte, wenn du die Schöpfung einschließlich des Bösen annehmen und bejahen willst. Und man kann zum Beispiel einem missbrauchenden Vater verzeihen und ihn – trotz allem – als Person achten. Das ist ja eine im Prinzip sehr positive Haltung.

Aber wenn du sagen würdest (gemäß deinem Eingangsposting): Prügel und Missbrauch sind „weder gut noch schlecht, weder richtig noch falsch“, dann hielte ich diesen Denkansatz für problematisch! Denn mit dieser Einstellung könntest du zum Beispiel gegen Missbrauch gar nicht angehen, weil du ihn ja gar nicht als „falsch“ erkennen würdest!

Das Handeln ist also kein "anderes Thema"! Dein Denkansatz hat direkte Konsequenzen für dein Handeln!

Beim Handeln schaue ich schon, was für mich jetzt richtig ist

Diese Wendung ist zumindest missverständlich. Handeln sollte nicht „für mich jetzt richtig“ sein. Es sollte richtig sein. Und ich muss mich anstrengen, das in der Situation am ehesten „Richtige“ herauszufinden. (Natürlich kann ich dabei falsch liegen!) Die eigene Freude reicht wohl NICHT als Kriterium des Richtigen.

Liebe Grüße,
Mia
 
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Hallo, Marianne!

Du sagst:
Wegschauen, weghören und Hände weg, von allem, was mich - meine ganz persönliche Seelenruhe - stört.

Und das bedeutet in weitester politischer Sicht die Stabilisierung von Gewalt.

Nein, nicht „in weitester politischer Sicht“, sondern grundsätzlich und in jeder Hinsicht. Gewalt und Unrecht gibt es auch im allerengsten Umkreis; wer wegschaute, obwohl er etwas tun könnte, müsste sich Kritik gefallen lassen.

Außerdem geht es mir nicht so sehr um das Wegschauen. Der Knackpunkt ist das NICHT-WERTEN! Wer das, was in der Welt vorkommt, tatsächlich nicht nach „gut“ und „schlecht“, „richtig“ und falsch“ bewertete, hätte auch für das eigene Handeln keine Kriterien. Er KÖNNTE gar nicht verantwortlich handeln.

... wir reden ja von ganz persönlichen Konzepten...

Was meinst du damit? Ein „persönliches“ Konzept unterscheidest du wovon?

Gefühle, Ziele, Glücksvorstellungen sind jedermanns ureigene Angelegenheit, da gebe ich dir Recht.
Aber du sagst auch:

Jedes Lebenskonzept als Plan bedingt auch Handlungen

Eben! Und im Hinblick auf das HANDELN (oder Handlungskonzepte) haben wir einander unter Umständen sehr wohl dreinzureden, finde ich.

Liebe Grüße,
Mia
 
Hallo, ArtOf War,

na, wie findest du das, dass wir alten Häsinnen und Hasen dir hier so lebenskluge Ratschläge erteilen... ? :) Aber du hast es so gewollt... :weihnacht

Ist klar, worauf ich hinaus wollte, nicht wahr: Es ist natürlich nicht egal, WORAUFHIN man sich entwickelt! Das haben dir die anderen hier ja auch schon gesagt. Der „Geist“ ist nämlich ein tückisches Ding: Du kannst ihn „erweitern“, um ein guter Mensch zu werden, und genauso auch, um die größten Teufeleien auszuhecken. Es liegt an dir!

Und ich möchte dir raten, dir frühzeitig Gedanken darüber zu machen, was den Guten vom Teufel unterscheidet!

Daneben hab ich nur EINEN Rat, junger Mann: Denk über deine STÄRKEN nach! Frag dich, woran wirklich dein Herz hängt, was dich ausfüllt, was du richtig GUT kannst !

Und DAS versuch dann zu lernen, zu erweitern - so, dass du es zu deinem (beruflichen) Inhalt machen kannst!
Werd dir klar darüber, was du wirklich gerne tust und (deshalb) auch gut kannst. Und versuche, dich (nicht nur, aber doch vor allem) DARIN weiterzuentwickeln – durch eine Lehre oder eine spezielle Ausbildung oder ein Studium oder was auch immer... Und lass dich nicht abschrecken, wenn der Einstieg schwierig wird...

Es ehrt dich, dass du über deine Fehler nachdenkst... Und als Schüler bekommt man ja meistens gesagt, was man alles NICHT kann.... Aber leider wissen am Ende der Schulausbildung nur wenige, was sie denn wirklich wollen und können.

(Vielleicht liegt deine Stärke beim Denken und Philosophieren.... Dann mach was draus!
Aber nicht zu nebulös! .... :zauberer1 )

Liebe Grüße
Mia
 
Zeilinger schrieb:
Bis Du Deinem 25. Lebensjahr ist es stinknormal, wenn Du Deine Freiheit über alles liebst. Du solltest aber die Möglichkeit eines glücklichen Familienlebens nicht vorzeitig verwerfen.
Ich bin 25 (ledig, ohne Kinder). Na dann lasst mal alle hören: Was kommt sonst noch so?

(Übrigens ist es ja nicht so, dass man bis 25 seine Freiheit liebt, und danach nicht mehr und darum plötzlich Bindungen eingeht. Viel eher haben nun mal die meisten Jungs ca. in diesem Alter die - zugegebenermassen etwas profane - Erkenntnis, dass Bindungslosigkeit nicht unbedingt ein mehr an Freiheit darstellt. Also los, ihr lebenserfahrenen Greise, ich warte auf eure Kommentare! :D)
 
an Majanna

Hallo,Marianna!
“Jedes Lebenskonzept als Plan bedingt auch Handlungen, die zu dem erstrebten Ziel hinführen sollen.“ (Marianna)
Ja, das sind meine weiterhin sehr bewußten Wahrnehmungen (Wahrnehmungen sind ja auch Handlungen), alles und alle mit Annahme und Liebe zu sehen. Durch „Wegschauen, weghören und Hände weg, von allem, was mich - meine ganz persönliche Seelenruhe – stört“ komme ich da überhaupt nicht hin, denn gerade dadurch, daß ich genau hinschaue und hinhöre, kann ich auch die Hintergründe verstehen und Verständnis dafür entwickeln, daß es so ist, wie es ist – und erst dann finde ich meinen inneren Frieden.
Freundliche Grüße von Limea
 
an Mia

Hallo Mia!

„Prügel und Missbrauch sind weder gut noch schlecht, weder richtig noch falsch“ (Limea)
„Mit dieser Einstellung könntest du zum Beispiel gegen Missbrauch gar nicht angehen, weil du ihn ja gar nicht als „falsch“ erkennen würdest!“ (Mia)

Kann ich nur gegen etwas angehen, was ich als falsch erkannt habe?
Will ich überhaupt gegen etwas angehen?
Sicher stimmt es, daß mein Denkansatz direkte Konsequenzen für mein Handeln hat: Ja, wenn ich alles liebend verstehen kann, werde ich auch dem Unerwünschten (nicht dem „Falschen“,denn nichts ist ja falsch) Liebe geben. Prügel und Mißbrauch werden doch erst dann aufhören, wenn die Missetäter sich nicht mehr durch dieses Verhalten „Liebe“ erzwingen wollen und wenn sie den Schaden dieser Gewalt einsehen usw. Das geschieht nicht dadurch, daß ich dagegen angehe, also auch Gewalt anwende.

„Beim Handeln schaue ich schon, was für mich jetzt richtig ist“ (Limea)
„Handeln sollte nicht „für mich jetzt richtig“ sein. Es sollte richtig sein.“ (Mia)
Wer bestimmt denn, was richtig ist? Doch jeweils der einzelne Handelnde, oder? Für mich besteht mein Handeln aus lieben und Liebe geben – was auch ganz oft ein (liebevolles) Nein sein kann.
„Wer das, was in der Welt vorkommt, tatsächlich nicht nach „gut“ und „schlecht“, „richtig“ und falsch“ bewertet, hätte auch für das eigene Handeln keine Kriterien. Er KÖNNTE gar nicht verantwortlich handeln.“ (Mia) Entsteht für dich verantwortliches Handeln durch Bewertungsmaßstäbe gut schlecht usw.?
Liebe Grüße, freu mich schon auf die Antwort! Limea
 
>fckw

Ich bin 25 (ledig, ohne Kinder). Na dann lasst mal alle hören: Was kommt sonst noch so?
Das kann man sicher so generell nicht sagen. Ich glaube, dass es mehrere Lebensformen gibt, in den man Erfüllung finden kann.

(Übrigens ist es ja nicht so, dass man bis 25 seine Freiheit liebt, und danach nicht mehr und darum plötzlich Bindungen eingeht. Viel eher haben nun mal die meisten Jungs ca. in diesem Alter die - zugegebenermassen etwas profane - Erkenntnis, dass Bindungslosigkeit nicht unbedingt ein mehr an Freiheit darstellt.
Ich schrieb davon, dass es eine Zeitspanne gibt, in der man seine Freiheit über alles liebt. Meine Antwort war außerdem, wie Du lesen kannst, in erster Linie an "ArtofWar" gerichtet. An Deinen Zeilen kann ich nicht erkennen, dass Du irgendwelche Probleme hast. Hast Du welche ? Sehr wohl dürfte aber "ArtofWar" an einer gewissen Orientierungslosigkeit leiden.

Also los, ihr lebenserfahrenen Greise, ich warte auf eure Kommentare!
Es muss nicht unbedingt so sein - im allgemeinen ist es aber tatsächlich so, dass das Alter eben die Erfahrung hat und die Jugend die energiegeladene Frische. Das muss sich ja nicht destruktiv auswirken !
 
hallo ihr lieben ...
hallo limea ...

also ich habe bei mir so festgestellt, dass ich als ich noch für das gute und gegen das böse kämpfte, oft die probleme und ungerechtigkeiten vor der eigenen tür übersehen habe, weil ich vielzusehr mit den katastrophen in fernen ländern überfüllt war. hungersnot in afrika, krieg in irland, waldabholzungen im amazons, verschmutzungen der meere durch öltanker aus amerika (zb.) usw. usw.
ich war mit all diesen katastrophen total überfordert. wo ich doch die welt und die menschen so liebe ... für das was direkt unter meinen augen stattfand fehlte mir dadurch das verständnis. was ist schon ein geschlagenes kind im vergleich zu tausenden die in afrika verhungern. wen interessiert schon der angefahrene igel, wenn tausende von robben sterben müssen ...

außerdem fehlte mir die kraft. was konnte ich schon ausrichten. ein bischen spenden hier und aufklärungsarbeit da und was änderte sich - nichts - im gegenteil. und angesichts dieser tragödie und der daraus resultierenden gedanken (geht ja eh alles vor die hunde. die welt wird untergehen, verschmutzen, atomkrieg usw.) fehlte mir auch jedwede motivation für irgendetwas außer meinem eigenen vergnügen ...

seit ich wie limea gelernt habe, das nur das annehmen und akzeptieren etwas bringt, nämlich mir frieden, kann ich wieder handeln und zwar da, wo ich auch gezielt was ausrichten kann. nämlich in meinem direkten umfeld ... und ich tue es spontan, aus diesem annehmen und verstehen heraus ...

es passiert mir immer öfter, das ich mich irgendwo in gespräche einmische, die diskriminierend sind, gewalt beschönigen o.ä. und hinterher denke: der arme kerl hat sicher angst um seinen job. ...hatte eine schwere kindheit... ist neidisch usw.
das heißt, ich kann es verstehen, muss es aber deshalb nicht handlungsunfähig hinnehmen, wenn jemand seinen frust in meiner gegenwart in der umwelt ablädt ...

aber dieses "es ist wie es ist" läßt mir auch die freiheit dinge sein zu lassen... es gibt keinen zwang mehr, etwas irgendwie "sehen" zu müssen, nur weil irgendwer das moralisch so festgelegt hat...

ich habe zu dem die philosophie, das je mehr wir gegen irgendetwas sind, desto mehr wird es in der welt verankert sein. die energie folgt der aufmerksamkeit sagen wir esos ... :D wenn wir einer sache unsere aufmerksamkeit entziehen, dann verschwindet sie aus unserem sichtfeld. wenn alle menschen der gewalt ihre aufmerksamkeit entziehen würden - würde sie verschwinden ...
wenn es niemanden mehr aufregen würde, das es "rechtsradikale" gibt, dann würde sie verschwinden... es gibt sie nur weil diese menschen aufmerksamkeit suchen und wir geben sie ihnen ... so entsteht ein teufelskreis ...

ich weiß, jetzt hagelts wieder :autsch:
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Limea!

Kann ich nur gegen etwas angehen, was ich als falsch erkannt habe?

Ja, selbstverständlich. Wenn ich nicht weiß, ob etwas nicht vielleicht richtig oder wenigstens akzeptabel ist, welches Recht hätte ich, mich dagegen auszusprechen oder etwas dagegen zu tun?

Will ich überhaupt gegen etwas angehen?

Nun, das musst du in jedem Einzelfall selbst entscheiden.

Das geschieht nicht dadurch, daß ich dagegen angehe, also auch Gewalt anwende.

„Angehen gegen“ bedeutet für mich NUR IM AUSNAHMEFALL Gewalt! Ja, den prügelnden und tretenden 10-jährigen, der dem unter ihm liegenden Kameraden fast die Luft abdrückte, würde ich „mit Gewalt“ zu hindern versuchen. Er würde den Anderen schädigen; deshalb hielte ich das, was er tut, für falsch.

Gegen die Gewalt von Schülern kann man „angehen“, indem man sich ihrer annimmt, mit ihnen arbeitet, mit ihnen spricht, ihnen Alternativlösungen für Konflikte eröffnet.
Das kann ich nur, wenn ich sage: Schlagen und Treten sind schlechter als Reden und etwas Gemeinsames versuchen.

In vielen Fragen kann man NICHT sicher sein, was richtig oder akzeptabel ist und was nicht mehr; da bemühe ich mich dann, im Urteilen (und ganz bestimmt im Handeln) um größtmögliche Zurückhaltung.

„Angehen gegen“ heißt aber vor allem: Versuchen, nicht im EIGENEN Handeln allzu viel Falsches zu tun – nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden. Hat das Gewissen keine Maßstäbe?

Und manchmal ist es schwierig zu entscheiden. Sage ich dem Kranken die Wahrheit oder täusche ich ihn...?
Möchtest du nicht auch in solchen Situationen das tun, was „besser“ ist?
(Auch wenn sehr häufig Zweifel bleiben...)

Entsteht für dich verantwortliches Handeln durch Bewertungsmaßstäbe...?

Ja, ich glaube, dass verantwortliches Handeln Bewertungsmaßstäbe braucht.

Es ging noch nicht um die Frage, WAS „richtig“ sei und was „falsch“, WELCHE Kriterien man also hat. Es ging um die Frage, ob man ohne Wertung auskommt.
Manche sagen: „Richtig ist immer das, was MIR am meisten nützt.“ Andere haben andere Maßstäbe. Aber man HAT Maßstäbe; anders wäre Handeln doch gar nicht denkbar!

Du sagst, wenn ich es richtig verstehe, du ließest „die Liebe“ entscheiden, die Liebe in dir.

Das mag weit führen.... Aber zu bedenken ist, dass vieles, das aus Liebe geschieht, dem Anderen – bei Licht betrachtet - mehr schadet als nützt. Liebe macht bekanntlich blind; und auch Menschenliebe kann das Sehvermögen erheblich einschränken...

Liebe Grüße,
Mia
 
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Liebe Mara!

also ich habe bei mir so festgestellt, dass ich als ich noch für das gute und gegen das böse kämpfte, oft die probleme und ungerechtigkeiten vor der eigenen tür übersehen habe, weil ich vielzusehr mit den katastrophen in fernen ländern überfüllt war.
„Angehen gegen“ heißt für mich NICHT, mit wehender Fahne sich über das Böse in der Welt empören! Das bringt meistens wenig, da gebe ich dir Recht! Ich hatte ausdrücklich vom Handeln im nahen Umfeld gesprochen.

für das was direkt unter meinen augen stattfand fehlte mir dadurch das verständnis. was ist schon ein geschlagenes kind im vergleich zu tausenden die in afrika verhungern.
Wenn du dich „im Kleinen“ engagierst, tust du das nach Wertmaßstäben. Und offenbar – so, wie du schreibst – nicht nur nach dem Maßstab „was nützt es mir...“

wenn alle menschen der gewalt ihre aufmerksamkeit entziehen würden - würde sie verschwinden ...
wenn es niemanden mehr aufregen würde, das es "rechtsradikale" gibt, dann würde sie verschwinden...
„Stell dir vor, es gibt Krieg, und keiner geht hin...“ Slogan der 70er Jahre... :) ) Nur leider, als Lebensregel, vollkommen unrealistisch. Ich komme noch mal auf das Schulbeispiel (obwohl ich nicht etwa Lehrerin bin :) ): Prügelnde oder dealende Schüler einfach ignorieren?
Rechtsradikale im Jugendzentrum einfach gewähren lassen? Die Radikalen-Demo womöglich auf dem Schulhof zulassen?

Oder nicht vielleicht doch Engagement?

Ach ja: Ob's hagelt, ist wohl eine Frage deiner Empfindungen... :) Du und Limea, ihr habt hier Denkentwürfe vorgestellt – und wir überlegen uns, ob die in sich stimmig sind oder nicht.

Liebe Grüße,
Mia
 
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