Jesus Christus verbindet Vorname und Titel: Indem der männliche Artikel des Titels entfällt, wird dieser anstelle eines Verbs zu einer
Apposition des Vornamens und damit zum Eigennamen des Trägers.
[7] Somit ist
Jesus Christus ein griechischer Nominalsatz, der aussagt:
Jesus ist der Gesalbte. Damit identifizierten seine Anhänger den historischen Jesus aus
Nazareth mit dem erwarteten jüdischen Heilsbringer.
Der Name
Jesus Christus ist die urchristliche Bekenntnisformel. Sie findet sich in allen NT-Schriften und stammt wohl aus der Missionspredigt (
Kerygma) und
Taufpraxis der
Jerusalemer Urgemeinde, erkennbar in
Apg 2,38
EU und 5,42
EU. Der
Philipperhymnus, einer der ältesten
Christushymnen des NT, verkündet: Gott hat Jesus diesen Namen verliehen. Darum würden sich zu ihm eines Tages „alle Zungen im Himmel und auf Erden bekennen“ (
Phil 2,9–11
EU). Nach
Mk 1,11
EU hat Gott sich bei der
Taufe Jesu zu ihm bekannt und ihn als seinen geliebten Sohn erwählt. Auf dem Weg nach
Jerusalem habe Jesus seine
Jünger gefragt (
Mk 8,27–30
EU): „Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für
Johannes den Täufer (
hebräisch Yokhanan HaMatbil יוחנן המטביל), andere für
Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Darauf habe
Simon Petrus als Erster geantwortet: Du bist der Christus! Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen.
Der Christustitel bezieht sich in den ältesten Bekenntnissätzen und Predigten der Urchristen immer auf Tod und Auferstehung Jesu, setzt sie also voraus und fasst ihre Heilsbedeutung zusammen. Von dieser nachösterlichen Perspektive aus zurückblickend erzählten die Urchristen die Geschichte des vorösterlichen Jesus.
Mt 1,21
EU versteht daher schon seinen Vornamen als Hinweis auf seine Aufgabe: „Du sollst ihm den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden retten.“
[8] Der Vers spielt auf die Eigenbedeutung des hebräischen männlichen Vornamens
Jeschua an, der im Judentum damals verbreitet war.
[9] Er enthält seinerseits mit der Vorsilbe
Je- eine Kurzform des Gottesnamens
JHWH und eine Verbform von
jaša („helfen“, „retten“). Er verweist also auf Gottes Handeln („Gott hilft“, „Gott rettet“), etwa in
Sir 46,1
EU, oder appelliert daran („Gott helfe“).
[10]
Die Urchristen sahen Gottes Rettung durch Tod und Auferstehung Jesu Christi verwirklicht. Darum glaubten sie an die heilende Kraft seines Namens. Dieses Heilen war Bestandteil ihrer Anhängerschaft. So heilten sie laut
Apg 3,6
EU auch unheilbar Kranke „im Namen Jesu Christi“.
Simon Petrus verkündet in
Apg 4,12
EU: „Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen“.
[11]
Deklination
Im Deutschen wurde
Jesus Christus bis ins frühe 20. Jahrhundert lateinisch
dekliniert: „Jesus Christus ist der Herr“ (Nominativ) – „Im Kreuz Jesu Christi findet ihr Heil“ (Genitiv) – „Ihr seid in Jesu Christo“ (Dativ) – „Das ist das ewige Leben, dass sie Jesum Christum erkennen“ (Akkusativ) – „O Jesu Christe, wahres Licht“ (
Vokativ). Heute ist, außer in literarischen Zitaten, nur noch der Genitiv
Jesu Christi gebräuchlich.